E-Book, Deutsch, Band 3, 300 Seiten
Reihe: Chemistry Lessons
Nix The Boyfriend Hypothesis. Wenn die plausibelste These zur Unmöglichkeit der Liebe führt
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8412-3558-9
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, Band 3, 300 Seiten
Reihe: Chemistry Lessons
ISBN: 978-3-8412-3558-9
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
»Ich sage ja gar nicht, dass wir eine Beziehung haben sollen. Ich sage, wir sollten Sex haben.«
Chemieingenieurin Penny hat die Liebe satt. Zu oft hat sie den amourösen Worst Case erlebt und ist betrogen worden! Bis sie analysiert hat, warum das immer ihr passiert, will Penny mit Gefühlen nichts zu tun haben. Doch dann taucht Caleb auf, der viel zu gut aussehende Barista, und sie lässt sich auf eine steamy Affäre mit ihm ein. Gegen Friends with Benefits ist schließlich nichts zu sagen, sie hat ja nichts zu verlieren - außer ihrem Herzen ...
Susannah Nix ist eine mit dem Rita Award ausgezeichnete Bestsellerautorin, die mit ihrem Mann in Texas lebt. Wenn sie mal gerade nicht schreibt, vertreibt sie ihre Existenzangst mit Lesen, Stricken, Krafttraining, Weintrinken oder mit zwanghaftem Seriengucken. Im Aufbau Taschenbuch liegen bereits die ersten beiden Bände der Chemistry Lessons »The Love Code. Wenn die widersprüchlichste Theorie zur großen Liebe führt« und »Dating and other Theories. Wenn der präziseste Plan zum romantischen Verhängnis wird« vor.
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Kapitel Eins
Frack, dachte Penny Popplestone, als das Paar am Fenster des Cafés vorbeispazierte. Warum passiert immer mir so etwas?
Sie konnte es nicht glauben – und gleichzeitig konnte sie es problemlos glauben, denn offenbar war es ihr Schicksal, nur untreue Männer kennenzulernen.
Nur einen Monat, nachdem sie ihr ganzes Leben in Washington, D. C., aufgegeben und ans andere Ende des Landes zu ihrem Freund gezogen war, hatte sie festgestellt, dass er sie betrog. Und davor hatten sie ihr Freund aus dem College und ihr erster Freund auf der Highschool betrogen. Bisher hatte sie vier richtige Freunde gehabt, und jeder Einzelne hatte sich als untreu herausgestellt. Viermal ein Griff ins Klo. Volltreffer. Wahrscheinlich war sie irgendwie verflucht. Es gab keine andere Erklärung.
Das Glöckchen an der Tür bimmelte, als Kenneth, ihr derzeitiger – und bald verflossener – Freund hereinkam. Derselbe Kenneth, der für heute Abend abgesagt hatte, weil er eine Dienstreise antreten musste. Der, statt in einer anderen Stadt zu sein, jetzt in Pennys Lieblingscafé war und den Arm um die Schulter einer anderen Frau gelegt hatte.
Diese Dreistigkeit. Diese unfassbare Dreistigkeit.
Sie hätte es ja seiner grenzenlosen Dummheit zugeschrieben, aber sie hätte heute ebenfalls nicht hier sein sollen. Ihre Strickgruppe traf sich normalerweise montagabends in dem Café, was Kenneth ganz genau wusste. Aber am kommenden Montag war eine aus der Gruppe an einer Ausstellung beteiligt, was Kenneth ebenfalls wusste, weil er Pennys Einladung, mit ihr dorthin zu gehen, abgelehnt hatte. Was er jedoch nicht wusste, war, dass Penny alle in letzter Minute angerufen und gefragt hatte, ob sie vielleicht Lust hätten, sich stattdessen heute, am Freitagabend, zu treffen.
Es gab keinen Grund für ihn anzunehmen, dass Penny an einem Freitagabend im Gegengift sein würde. Doch sie war es und sah mit ihren eigenen Augen seinen Verrat. Als spielte das Schicksal ihr einen grausamen Streich.
Zum Glück war seine Aufmerksamkeit so vollkommen von der Frau neben ihm in Beschlag genommen, dass er gar nicht bemerkte, dass Penny mit ihren Freundinnen auf dem großen, orangefarbenen Sofa in der hinteren Ecke saß. Er war zu sehr damit beschäftigt, seine Nase in das seidige blonde Haar seiner Verabredung zu stecken und ihren winzigen, festen Hintern durch das hautenge Kleid zu betatschen, während er mit ihr in der Schlange wartete.
Mit Penny hatte er sich in der Öffentlichkeit nie so verhalten. Nicht, dass sie gesteigerten Wert darauf gelegt hätte – öffentliche Liebesbekundungen hielt sie für schlechtes Benehmen. Aber es wäre doch schön gewesen, wenn er es zumindest versucht hätte. Natürlich war Pennys Hintern weder fest noch winzig, und sie besaß kein einziges derart hautenges Kleid. Schließlich trug sie Größe 44.
Kenneth hatte immer behauptet, ihre Kurven zu mögen, aber er mochte sie offenbar nicht genug, um sie vor aller Augen zu befummeln wie jetzt bei seinem dünnen blonden Date.
Die Babymütze, die Penny für ihre Cousine strickte, lag schlaff in ihrem Schoß, als sie in ihr dichtes rotes Haar griff. Jeden Morgen verbrachte sie eine halbe Stunde damit, es mit einem Föhn und einem Glätteisen zu quälen, um den Locken den Garaus zu machen, aber sie schaffte es nie, es so weich und glänzend hinzubekommen wie das Haar der Blondine. Sie war auch noch nie so dünn gewesen, nicht einmal während einer ihrer vielen Trenddiäten oder einem der wahnhaften Sportanfälle.
Pennys Freundinnen plauderten, strickten dabei und bemerkten Kenneth ebenso wenig wie er sie. Cynthia, die nächsten Montag an der Ausstellung teilnahm, regte sich gerade darüber auf, wie schwierig es war, Catering für die Vernissage zu organisieren und Publicity dafür zu bekommen, und die anderen hörten ihr zu. Umso besser. Denn sonst wären sie vielleicht auf die Idee gekommen, Kenneth zur Rede zu stellen, und Penny wollte auf keinen Fall eine Szene verursachen.
Sie wollte vor allem, dass es nicht ausgerechnet hier stattfand, vor all ihren Freundinnen. Das Gegengift war ihr Ort. Sie wohnte nur ein paar Blocks entfernt und arbeitete im Homeoffice, so dass sie fast täglich ihre Kaffeepause hier verbrachte. Was Kenneth ebenfalls wusste, denn so hatten sie sich zum ersten Mal getroffen.
Vor zwei Monaten hatte sie vormittags auf ihrem üblichen Platz am Tresen gesessen und ihren üblichen fettarmen Latte genossen, als er mit seinem dreifachen Espresso neben sie trat und fragte, ob der Hocker neben ihr frei sei. Sie quatschten fast eine halbe Stunde lang, und als er zu seiner Arbeit zurückging, war sie vollkommen hingerissen von seinem britischen Akzent und seinen bezaubernden Manieren. Danach kam er eine Woche lang täglich zur selben Zeit ins Gegengift, um sie zu sehen. Am fünften Tag bat er sie, mit ihm essen zu gehen, und seitdem waren sie zusammen.
Es war ihr alles so romantisch vorgekommen. So perfekt. Abgesehen von der Tatsache, dass Kenneth oft bis spätabends arbeitete und fast jede zweite Woche auf Dienstreise war. Was sie rückblickend hätte misstrauisch machen sollen.
Penny war definitiv verflucht. Entweder das oder hoffnungslos dumm, weil sie sich in einen untreuen Mann nach dem anderen verliebte.
Sie beobachtete, wie sich Kenneth vorbeugte, um seinem Date etwas ins Ohr zu flüstern, und in ihrem Hals bildete sich ein Kloß. Was er sagte, ließ die Blondine erröten und kichern. Seine Hand ruhte jetzt beschützend auf ihrer Taille, und sie lehnte sich an ihn und legte den Kopf an seine Schulter.
Penny blinzelte, ihre Kehle brannte. Noch fünf Sekunden, dann würde sie losheulen, sie musste unbedingt irgendwohin, wo sie allein sein konnte. Ganz ruhig, um keinen Verdacht zu erregen, legte sie ihr Strickzeug beiseite, entschuldigte sich und lief zur Toilette.
In der Damentoilette gab es zwei Kabinen, zum Glück waren beide leer. Penny wählte die größere und legte von innen den Riegel vor. Jetzt traten ihr die Tränen in die Augen. Sie sah nur noch verschwommen, dass die Toilette keinen Deckel hatte. Egal. Sie konnte auch im Stehen weinen.
Kenneth hatte sie angelogen. Wie lange lief das schon zwischen ihm und der Blondine? Wie oft hatte er sie sonst noch angelogen? War er überhaupt jemals auf Dienstreise gewesen, oder war das alles nur ein riesiges Lügengespinst? Sie fühlte sich so unfassbar dumm.
Offenbar traf er sich seit geraumer Zeit mit dieser Frau. Vielleicht kannte er sie schon, bevor er mit Penny ausging.
O Gott. Was, wenn er diese andere Frau mit Penny betrog?
Bei dem Gedanken stöhnte sie auf. Wie hatte sie nur so dumm sein können? So leichtgläubig? Man sollte doch meinen, sie hätte gelernt, nach dem letzten Mal ein bisschen vorsichtiger zu sein – oder besser gesagt, nach den letzten drei Malen. Dass sie die Zeichen erkannt hätte. Offenbar war das nicht der Fall.
Sie hörte, dass sich die Tür zur Damentoilette öffnete, und presste die Hand auf den Mund, um ihre Schluchzer zu ersticken. Sie war sich fast sicher, dass Kenneth sie nicht gesehen hatte, und sie glaubte auch nicht, dass ihre Freundinnen etwas bemerkt hatten. Hoffentlich war das irgendeine Fremde, die einfach nur pinkeln wollte.
»Hallo?«, sagte eine männliche Stimme, die ganz eindeutig nicht Kenneth gehörte. Penny brauchte einen Augenblick, um sie einordnen zu können.
»Caleb?« Er war einer der Baristas, die hier arbeiteten – und nicht nur irgendein Barista, sondern der überirdisch heiße Barista, auf den sie seit Monaten ein halbes Auge geworfen hatte.
»Ja.«
Was machte der bloß hier? Sie schniefte und wischte sich die Augen ab. »Das hier ist die Damentoilette.«
»Ich habe gesehen, dass du aufgestanden bist, als Kenneth mit der Frau reinkam.«
Na wunderbar. Jetzt wusste Hottie Barista, was sie für ein dummer Jammerlappen war. Perfekt. Von allen Menschen musste ausgerechnet er diese Blamage mitbekommen. Sie riss etwas Klopapier ab und schnäuzte sich.
»Alles okay da drin?«, fragte Caleb. Es klang, als wäre ihm die Sache ein wenig unangenehm. Tja, was das betraf, waren sie schon zwei.
»Natürlich ist nicht alles...