E-Book, Deutsch, 220 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Sachbuch Wirtschaft
Nöllke Vertrauen im Beruf
2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2016
ISBN: 978-3-648-08683-4
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie man es aufbaut. Wie man es nutzt. Wie man es verspielt.
E-Book, Deutsch, 220 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Sachbuch Wirtschaft
ISBN: 978-3-648-08683-4
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dr. Matthias Nöllke hat Kommunikationswissenschaften, Politik und Literaturwissenschaft studiert. Er ist seit vielen Jahren als Autor und Keynote-Speaker tätig, u.a. für den Bayerischen Rundfunk und für zahlreiche Unternehmen. Im Haufe Verlag sind von ihm über 20 erfolgreiche Ratgeber und Sachbücher erschienen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Vielen Dank für Ihr Vertrauen!
Geleitwort: Gesundes Vertrauen kennt Grenzen
Was ist Vertrauen?
- Grundvertrauen in das Funktionieren der Welt
- Vertrauen in Notwehr und Als-ob-Vertrauen
- Vertrauen im Beruf
- Vertrautheit als Voraussetzung von Vertrauen
- Geber und Nehmer - Push & Pull
- Der Hebeleffekt von Vertrauen
- Die riskante Vorleistung
- Die Sogwirkung der riskanten Vorleistung
- Die Gegenleistung
- Die beiden Säulen des Vertrauens: Loyalität und Kompetenz
- Die unterschiedliche Betriebstemperatur des Vertrauens
- Arbeiten am Modell: Das Gefangenendilemma
- Die Kalkulation des Risikos
- Vertrauensspiele
- Die Abneigung, ausgetrickst zu werden
- Vertrauen und Strafen
- Eine Extradosis Wohlgefühl
- Strafe für die Guten
- Der Aufbau von Reputation
- Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe
- Auf welcher Seite stehen Sie?
- Oxytocin - Die Neuroökonomie des Vertrauens
- Auf der Suche nach vertrauenswürdigen Mitmenschen
- Die zehn wichtigsten Aussagen im Überblick
Vertrauen aufbauen
- Die Macht des ersten Eindrucks
- Die „Ich-bin-wie-Sie"-Methode
- Anerkennungströpfchen
- Auf leisen Sohlen
- Der Einwand in eigener Sache
- Das Schlangenöl
- Kennenlernspiele
- Fallobst ernten
- Die Treppe der Verwundbarkeit
- Der wohlmeinende Experte
- Reputationsmanagement
- Vertrauensgeschichten
- Der „Machen-Sie-selbst"-Effekt
- Die Pfauenstrategie
- Nur keine Nachlässigkeit in den kleinen Dingen
- Die Techniken im Überblick
Vertrauen nutzen
- Vertrauensgespräche
- Große Erwartungen
- Dosiertes Vertrauen
- Die schmutzigen Hände
- Das „Ich-verlasse-mich-ganz-auf-Sie"-Manöver
- Kontrolle ist gut
- Die Vertrauensfalle
- Hilfreiches Misstrauen
- Das Eisen schmieden
- Verständigungsbrücken
- Vertrauen nutzen - die Techniken im Überblick
Vertrauen verspielen
- Die Lappalie
- Der Vertrauensbruch
- Das schwankende Schilfrohr
- Verantwortungsloses Vertrauen
- Der Verantwortungsnehmer
- Rufschädigung
- Vertrauen verspielen - die Gefahren im Überblick
Vertrauen zurückgewinnen
- „Siehe, ich mache alles neu"
- „Wir haben verstanden"
- „Die Zeit heilt alle Wunden"
- Vergeben und vergessen
Über den Autor
Literatur
Vielen Dank für Ihr Vertrauen!
„Alles Reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt.“
Franz Kafka
Das Berufsleben gilt nicht unbedingt als Hort des Vertrauens. Eher müssen Sie aufpassen. Die Konkurrenz schläft nicht. Wer zu vertrauensselig ist, der hat schnell das Nachsehen. „Nur die Paranoiden überleben”, befand der Gründer des Chipherstellers Intel, Andrew Grove. Ein bisschen Verfolgungswahn kann sich durchaus positiv auf die Karriere auswirken. Auf der andern Seite kommt es – gerade im Beruf – ganz entscheidend auf Vertrauen an. Ob Sie nun Führungskraft sind, Mitarbeiter, Rechtsanwältin, Autor oder Kassiererin im Supermarkt. Wenn Sie kein Vertrauen genießen, können Sie buchstäblich einpacken. Und wenn Sie selbst niemandem so recht vertrauen, dann sind Sie in Ihren eigenen Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt.
„Vertrauen ist die Strategie mit der größeren Reichweite”, schreibt der Soziologe Niklas Luhmann. Ohne jemandem Vertrauen zu schenken, bleiben Sie auf sich allein gestellt und können kaum etwas bewirken. Und bewirken möchten wir alle etwas. Vor allem auf andere Menschen möchten wir einwirken. Denn wir Menschen sind zutiefst soziale Wesen. Daher beschäftigt uns kaum etwas so sehr wie die Frage, ob wir jemandem trauen können oder nicht. Immer wieder machen wir die Erfahrung: Vertrauen können wir nicht jedem. Und wir können nicht auf alles vertrauen. „Wer damit anfängt, dass er allen traut, wird damit enden, dass er einen jeden für einen Schurken hält”, heißt es warnend in dem Drama Demetrius von Friedrich Hebbel. Die Strategie der größeren Reichweite geht nur dann auf, wenn Sie eine realistische Vorstellung davon haben, wo und wann Sie nicht mehr vertrauen dürfen, wo und wann Misstrauen angebracht ist.
Genau darum geht es in diesem Buch: Gut mit Vertrauen umzugehen im Beruf. Denn Vertrauen ist die Grundlage jeder Kooperation. Dass wir einander vertrauen, auf halbwegs verlässlicher Grundlage, das macht uns so überaus erfolgreich. Allen Klagen über die menschliche Durchtriebenheit zum Trotz, unsere Spezies versteht sich meisterhaft darauf zu kooperieren. Wir sind „superkooperativ”, um mit dem Harvard-Mathematiker und Biologen Martin A. Nowak zu sprechen. Diese Fähigkeit wird angetrieben durch Vertrauen.
Nun ist das Thema Vertrauen immer wieder von der Managementliteratur entdeckt worden. An erster Stelle wäre hier wohl das einflussreiche Buch von Reinhard K. Sprenger zu nennen, das schon in seinem Titel programmatisch verkündet: „Vertrauen führt”. Andere haben Vertrauen als „soziale Ressource” beschrieben, und manche würdigen es gar als „gesellschaftliches Schmiermittel”, das die zahllosen Risse kittet, die sich in unserer unübersichtlichen Welt tagtäglich auftun.
In diesem Zusammenhang taucht auch immer wieder ein Argument auf, mit dem schon Sprenger für mehr Vertrauen in den Führungsetagen geworben hat: Vertrauen sorgt für wirtschaftlichen Erfolg. Es zahlt sich gewissermaßen aus zu vertrauen. Sogar wenn in einzelnen Fällen Vertrauen enttäuscht wird, so überwiegen doch bei weitem die Vorteile. Misstrauen kommt eine Organisation hingegen teuer zu stehen. Margit Osterloh, Professorin an der Universität Zürich, nennt Vertrauen denn auch den „wichtigsten Wettbewerbsvorteil von Nationen und Unternehmen”. Überboten wird sie noch von Managementberater Stephen M. R. Covey, nicht zu verwechseln mit seinem Vater Stephen R. Covey, der den Bestseller „Sieben Wege zur Effektivität” geschrieben hat. Covey Junior hält Vertrauen nicht nur für eine „unterschätzte ökonomische Macht”, sondern den Aufbau von Vertrauen für „die Schlüsselkompetenz für alle Führungskräfte in unserer neuen globalen Wirtschaft”. Denn, so Covey, „nichts wirkt schneller und effektiver als Vertrauen – in allen Situationen”.
Die Argumente für mehr Vertrauen in den Unternehmen lassen sich auf die folgenden Thesen verdichten:
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Vertrauen macht vieles einfacher und reduziert Kosten. Es spart Kontrollen, komplizierte Regelungen und Transaktionskosten.
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Vertrauen sorgt dafür, dass Abläufe im Unternehmen schneller vonstatten gehen. Auch das erhöht die Wettbewerbsfähigkeit.
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Wem Vertrauen geschenkt wird, der ist motiviert, sein Bestes zu geben. Das Leistungsniveau steigt.
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Vertrauen im Unternehmen verbessert das Betriebsklima, reduziert die Fluktuation und macht das Unternehmen für qualifizierte Stellenbewerber attraktiv.
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Vertrauen macht es möglich, Krisen zu meistern und schmerzhafte Veränderungen durchzustehen.
In diesem Buch wird eine etwas andere Position vertreten. Ohne Zweifel sind die angesprochenen Prinzipien sehr sympathisch und auch wirksam – dauerhaft jedoch nur in einem „Reinraum des Vertrauens”, in dem sich kein Stäubchen Misstrauen mehr auf die empfindlichen Schaltkreise des Vertrauens setzen kann. Doch unsere Beziehungen, in der Arbeitswelt zumal, sind auch von Neid und Misstrauen geprägt. Von Verleumdungen, Gedankenlosigkeit, schmutzigen Tricks und blanker Rücksichtslosigkeit. Was keineswegs ausschließt, dass sich Menschen, die auf ihrem Weg nach oben eine besonders „breite Blutspur” hinterlassen, sehr gerne auf Werte und Vertrauen berufen. Wie überhaupt der Grundsatz gilt: Wer mit dem Vertrauen der anderen glänzende Geschäfte macht, hat es nicht immer verdient.
Und so erscheint es fraglich, ob mehr Vertrauen zu schenken tatsächlich wirtschaftlich erfolgreich macht und die Kosten senkt. Der Blick auf das eine oder andere hochprofitable Erfolgsunternehmen lässt Zweifel aufkommen, ob es sich dabei wirklich um einen Hort des Vertrauens handelt. Und ob sie „noch erfolgreicher” wären, wenn in diesen „Haifischteichen” jetzt vertrauensvoll zusammengearbeitet würde. In manchen Fällen mag es auch geradewegs andersherum sein: Nicht Vertrauen führt zum Erfolg, sondern ein Unternehmen, das wirtschaftlich erfolgreich ist, leitet daraus den Anspruch ab, besonders vertrauenswürdig zu sein. Gerät das Unternehmen in die Krise, bröckelt dieser vertrauenerweckende Nimbus. Gerade jetzt fehlt es an der „sozialen Ressource” Vertrauen. Bei der Belegschaft, aber auch bei den Eigentümern: Nicht selten wird jemand von außen geholt, eine neue integre Führungsfigur, die noch unbelastet ist. Nur ihr traut man zu, das Vertrauen zurückzugewinnen.
Damit soll natürlich nicht das Gegenteil behauptet werden, nämlich dass Vertrauen unwichtig sei oder dem wirtschaftlichen Erfolg sogar im Wege stehe. Ohne ein gehöriges Maß an Vertrauen geht es sogar in den Haifischteichen nicht. Zugleich aber kommen auch Organisationen, in denen vertrauensvoll zusammengearbeitet wird, nicht ohne Konkurrenz, Kontrolle und Misstrauen aus. Misstrauen sorgt dafür, dass wir Selbstverständliches in Frage stellen. Und wenn wir wissen, dass uns jemand sehr genau auf die Finger schaut, muss sich das nicht immer negativ auf unser Arbeitsergebnis auswirken.
Im Übrigen aber sollen die Verdienste der genannten Autoren überhaupt nicht geschmälert werden. Um mit dem bekannten Gleichnis zu sprechen, ist dieses Buch gewissermaßen der Zwerg, der sich auf ihren Schultern niederlässt, um dann aber in eine andere Richtung zu blicken. Vertrauen ist gewiss eine Ressource, die heute in den Unternehmen nicht gerade im Überfluss vorhanden ist, so dass man sich an der einen oder anderen Stelle durchaus mehr Vertrauen wünscht. Die genannten Thesen sind ja nicht falsch, nur ergänzungsbedürftig. Denn Vertrauen ist kein universeller Problemlöser und keine sonnige Siegerstrategie, sondern etwas so Vielschichtiges und Fundamentales, dass Führungskräfte „gut” damit umgehen sollten.
„Gut” bedeutet nicht, dass Führungskräfte möglichst viel und oft vertrauen sollten. Misstrauen ist nicht in jedem Fall schlecht und Vertrauen nicht immer eine rundum erfreuliche Angelegenheit. Das gilt auch für den Fall, dass Ihnen jemand vertraut. Es ist gar nicht so selten, dass sich hinter dem bereitwillig gespendeten Vertrauen eine subtile Form der Vereinnahmung verbirgt. Vertrauen verbindet, es bindet Sie aber auch. Sie sind nicht mehr frei, nach eigenem Willen zu entscheiden und zu handeln. Setzen Sie sich über die Erwartungen der anderen hinweg, was manchmal unvermeidlich ist, verlieren Sie deren Vertrauen. Das kann ohnehin erstaunlich schnell dahinschmelzen. Insoweit ist Stephen M. R. Coveys Aussage, nichts wirke „schneller” als Vertrauen, zu ergänzen durch den Zusatz, „nichts kann sich rascher verflüchtigen als Vertrauen”. Mitunter genügt eine bloße Gedankenlosigkeit, eine unscheinbare Handlung, eine verräterische Geste, und das Vertrauen ist dahin. Versuchen Sie dann mit vertrauensbildenden Maßnahmen dagegen anzusteuern, vergrößern Sie womöglich noch den Argwohn. Wie überhaupt nachträgliche Reparaturmaßnahmen oft wenig ausrichten können.
In anderen Fällen ist das Vertrauen weit robuster, ja, mitunter beängstigend robust. Dann lässt sich der etwas paradoxe Effekt beobachten, dass besonders schwere Vorwürfe und stark belastende Indizien das Vertrauen sogar noch festigen. Es liegt auf der Hand, dass dieses unerschütterliche Vertrauen alles andere als wünschenswert ist. Vielmehr müssen wir aufpassen, nicht in eine solche „Vertrauensfalle” hineinzugeraten. Das führt nämlich zu einem Realitätsverlust, der dramatische Ausmaße annehmen kann.
Überhaupt bietet das Thema Vertrauen manche Überraschungen. So gestaltet sich das Verhältnis von Vertrauen und Misstrauen weit vielschichtiger, als es zunächst den Anschein hat. Und damit ist nicht allein gemeint, dass anfängliches Misstrauen...