Nichols | Lady Lavinias Liebestraum | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Nichols Lady Lavinias Liebestraum

Ballsaison
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-103-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ballsaison

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-95576-103-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Verwirrende Gefühle! Zwei aufregende Gentlemen umwerben die junge Lady Lavinia: der geheimnisvolle Lord Wincote und der elegante Earl of Corringham. Wen der beiden sie liebt, hat sie in ihrer Unschuld noch nicht erkannt. Doch Lavinia spürt: Diese Saison in London wird die Entscheidung bringen. Mit jedem glanzvollen Ball, mit jedem Walzer wird ihr klarer, welchem Mann ihr Herz gehört ...



Mary Nichols wurde in Singapur geboren, zog aber schon als kleines Mädchen nach England. Ihr Vater vermittelte ihr die Freude zur Sprache und zum Lesen - mit dem Schreiben sollte es aber noch ein wenig dauern, denn mit achtzehn heiratete Mary Nichols. Erst als ihre Kinder in der Schule waren, fand sie genügend Zeit, sich ganz dem Schreiben zu widmen und damit ihren Traumberuf zu ergreifen. Marys Lieblingsautorinnen und Vorbilder sind Jane Austen und Georgette Heyer.

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1. KAPITEL


Die riesige Leinwand lehnte an der freien Wand des Ballsaales von Stanmore House, der Londoner Stadtresidenz des Duke of Loscoe. Das beinahe noch größere Stück Segeltuch, das unter ihr ausgebreitet war, um den wertvollen Parkettboden zu schützen, wies unzählige bunte Kleckse auf. Auf dem kleinen Arbeitstisch gleich linker Hand lag ein vielfältiges Sortiment an Pinseln und kleinen Putzlappen. Daneben stand ein Glas Wasser.

In eine Schürze gehüllt, die ihr leichtes, duftiges Baumwollkleid vor Farbsprenkeln schützte, trat Lady Lavinia Stanmore ein paar Schritte zurück und begutachtete ihr Werk, das nur aus einiger Entfernung betrachtet zur vollen Geltung kam. Eine märchenhafte, in großzügigen Pinselstrichen gehaltene lichte Waldlandschaft mit knorrigen alten Bäumen, um die sich Akelei wand und in deren Mitte sich auf einer Blumenwiese ein halbes Dutzend Hasen tummelte, erstreckte sich vor ihr.

“Gütiger Himmel, Lavinia! Mir ist zwar nicht entgangen, dass du eine Vorliebe für großformatige Gemälde hast, doch dieses hier kann ohne Übertreibung als monumental bezeichnet werden.”

Lavinia wandte sich zu dem aufmerksam das Bild studierenden Gentleman um, der sich lässig an den Türrahmen gelehnt hatte. Seine elegante Erscheinung, die nicht nur durch den aus feinster Wolle angefertigten grünen Mantel, die auf Hochglanz polierten Stiefel und das akkurat gebundene Krawattentuch zutage trat, sondern ebenso durch sein perfekt frisiertes blondes Haar, ließ keinen Zweifel daran, dass James, Earl of Corringham, ein Mann von Welt war.

“Ach du bist es, James.”

Der Ankömmling grinste die junge Dame mit humorvollen grauen Augen an. “Hast du jemand anderen erwartet?”

“Ich habe eigentlich niemanden erwartet.”

Er kam einige Schritte auf sie zu, um ihr Werk näher in Augenschein zu nehmen. “Wo, um Himmels willen, gedenkst du es aufzuhängen? Obwohl dieses Haus wahrlich nicht zu den kleinsten zählt, fällt mir kein Ort ein, an dem dieses monströse Gemälde gut aufgehoben wäre.”

“Es ist nicht monströs!”, protestierte Lavinia.

“Ich bitte um Verzeihung. Ich wollte damit nicht andeuten, dass ich es nicht für gelungen halte, sondern lediglich zum Ausdruck bringen, dass es ungewöhnlich groß ist”, verbesserte James sich eilig, denn es lag ihm fern, die temperamentvolle junge Frau zu erzürnen.

“Es muss so groß sein, denn es ist ein Bühnenbild.”

“Ich verstehe.”

“Eine Kulisse für ‘Ein Sommernachtstraum’, um genau zu sein.”

“Ach ja? Erzähl mir mehr darüber.”

James interessierten weniger die Details über die Entstehung des Werkes; er genoss es vielmehr, die junge Malerin einfach nur anzuschauen und ihre Stimme zu hören, während er ihren Ausführungen lauschte. Er liebte den Glanz ihrer grünen Augen, wenn sie über etwas berichtete, das sie begeisterte. Er liebte diese seidigen kastanienbraunen Locken, die ihren schlanken Hals umspielten, und er fand die Art, wie sie sich gab, diese natürliche Grazie, die sie ausstrahlte und die nichts mit ihrer aristokratischen Herkunft zu tun hatte, unwiderstehlich. Er mochte schlicht alles an ihr. Umso bedauerlicher war es, dass Lavinia nur einen älteren Bruder in ihm sah und nicht, wie jede Mutter des , einen akzeptablen, heiratswilligen Junggesellen.

Dabei waren sie nicht einmal entfernt miteinander verwandt; dass sie gewissermaßen einer Familie angehörten, war dem Umstand geschuldet, dass seine Stiefmutter vor ein paar Jahren Lavinias Vater, den Duke of Loscoe, geheiratet hatte. James hatte seitdem genügend Abstand gewonnen, um sich einzugestehen, bereits bei ihrer ersten Begegnung sein Herz an die junge Frau verloren zu haben. Damals war sie ein temperamentvolles und eigenwilliges sechzehnjähriges Mädchen gewesen, das, frisch vom Lande gekommen, gerade die Vorzüge Londons herauszufinden begann, noch nicht in die Gesellschaft eingeführt worden war und nicht im Entferntesten an eine Vermählung dachte. Als im darauffolgenden Jahr der Duke seine Stiefmutter zum Traualtar geführt hatte, war es für James zunächst einfacher gewesen, Lavinia als seine Schwester anzusehen. Und so hatte sich eine geschwisterliche Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, die es ihm, wie er hatte feststellen müssen, nun überaus schwer machte, Lavinia seine wahren Gefühle zu gestehen.

“Ich will ein Theaterstück auf die Beine stellen, um für Mamas Waisenhaus Geld zu sammeln”, erklärte sie freudig erregt. “Der Unterhalt für das Heim und die Kinder steigt leider stetig.”

Lavinia schätzte die Großherzigkeit ihrer Stiefmutter Frances sehr, liebte sie inzwischen mehr als die eigene verstorbene Mutter, die sich zu ihren Lebzeiten nie um sie gekümmert hatte, außer wenn sie es wieder einmal für notwendig erachtete, Lavinia ob ihres jungenhaft wilden Temperaments zu bestrafen, sie in ihr Zimmer zu sperren und von anderen Kindern und vor allem von ihrem Bruder Duncan, mit dem sie viel durch die Wälder oder über die Felder gestreift war, fernzuhalten. Lavinias Gouvernante Miss Hastings hatte unterdessen versucht, sie angemessen auszubilden und ihr Benehmen beizubringen, was die gute Frau viele Nerven gekostet hatte, denn Lavinia hatte den Unterricht nicht nur einmal geschwänzt.

James empfand für die Duchess of Loscoe ähnlich wie seine Stiefschwester, schließlich war sie ihm, seit der Vater sie als seine Braut heimgeführt hatte, eine mütterliche Freundin gewesen, obgleich sie mit damals siebzehn Jahren nur ein Jahrzehnt älter gewesen war als er.

“Dann war es also Mamas Idee.”

“Nein, meine. Oder besser: Eine Theatertruppe brachte mich auf diesen Gedanken. Anfang des Jahres stellten die Schauspieler ihr Zelt bei uns in Risley auf, und da dachte ich, warum nicht selbst einmal ein Theaterstück geben? Erst wollte ich es in Loscoe Court organisieren, doch dann überlegte ich, wir würden vermutlich auf dem Lande nicht genügend spendable Zuschauer finden. Da ich wusste, dass wir die Saison in London verbringen, habe ich mich kurzerhand entschlossen, das Stück hier aufzuführen. Wir werden den Ballsaal für einen Abend in ein Theater verwandeln.”

“Wer ist ‘wir’?”

“Nun, jeder, der interessiert ist. Du kannst dich gern beteiligen, wenn du möchtest.”

“Wirklich? Wie kommst du darauf, dass ich talentiert genug bin?”

“Wir werden es ja sehen, wenn du vorsprichst, oder nicht? Und wenn du, wie ich befürchte, tatsächlich hoffnungslos unbegabt sein solltest, dann könntest du uns hinter der Bühne zur Hand gehen …”

“Oder die Kulissen schieben”, fügte er trocken hinzu und nickte in Richtung der bemalten Leinwand.

“Wie du wünschst.”

“Vielleicht möchte ich mich gar nicht beteiligen.”

“Sei unbesorgt. Es gibt noch andere, die gewillt sind, mir bei meinem Vorhaben unter die Arme zu greifen.”

“Wer?”

“Duncan, vielleicht auch Benedict Willoughby.”

“Mit nur zwei Hilfskräften wirst du kaum eine Theateraufführung auf die Beine stellen können. Überdies ist Duncan reichlich arbeitsscheu und der junge Willoughby unzuverlässig.”

“Duncan kann sich zusammenreißen, wenn er will. Ich dachte, eine kleine Abwechslung würde ihm guttun.”

“Du meinst, du willst ihn von seinen dummen Gedanken abbringen. Das kannst du nur dann erreichen, wenn du ihn von Willoughby fernhältst.”

“Du tust ihm unrecht”, verteidigte sie den achtzehnjährigen Bruder wie gewöhnlich. Insgeheim wusste sie nur zu gut, dass James die Wahrheit gesprochen hatte. “Als du jung warst, hast du bestimmt auch nicht immer alle Regeln befolgt. Nun, da du alt und gesetzt bist, hast du es vermutlich schlicht vergessen.”

“Alt und gesetzt!”, rief er und lachte schallend. “Muss man sich mit siebenundzwanzig Jahren so fühlen? Und ich dachte, ich befände mich gerade in den besten Mannesjahren.”

Lavinia schmunzelte. “Du weißt, was ich meine.”

“Wirst du denn selbst eine Rolle in dem Theaterstück übernehmen?”

“Ja, zumal Lancelot Greatorex uns Hilfestellung geben wird.”

James warf der Stiefschwester einen erstaunten Blick zu. “Wer ist denn das?”

“Er ist der Direktor der Truppe ‘Thespian Players’, ein hervorragender Schauspieler. Er hat mir versprochen, uns gegen Ende der Saison bei meinem Stück zu helfen, wenn er seine Verpflichtungen erfüllt hat.”

“Daher der groteske Name … Aber du willst mir doch nicht allen Ernstes bedeuten, dass der Duke es gutheißt, wenn du mit Schauspielern zusammenarbeiten möchtest!”

“Was sollte er denn dagegen haben?”, fragte die junge Dame gleichmütig.

“Oh Lavinia, hast du deinen Vater überhaupt um Erlaubnis gebeten, das Stück in seinem Haus aufführen zu dürfen?”

“Noch nicht, aber das werde ich bald tun.”

James lachte. “Dann wünsche ich dir viel Glück dabei, denn du wirst es wahrhaftig gut gebrauchen können!”

“Papa ist viel gutmütiger und mitteilsamer geworden, seit er Frances geheiratet hat. Daher bin ich sehr zuversichtlich”, erwiderte sie selbstbewusst.

“Seine Gnaden, der Duke of Loscoe, ist sicherlich ein großzügiger Mann, was jedoch nicht heißt, dass er seiner Tochter alles durchgehen lässt.”

“Dies schon”, erwiderte sie trotzig, aber gut gelaunt.

“Ich wette fünf Guineas, dass dein Papa unnachgiebig sein wird.”

“Abgemacht”, sagte sie prompt. “Ich werde Stiefmama auf meine Seite bringen, damit sie mit Papa spricht. Er konnte ihr noch nie einen Wunsch...



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