E-Book, Deutsch, Band 17, 100 Seiten
Reihe: Irrlicht
Noiret Wenn Geister Rache üben...
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86377-405-9
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Irrlicht 17 - Mystikroman
E-Book, Deutsch, Band 17, 100 Seiten
Reihe: Irrlicht
ISBN: 978-3-86377-405-9
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Liebesroman mit Gänsehauteffekt begeistert alle, die ein Herz für Spannung, Spuk und Liebe haben. Mystik der Extraklasse - das ist das Markenzeichen der beliebten Romanreihe Irrlicht: Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen erzeugen wohlige Schaudergefühle. ... gibt es für den Frevler kein Erbarmen! Silvia Pattern, vierundzwanzig Jahre jung, lebenslustig und normalerweise voller Schwung und Tatendrang, unterdrückte bereits etliche Male ein herzhaftes Gähnen. Sie beschloß, den Sender in ihrem Autoradio zu wechseln; bisher hatte sie mit halbem Ohr der ziemlich drögen Stimme eines so genannten »Experten für Liebes- und Ehefragen« zugehört. Der Mann tat so, als wüßte er tatsächlich für alle Probleme eine Lösung - etwas, das ihm Silvia nicht so ohne weiteres abnahm. »Vermutlich ist er selbst schon dreimal geschieden«, brummte sie unwillig, ehe sie dem »Lebensberater« mitten im Wort den Saft abdrehte und einen Sender suchte, der Rock und Popmusik brachte, während sie gleichzeitig aus dem Augenwinkel heraus den zwar wunderschönen, aber gleichzeitig geheimnisvoll, ja sogar ein wenig unheimlich anmutenden Wald links und rechts beobachtete. Sie konnte diesmal dem Gähnreflex nicht widerstehen, da sie vergangene Nacht sehr schlecht geschlafen hatte. Das war immer so, wenn sie am nächsten Tag »auf Tour« war. Obwohl sie ihren Job bereits seit zwei Jahren zur großen Zufriedenheit ihrer beiden Chefs in Düsseldorf erledigte und ihr die Arbeit Spaß machte, war sie in der Nacht davor jedes Mal schrecklich aufgeregt. Die Nervosität legte sich im Normalfall, sobald sie angelangt war und sich konkret auf die Suche begeben konnte. Aber noch war es nicht so weit. Das schlanke Mädchen mit den schulterlangen aschblonden Haaren, war, aus Aachen kommend, mit ihrem kleinen roten Peugeot auf die belgische Route Nationale gelangt und näherte sich einer Kreuzung. »Aha, da ist es ja«, murmelte sie zufrieden, als sie das Schild »St. Pierre sur Roc, 10 Kilometer« las. Sie bog nach rechts ab und drehte das Radio um eine Idee leiser.
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Silvia Pattern, vierundzwanzig Jahre jung, lebenslustig und normalerweise voller Schwung und Tatendrang, unterdrückte bereits etliche Male ein herzhaftes Gähnen. Sie beschloß, den Sender in ihrem Autoradio zu wechseln; bisher hatte sie mit halbem Ohr der ziemlich drögen Stimme eines so genannten »Experten für Liebes- und Ehefragen« zugehört.
Der Mann tat so, als wüßte er tatsächlich für alle Probleme eine Lösung – etwas, das ihm Silvia nicht so ohne weiteres abnahm. »Vermutlich ist er selbst schon dreimal geschieden«, brummte sie unwillig, ehe sie dem »Lebensberater« mitten im Wort den Saft abdrehte und einen Sender suchte, der Rock und Popmusik brachte, während sie gleichzeitig aus dem Augenwinkel heraus den zwar wunderschönen, aber gleichzeitig geheimnisvoll, ja sogar ein wenig unheimlich anmutenden Wald links und rechts beobachtete.
Sie konnte diesmal dem Gähnreflex nicht widerstehen, da sie vergangene Nacht sehr schlecht geschlafen hatte. Das war immer so, wenn sie am nächsten Tag »auf Tour« war. Obwohl sie ihren Job bereits seit zwei Jahren zur großen Zufriedenheit ihrer beiden Chefs in Düsseldorf erledigte und ihr die Arbeit Spaß machte, war sie in der Nacht davor jedes Mal schrecklich aufgeregt. Die Nervosität legte sich im Normalfall, sobald sie angelangt war und sich konkret auf die Suche begeben konnte.
Aber noch war es nicht so weit.
Das schlanke Mädchen mit den schulterlangen aschblonden Haaren, war, aus Aachen kommend, mit ihrem kleinen roten Peugeot auf die belgische Route Nationale gelangt und näherte sich einer Kreuzung.
»Aha, da ist es ja«, murmelte sie zufrieden, als sie das Schild »St. Pierre sur Roc, 10 Kilometer« las.
Sie bog nach rechts ab und drehte das Radio um eine Idee leiser. Es war kurz nach vier Uhr nachmittags an einem prächtigen, milden Herbsttag, Mitte September. Es war einer jener traumhaft schönen Tage, voll Erinnerung an den vergangenen heißen Sommer, aber ohne dessen verzehrende Glut, dafür mit der Verheißung von Reife und Fülle, mit einem Himmel wie lichtblaue Seide, ohne ein Wölkchen und ohne den geringsten Windhauch, jedoch mit dem betäubenden Geruch nach Erde, Wald und Gras.
›Wenn ich Glück habe, dauert das wunderschöne Wetter noch etliche Tage lang an; und es müßte schon mit dem Teufel zugehen, wenn ich nicht fündig würde‹, ging es Silvia Pattern, deren korrekte Berufsbezeichnung »Adventure Scout« lautete (was bei weitem nicht so
holprig klang wie das deutsche »Abenteuerpfadfinderin«), durch den Kopf, als sie in das schmale Sträßchen eingebogen war.
Als der Weg plötzlich ziemlich steil anstieg, schaltete sie nochmals einen Gang herunter. Das hatte den Vorteil, daß das Getriebe geschont wurde und daß sie sich bei dem geringen Tempo in aller Ruhe die Gegend anschauen konnte.
Links und rechts der kurvenreichen Fahrstraße erhob sich eine kleine Böschung mit reichem Wildblumenbewuchs zwischen den Schlehdornbüschen und Heckenrosen, während sich dahinter der Hochwald ausbreitete.
Es schien ein gesunder Mischwald zu sein aus verschiedenen Nadelbäumen, abwechselnd mit Birken, Eichen, Buchen und Ebereschen, deren Beeren in einem strahlenden Rotorange durch das noch grüne Laub schimmerten.
»Schätze, daß dies der besagte Gemeindewald von ›St. Pierre sur Roc‹ ist«. Die hübsche junge Fahrerin war jetzt hellwach und schon mächtig gespannt auf dieses ganz versteckt liegende belgische Städtchen ›St. Peter auf dem Felsen«.
Die smarte Düsseldorferin arbeitete für die Agentur »Managing and Training Agency«, kurz MATA genannt, und als »Adventure Scout« oblag es ihr, geeignetes Gelände zu finden, um es Führungskräften aus Wirtschaft, Politik und Industrie, welche Erholung und Entspannung gepaart mit Abenteuer suchten, zu ermöglichen, ein sogenanntes »Überlebenstraining« in freier Natur zu praktizieren.
Es kam durchaus nicht jeder Wald dafür in Frage – nein, die Anforderungen an einen solchen Fleck Natur waren sogar ziemlich hoch. MATA konnte es sich nicht leisten, frustrierte Kunden zu haben, die halb verhungert und verdurstet regelrecht »aus der Wildnis« flohen und sie womöglich anzeigten und Schadenersatz verlangten.
Die Herren mit der wohlgefüllten Brieftasche wollten zwar das Gefühl haben, »Abenteurer« zu sein – in jedem von denen steckte ein kleiner Junge, der Robinson Crusoe spielen wollte, aber irgendwo waren auch Grenzen. Der Wald, in dem sie sich etwa eineinhalb Wochen lang aufhalten und selbständig ernähren sollten, mußte tatsächlich die Möglichkeiten bieten, sich eine Unterkunft aus primitiven Mitteln zu bauen, sowie auf relativ einfache Weise an Nahrung zu gelangen.
Vielen Gemeindevorstehern und Stadtvätern hatte Silvia zu deren bitterer Enttäuschung schon Absagen erteilen müssen. Der übliche Stangenwald aus schnell wachsenden Fichten, wie er in Deutschland leider noch üblich war – ohne Unterholz und bar aller Sträucher –, war schlichtweg zu kümmerlich.
Keine Nüsse, keine Bucheckern, keine Beeren, keine Pilze; kein noch so kleines Bächlein oder winzige Quelle mäanderte durch moosigen Grund und fiel somit als Frischwasserreservoir flach. Und was die Möglichkeit anbetraf, etwa ein Eichhörnchen oder ein Kaninchen mittels einer selbst gebastelten Schlinge, beziehungsweise mit einer Steinschleuder zu erlegen – ebenfalls Fehlanzeige.
»Wir kommen leider nicht ins Geschäft«, hatte Silvia den Herren gesagt, welche gemeint hatten, durch diese interessanten »Überlebenscamps« als Ferienorte auch für andere Erholungssuchende bekannt zu werden. Aber so lief es nun mal nicht.
Jedoch dieses Städtchen in den Ardennen auf einer etwa sechshundert Meter hohen Hochfläche in wahrhaft traumhafter Landschaft gelegen – das Wenige, was die junge Frau bisher gesehen hatte, erschien ihr sehr viel versprechend – könnte dieses Mal ein Volltreffer zu sein.
›Mal sehen, wie der Bürgermeister sich dazu stellt‹, überlegte sie. Aber meistens waren diese Herren nicht das Problem…
»Liebe Güte, hören denn die Kurven überhaupt nicht mehr auf?«
Silvia hatte ihren Wagen immer mehr verlangsamt; sie fuhr zudem äußerst rechts und hoffte, daß ihr kein anderes Fahrzeug auf der schmalen Straße entgegenkam. Sie sehnte jetzt das Ende der Fahrt herbei.
Plötzlich erkannte sie rechts vorne in beunruhigend großer Nähe eine seltsame Bewegung im Wald. Es schien beinahe so, als brauste auf einmal ein Sturmwind durch die Baumwipfel, so daß die Äste einer Anzahl alter Baumriesen heftig ins Schwanken gerieten.
Gerade als Silvia erneut vom Gas ging, legte sich der annähernd orkanartige Sturm, alle Bäume beruhigten sich wieder – bis auf einen, eine dicke Tanne nämlich, die mit einem geradezu ohrenbetäubendem Getöse quer über die Straße krachte und einer Bahnschranke gleich den Weg versperrte.
Silvias Notbremsung erfolgte automatisch; sie kam etwa einen halben Meter vor dem Baumstamm zum Stehen. daß sie laut geschrieen hatte, kam ihr überhaupt nicht zu Bewußtsein, aber daß sie nun zitterte wie Espenlaub, blieb ihr natürlich nicht verborgen.
»Oh, mein Gott«, flüsterte sie, »wenn dieses Monstrum von Baum mein Auto erwischt hätte, wäre es jetzt platt wie eine Flunder – und ich auch.«
Sie schaltete den Motor aus und stieg nach einer Weile, als sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, aus ihrem Auto aus, um sich das unerwartete Hindernis genauer zu betrachten.
Etwa einen halben Meter über dem gewaltigen Wurzelstock war die Tanne einfach abgebrochen, wobei Silvia die Bruchstelle äußerst merkwürdig vorkam: keineswegs so zersplittert, wie es oft bei einem schweren Sturm und morschen Bäumen vorkam, sondern ziemlich glatt und vor allem: der Baumstamm war innen kerngesund!
›Es bestand überhaupt kein Grund dafür, daß die Tanne umgefallen ist‹, dachte Silvia Pattern verblüfft. ›Wenn wir jetzt schon so weit sind mit den Umweltschäden, daß vollkommen intakte Bäume, ohne Fäulnisschäden oder Wurm- und Käferfraß, einfach mir nix, dir nix umkippen, dann gute Nacht!‹
Auch die Nadeln der Tanne zeigten frisches Grün, die Äste und Zweige erschienen voller Saft und Silvia konnte nur den Kopf schütteln – und sich dazu gratulieren, daß sie nicht ein klein wenig schneller gefahren war…
Aber nun hatte sie ein weiteres Problem: sie konnte das Hindernis seitlich nicht umfahren. Sie mußte versuchen, auf der schmalen Straße zu wenden und dann zurückfahren zur Kreuzung und von da aus einen anderen Zugang zum Ort finden.
›Viele Wege führen nach Rom, sagt man; da werden wenigstens zwei auch nach St. Pierre sur Roc führen.‹
Nachdem sie ihren kleinen Peugeot nach einem halben Dutzend Wendemanövern in die richtige Fahrtrichtung platziert hatte, fuhr die junge Frau retour zur Kreuzung, an der sie vor einiger Zeit schon einmal abgebogen war, fädelte sich erneut in die Route Nationale ein, in der Hoffnung, eine weitere Abzweigung in das Städtchen zu finden.
Als erstes würde sie dann den Vorfall mit der umgestürzten Tanne auf der Polizeistation melden.
*
Monsieur André Lacourbe, das fünfundfünfzigjährige Stadtoberhaupt von St. Pierre sur Roc tobte in seinem Amtszimmer in der »Mairie«, dem Bürgermeisteramt der Stadt, herum.
Gerade hatte er von der Abholzfirma »Adolphe Mahonney« eine Absage bekommen und seine Sekretärin, Mademoiselle Ginette Balanche, mit ihren neununddreißig Jahren ein »spätes« Mädchen und angeblich hinter ihrem verwitweten...