E-Book, Deutsch, 192 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
Oberhofer Aufladen statt ausbrennen
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-648-18106-5
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Power-Strategien für energiegeladene Teams und zukunftsfähige Unternehmen
E-Book, Deutsch, 192 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
ISBN: 978-3-648-18106-5
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Johannes Oberhofer ist ein Healthpreneur, Stratege und Impulsgeber, der sich leidenschaftlich dafür einsetzt, Menschen für eine energiegeladene Arbeitsweise im digitalen Zeitalter zu begeistern. Sein beruflicher Werdegang begann mit einer starken Affinität zum Sport, die ihn zu einem Studium der Fitnessökonomie im Jahr 2006 führte. Dies legte den Grundstein für seine erste Unternehmensgründung im Januar 2010, VITAGO Gesundheitsberatung, wo er bis Dezember 2022 als Gründer und CEO erfolgreich agierte. Im Oktober 2022 gründete er zudem Human. Recharge. Management, bevor er im Juli 2023 die Position als Co-Founder & Managing Partner bei digital.fwd gmbh & co. kg übernahm. Sein Fokus liegt auf der Verbindung von New Work und nachhaltigem Energiemanagement im digitalen Zeitalter - individuell und im Unternehmen. Seine Vision: 'recharging people, energizing business'.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Bereichsspezifisches Management Personalwesen, Human Resource Management
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Bereichsspezifisches Management Management: Führung & Motivation
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Bereichsspezifisches Management Betriebliches Gesundheitsmanagement
Weitere Infos & Material
2 Digitaler Stress – Herausforderungen der modernen Arbeitswelt
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt drastisch gewandelt und die Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) haben das Tempo dieser Veränderungen exponentiell beschleunigt. Entwicklungen, die früher mehrere Jahre dauerten, geschehen heute innerhalb weniger Monate oder sogar Wochen.
Dieser Fortschritt der Digitalisierung hat unsere Art zu arbeiten grundlegend verändert und bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich – und diese Transformation betrifft nicht nur einzelne Berufe oder Branchen, sondern ist ein globales Phänomen, das unsere gesamte Arbeits- und Lebensweise beeinflusst.
In seinem Buch »Digitaler Stress – Schattenseiten der Digitalisierung« beschreibt Dr. David Bausch (2024) sehr ausführlich, wie sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert hat und wo der Ursprung von digitalem Stress liegt.
Eine wichtige Grundlage im Forschungsfeld digitaler Stress liefert die Studie »The Impact of Technostress on Role Stress and Productivity« von Monideepa Tarafdar und ihrem Forschungsteam aus dem Jahr 2007. Die Studie untersuchte, wie Technostress – also Stress, der durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien entsteht – sowohl auf den Rollenstress als auch auf die Produktivität von Individuen wirkt.
Die Forschenden konnten hier erstmals fünf Dimensionen identifizieren, die als digitale Stressoren auf den Menschen wirken:
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Überlastung: Diese Dimension bezieht sich auf die Menge an Informationen und Aufgaben, die durch Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) auf eine Person einströmen. Eine Überflutung mit Informationen kann dazu führen, dass sich Menschen überwältigt und gestresst fühlen.
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Entgrenzung: Hierbei geht es um die Auflösung der Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben. Durch ständige Erreichbarkeit und die Möglichkeit, jederzeit und überall zu arbeiten, verschwimmen die Grenzen, was zu zusätzlichem Stress führen kann.
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Komplexität: Diese Dimension beschreibt die Schwierigkeiten, die bei der Nutzung komplexer Technologien auftreten können. Wenn Systeme und Software schwer zu verstehen und zu bedienen sind, erhöht dies den Stresspegel der Nutzenden.
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Unsicherheit: Unsicherheit entsteht, wenn Menschen sich nicht sicher sind, wie sie mit neuen Technologien umgehen sollen, oder wenn sie befürchten, dass ihre Fähigkeiten nicht ausreichen, um mit technologischen Veränderungen Schritt zu halten.
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Ungewissheit: Diese Dimension bezieht sich auf die Unvorhersehbarkeit von technologischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf das eigene Arbeitsumfeld. Ungewissheit kann Stress erzeugen, wenn Menschen nicht wissen, wie sich neue Technologien auf ihre Arbeit und ihre Zukunft auswirken werden.
Besonders die jüngsten Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz rücken den digitale Stressor Ungewissheit bei vielen Menschen in den Vordergrund. Eine im Mai 2024 veröffentlichte Studie des McKinsey Global Institute zeigt, dass bis 2030 rund 30?% der Arbeitsstunden durch Technologien wie generative KI automatisiert werden können (Hazan et al., 2024).
Ich möchte mit dieser Studie die Ungewissheit keinesfalls weiter schüren, sondern vielmehr darauf hinweisen, dass vor allem Re- und Upskilling-Strategien und -Methoden, wie sie auch in diesem Buch beschrieben werden, einen wesentlichen Teil dazu beitragen können, diesem Stressor proaktiv zu begegnen. In einem Artikel zur Studie schreiben die Autorinnen und Autoren, dass Mitarbeitende dabei zu Schlüsselspielern der KI-Revolution werden, und zitieren McKinsey-Partnerin Sandra Durth:
»Um diesen Umbruch verantwortungsvoll zu gestalten und vom beschleunigten Produktivitätswachstum zu profitieren, müssen Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik nicht nur den Einsatz von KI deutlich beschleunigen, sondern gleichzeitig mehr als bislang in die Weiterbildung und Umschulung der Beschäftigten investieren.«
McKinsey & Company, 2024
Neben einer klar erkennbaren Strategie und transparenten Kommunikation seitens der Unternehmensverantwortlichen kann jeder und jede Mitarbeitende mit gezielten Maßnahmen, Übung und dem Ansatz proaktiver Resilienz die erlebten Stressoren der Überlastung, Entgrenzung, Komplexität und Unsicherheit verringern und dadurch die metaphorische Fernbedienung wieder in die Hand nehmen.
Seit 2010 arbeite ich mit Menschen aus diversen Unternehmen, Branchen und Positionen zusammen und habe gesehen, wie diese Stressoren auf Menschen wirken und den Bedarf an einem neuen Verständnis von Gesundheit und Energie in einer digitalen Arbeitswelt hervorgerufen haben.
Wir sind Zeugen einer Verschiebung hin zu einer Arbeitswelt, in der die Menge an Arbeit, ständige Erreichbarkeit, Informationsüberflutung, Bewegungsmangel, neue Formen der Zusammenarbeit und Jobunsicherheit zur Normalität werden. Diese Normalität hat jedoch weitreichende Auswirkungen auf die physische und mentale Gesundheit der Mitarbeitenden – sie raubt unserem Körper Energie, macht krank und lässt Teams ausbrennen.
Diese Entwicklungen und deren Auswirkungen werden in der Studie »#whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt« von der Techniker Krankenkasse, dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und dem Personalmagazin (Haufe) unterstrichen (Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung, 2023). Die Studie beleuchtet die Top-Gesundheitsthemen der Arbeitswelt aus Sicht der Unternehmen und zeigt auf, wie sich die Anforderungen an die Beschäftigten in der digitalen Arbeitswelt verändern.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass das Thema psychische Gesundheit an Bedeutung gewinnt. Ein signifikanter Anteil der befragten Führungskräfte und Gesundheitsverantwortlichen sieht psychische Belastungen am Arbeitsplatz wie Burnout, Überforderung und Depressionen als zunehmend relevant an. Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in den steigenden Arbeitsunfähigkeitstagen aufgrund psychischer Erkrankungen wider.
Die Studie betont weiterhin, dass die Herausforderungen am Arbeitsplatz nicht nur in der Menge und Komplexität der Aufgaben liegen, sondern auch in der Quantität der zu verarbeitenden Informationen, ständigen Veränderungen sowie Ablenkungen und Unterbrechungen.
Es wird deutlich, dass traditionelle Ansätze im Gesundheitsmanagement nicht mehr ausreichen, um diesen neuen Herausforderungen gerecht zu werden. Stattdessen ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, um die Energie der Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten.
In meiner eigenen beruflichen Laufbahn und durch die Entwicklung des Konzepts HRM habe ich gelernt, dass Performance nur dann möglich ist, wenn ausreichend Energie zur Verfügung steht – individuell und im Team.
Mit dem Fortschreiten des digitalen Zeitalters, der nicht mehr wegzudenkenden Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, und den bahnbrechenden technologischen Fortschritten, inklusive der künstlichen Intelligenz (KI), hat sich die Art, wie wir arbeiten, dramatisch verändert. Die Grenzen zwischen Büro und dem eigenen Zuhause verschwimmen und die Technologie ermöglicht und erfordert neue Formen der Zusammenarbeit.
Diese Änderungen bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Einerseits eröffnen flexible Arbeitsmodelle und fortschrittliche Technologien wie KI neue Möglichkeiten für Effizienz und Kreativität. Andererseits führen sie, wie oben beschrieben, ohne die richtigen Strategien und Maßnahmen zu Überlastung, Stress und einem Gefühl der Isolation.
Es geht also darum, Strategien zu entwickeln, die nicht nur auf äußere Einflüsse reagieren, sondern Veränderung proaktiv gestalten. Strategien, die sowohl den eigenen Akku als auch den des Teams aufladen lassen und die dafür sorgen, dass nachhaltiger mit der vorhandenen Energie umgegangen wird
Digitale Schulden
Der Begriff »digitale Schulden» bezeichnet das Problem, dass wir von einer Vielzahl digitaler Dienste umgeben sind. E-Mails, Chats, Meetings und Benachrichtigungen buhlen um unsere Aufmerksamkeit. Alles ist wichtig, und der Mensch ist eifrig bemüht, aus seiner »digitalen Verschuldung« herauszukommen und die Dinge zu erledigen. Doch jede Minute, die wir mit dieser digitalen Verschuldung verbringen, hält uns davon ab, kreativ zu sein und neue Ideen zu entwickeln. Wir arbeiten nur noch das ab, was an Informationen hereinkommt.
Dabei führen gerade falsche Benachrichtigungseinstellungen dazu, dass Aufmerksamkeitsspanne und Konzentrationsfähigkeit sinken, da diese kleinen Pings oder aufpoppenden Fenster ständig Ablenkung und Unterbrechung bringen.
Wir brauchen mehr Wissen über Funktionen wie »Nicht stören« z.?B. in Microsoft Teams oder auch Tools wie Boomerang für Outlook, das den E-Mail-Eingang temporär stoppt. Dies nur als kleiner Ausblick. Im weiteren Verlauf werden wir auf all diese Themen näher eingehen.
Digitale Schulden haben also gravierende Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsqualität im digitalen Zeitalter. Um sie zu vermeiden oder zu verringern, ist es notwendig, ein kritisches Bewusstsein für die Vor- und Nachteile digitaler...