Offenberg | Friedrich der Große | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 112 Seiten

Offenberg Friedrich der Große


1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8312-5591-7
Verlag: Komplett-Media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 112 Seiten

ISBN: 978-3-8312-5591-7
Verlag: Komplett-Media
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Feldherr und Schöngeist, Aufklärer und Zuchtmeister - im Spannungsfeld seiner Persönlichkeit steht 'Friedrich der Große' für Preußens Glorie. Als der junge Mann in Berlin 1740 als 'Friedrich II.' den Königsthron besteigt, ist das für das barocke Europa eher ein unbedeutendes Randereignis. Der neue Herrscher des bettelarmen Preußens gilt als eine von seinem Vater gebrochene Figur, dem Ränkespiel der Großmächte Österreich, Russland, Frankreich und England hilflos ausgeliefert. Doch dann gelangt in Österreich Maria Theresia an die Macht und Friedrich nutzt seine Chance: Er entreißt der Königin die wertvolle Provinz Schlesien und trotzt ganz Europa in drei blutigen Kriegen. Schon zu Lebzeiten nennen ihn die Zeitgenossen den 'Großen', bewundern sein militärisches Genie. Vom Geiste der Aufklärung beseelt, von Voltaire beeinflusst, schafft er ein unabhängiges Rechtssystem und beendet die Leibeigenschaft. Er war der Architekt eines starken Preußens, der Keimzelle des künftigen Deutschen Reiches. Einsam, krank und verbittert, nur von seinen Windhunden umgeben, vergräbt er sich in seinen letzten Lebensjahren im Lustschlösschen Sanscoussi bei Potsdam und stirbt 1786.

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Der 24. Januar 1712 war ein Sonntag, ein schneidend kalter Tag. Die beiden Flüsse, die Havel und die Spree waren zugefroren. Die Stadt Berlin, seit elf Jahren die Hauptstadt des jungen Königreiches Preußen, war aber trotz der bitteren Kälte voller Leben. Die Menschen standen aufgeregt in den Straßen und Plätzen und blickten immer wieder erwartungsvoll auf das düstere Schloss der Hohenzollern. Endlich, gegen Mittag, war es so weit: Die Kanonen feuerten von den Festungswällen 101 Schuss. Damit wurde den Berlinern und allen Preußen kund getan, dass ihrem Königshaus, der Familie Hohenzollern, ein männlicher Thronerbe geboren worden war. Der junge Vater, der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm, ist schier außer sich vor Freude. In den Jahren zuvor sind zwei Söhne schon bald nach der Geburt gestorben. Diesmal scheint der Knabe gesund und munter zu sein. Friedrich Wilhelm drückt und herzt den Säugling ohne Unterlass. Er hält ihn dicht vors Kaminfeuer, um sein Gesicht besser sehen zu können. Da wird es den Kammerfrauen zu viel, sie entreißen ihm das Bündel, und legen es wieder behutsam in die Arme der erschöpften Mutter, der Kronprinzessin Sophie Dorothea. Am 31. Januar 1712, um 16 Uhr, findet die Taufe des Kleinen in der königlichen Schlosskapelle statt, alles ganz standesgemäß – bei Kerzenbeleuchtung. Das Baby ist in ein silberdurchwirktes, mit Brillanten besetztes Batistkleid gehüllt, dessen Schärpe sechs Gräfinnen tragen. Der König hat angeordnet, dass der Enkel seinen Vornamen Friedrich bekommen soll, der dem Hohenzollernhause bisher immer so glükkbringend gewesen ist. Und während der Monarch den winzigen Prinzen über das Becken hält, waltet Berlins Bischof Ursinus seines Amtes und tauft den Neugeborenen auf die Vornamen Friedrich Karl. Damit hat Europa einen neuen Prinzen, der vielleicht eines Tages sogar König werden kann. Ein Staatsereignis für das junge Preußen, und dementsprechend lädt man ganz Europa zur Taufe. Der deutsche Kaiser Karl VI., der in Wien residiert, und Zar Peter I. von Russland, der gerade seine neue Hauptstadt St. Petersburg aus den Sümpfen im Norden des Landes stampft, werden zu Paten des kleinen Hohenzollern ernannt. Doch die beiden Königshäupter haben Besseres zu tun und schicken nur Gesandte mit freundlichen Handschreiben. Zu gering schätzen sie diese preußischen Emporkömmlinge, die zu dieser Zeit lediglich über in ganz Deutschland verteilte Landfetzen gebieten. Kaum mehr als zwei Millionen Seelen zählt der Staat, auch „Streusandbüchse“ des Reiches genannt, und bitterarm ist er noch dazu. Lediglich die protestantischen Generalstaaten der Niederlande erweisen sich als spendable Gäste: Sie verehren dem königlichen Prinzen zwei goldene Becher und eine goldene Kassette mit einem Leibrentenbrief, der auf 4.000 holländische Gulden lautet. Der kleine Fritz, wie ihn bald alle nennen, entwickelt sich in den nächsten Monaten prächtig. „Er ist recht fett und frisch“, berichtet der glückliche Großvater, „er sauget brav an seiner Amme.“ Am 30. August, der Kleine ist kaum sieben Monate alt, schreibt Friedrich I. in einem Brief nach Hannover, „daß Fritz nunmehr 6 Zähne hat, und dies ohne die geringste Incommodität.“ Als der Großvater am 26. Februar 1713 an Lungenschwindsucht stirbt, lässt er sich den einjährigen Enkel ans Sterbelager bringen und betrachtet ihn lange gerührt, bis der Kleine, krebsrot im Gesicht, zu brüllen beginnt. Des kleinen Friedrichs Vater, bisher Kronprinz, wird nun König. Er führt den Namen Friedrich Wilhelm I. und hat große Pläne. Während seiner Kronprinzenzeit ist er schon in die Regierungsgeschäfte seines Vaters eingeführt worden. Diese Zeit hat ihn vor allem eines gelehrt: nie mehr Geld auszugeben, als die Einnahmen erlauben. Denn gerade an dieser Einsicht hat es dem ersten König von Preußen zuweilen all zu sehr gemangelt. Kronprinzessin Sophie Dorothea etwa hat oft bangen müssen, ob sie wohl ihre Bezüge vom Hofrentenamt ausbezahlt bekommt. Die königlichen Kassen sind nur allzu oft leer gewesen. Friedrich Wilhelm I. schafft nun einen grundlegenden Wandel. Seine Sparsamkeit, der neue knappe Zuschnitt der Hofhaltung sowie seine glänzenden organisatorischen Fähigkeiten schaffen den Umschwung. Schon bald wird Preußen geradezu wohlhabend. Das allerdings wird nach außen nicht gezeigt. Aber in den Gewölben der Schlosskeller, in den Magazinen des Schatzamtes, mehren sich die Fässer mit harten Talern, die Friedrichs Vater für schlechte Zeiten anspart. Der junge Prinz
Die Erziehung des kleinen Friedrich wird sofort nach seiner Geburt einer Gouvernante anvertraut, die das höchste Vertrauen von Friedrichs Eltern genießt: Marthe von Roucoulle, geborene du Val, in erster Ehe einst mit einem Herrn von Montbail verheiratet gewesen. Madame de Roucoulle hat in ihren jungen Jahren schon den König-Vater aufgezogen. Die charaktervolle, milde und gerecht denkende Frau wird Friedrich gleichsam zur zweiten Mutter. Sie lebt bis 1741, wird also sogar noch die Thronbesteigung ihres zweiten Pflegebefohlenen miterleben können… Marthe von Roucoulle spricht niemals ein Wort Deutsch, sie hat es ihr Leben lang nie gelernt. Von ihr lernt Fritz sprechen, sie liest ihm die ersten Geschichten vor, sie singt mit ihm, immer in ihrer französischen Muttersprache. Jede Freude, jeder kindliche Schmerz, alles wird französisch kommentiert. Das Kind lernt, dass es auf dieser Welt nichts Erstrebenswerteres gibt, als gut französisch zu sprechen. Das Deutsche ist dagegen höchstens im Verkehr mit den Lakaien und Kammerfrauen zu gebrauchen. Der einzige, der mit dem Kinde deutsch spricht, ist der königliche Vater, der immer wieder beteuert, er sei ein „teutscher Fürst“ und die „französischen Firlefanzereien“ taugten nichts. Am 2. Mai 1717 feuern die Geschütze wieder von den Festungswällen des Berliner Schlosses. Ein weiterer Sohn wird geboren, Wilhelm wird er genannt. Mit den drei Töchtern Wilhelmine, Friederike und der 1716 geborenen Charlotte hat König Friedrich Wilhelm nunmehr drei Töchter und zwei Söhne. Er ist’s zufrieden. Denn nun steht die Thronfolge „auf zwei Augen“, wie er sich ausdrückt. Aber Prinz Wilhelm sollte nur zwei Jahre zu leben haben. Fritz ist wieder der einzige Sohn. So wächst der kleine Thronprinz mit drei Schwestern auf. Seine drei Jahre ältere Schwester Wilhelmine berichtet in ihren Memoiren, dass der Prinz eine eher finstere Gemütsart hat. Beim Lernen sei er sehr langsam gewesen, habe lange nachgedacht, bevor er eine Antwort gegeben habe, aber dafür sei diese richtig gewesen. Seine Auffassungsgabe scheint beschränkt. Wilhelmine dagegen ist lebhaft und von rascher Auffassungsgabe. Schon aus diesen Kinderjahren erinnert sich Wilhelmine, dass der Vater den Kronprinzen nicht habe leiden können. Er habe ihn malträtiert, wo immer er seiner habhaft wurde. So habe der Vater dem Kind eine unüberwindliche Furcht eingejagt, die er Zeit seines Lebens nie ablegen konnte. Die Flöte zu spielen dagegen fällt Fritz leicht, Fritz lernt das spielerisch. Die Faszination des Flötenspiels sollte ihn nie mehr los lassen. Er will vor allem aber auch nicht hinter seiner älteren Schwester zurückstehen, denn Wilhelmine kann sehr hübsch Laute spielen. Gerne musizieren sie auch gemeinsam. Harte Erziehung
Aber in wie kurze Erholungspausen müssen diese musikalischen Übungen gepresst werden! Das Leben des kleinen Kronprinzen wird von 1718 an in einer Weise reglementiert, wie es heute unvorstellbar erscheint. Der König befindet, es sei jetzt Zeit, die bisherige Gouvernante Frau von Roucoulle durch männliche Erzieher zu ersetzen. Sofort entspinnt sich am Hof im Geheimen ein erbitterter Kampf, wer wohl diesen ehrenvollen und begehrten Posten des Erziehers erhalten solle. Schließlich setzen sich sowohl die Königin mit ihrem Kandidaten General Finck von Finckenstein als auch der König mit dem Obersten Kalckstein durch. Der König brütet tagelang über einer neuen Fassung jener Instruktionen, die einst schon sein Vater zu seiner eigenen Erziehung aufgestellt hat. Viele Streichungen erfolgen, aber auch einiges mehr wird hinzugefügt. Das liest sich dann so: „Was die lateinische Sprache anlangt, so soll mein Sohn solche nicht lernen. (…) Ich will auch nicht, daß mir einer davon sprechen soll.(…) Man solle dahin sehen, daß er sowohl im Französischen als Teutschen eine elegante und kurze Schreibart sich angewöhne. Mein Sohn soll anständige Sitten und Gebehrden, wie auch einen guten, manierlichen, aber nicht pedantischen Umgang haben. So hat sowohl der Oberhofmeister als auch der Sousgouverneur darauf mit vor allen Dingen Acht zu haben, daß liederlicher Umgang verhütet werde, widrigenfalls sie Mir beide mit ihren Köpfen dafür haften…“ Der König schreibt seinem kleinen Sohn bis ins Kleinste vor, wann er aufstehen und schlafen, waschen, essen, sich frisieren lassen, singen, beten und arbeiten solle. Der Historiker Lavisse hat aus diesen umfänglichen Vorschriften Auszüge gemacht. Daher wissen wir ganz genau, wie es an Wochenund Sonntagen beim Kronprinzen zuging: „Wecken um sechs Uhr. Der Prinz darf sich im Bett nicht nochmals umwenden. Er muß hurtig und sogleich aufstehen, alsdann niederknien, sein Morgengebet sprechen, sich dann geschwind ankleiden, Gesicht und Hände waschen, aber nicht mit Seife, seinen Frisiermantel anlegen und sich frisieren lassen, aber ohne Puder. Während des Frisierens soll er Tee und Frühstück einnehmen. Um 6 Uhr 30 tritt der Lehrer und die Dienerschaft ein. Verlesung des großen Gebetes und eines Kapitels aus der Bibel, Gesang eines Kirchenliedes. Von sieben bis halb elf Uhr Unterricht. Darauf wäscht der Prinz sich geschwinde...



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