Norberg | Open: Die Geschichte des menschlichen Fortschritts | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 512 Seiten

Norberg Open: Die Geschichte des menschlichen Fortschritts


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-86470-778-0
Verlag: Plassen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

ISBN: 978-3-86470-778-0
Verlag: Plassen Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Weltweit gehen Menschen gegen die Globalisierung und den freien Handel auf die Straße. Nationalistische Tendenzen sind auf dem Vormarsch. Covid-19 und die Finanzkrise haben die Schattenseiten einer vernetzten Welt aufgezeigt. Trotzdem oder gerade deshalb plädiert Johan Norberg für den Erhalt der Offenheit. Brillant kombiniert er historische Lehren mit Erkenntnissen aus der Evolutionspsychologie, um zu erklären, warum der Liberalismus gerade in Gefahr, aber trotz allem der beste Weg zu mehr Wohlstand, Gesundheit und Fortschritt ist. Und er warnt davor, diese Errungenschaften aufs Spiel zu setzen, denn: "Betrachtet man den heutigen Lebensstandard, die Gesundheit, den Wohlstand, die Alphabetisierung und die Freiheit im historischen Kontext, besteht kein Zweifel, dass wir in einem goldenen Zeitalter leben. Aber die Geschichte ist übersät mit goldenen Zeitaltern, die nicht von Dauer waren."

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HÄNDLER UND TRIBALISTEN
„Wenn wir die unmodifizierten, ungehemmten Regeln des Mikrokosmos (also einer kleinen Gruppe, eines Rudels oder, sagen wir mal, unserer Familien) auf den Makrokosmos (unsere Zivilisation im weiteren Sinne) anwenden, so wie es unsere Instinkte und sentimentalen Begierden manchmal gern hätten, würden wir ihn zerstören. Aber, wenn wir immer die Regeln der erweiterten Ordnung auf unsere eigenen Gruppen anwenden würden, würden wir sie erdrücken. Also müssen wir lernen, in zwei verschiedenen Welten auf einmal zu leben.“ - Friedrich Hayek, 1989 - Vor langer Zeit kam ein 45 Jahre alter, 1,57 Meter großer Mann bei der Überquerung der Alpen zwischen dem heutigen Italien und Österreich ums Leben. Kurz danach zog ein Sturm auf, sodass sein Körper versiegelt und im Eis erhalten wurde und mehr als 5.000 Jahre nicht mehr gefunden werden sollte. Als deutsche Wanderer 1991 den mumifizierten Körper von Ötzi fanden, der nach den Ötztaler Alpen benannt wurde, eröffnete das die Gelegenheit, aus der Gegenwart einen außergewöhnlichen Blick in die Vergangenheit zu werfen: wie das Leben in der Kupfersteinzeit ausgesehen hatte, wie die Menschen gelebt hatten und was sie gegessen hatten. Aber es verschaffte auch einen Einblick in ihr kulturelles und wirtschaftliches Leben. Wir wissen nicht sicher, wieso Ötzi den Elementen trotzte und an diesem Tag versuchte, die Alpen zu überqueren, über hügeliges und verschneites Terrain in einer Höhe von 3.000 Metern über dem Meeresspiegel. Aber wir wissen, wieso er bis zur Stelle kam, an der man ihn fand. Auch wenn er den Weg anscheinend allein zurücklegte, war er nie völlig einsam. Auf der ganzen Reise trug Ötzi die Ideen, Innovationen und die Arbeit von Tausenden Menschen mit sich. Er profitierte von Entdeckungen, die er nicht selbst gemacht hatte, und benutzte Werkzeuge, die er nicht selbst hergestellt hatte. Seine Mütze war aus Bärenfell und seine Hose und sein Mantel aus Ziegenfell. Seine breiten, wasserdichten Schuhe waren dafür geeignet, um auf Schnee zu laufen, hatten Bärenleder als Sohle und Hirschfell auf der Oberseite. Sie waren so aufwendig, dass die Forscher darüber spekulieren, ob die Europäer bereits vor 5.300 Jahren spezialisierte Schuhmacher hatten. Ötzi führte ein Set mit Feuerstein, Pyrit und mehr als ein Dutzend verschiedene Pflanzen mit sich, um Feuer zu machen, und er hatte einen Pilz für medizinische Zwecke dabei. Er hatte 61 Tätowierungen, die vielleicht mit Behandlungen gegen Schmerzen zu tun hatten. Außerdem trug er Klingenrohlinge, Speerspitzen und Dolche, die er nicht selbst hergestellt hatte. Sie waren vermutlich von Feuersteinmetzen gemacht worden, die lange Zeit damit verbracht hatten, ihre Fähigkeiten zu perfektionieren. Das Rohmaterial wurde aus drei verschiedenen Gegenden in den Südalpen gewonnen, bis zu 60 Kilometer entfernt. Die Forscher schreiben: „Eine solche Vielfalt legt nahe, dass es ein weitreichendes unterstützendes Netzwerk gab, das ganz und gar nicht auf die Berge von Lessini beschränkt und in der Lage war, die Gemeinschaften vor Ort zu erreichen.“1 Das Metall für seine Kupferaxt stammte nicht aus der Alpengegend, sondern teilweise aus der weit entfernten Südtoskana. Interessanterweise zeigt das Design seiner Werkzeuge Einflüsse sowohl der südlichen als auch der nördlichen Alpentraditionen – die Pfeilspitzen sind typisch für Norditalien, aber der Schaber ist ähnlich wie die Werkzeuge der Schweizer Horgen-Kultur. Mit anderen Worten: Selbst vor 5.000 Jahren profitierte Ötzi von einer hochkomplexen Arbeitsteilung, die sich über beträchtliche Teile des Kontinents erstreckte – die Art von Handel, die es den Menschen ermöglichte, sich zu spezialisieren und etwas zu perfektionieren und es für die spezialisierten Güter und Dienstleistungen anderer auszutauschen. Homo sapiens ist eine kooperative Spezies. Verglichen mit vielen anderen Tieren sind wir nicht besonders stark oder schnell, wir haben keine Panzerung, wir können nicht fliegen und sind keine sehr guten Schwimmer. Aber wir haben etwas, das uns einen überwältigenden Vorteil verschafft: Wir haben einander. Aufgrund der Entwicklung von Sprache und einem übergroßen Gehirn, das unsere sozialen Interaktionen im Blick behält, wurde es möglich, im großen Maßstab zusammenzuarbeiten und damit die Ideen, das Wissen und die Arbeitskraft anderer zu nutzen. Diese Zusammenarbeit machte die Innovationen möglich, die uns in Form von Kleidung und Medizin eine überlegene künstliche Kraft, Schnelligkeit und Panzerung verliehen. Sie ermöglichte uns sogar, zu fliegen und die Meere schneller zu überqueren als irgendwer sonst im Tierreich. Der Mensch ist von Natur aus ein Händler. Wir tauschen ständig Wissen, Gefallen und Güter untereinander aus, damit wir mehr erreichen können, als wenn wir auf unsere eigenen Talente und Erfahrungen beschränkt wären. Und wir brauchen nicht viel, um damit zu beginnen. Wir sind stets auf der Lauer nach Möglichkeiten und es ist unglaublich leicht für uns, eine neue Partnerschaft oder Zusammenarbeit zu starten, selbst mit Fremden. Das Teilen von Wissen und Gütern machte es dem Menschen möglich, in unwirtlichen Gegenden überall auf dem Planeten zu überleben und zu gedeihen. Daraus entstand Wissenschaft, die auf Austausch, Kritik, Vergleich und Ansammlung von Wissen beruht, und Technologie – die Anwendung der Wissenschaft, um praktische Probleme zu lösen. Wir sehen den Nutzen, den die Zusammenarbeit und die Mobilität uns gegeben haben, besonders deutlich, wenn diese plötzlich beendet werden. Die Weltbank hat berechnet, dass der größte ökonomische Schaden durch Epidemien wie die Schweinegrippe, SARS oder das neuartige Coronavirus nicht durch die Sterblichkeit, die Krankheit, die Behandlung oder den damit zusammenhängenden Produktionsausfall verursacht wird, sondern von der gesteigerten Angst, sich mit anderen zusammenzutun. Bis zu 90 Prozent des Schadens entsteht aus Aversionsverhalten, was dazu führt, dass Produktionsstätten, Transporteinrichtungen, Häfen und Flughäfen geschlossen werden.2 Wir Menschen sind innovativ und wir imitieren und wiederholen einen Ablauf immer wieder, bis wir etwas Besonderes geschaffen haben. Die Ideen der Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert rissen die Schranken nieder und schufen eine intellektuelle und ökonomische Offenheit, was ein Brandbeschleuniger für Innovationen war und einen nie da gewesenen Wohlstand brachte. In den letzten 200 Jahren hat sich die Lebenserwartung von weniger als 30 Jahren auf mehr als 70 Jahre gesteigert und extreme Armut wurde von etwa 90 Prozent der Weltbevölkerung auf heutzutage neun Prozent gesenkt. Die gegenwärtige Globalisierung ist nicht mehr als die Ausweitung dieser Zusammenarbeit über Grenzen hinweg auf der ganzen Welt, was es mehr Menschen als je zuvor ermöglicht, sich die Ideen und Arbeitskraft anderer zunutze zu machen, egal wo sie auf diesem Planeten sind. Dies hat die moderne globalisierte Wirtschaft möglich gemacht und damit fast 130.000 Menschen täglich während der letzten 25 Jahre aus der Armut befreit. Wie wir sehen werden, ist das autoritäre China kein Gegenbeispiel zur These, dass Fortschritt auf Offenheit beruht. Als China am offensten war, führte es die Welt beim Wohlstand, der Wissenschaft und der Technologie an, aber weil es vor 500 Jahren seine Häfen und damit auch seinen Geist vor der Welt verschloss, wurde das reichste Land des Planeten zu einem der ärmsten. Chinas derzeitiges Comeback ist das Ergebnis einer teilweisen Öffnung seit 1979 und es schlägt sich spektakulär gut in den Bereichen, die geöffnet wurden, und versagt erbärmlich in denjenigen, die geschlossen blieben. Chinesische Unternehmen, die auf den Weltmärkten am Wettbewerb teilhaben, haben Millionen von Arbeitern aus der Armut geholt, aber die geschützten Unternehmen in Staatsbesitz zerstören den Reichtum in wachsenden „Rostgürteln“. Wenn chinesische Forscher in Bereichen arbeiten, die von der Partei gutgeheißen werden, landen sie in den angesehenen Wissenschaftsmagazinen, aber wenn sie Alarm schlagen wegen eines neuen Virus oder etwas anderem, das ihre Führer bloßstellt, enden sie im Gefängnis. Chinas Kommunistische Partei will sowohl die Vorteile der Offenheit als auch die Sicherheit der Kontrolle. Chinas Zukunft wird davon abhängen, welche Richtung am Ende die Oberhand gewinnt. Die Globalisierung wurde schon die „Verwestlichung“ der Welt genannt. Ich dachte das früher auch. Als ich mich das erste Mal für Geschichte interessierte, studierte ich sie, wie die meisten Menschen, in umgekehrter Reihenfolge. Ich fing mit der Gegenwart an und reiste rückwärts in der Zeit, um nach ihren Wurzeln zu suchen. Dadurch bekam ich ein verzerrtes Bild von der Besonderheit Europas. Da die Aufklärung und die industrielle Revolution in Europa ihren Anfang nahmen, suchte ich nach Hinweisen, warum dies geschehen war, wie...


Johan Norberg ist Autor, Dozent und Filmemacher. Sein Buch "Progress" war ein internationaler Bestseller und eines der Bücher des Jahres im Economist. Er schreibt regelmäßig für Publikationen wie das Wall Street Journal und HuffPost.



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