O'Brien | Auf Schwimmen-zwei-Vögel | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 372 Seiten

O'Brien Auf Schwimmen-zwei-Vögel


1. Auflage, neue Ausgabe 2012
ISBN: 978-3-0369-9138-2
Verlag: Kein & Aber
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 372 Seiten

ISBN: 978-3-0369-9138-2
Verlag: Kein & Aber
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»Das Buch im Buch ist nichts Neues, aber O'Brien geht noch ein ganzes Stück weiter als Pirandello und Gide. Er dreht die Scheibe so weit, bis man (a) ein Buch über einen Mann namens Trellis hat, der (b) ein Buch über bestimmte Figuren schreibt, die (c) den Spieß umdrehen und ein Buch über Trellis schreiben.«
Was in dieser kurzen Inhaltsangabe von O'Briens damaligem Lektor Graham Greene unter den Tisch fällt, ist der vorletzte Schluss, in dem ein tölpelhaftes Zimmermädchen versehentlich Trellis' Manuskript verbrennt und ihm so das Leben rettet.
Außerdem fehlen: die Geschichte des wahnsinnig gewordenen Königs Sweeny, der eine Odyssee in Vogelgestalt durch Irlands Lüfte erlebt und unter anderem auch auf der Insel Schwimmen-zwei-Vögel landet; eine philosophische Erörterung, warum alle Farben außer Grün Symbole des Bösen sind und unter vielem mehr noch die gute Fee, die ihre Gutartigkeit unter Beweis stellt, indem sie ihrem Gegenüber "einen Schlag in die Fresse" anbietet.
Übersetzt und durchgesehen von Harry Rowohlt.

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Entschuldigen Sie einen Moment, unterbrach Shanahan dringlich, mir geht gerade ein Vers durch den Kopf. Warten Sie. Was! Hören Sie, Mann. Hören Sie sich das an, bevor es futsch ist. Wenn Hirsche erscheinen auf Bergeshöh’n, mit Flanken, von Kleie umzäunt, und dreist ein Dachs sagt: Wiederseh’n, IST EIN PORTER DEIN EINZIGER FREUND! Ei, bei Gott, Shanahan, ich hätte nie gedacht, daß Sie es in sich haben, sagte Furriskey und richtete seine groß aufgerissenen Augen auf den lächelnden Lamont, ich hätte nie gedacht, daß Sie es in sich haben. Sehen Sie sich den verdammten Dichter an, Mr Lamont, was? Unser Shanahan, weiß Gott, sagte Lamont. Der ist gut, Mann. Schlagen Sie ein, Mr Shanahan. Hände wurden ausgestreckt und trafen aufeinander, ein kräftiger Druck der Freundschaft vor dem Feuer. Schon gut, sagte Shanahan und lachte mit dem Gehabe eines stolzen Pfaus. Schütteln Sie mir nicht ganz den Henkel ab. Meine Herren, Sie schmeicheln mir. Bestellen Sie zehn Halbe pro Mann, damit wir feiern können. Dieser verfluchte Shanahan, sagte Lamont. Jetzt reicht’s aber, ihr beiden, sagte Shanahan. Ruhe im Saal. Das dröhnende Leiern vom Bett fing wieder an, wo es aufgehört hatte. Der Hirsch vom steilen Slieve Eibhlinne, der Hirsch vom spitzen Slieve Fuaid, der Hirsch von Eala, der Hirsch von Orrery, der tolle Hirsch von Loch Lein. Hirsch von Shevna, Hirsch von Larne, Hirsch von Leena unterm Himmelszelt, Hirsch von Cualna, Hirsch von Conachail, Hirsch vom zweigipfligen Bairenn. O Mutter dieses Rudels, dein Fell ist ergraut, kein Hirsch folgt dir nach ohne zweimal zwanzig Enden. Größer-als-der-Stoff-für-einen-kleinen-Umhang, dein Haupt ist ergraut; wäre ich auf jeder kleinen Spitze, kleinere Spitzen wären auf jeder spitzen Spitze. Der Hirsch, der trompetend durch die Schlucht auf mich zumarschiert, angenehm ist der Sitzplatz auf der Spitze seines Geweihs. Nach diesem Gesang, dem langen, kam Sweeny von Fiodh Gaibhle nach Benn Boghaine, von dort nach Benn Faibhne und Rath Murbuilg, ohne vor der Beachtung der Vettel eine Zuflucht zu finden, bis er nach Dun Sobhairce in Ulster gelangte. Hier eilte er der Vettel voraus und tat genau vom höchsten Punkt der Festung aus einen Sprung. Sie folgte ihm flinken Fußes und fiel in den Abgrund von Dun Sobhairce, wo sie zu feinem Brei und kleinen Stücken wurde, und fiel schließlich ins Meer, und so fand sie bei der Verfolgung Sweenys den Tod. Er reiste dann weiter und säumte an vielen Orten einen und einen halben Monat lang, auf sanften, reinen, reizvollen Hügeln und spitzen, kaltwindigen Gipfeln einen halben und einen Monat, und nächtigte im Baumgestrüpp versteckt. Und als er Carraig Alaisdar verließ, zögerte er noch, bis er folgende Strophen als Abschiedsrede verfaßt hatte, ein Lebewohl zum Thema seiner mannigfaltigen Drangsal. Freudlos ist das Dasein ohne Daunenbett, zu wohnen im Frost, der alles schrumpfen läßt, Windstöße mit Schneeschauern. Kalter, eisiger Wind, Schatten einer matten Sonne, Schutz bietet ein einziger Baum auf der Hochebene. Das Röhr-Röhren des Hirsches, durch die Waldung, der Anstieg zum Wildwechsel, die Stimme weißer Meere. Vergib mir, o Herr, tödlich ist diese große Drangsal, schlimmer als der schwarze Kummer – für Sweeny mit den dünnen Leisten. Carraig Alaisdar, Zuflucht der Seemöwen, traurig, o Schöpfer, kalt für seine Gäste. Traurig unsere Begegnung, zwei hartbeinige Kraniche – Ich selber verknöchert und zerlumpt, sie harten Schnabels. Danach brach Sweeny auf und reiste, bis er den alles umschlingenden Schlund der sturmgequälten See überquert und das Königreich der Briten erreicht hatte, und dort traf er auf einen anderen von gleicher Tollheit, einen Verrückten aus Britannien. Wenn du ein Wahnsinniger bist, sagte Sweeny, sage mir deinen Familiennamen. Fer Caille ist mein Name, antwortete er. Und die beiden schlossen einen Pakt und eine Übereinkunft und sprachen miteinander in einem Gesang aus großzügig bemessenen Strophen. O Sweeny, sagte Fer Caille, wir wollen jeder über den andern wachen, da wir füreinander Liebe und Vertrauen hegen; nämlich der, welcher zuerst den Schrei eines Reihers vom blauwäßrigen, grünwäßrigen Wasser vernimmt oder den hellen Ruf eines Kormorans oder den Sprung einer Waldschnepfe von einem Baum, den Klang oder Ton eines erwachenden Kiebitzes oder das Knack-Knacken vertrockneter Zweige, oder welcher den Schatten eines Vogels in den Lüften über dem Walde gewahrt, laß den eine Warnung rufen und dem andern Bescheid sagen, auf daß wir beide schnell von hinnen fliegen können. Als ein Jahr gemeinsamer Wanderschaft zu Ende ging, hatte der Verrückte aus Britannien eine Botschaft für Sweenys Ohr. Fürwahr, wir müssen uns heute trennen, sagte er, denn das Ende meines Lebens ist nahe, und ich muß dahin gehen, wo ich sterben soll. Welchen Todes wirst du sterben? fragte Sweeny. Nicht schwer zu berichten, sagte der andere, ich gehe jetzt nach Eas Dubhthaigh, und ein Windstoß wird mich packen, der mich in den Wasserfall schleudert, auf daß ich ertrinke, und ich werde auf dem Friedhof eines Heiligen beerdigt, und danach werde ich des Himmels teilhaftig. Das ist mein Ende. Nachdem er die gebührenden Abschiedsstrophen vorgetragen hatte, zog Sweeny wieder in luftigen Höhen dahin auf seinem Weg durch Himmelsangst und Regenböen nach Erin, hielt sich hier und da an hoch- und niedriggelegenen Orten auf und nächtigte im Innern dauerhafter Eichen, und ruhte nicht, bis er wieder den immer erquickenden Glen Bolcain erreicht hatte. Dort traf er ein wahnsinniges Weib, floh alsbald vor ihr und erhob sich heimlich, behende und leicht vom höchsten Gipfel, bis er Glen Boirche im Süden erreichte und sich folgenden Gesängen hingab. Kalt, kalt ist mein Bett im Dunkel auf dem Gipfel von Glen Boirche, ich bin gebrechlich, ohne Umhang, und hause in einer scharfspitzigen Stechpalme. Glen Bolcain mit den funkelnden Quellen ist mein Ruheplatz zum Wohnen; wenn Samhain kommt, wenn der Sommer kommt, ist es mein Ruheplatz, wo ich wohne. Für meinen Unterhalt des Abends alles, was meine Hände sammeln können, aus dem Dunkel der eichendunklen Eichen – Kräuter und Früchte reichlich. Feine Haselnüsse und Äpfel, Beeren, Heidelbeeren und Eicheln vom Eichbaum, üppige Himbeeren stehen mir zu, Hagebutten vom dornigen Hagedorn. Wilder Sauerampfer, wilder Knoblauch, untadelig, hellspitzige Kresse vertreiben den Hunger aus mir, Eicheln vom Berge, Mellewurzel. Nach längerer Reise und Suche in den Lüften gelangte Sweeny bei Einbruch der Nacht ans Ufer des ausgedehnten Loch Ree, und in dieser Nacht war sein Ruheplatz auf der Gabel des Baumes von Tiobradan. Nachts schneite es auf seinen Baum, und es war der schlimmste Schneefall von allen, die er durchgemacht hatte, seit ihm die Federn gewachsen waren, und er sah sich zum Vortrag dieser folgenden Verse genötigt. Schrecklich ist mein Los heute nacht, die saubere Luft durchbohrt meinen Körper, zerrissene Füße, meine Wange ist grün – O Allmächtiger Gott, es geschieht mir recht. Es ist ein schweres Leben ohne ein Haus, Einziger Christus, es ist ein elendes Leben. Grüne Kressebüschel zur Nahrung, ein Trunk kalten Wassers aus dem klaren Bach. Aus verwelkten Baumwipfeln taumeln, Stechginster durchwandern – das ist die Wahrheit – Wölfe zur Gesellschaft, Menschen meidend, fliehe ich mit roten Hirschen durch die Felder. Hätte die böse Vettel nicht Christus beschworen, auf daß ich ihr zum Vergnügen Sprünge täte, ware ich nicht wieder in Wahnsinn verfallen, sagte Sweeny. Sagen Sie mal, sagte Lamont, was soll das eigentlich mit den Sprüngen? ...


Rowohlt, Harry
Flann O´Brien, geboren am 5. Oktober 1911 als Brian O´Nolan in Strabane/County Tyrone, studierte Gälisch, klassische Philosophie und Deutsch in Dublin und Köln und wirkte von 1937 bis 1953 als Ministerialbeamter. 1939 begann er mit »Auf Schwimmen-zwei-Vögel« seine Karriere als Schriftsteller, ab 1940 schrieb er, unter dem Pseudonym Myles na gCopaleen - Myles von den Pferdchen - zudem 26 Jahre lang Kolumnen in der Irish Times. Flann O´Brien starb am 1. April 1966 in Dublin. Bei Kein & Aber erschien 2007 die Gesamtausgabe seiner Werke.

O'Brien, Flann
Flann O´Brien, geboren am 5. Oktober 1911 als Brian O´Nolan in Strabane/County Tyrone, studierte Gälisch, klassische Philosophie und Deutsch in Dublin und Köln und wirkte von 1937 bis 1953 als Ministerialbeamter. 1939 begann er mit »Auf Schwimmen-zwei-Vögel« seine Karriere als Schriftsteller, ab 1940 schrieb er, unter dem Pseudonym Myles na gCopaleen - Myles von den Pferdchen - zudem 26 Jahre lang Kolumnen in der Irish Times. Flann O´Brien starb am 1. April 1966 in Dublin. Bei Kein & Aber erschien 2007 die Gesamtausgabe seiner Werke.

Flann O´Brien, geboren am 5. Oktober 1911 als Brian O´Nolan in Strabane/County Tyrone, studierte Gälisch, klassische Philosophie und Deutsch in Dublin und Köln und wirkte von 1937 bis 1953 als Ministerialbeamter. 1939 begann er mit »Auf Schwimmen-zwei-Vögel« seine Karriere als Schriftsteller, ab 1940 schrieb er, unter dem Pseudonym Myles na gCopaleen - Myles von den Pferdchen - zudem 26 Jahre lang Kolumnen in der Irish Times. Flann O´Brien starb am 1. April 1966 in Dublin. Bei Kein & Aber erschien 2007 die Gesamtausgabe seiner Werke.



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