Niven | Ringwelt 2 - Die Bewahrer | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 512 Seiten

Reihe: Ringwelt

Niven Ringwelt 2 - Die Bewahrer

Ein Science Fiction Klassiker von Larry Niven
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96188-187-1
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Science Fiction Klassiker von Larry Niven

E-Book, Deutsch, Band 2, 512 Seiten

Reihe: Ringwelt

ISBN: 978-3-96188-187-1
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



23 Jahre nach seiner ersten Expedition kehrt Louis Wu zurück zur Ringwelt, jenem geheimnisvollen, seit Urzeiten im Raum kreisenden Artefakt. Kurz nach der Ankunft finden er und seine Begleiter heraus, dass die Ringwelt instabil geworden ist - das titanische Konstrukt, bewohnt von Abermilliarden Lebewesen, droht in den Stern zu stürzen, den es umkreist. Beim Versuch, die Katastrophe zu verhindern, trifft Wu nicht nur auf vielzählige Bewohner der Ringwelt, er findet auch endlich etwas über deren mysteriöse Erbauer heraus ... Der zweite Band von Larry Nivens weltberühmtem, vielfach ausgezeichnetem Ringwelt-Zyklus

Niven Ringwelt 2 - Die Bewahrer jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


TEIL EINS


Kapitel 1
Unter dem Draht


Louis Wu befand sich unter dem Draht, als zwei Männer in seine Privaträume eindrangen.

Er saß in der vollen Lotusposition auf dem üppigen gelben Teppich aus Zimmergras. Sein Lächeln war glückselig, träumerisch. Die Wohnung war klein, nur ein großer Raum. Er hatte beide Türen im Blick. Aber verloren in der Seligkeit, die nur ein Drahtkopf kennt, sah er nicht, wie sie hereinkamen. Sie waren auf einmal da: zwei blasse junge Männer, beide über zwei Meter groß, die Louis mit verächtlichem Lächeln musterten. Einer schnaubte und ließ etwas Waffenförmiges in eine Tasche gleiten. Sie kamen heran, und Louis erhob sich.

Es war nicht bloß das glückselige Lächeln, das sie täuschte. Es war der faustgroße Trafroh, der wie ein schwarzes Kunststoffgeschwür aus Louis Wus Schädeldach herausragte. Sie hatten mit einem Stromsüchtigen zu tun, und sie wussten, was sie zu erwarten hatten. Der Mann musste jahrelang keinen anderen Gedanken gehabt haben als den Draht, der Strom in das Lustzentrum seines Gehirns tröpfeln ließ. Er wäre dem Verhungern nahe, weil er sich selbst so vernachlässigt hatte. Er war klein, etwa einen halben Meter kleiner als die beiden Eindringlinge. Er …

Als sie nach ihm griffen, beugte sich Louis weit zur Seite, um das Gleichgewicht zu wahren, und trat aus, einmal, zweimal, dreimal.

Einer der Eindringling lag zusammengekrümmt am Boden und schnappte nach Luft, bevor der andere geistesgegenwärtig genug war, zurückzuweichen.

Louis folgte ihm.

Was den jungen Mann halb lähmte, war der entrückte, wonnevolle Ausdruck, mit dem Louis ihn töten wollte. Zu spät griff er nach der Betäubungswaffe, die er eingesteckt hatte. Louis trat sie ihm aus der Hand. Er duckte sich unter einer massigen Faust weg und trat nach der Kniescheibe – Kniescheibe (der bleiche Riese hielt in der Bewegung inne), dem Geschlechtsteil, dem Herzen (der Riese beugte sich mit einem pfeifenden Aufschrei weit vor), der Kehle (der Schrei hörte abrupt auf).

Der andere Eindringling war auf Händen und Knien und atmete stoßweise. Louis versetzte ihm zwei Handkantenschläge auf den Hals.

Die Eindringlinge lagen still auf dem üppigen gelben Gras.

Louis Wu ging, seine Tür abzuschließen. Zu keiner Zeit hatte das wonnige Lächeln sein Gesicht verlassen, und daran änderte sich auch nichts, als er seine Tür vollständig verschlossen und mit eingeschalteter Alarmanlage vorfand. Er überprüfte die Tür zum Balkon: verschlossen und Alarmanlage eingeschaltet.

Wie in aller Welt waren sie hereingekommen?

Amüsiert ließ er sich dort, wo er war, in der Lotusstellung nieder und rührte sich über eine Stunde lang nicht mehr.

Bis eine Zeitschaltuhr klickte und den Trafroh abschaltete. Stromsucht ist die jüngste Sünde der Menschheit. Im Verlauf ihrer Geschichte haben die meisten Kulturen des menschlichen Raums in dieser Gewohnheit zeitweilig eine größere Plage gesehen. Sie entzieht die Süchtigen dem Arbeitsmarkt und lässt sie an Selbstvernachlässigung sterben.

Die Zeiten ändern sich jedoch. Generationen später betrachten eben jene Kulturen die Stromsucht in der Regel als einen Segen. Ältere Sünden – Alkoholismus, Drogensucht und zwanghaftes Glücksspiel – können da nicht mithalten. Menschen, die abhängig von Drogen werden, sind glücklicher mit dem Draht. Sie brauchen länger, bis sie sterben, und sie bleiben eher kinderlos.

Sie kostet beinahe nichts. Ein Ecstasy-Händler kann den Preis für die Operation erhöhen, aber wozu? Der Süchtige ist erst dann ein Drahtkopf, wenn der Draht ins Lustzentrum seines Gehirns eingebettet wurde. Dann hat ihn der Händler allerdings nicht mehr im Griff, weil der Nutzer seine Kicks aus dem häuslichen Strom bezieht.

Und die Wonne ist rein, ohne Obertöne und ohne Kater.

Sodass zu Louis Wus Zeit diejenigen, die vom Draht oder von irgendwelchen kleinen Mitteln der Selbstzerstörung versklavt werden konnten, sich seit achthundert Jahren aus der menschlichen Spezies herausgezüchtet hatten.

Heutzutage gibt es sogar Apparate, die das Lustzentrum eines Opfers aus der Entfernung kitzeln konnten. Auf den meisten Welten sind Tasps illegal und kostspielig in der Herstellung, aber sie werden angewendet. (Ein mürrischer Fremder geht vorüber, Wut oder Elend in den säuerlichen Zügen seines Gesichts. Du stehst hinter einem Baum und versüßt ihm den Tag. Knips! Sein Gesicht erhellt sich. Einen Augenblick lang ist er völlig sorgenfrei …) Gewöhnlich ruinieren sie das Leben nicht. Die meisten Menschen vertragen sie.

Die Zeitschaltuhr klickte und schaltete den Trafroh ab.

Louis schien in sich zusammenzusacken. Er griff über seinen glatten Schädel hinweg zur Basis des langen schwarzen Zopfs und zog den Trafroh aus seinem Stecker unter dem Haar. Er hielt ihn in der Hand und überlegte; dann warf er ihn wie immer in eine Schublade und verschloss diese. Die Schublade verschwand. Der Schreibtisch, der scheinbar ein antikes hölzernes Stück war, bestand in Wahrheit aus einer papierdünnen Metallhülle und bot endlos viel Platz für Geheimfächer.

Es war stets eine Versuchung, die Zeitschaltuhr neu einzustellen. In den frühen Jahren seiner Sucht hatte er das routinemäßig getan. Die Vernachlässigung hatte aus ihm ein Skelett gemacht, ein beständig schmutziges. Schließlich hatte er das zusammengesammelt, was von seiner uralten hartnäckigen Entschlossenheit noch verblieben war, und er hatte eine Zeitschaltuhr eingebaut, die zwanzig Minuten pingelige, konzentrierte Arbeit erforderte, um sie neu einzustellen. In ihrer gegenwärtigen Einstellung gab sie ihm fünfzehn Stunden Strom und zwölf Stunden für Schlaf und für das, was er »Wartung« nannte.

Die Leichen lagen immer noch da. Louis hatte keine Ahnung, was er damit anfangen sollte. Wenn er die Polizei sofort gerufen hätte, dann hätte das nach wie vor ungewollte Aufmerksamkeit erregt … aber was könnte er ihnen jetzt sagen, anderthalb Stunden später? Dass er bewusstlos geschlagen worden war? Sie würden seinen Schädel nach Rissen scannen wollen.

So viel wusste er: In der schwarzen Depression, die seiner Zeit unter dem Draht stets folgte, konnte er schlicht keine Entscheidungen treffen. Er folgte seiner Wartungsroutine wie ein Roboter. Selbst sein Abendessen war vorprogrammiert.

Er trank ein volles Glas Wasser. Er stellte die Küche ein. Er ging ins Bad. Er führte zehn Minuten Übungen durch, trieb sich heftig an, bekämpfte Depression mit Erschöpfung. Er vermied es, die steif werdenden Leichen anzusehen. Das Abendessen war fertig, als er seine Übungen beendet hatte. Er aß, ohne etwas zu schmecken … und erinnerte sich, dass er einmal gegessen und Übungen absolviert und jede Bewegung durchgeführt hatte, während der Trafroh in seinem Schädel gesteckt und dabei ein Zehntel des normalen Stroms ins Lustzentrum geliefert hatte. Eine Zeitlang hatte er mit einer Frau zusammengelebt, die ebenfalls einen verdrahteten Kopf gehabt hatte. Sie hatten sich unter dem Draht geliebt … und Kriegsspiele gespielt und Wettkämpfe in Wortspielen ausgefochten … bis sie das Interesse an allem außer dem Strom selbst verloren hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Louis genügend seiner natürlichen Vorsicht zurückgewonnen, um der Erde zu entfliehen.

Jetzt dachte er, dass es leichter wäre, dieser Welt zu entfliehen, als sich dieser beiden großen, verräterischen Leichen zu entledigen.

Aber falls er bereits überwacht wurde?

Sie sahen nicht wie ARM-Agenten aus. Mit den großen, weichen Muskeln und der Blässe, die von einem Sonnenlicht herrührte, das eher orangefarben als gelb war, gehörten sie bestimmt zu den Typen unter niedriger Schwerkraft, wahrscheinlich Cañoniten. Sie hatten nicht wie ARMs gekämpft … aber sie hatten seine Alarmanlage umgangen. Dieser Männer konnten ARM-Mietlinge sein, auf die Freunde warteten.

Louis Wu schaltete die Alarmanlage an seiner Balkontür ab und trat hinaus.

Cañon folgt nicht so ganz den üblichen Regeln eines Planeten.

Der Planet ist nicht viel größer als Mars. Bis vor wenigen Hundert Jahren war seine Atmosphäre gerade dicht genug, um Photosynthese nutzende Pflanzen zu unterhalten. Die Luft enthielt Sauerstoff, war jedoch zu dünn für Mensch oder Kzinti. Das einheimische Leben war so primitiv und widerstandsfähig wie Flechten. Tiere hatten sich überhaupt nie entwickelt.

Aber es gab magnetische Monopole im Kometenhalo rings um Cañons orange-gelbe Sonne und Radioaktivität auf dem Planeten selbst. Das Imperium der Kzinti schluckte den Planeten und bevölkerte ihn mithilfe von Kuppeln und Kompressoren. Sie nannten ihn Warhead, Gefechtskopf, wegen seiner Nähe zu den Pierin-Welten, die noch nicht erobert waren.

Eintausend Jahre später traf das sich ausdehnende Imperium der Kzinti auf den menschlichen Raum.

Bei Louis Wus Geburt waren die Kriege zwischen Menschen und Kzinti längst vorüber. Die Menschen hatten sie allesamt gewonnen. Die Kzinti hatten stets die Neigung gehabt, anzugreifen, bevor sie völlig bereit waren. Die Zivilisation auf Cañon ist ein Erbe des dritten Kriegs zwischen Menschen und Kzinti, als die menschliche Welt Wunderland einen Geschmack an esoterischen Waffen entwickelt hatte.

Der Abkommensbeschaffer von Wunderland wurde nur einmal eingesetzt. Er war eine gigantische Version...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.