Der Autor unterscheidet eine benigne Liebesübertragung von einer malignen Sexualübertragung. Durch die Liebesübertragung muss der Analytiker sich nicht beunruhigt fühlen, da sie die beginnende Fähigkeit des Patienten signalisiert, eine affektive Beziehung zu träumen. Dagegen kann die sexualisierte Übertragung als stabile, gegen Beziehungen gerichtete psychopathologische Struktur eine schwer zu kontrollierende Gegenübertragung auslösen. Denn während der Patient bei der Liebesübertragung gemeinsam mit dem Analytiker in einem emotionalisierten Zustand leben will, will er bei der erotisch sexualisierten Übertragung die Psyche des Analytikers ändern und ihn in seinen eigenen malignen Zustand hinüberziehen. Diese Art der Manipulation führt mitunter zu gewaltsamem Handeln und schafft häufig eine aufgeregte und ablehnende Gegenübertragung. Der Analytiker unterliegt dann dem Wahn, der Patient könne seine analytische Identität zerstören. Die Stärke der Projektionen legt indes nahe, dass hier eine Wahnidee im Spiel ist, die beim Analytiker statt liebevoller vielmehr unangenehme Gefühle zur Folge hat. Technisch wichtig ist daher das timing der Deutungen: Um zu vermeiden, dass der psychotische Kern den Rest der Persönlichkeit unterwirft, müssen sie bei einer wahnhaften Übertragung prompt und kontinuierlich erfolgen.
Nissen / Zeitzschel
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