E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Oldfield Unser Paradies der Liebe
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-7884-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7884-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Auf der Seyschellen-Insel Praslin trifft Cassandra ihre große Liebe wieder: der Unternehmer Gifford. Sie muss sich stark zusammennehmen um im nicht sofort um den Hals zu fallen, aber...
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1. KAPITEL
Cassandra Morrow hörte, wie ein Stuhl auf dem Holzfußboden zurechtgerückt wurde. Seufzend legte sie die Schere beiseite, mit der sie sich gerade den Pony ihres weizenblonden Haares kappen wollte. Ihr Haarschnitt musste warten, denn das Geräusch signalisierte ihr, dass ein unerwarteter Gast eingetroffen war, ein Gast, den sie leider wieder wegschicken musste.
Sie wandte dem Spiegel des Waschraumes den Rücken und schaute durch die Tür zum Restaurant hinüber. Dies war ein schlichter hölzerner Anbau mit offenen Seiten, dessen Dach mit Palmenstroh gedeckt war. Richtig, dort saß an einem der Tische ein dunkelhaariger Mann. Er hatte die langen Beine von sich gestreckt und betrachtete den sonnenüberfluteten, saphirblauen Indischen Ozean.
Cass strich sich die blonden Strähnen zurück, zog sich das pinkfarbene Top glatt und strich über ihre zerknitterten Khakishorts. Auch wenn The Forgotten Eden – der vergessene Garten Eden – nicht das Londoner Luxushotel Savoy war, sie hatte nicht die Absicht, es durch ihre äußere Erscheinung in Verruf zu bringen.
Sie eilte zwischen den Tischen entlang, die mit farbenfrohen Batiktüchern bedeckt waren, und blieb vor dem Fremden stehen. „Guten Morgen, Sir“, begrüßte sie ihn herzlich. „Leider öffnet unsere Küche erst um zwölf Uhr. Heute servieren wir eine Landesspezialität: Kreolische Fischpfanne! Aber ich werde Ihnen gern einen Kaffee bringen oder ein eisgekühltes Bier, wenn Sie …“
Als sich der Mann in diesem Augenblick ihr zuwandte, erstarb ihr das Lächeln auf den Lippen, und Cass verstummte abrupt. Die grauen Augen, die sie jetzt musterten, gehörten Gifford Tait, dem Bostoner Mitbesitzer des Tait-Hill-Unternehmens – und Vater ihres neun Monate alten Sohnes!
Halt suchend klammerte sie sich an eine Stuhllehne. Einst war sie völlig vernarrte in ihn gewesen. Warum hatte sie das dichte, schwarze Haar, die breiten Schultern, diese Aura von Gelassenheit, von geballter Männlichkeit, die ihn umgab, nicht eher erkannt? Weil du, gab sie sich selbst die Antwort, schon vor langer Zeit die Idee aufgegeben hast, dass Gifford doch noch ein Zusammentreffen arrangieren könnte! Es war Cass wirklich nicht in den Sinn gekommen, er könnte sie hier – auf den Seychellen – aufspüren!
Warum hatte er, nach achtzehn Monaten, einen so langen Flug auf sich genommen? Und woher hatte er überhaupt gewusst, wo sie war? Was wollte er von ihr? Um Vergebung betteln? Oder einfach einmal nachsehen, ob das Baby auch gut gedieh? Cass’ blaue Augen verdunkelten sich vor Zorn. Sie ließ die Stuhllehne los und straffte die Schultern.
Nun, was immer ihn auch hierher geführt hatte: Seine Absichten kamen zu spät – viel zu spät! Falls er jetzt erwartete, sie würde den roten Teppich für ihn ausrollen, so konnte er es vergessen! Ganz gewiss würde ihm Cass nicht gerade vor Dankbarkeit die Füße küssen!
Und wie konnte er es überhaupt wagen, hier so unangekündigt und gänzlich unerwartet aufzutauchen und Cass, abgearbeitet, verschwitzt und außer Form, wie sie war, einfach zu überrumpeln? Unwillkürlich zog sie den Bauch ein. Nicht dass sie Gifford beeindrucken wollte, nein, keineswegs. Es war nur so, dass sie sich einfach besser fühlte, wenn sie gut aussah.
„Ich glaube nicht …“, fing sie an, kam aber nicht weit.
„Was, zum Teufel, tust du denn hier?“, unterbrach sie Gifford. In seiner tiefen Stimme klang ein leichter amerikanischer Akzent mit.
Die ganze Zeit über, während er von den Staaten erst nach Europa und dann weiter auf diese Inselgruppe im Indischen Ozean geflogen war, hatte er an Cassandra Morrow denken müssen. Nun, auch vorher hatte er sich oft mit Bedauern an sie erinnert. Aber ihr jetzt direkt gegenüberzustehen, wirkte auf ihn wie ein Faustschlag in den Magen!
Cass blinzelte. Sein Blick, seine Frage und der harte Zug um seine Mund bedeuteten, dass er genauso überrascht und nicht gerade erfreut darüber war, sie zu sehen, wie sie. Also war dieses Zusammentreffen purer Zufall, eine boshafte Laune des Schicksals!
„Ich helfe Edith, das Eden zu leiten“, meinte sie schließlich.
„Du arbeitest hier?“
Sie nickte. „Ich bin das Mädchen für alles. Heute hatte die Putzfrau einen Zahnarzttermin, also habe ich sauber gemacht.“
Er musterte sie von Kopf bis zu den flachen Turnschuhen an ihren Füßen. Damals hatte sie hoch gestecktes Haar, Designerkostüme und Pumps getragen, ihre frühere Erscheinung konnte nur als äußerst elegant bezeichnet werden. Das einzige Mal, wo sie so zerzaust – so hinreißend zerzaust – ausgesehen hatte, war im Bett gewesen.
Gifford runzelte die Stirn, als er an ihre Liebesspiele dachte. Es war wundervoll gewesen, sie hatten in so vielen Dingen hervorragend zusammengepasst …
„Aha“, murmelte er. „Und wer ist Edith?“
„Sie war die Lebensgefährtin meines Onkels. Er starb vor drei Monaten an Krebs.“
Er starrte sie an. „Dieses Lokal gehörte deinem Onkel?“, fragte er ungläubig. „Ich erinnere mich, dass du etwas davon erzähltest, aber ich dachte, er hätte es letztes Jahr verkauft?“
„Das hatte Oscar vor, doch die Sache hatte sich dann zerschlagen. Erst jetzt haben wir wieder einen Interessenten an der Hand.“ Cass überlegte eine Weile und fuhr dann fort: „Edith ist wundervoll, doch mit Verkaufsverhandlungen völlig überfordert. Als sich der Käufer meldete, rief sie mich in London an. Verzweifelt bat sie mich herzukommen, und da mir ein Szenenwechsel gerade gut passte …“
Cass unterbrach sich. Immer, wenn sie nervös war, hatte sie die Neigung, zu viel zu reden. Nicht, dass es einen Grund für ihre Nervosität gab. Vielmehr sollte eher Gifford verlegen und nervös sein, nicht sie!
„… hast du dir einen Urlaub gegönnt“, vervollständigte Gifford ihren Satz.
„Ja, so kann man es nennen. Was ist mit dir? Verbringst du hier auf Praslin die Ferien, oder bist du ein Tagesausflügler von Mahé?“
Obgleich nur siebzehn Meilen lang und fünf breit, war Mahé die größte der mehr als hundert Inseln des Archipels. Sie beherbergte die Hauptstadt der Seychellen, Victoria, und besaß die meisten Hotels und die vielfältigsten Freizeitangebote. Ja, gewiss würde Gifford als begeisterter Sportfan auf Mahé wohnen, denn er würde segeln, schnorcheln und Wasserski laufen wollen. Und für Cass’ Seelenfrieden wäre es gut zu wissen, dass einige Meilen Seewasser zwischen ihnen lägen …
„Auch wenn ich deine Hoffnungen zerstören muss“, meinte er, „aber ich bleibe hier auf Praslin.“
In ihrem Bauch begannen Schmetterlinge zu tanzen. „Im Club Sesel?“, fragte sie.
Das Sesel – Sesel ist die kreolische Bezeichnung für die Seychellen – war eine Viersterneclubanlage, die dem Eden gegenüber an einer flachen Bucht lag. Gifford schüttelte den Kopf.
Ein Hoffnungsschimmer durchzuckte Cass. Alle anderen Hotels der Insel lagen an anderen Küstenabstrichen, zwar nur etwa sieben oder acht Meilen entfernt, aber das war besser als nichts.
„Ich wohne nicht in einem Hotel“, meinte Gifford, „sondern habe ein Haus gemietet.“ Er deutete mit dem Kopf in eine bestimmte Richtung.
Ihr sank das Herz. Sie kannte die von tropischen Bäumen und farbenprächtigen Bougainvilleen umstandene weiße Villa gut. Die Terrasse bot den schönsten Blick aufs Meer, es gab einen lauschigen Grillplatz und sogar einen Fitnessraum.
„Maison d’Horizon? Dann bist du ja mein Nachbar!“, rief sie aus.
Er grinste. „Ja, ich habe beschlossen, mich eine Weile selbst zu verwöhnen. Ich bin also der Junge von nebenan.“
Cass schluckte. Gifford war kein Junge, er war ein Mann. Ein Mann, der ihr das Herz gebrochen, sich davongemacht und es ihr überlassen hatte, die Scherben zusammenzusammeln.
„Ich werde zwei Monate bleiben“, sagte er. Als er ihr ungläubiges Gesicht sah, fuhr er fort: „Es ist dein Fehler, dass ich mir die Seychellen ausgesucht habe.“
„Wieso?“, fragte Cass empört.
„Nun, du hast mir von deinen Ferien hier erzählt, wie ruhig und friedlich es hier wäre, wie wunderschön die Landschaft, die Strände und das Meer sind. Ich sehe, du hast nicht übertrieben.“
Also war wieder einmal ihr loses Mundwerk an allem schuld! „Dieser 14-Stunden-Tag hat dich also letztlich doch geschafft?“
„Nein, das war es nicht. Ich … mir ging es nicht so gut, und ich bin hier, um mich zu erholen“, meinte er, ohne auf die näheren Umstände weiter einzugehen. „Kann ich etwas zu essen haben?“
Cass riss die Augen auf. „Wie bitte?“ Während sie sich unterhielten, hatte sie die ganze Zeit darauf gewartet, dass Gifford nach dem Baby fragen würde. Bisher hatte er es zwar vorgezogen, dessen Existenz zu ignorieren, doch jetzt konnte er an den Tatsachen nicht länger vorbeisehen. Und Cass würde ihm die Sache nicht leichter machen, indem sie mit dem Thema anfing.
„Ich habe Hunger.“
„Edith ist nicht da …“, meinte Cass abweisend. Doch dann fiel ihr ein, dass sie sich nicht zu feindselig geben durfte. Vielleicht gab es einmal eine Situation, wo sie auf Giffords guten Willen angewiesen sein würde. „Wie wär’s mit Rühreiern?“, bot sie ihm deshalb bereitwillig an.
„Klingt hervorragend.“ Er lächelte spöttisch. „Du willst mich doch nicht vergiften, oder?“
„Und damit unseren guten Ruf ruinieren? Vielleicht schließt man uns gar das Restaurant!“, gab sie grinsend zurück. „Nein, das ist die Sache nicht wert!“
Cass...




