E-Book, Deutsch, Band 128, 448 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
Nichols / Justiss Historical Exklusiv Band 128
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7515-3183-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Frühlingsküsse voller Feuer
E-Book, Deutsch, Band 128, 448 Seiten
Reihe: Historical Exklusiv
ISBN: 978-3-7515-3183-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
FRÜHLING SÜSSER VERHEISSUNGEN von MARY NICHOLS
Als Sophie Langford zögernd das Schiff verlässt, traut James, Duke of Belfont, seinen Augen kaum: Er hatte ein junges Mädchen erwartet, keine attraktive Frau! Diese Schönheit soll sein Mündel sein? Beim ersten Blick in Sophies Augen ahnt James, dass der kommende Frühling an ihrer Seite voller süßer Verheißungen ist ...
ZWEI HERZEN IM FRÜHLING von JULIA JUSTISS
Nach einem Schicksalsschlag hat sich Captain Dominic Ransleigh von allen Vergnügungen abgewandt. Bis die bezaubernde Theodora Branwall wieder Freude in sein zurückgezogenes Leben bringt. Umso schrecklicher, als sie nach London abreist, um sich dort einen Ehemann zu suchen! Jetzt muss Dominic alles aufs Spiel setzen ...
Mary Nichols wurde in Singapur geboren, zog aber schon als kleines Mädchen nach England. Ihr Vater vermittelte ihr die Freude zur Sprache und zum Lesen - mit dem Schreiben sollte es aber noch ein wenig dauern, denn mit achtzehn heiratete Mary Nichols. Erst als ihre Kinder in der Schule waren, fand sie genügend Zeit, sich ganz dem Schreiben zu widmen und damit ihren Traumberuf zu ergreifen. Marys Lieblingsautorinnen und Vorbilder sind Jane Austen und Georgette Heyer.
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1. KAPITEL
Die leichte Brise, die über den schattigen Balkon strich, brachte den Duft von Orangenblüten und Bougainvillea mit sich. Miss Sophia Langford atmete ihn tief ein. Er war so viel angenehmer als die von der Straße heraufsteigenden Gerüche. Sie ließ den Blick über die roten Dächer der Stadt und über das in der Ferne im Sonnenlicht glitzernde Wasser des Golfs von Neapel gleiten. Aber in Gedanken war sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Sie befand sich in einer beinahe ausweglosen Situation. Was, um Himmels willen, sollte sie tun? Vor Kurzem war ihr Vater ihrer Mutter ins Grab gefolgt und hatte sie allein in einem fremden Land zurückgelassen. Sie zählte knapp einundzwanzig Jahre, hatte keine Freunde und auch keine Verwandten, die ihr zu Hilfe kommen würden. Und in wenigen Tagen war die Miete für das Haus fällig, das sie bewohnte.
Es klopfte. Doch Sophie war so in ihre trüben Gedanken vertieft, dass sie es nicht hörte.
Die Besucherin klopfte erneut. Nichts! Also öffnete sie die Tür und rief: „Sophie, meine Liebe, ich habe gute Neuigkeiten. Ja, wundervolle Neuigkeiten!“
Lady Myers war klein, rundlich und etwa vierzig Jahre alt. Sie trug ein leichtes Musselinkleid, das vom Stil her eher zu einer jungen Dame gepasst hätte. Auch konnte man deutlich erkennen, dass sie ihr Haar gefärbt hatte. Trotz dieser kleinen modischen Fehler machte sie einen sehr warmherzigen Eindruck. Ihre braunen Augen strahlten Lebensfreude und Mitgefühl aus. Um ihren Mund spielte ein leicht amüsiertes und gleichzeitig verständnisvolles Lächeln.
Sophie hob den Kopf und begriff im gleichen Moment, dass sie sich vorhin getäuscht hatte: Sie war nicht ohne Freunde. Lady Myers würde sie nicht im Stich lassen.
„Der Krieg ist vorbei“, teilte diese ihr strahlend mit. „Napoleon hat sich zuletzt doch geschlagen geben müssen. Paris ist von den Alliierten besetzt. Wir können endlich nach Hause.“
„Nach Hause …“, wiederholte Sophie leise. Wo war ihr Zuhause? Während der letzten zehn Jahre hatte sie in Italien, Frankreich, Österreich und der Schweiz gelebt. Frankreich hatte sie als ein Land voller Kontraste in Erinnerung, wofür vermutlich die Revolution verantwortlich war. Die Schweiz mit den wunderschönen Bergen und der klaren Luft hatte sie geliebt, vor allem, weil ihre Mutter sich dort wohlgefühlt hatte. Viel zu schnell hatten sie das Land wieder verlassen müssen. Natürlich hätte ihr Vater nie zugegeben, dass sie auf der Flucht waren. Aber es stimmte trotzdem: Wo auch immer er sich niederließ – nach einer Weile musste er vor seinen Gläubigern davonlaufen.
Sie unterdrückte einen Seufzer. Für Engländer war das Leben auf dem europäischen Festland verhältnismäßig günstig. Sie und ihre Eltern hätten ein bescheidenes, aber dabei doch recht bequemes Dasein führen können, wenn die Schwäche ihres Vaters nicht immer wieder zu neuen Katastrophen geführt hätte.
Von der Schweiz aus war man nach Österreich gereist, um eine Zeit lang in Wien zu wohnen. Sophie und ihre Mutter hatten die schönsten Ecken der Stadt erforscht, während ihr Vater sich mit anderen Engländern getroffen und sich erneut dem Glücksspiel hingegeben hatte. Stets hatte er behauptet, der große Gewinn könne nicht mehr lange auf sich warten lassen. Dann würden er und seine Lieben endlich die Achtung erfahren, die ihnen zukam. Hotelangestellte, Vermieter, Schneiderinnen und Lebensmittelhändler würden sie mit der größten Zuvorkommenheit behandeln.
Leider ging diese Prophezeiung nie in Erfüllung. Stattdessen mussten sie oft mitten in der Nacht heimlich das Hotel verlassen, in dem sie abgestiegen waren, weil sie die Rechnung nicht bezahlen konnten. Sophie war damals fünfzehn gewesen und hatte die Flucht als spannendes Abenteuer erlebt. Ihrer Mutter hingegen, die schon lange an Melancholie litt, hatte die Aufregung gar nicht gutgetan. Sie erholte sich weder in Venedig noch in Mailand, Turin, Florenz oder Rom von den Anstrengungen, die ihr Ehemann ihr aufbürdete.
Als ihr Gatte sich schließlich in Neapel niederließ, war Lady Langford bereits schwer krank. Umso mehr freute es sie, eine alte Freundin wiederzutreffen. Lady Alicia Myers, eine Engländerin, die sie bereits vor vielen Jahren in Suffolk kennengelernt hatte, wohnte in der Nachbarschaft.
„Sie war frisch verheiratet, als wir uns zum ersten Mal begegneten“, hatte Lady Langford ihrer Tochter erzählt. „Lord Myers entschloss sich, in den diplomatischen Dienst zu gehen, und musste deshalb bald darauf seine Heimat verlassen. Natürlich begleitete Alicia ihn. Wir schrieben uns, wann immer das möglich war. Doch irgendwann haben wir uns aus den Augen verloren. Ich bin so froh, dass wir unsere Freundschaft nun erneuern können.“
Sophie hatte genickt und gehofft, dass das Wiedersehen mit der langjährigen Freundin ihrer Mutter guttun würde.
Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Langfords in noch größeren finanziellen Schwierigkeiten als je zuvor. Längst hatten sie alle Hausangestellten entlassen. Die Kutsche war samt den Pferden verkauft worden. Um den Lebensunterhalt ihrer Familie zu sichern, hatte Lady Langford sich vom größten Teil ihres Schmucks getrennt. Vielleicht war es dieser Schritt gewesen, der ihre Hoffnung, jemals nach England zurückkehren zu können, endgültig ausgelöscht hatte. Sie wusste, dass sie mitten im Krieg in einem fremden Land gestrandet war, ohne Geld und ohne die Aussicht auf eine Verbesserung der Situation. So hatte sie allen Lebensmut verloren und war nach relativ kurzer Zeit gestorben.
Ihr Tod hatte Lord Langford völlig aus der Bahn geworfen. Tagelang hatte er geweint, sich mit Selbstvorwürfen gequält und Sophie, wenn er betrunken war, angefleht, ihm seine Fehler zu verzeihen. Sie hatte selbst kaum gewusst, wie sie weiterleben sollte. Niemand hatte sie in ihrem Kummer getröstet. Ja, sie hatte nicht einmal Zeit, richtig zu trauern. Wenn sie nicht verhungern wollte, musste sie sich um alles kümmern, was es zu erledigen gab.
Dazu gehörte auch – wie sie bald einsehen musste –, dass sie sich um eine Stellung bemühte, denn ihr Vater brachte nur sehr unregelmäßig ein wenig Geld nach Hause. Noch ehe sie zwanzig wurde, hatte Sophie begonnen, italienischen Kindern Englischunterricht zu geben und sich Touristen als Fremdenführerin zur Verfügung zu stellen. Da wegen des Krieges nur wenige Engländer nach Italien reisten, um sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen, frischte Sophie ihre Französisch- und Deutschkenntnisse auf, um ihre Dienste auch Franzosen, Deutschen, Schweizern und Österreichern anbieten zu können.
Eine Zeit lang schien alles gut zu gehen. Doch dann war auch ihr Vater gestorben. Unbekannte hatten ihn überfallen und getötet, als er wieder einmal betrunken in den Straßen Neapels unterwegs war. Dieser Schicksalsschlag machte auch einer so charakterstarken jungen Dame wie Sophie sehr zu schaffen.
„Wir können endlich nach Hause zurückkehren“, wiederholte Lady Myers, die ein wenig beunruhigt über Sophies anhaltendes Schweigen war. Sie musterte ihre junge Freundin unauffällig. Eine Schönheit war Sophie nicht, und das abgetragene schwarze Kleid trug nicht dazu bei, sie attraktiver wirken zu lassen. Aber mit ein wenig Mühe würde man den Blick heiratsfähiger junger Gentlemen auf die natürliche Anmut, den schlanken biegsamen Körper und die strahlenden Augen der jungen Dame lenken können. „Heim nach England! Das ist doch eine gute Nachricht!“
„Ich kann nicht nach England zurück“, stellte Sophie leise, aber entschieden fest.
„Unsinn! Sie können unmöglich allein hier bleiben! Gewiss haben Sie Verwandte in England. Und …“
Sophie schüttelte den Kopf und bückte sich nach einem zerknitterten Blatt Papier, das auf der Erde lag. „Ich habe meinen Onkel, den Bruder meines Vaters, angeschrieben, da ich es für ein Gebot der Höflichkeit hielt, ihn über Papas Tod zu informieren.“
„Gut“, lobte Lady Myers und streckte die Hand nach dem Blatt aus, das Sophie ihr hinhielt.
„Dies ist die Antwort.“
„Aber …“ Während sie las, schüttelte Lady Myers wiederholt den Kopf. „Das ist schlichtweg boshaft! Sie waren noch ein Kind, als Sie England mit Ihren Eltern verließen. Wie kann er Sie für die Fehler Ihres Vaters verantwortlich machen?“
Sophie zuckte mit den Schultern. „Seiner Meinung nach ist Papa nur deshalb zu einem Spieler geworden, weil er die falsche Frau geheiratet hat. Zudem ist mein Onkel davon überzeugt, dass meine Erziehung mich nicht befähigt, mich in der guten Gesellschaft angemessen zu bewegen.“
„Bei Gott, Ihr Onkel ist kein Gentleman! Er verlangt, dass Sie sich nie wieder bei ihm melden!“ Lady Myers starrte die Zeilen wütend an. „Ich denke fast, ich sollte ihm schreiben, um ihm klarzumachen, wie verachtenswert er sich verhält.“
„Oh bitte tun Sie das nicht! Es wäre mir überaus unangenehm. Ich habe nie um irgendetwas gebettelt. Ich kann schon die Vorstellung nicht ertragen! Ich werde meine Arbeit hier fortsetzen. Jetzt, da der Krieg vorüber ist, werden gewiss mehr Touristen nach Neapel kommen als bisher.“
„Da mögen Sie recht haben. Ich fürchte allerdings, dass gerade die englischen Reisenden nicht Sie als Fremdenführerin wählen werden. Bedenken Sie: Durch den Tod Ihres Vaters sind Sie zu einer alleinstehenden jungen Dame geworden. Das genügt, damit die Mitglieder der guten Gesellschaft die Nase über Sie rümpfen.“
Darüber hatte...