Noack | Ein Stück vom Leben | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 381 Seiten

Reihe: Schwestern der Hoffnung

Noack Ein Stück vom Leben

Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95824-543-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, Band 2, 381 Seiten

Reihe: Schwestern der Hoffnung

ISBN: 978-3-95824-543-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ergreifend, warmherzig, voller Zuversicht: 'Ein Stück vom Leben' von der Bestsellerautorin Barbara Noack jetzt als eBook bei dotbooks. Kann Freundschaft selbst die schrecklichsten Erlebnisse überstehen? Gemeinsam haben Jola und Luise den Krieg erlebt und überstanden. Inzwischen sind aus den beiden Mädchen junge Frauen geworden, und obwohl sie sich langsam aber stetig auseinander leben, schweißt der Überlebenskampf der Nachkriegszeit die beiden immer wieder zusammen. In der Fortsetzung des Erfolgsromans 'Eine Handvoll Glück' erzählt Barbara Noack einfühlsam und mit autobiographischen Erfahrungen die Geschichte von zwei Freundinnen, die sich in einer schweren Zeit immer wieder ihr Recht auf das persönliche Glück erkämpfen. Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Ein Stück vom Leben' von der Bestsellerautorin Barbara Noack. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Barbara Noack (1924-2022) schrieb mit ihren mitreißenden und humorvollen Bestsellern deutsche Unterhaltungsgeschichte. In einer Zeit, in der die Männer meist die Alleinverdiener waren, beschritt sie bereits ihren eigenen Weg als berufstätige und alleinerziehende Mutter. Diese Erfahrungen wie auch die Erlebnisse mit ihrem Sohn und dessen Freunden inspirierten sie zu vieler ihrer Geschichten. Ihr erster Roman »Fräulein Julies Traum vom Glück«, auch bekannt unter dem Titel »Die Zürcher Verlobung«, wurde zweimal verfilmt und besitzt noch heute Kultstatus. Auch die TV-Serien »Der Bastian« und »Drei sind einer zu viel«, deren Drehbücher Barbara Noack selbst verfasste, brachen in Deutschland alle Rekorde und verhalfen Horst Janson und Jutta Speidel zu großer Popularität. Barbara Noack veröffentlichte bei dotbooks ihre Romane »Brombeerzeit«, »Danziger Liebesgeschichte«, »Das kommt davon, wenn man verreist«, »Das Leuchten heller Sommernächte«, »Der Bastian«, »Der Duft von Sommer und Oliven«, »Der Traum eines Sommers«, »Der Zwillingsbruder«, »Die Melodie des Glücks«, »Drei sind einer zuviel«, »So muss es wohl im Paradies gewesen sein«, »Valentine heißt man nicht«, »Was halten Sie vom Mondschein?«, »Die Lichter von Berlin« und »Fräulein Julies Traum vom Glück«. Ebenfalls bei dotbooks veröffentlichte Barbara Noack ihre Romane »Eine Handvoll Glück« (auch erhältlich im eBundle »Schicksalstöchter - Aufbruch in eine neue Zeit«) und »Ein Stück vom Leben«, die auch ebenfalls im Doppelband »Schwestern der Hoffnung« erhältlich sind. Im Sammelband erschienen sind auch »Valentine heißt man nicht & Der Duft von Sommer und Oliven«. Die heiteren Kindheitserinnerungen »Flöhe hüten ist leichter«, »Eines Knaben Phantasie hat meistens schwarze Knie«, »Ferien sind schöner« und »Auf einmal sind sie keine Kinder mehr« sind außerdem im Sammelband »Als wir kleine Helden waren« erhältlich.
Noack Ein Stück vom Leben jetzt bestellen!

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Kapitel 1


In tragischen Momenten erinnerte Ludmillas langer, schmaler mittelgescheitelter Kopf an die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Sie lag auf dem alten Kapitänsbett, als meine Koffer hinausgetragen wurden, lag da mit eingezogenem Fahrgestell, ein heller Haufen Fell, ihr Auge brach.

Ludmilla vermag sehr demonstrativ zu leiden. Sie vermasselt mir dadurch die Freude am Verreisen – es sei denn, ich nehme sie mit. Dann vermasselt sie die Reise überhaupt durch übertriebenes Pflichtbewußtsein, indem sie glaubt, mich gegen jedermann verteidigen zu müssen.

Ich sah mich noch einmal um, ob ich auch nichts vergessen hatte, genoß zum letztenmal die warme, unordentliche Gemütlichkeit unseres Zuhause an einem frühen Morgen.

Heimweh setzte bereits ein, als die Haustür hinter mir zuklappte. Mein Sohn David Kaspar, den alle seit seiner Kinderzeit Jux nennen, weshalb das angestrengte Nachdenken über seine Namensgebung ein herausgeworfenes Nachdenken gewesen war, fuhr mich zum Flughafen und lud mein Gepäck vorm Berlin-Schalter der PAN AM ab. »Geh schon«, sagte ich, »du mußt nicht warten.«

Sein Kuß zum Abschied enthielt Pauschalreue für alle Mißstimmungen der letzten Wochen, an denen er schuldgewesen war. Auch mir tat es nachträglich leid, daß ich oft unbeherrscht gebrüllt hatte.

»Tschüs du, mach’s gut. Kümmer dich um Ludmilla, sei nett zu Omi und vergiß nicht, Montag abend die Mülltonnen hinauszustellen.«

»O Mami.« Er seufzte. »Das hast du mir schon zwanzigmal gesagt.«

»Ja, ich weiß, ich wiederhole mich gern. Das ist eine Alterserscheinung.«

»Grüß die Hanna«, sagte Jux.

»Vergiß nicht, ein Telegramm zu ihrem Geburtstag zu schicken. Am Siebten.«

»Das hast du mir auch schon mehrmals gesagt.«

Er ging. Hochgeschlagener Trenchcoatkragen, den Gürtel wie einen Strick um die Taille geschnürt. Mir fiel auf, daß er schiefe Absätze hatte.

Gleich nach Jux’ Abgang teilte eine weibliche Lautsprecherin zuerst in deutsch und danach in zerknautschtem Englisch, das wohl bayerisches Amerikanisch darstellen sollte und kaum zu verstehen war, den Ausfall der Berlin- Maschine mit. Die nächste ging erst um zwölf Uhr zehn. Ich suchte mir eine unbesetzte offene Plastikmuschel mit Telefon und rief Hanna Barris in Berlin an, um ihr mitzuteilen, daß ich erst später eintreffen würde. Sämtliche Flughafengeräusche nahmen ungefiltert an unserem Gebrüll teil, darum verstand ich nur »Kuchen« und »Freu mich« von dem, was Hanna in den Hörer schrie. Ja, ich freute mich auch auf sie. Meist flog ich nur für ein, zwei Tage nach Berlin, da blieb selten Zeit, sie zu besuchen.

Vor einer Woche hatte ich einen Brief von ihr erhalten. »Liebe Luise, wir hatten einen Rohrbruch im Haus. Der Keller stand bis zum Knie unter Wasser. Ich dachte, das würde Dich interessieren, weil der Persilkarton, den Du vor Jahren für einen Tag bei mir untergestellt und nie wieder abgeholt hast, vorübergehend abgesoffen ist. Dadurch hatte ich endlich einen überzeugenden Grund, ihn zu öffnen und nachzusehen, was drin ist. Es handelt sich um Tagebücher und Maschinengeschriebenes, wofür ich Dir sehr dankbar bin, denn Deine Schrift ist nicht allzu leserlich. Zur Zeit hängt alles zum Trocknen in der Waschküche auf der Leine. Sollte Dir noch etwas an Deiner Vergangenheit liegen, so werde ich sie in Kartons packen und nach und nach zur Post bringen.

Übrigens werde ich am 7. September 77 Jahre alt. Ich teile Dir das rechtzeitig mit, um Dich vor einem schlechten Gewissen und langatmigen Ausreden zu bewahren, falls Du meinen Geburtstag wieder einmal vergessen solltest. Es werden immer weniger. Else Hahn, eine Freundin von uns, Du kennst sie sicher von unseren Festen, jammerte ständig, wie furchtbar es ist, alt werden zu müssen. Und ob wir nicht wüßten, was man dagegen tun kann. Barris sagte: Da gibt’s nur eins, Else, du mußt vorher sterben. Danach hatten wir Ruhe vor ihr.

77 Jahre, am 7. September. Schreib’s Dir auf. Übrigens hat Jola versprochen zu kommen. Ich glaube erst daran, wenn sie in der Tür steht. Hast Du nicht zufällig auch in Berlin zu tun? Euch beiden Mädchen hier zu haben, das wäre gar nicht auszudenken schön. Ihr habt euch doch auch ewig nicht gesehen.

Grüß Deine Mutter, Rieke und Jux herzlich von mir.

Deine Hanna Barris.

P. S. Du wohnst natürlich bei mir, wenn Du kommst. Jola wohnt lieber im Hotel.« »Sollte Dir noch etwas an deiner Vergangenheit liegen«, hatte Hanna geschrieben.

Lag mir noch etwas an ihr? Zumindest dachte ich selten zurück. Erinnern bedeutet, der Gegenwart Zeit und Gedanken zu stehlen.

Erinnern bedeutet ja auch das Befassen mit den vielen Fehlern, die man einmal gemacht hat. Bloß nicht dran rühren. Lieber ein paar Büsche drüber pflanzen. Vielleicht hatte ich deshalb auch nie den Wunsch verspürt, den Persilkarton aus Hannas Keller abzuholen. Nun beunruhigte mich die Vorstellung, daß meine jahrelang unter Verschluß gehaltenen Aufzeichnungen auf einer Leine in einer Gemeinschaftsküche trockneten, jedem interessierten Auge zugänglich, sofern noch lesbar nach dem Rohrbruch. Das mußte ja nun nicht sein. Noch am selben Tag, an dem ich ihren Brief erhalten hatte, rief ich Hanna an.

»Hier ist Luise, ich danke Ihnen für Ihren Brief.« »Luischen!« So freut sich bloß ein Mensch, der nur noch selten Anrufe erhält. »Warte, ich hol mir eine Zigarette.« Sie konnte also noch immer nicht telefonieren, ohne dabei zu rauchen.

Im Hintergrund rief eine kehlige Stimme: »Hanna, was machst du?«

»Ich hole mir eine Zigarette.«

»Was machst du?«

»Ach, halt die Klappe, Otto. Ich möchte jetzt mit Luise reden.«

»Haben Sie Besuch?« fragte ich.

»Das ist Otto, mein Mamagei. Kennst du ihn nicht? Ich habe ihn bald drei Jahre. So lange warst du also nicht mehr hier!« »Dafür komme ich zu Ihrem Geburtstag, und ich wohne gern bei Ihnen. Aber ich hab eine Bitte: nehmen Sie meine Aufzeichnungen von der Leine. Der Gedanke, fremde Leute– «

»Keine Sorge, sie liegen längst auf meinem Nachttisch«, beruhigte sie mich. »Ich bin gerade an einer sehr spannenden Stelle. Warte, ich hole mal das Manuskript ...« »Bitte, Frau Barris!«

»Hast ja recht. Zum Vorlesen am Telefon ist es zu lang. Und du kommst ja auch bald. Komm schon am Fünften, damit wir noch einen Tag für uns alleine haben. Wenn Jola erst da ist – wer weiß, was sie vorhat – mit dir kann ich auch besser über Barris reden. Schenk mir ein bißchen Zeit, Luise.«

»Tschühüs«, rief ihr Papagei im Hintergrund.

»Ich mach ja schon Schluß«, versprach sie ihm und verabschiedete sich von mir.

***

Im Flughafenrestaurant wartete ich auf den Abflug der nächsten Maschine nach Berlin. Bestellte zuerst einen Tee, später eine Königinpastete und bat den Ober, mir die Worcestersauce zu bringen. Ich sprach sie korrekt »Wüster« aus.

Darauf guckte mich der Ober mitleidig an. »Sie meinen wohl Worschäster, meine Dame.« Ich nickte, was sollte ich mich streiten, darauf er: »Wer Fremdwörter nicht beherrscht, sollte sie lieber nicht gebrauchen.«

Diese Bemerkung machte mich sehr ärgerlich. »Ich möchte keine Belehrung, sondern die Soße, ja?«

Aber daraus wurde leider nichts wegen der Diskussion, die sich zwischen dem Ober und den umliegenden Tischen, die zugehört hatten, entspann.

Es ging darum, ob die Soße nun Wuster oder Worschäster ausgesprochen wurde. Die meisten plädierten für Worschäster, es war aber ein Schauspieler vom Württembergischen Staatstheater dabei, der versicherte, daß in Shakespeares »Heinrich IV.« der Earl of Worcester wie Wüster ausgesprochen wurde. Er mußte das wissen, denn er hatte ihn selbst gespielt. Der Ober entgegnete rüde, was hätte Shakespeare mit der Soße zu tun, er habe auch drei Jahre Englisch gehabt und sage Worschäster. Basta.

Vom Tisch eines einzelnen Herrn, der nicht an der Diskussion teilgenommen hatte, weil zu weit entfernt, griff er die Soße mit rabiatem Schwung, wobei sein Ellbogen das große Helle umstieß, das vor dem einzelnen Herrn stand und nun demselben über die Hose strömte. Ein großes Helles bedeutet sehr viel Bier für eine Hose. Der einzelne Herr tat bekümmert kund, daß er auf dem Wege nach Hannover sei, um sich dort bei einer seriösen Firma vorzustellen, aber wie denn so klitschnaß und im Geruch an eine Eckstehbierkneipe erinnernd? Der Ober knallte mir die Soße mit dem Vorwurf »Nu sehn Se, was Sie mit Ihrem Wüster am Anrichten sind!« vor die Nase.

Ich sah und roch es, legte Geld auf den Tisch, ergriff mein Handgepäck und verließ fluchtartig das Restaurant, obgleich mir keiner Schuld bewußt. Aber manchmal ist es eben besser, rechtzeitig zu gehen. Vor allem, wenn man über ein leicht aus der Kontrolle zu schleuderndes Mundwerk verfügt.

Nun saß ich in der Abflughalle zwischen anderen Wartenden, von denselben milde lächelnd betrachtet, vor allem meine rechte Hand. In ihr hielt ich die Handschuhe, eine zusammengerollte Zeitung und die Worcestersoße.

Ich wollte lesen auf dem Flug, aber meine Gedanken lasen nicht mit, sie waren bei Hanna Barris.

Hanna war immer jung, wenn ich an sie dachte, und ihre Tochter Jolande und ich waren noch Kinder: Wir kommen aus der Schule. Hanna steht mädchenhaft schmal in ihrem fleckigen Malerkittel am Küchenherd und verlängert das Mittagessen für die unvorhergesehenen Gäste, die Barris aufgegabelt und mit nach Hause gebracht hat. Auf dem Rand des Küchentisches raucht sich ihre abgelegte Zigarette ins Holz. Ihr Profil ist fein trotz der etwas...


Noack, Barbara
Barbara Noack, geboren 1924, hat mit ihren fröhlichen und humorvollen Bestsellern deutsche Unterhaltungsgeschichte geschrieben. In einer Zeit, in der die Männer meist die Alleinverdiener waren, beschritt sie bereits ihren eigenen Weg als berufstätige und alleinerziehende Mutter. Diese Erfahrungen wie auch die Erlebnisse mit ihrem Sohn und dessen Freunden inspirierten sie zu vieler ihrer Geschichten.
Ihr erster Roman „Die Zürcher Verlobung“ wurde gleich zweimal verfilmt und besitzt noch heute Kultstatus. Auch die TV-Serien „Der Bastian“ und „Drei sind einer zu viel“, deren Drehbücher die Autorin verfasste, brachen in Deutschland alle Rekorde und verhalfen Horst Janson und Jutta Speidel zu großer Popularität.

Bereits bei dotbooks erschienen:
„Die Zürcher Verlobung“
„Der Bastian“
„Danziger Liebesgeschichte“
„Drei sind einer zuviel“
„Eine Handvoll Glück“
„Ein Stück vom Leben“
„Brombeerzeit“
„Ein gewisser Herr Ypsilon“
„Jennys Geschichte“
„Der Zwillingsbruder“
„Italienreise – Liebe inbegriffen“
„Valentine heißt man nicht“
„Geliebtes Scheusal“
„Was halten Sie vom Mondschein?“
„So muss es wohl im Paradies gewesen sein“
„… und flogen achtkantig aus dem Paradies“
„Das kommt davon, wenn man verreist“
„Auf einmal sind sie keine Kinder mehr“
„Flöhe hüten ist leichter“
„Eines Knaben Phantasie hat meistens schwarze Knie“
„Ferien sind schöner“



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