E-Book, Deutsch, Band 2, 288 Seiten
Reihe: Bruns LLC
Nias Jonathan@Bruns_LLC
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-944737-71-3
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Löwengebrüll
E-Book, Deutsch, Band 2, 288 Seiten
Reihe: Bruns LLC
ISBN: 978-3-944737-71-3
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Löwen aus dem Reinhardswald sind wieder da! Nicht nur seine neue Rolle als Alpha-Löwe macht Jon zu schaffen, sondern auch Devons Verschwinden. Der schwarze Wolf hat sich scheinbar in Luft aufgelöst. Als wäre das nicht schon schlimm genug, übt plötzlich der kleine Löwe Luke eine Anziehungskraft auf ihn aus, der er sich nicht entziehen kann. Und das, obwohl Luke das Gegenteil von dem ist, was Jon eigentlich begehrt. Viel zu klein und schmächtig für einen Löwen, zudem schüchtern und unsicher, steht Luke am untersten Ende der Rangfolge in der Familie. Alles scheint Jon über den Kopf zu wachsen, als auch Tajos natürlicher Herrschaftsinstinkt mit aller Macht zurückkehrt und er ungewollt die wichtigste Entscheidung seines Lebens treffen muss: das Rudel, Devon oder Luke
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1. Kapitel
Die aufgehende Morgensonne tauchte das karge Wüstenland des Northern Cape in orangerote Farben. Die Stille der Nacht wich den leisen und immer lauter werdenden Stimmen der Vögel, die erwachten und den neuen Sommertag mit ihrem Gesang begrüßten.
Tajo drehte sich brummend im Bett herum und verfluchte sein feines Gehör, das jede noch so weit entfernte Vogelstimme wahrnahm und einen weiteren Schlaf unmöglich machte. Er blinzelte und richtete sich langsam auf. Etwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht. Etwas fehlte. Die Bettseite neben ihm war kalt – und leer.
Marc war nicht da.
„Marc?“ Seine Stimme klang etwas rau und er räusperte sich. Keine Antwort. Sofort war er hellwach und sah sich suchend um. Marcs Klamotten, die er ihm gestern Abend noch eigenhändig ausgezogen und achtlos vor das Bett hatte fallen lassen, lagen nicht mehr verstreut herum. Das Zimmer war aufgeräumt – und er war vollkommen allein. Wo war er hin, ohne ihm Bescheid zu sagen? Das hatte er doch noch nie getan, ohne ihn aufzustehen! Ohne das gemeinsame Aufwachen mit ausgiebigem Kuscheln und ein wenig Sex zu genießen! Mal mehr, mal weniger in dieser Reihenfolge.
War etwas passiert? Und wieso hatte er es nicht mitbekommen, dass Marc aufgestanden war? Einen so tiefen Schlaf hatte er eigentlich nicht. Anscheinend hatte sich sein Freund klammheimlich davongestohlen. Aber warum? Wenn er jetzt irgendeine Dummheit beging … nein, ausgeschlossen, dafür war Marc zu clever. Wahrscheinlich hatte er etwas vor ihm zu verbergen. Na warte, das würde er sofort herausfinden.
Mit einer fließenden Bewegung sprang er auf, sein Puls schoss sofort in die Höhe. Sein verletztes Bein zwickte und protestierte kurz, aber er beachtete den leichten Schmerz nicht. Schnell schlüpfte er in seine Shorts und zog ein Hemd über. Mit den Knöpfen hielt er sich erst gar nicht auf und auch die Schuhe ließ er einfach stehen – falls er sich blitzartig verwandeln musste, um noch schneller zu sein, wären sie sowieso nur hinderlich.
Er stürmte aus dem Poolhaus und rannte fast in Jon hinein, der augenscheinlich gerade schwimmen gehen wollte.
„Wo ist er?“, schnauzte er seinen kleinen Bruder unbeherrscht an.
Jon grinste nur leicht über seine offenkundig miese Laune. „Wenn du Marc suchst - er ist vor einer knappen Stunde mit den Kleinen raus in die Wüste zum Spielen“, erwiderte er völlig unbekümmert.
„Er ist … was?“, brüllte Tajo außer sich vor Zorn. Das wurde ja immer schlimmer! Er drehte auf dem Absatz um und lief aus dem gepflegten Garten in die angrenzende Wüste hinaus. Kurz blieb er stehen, um die Witterung aufzunehmen.
War Marc jetzt völlig durchgeknallt? Wie konnte er sich und seine kleinen Schwestern nur so in Gefahr bringen? Ihre Feinde lauerten nur darauf, ihn oder ein anderes Mitglied der Familie alleine zu erwischen und kalt zu machen, und er lief mit den Kindern einfach aus dem Schutz des Hauses heraus? Nur, um zu spielen?
Mit seinen menschlichen Sinnen konnte er die Richtung, in die sie gegangen waren, nicht eindeutig erkennen. Er zögerte nicht, sondern zog kurzerhand seine Kleidung wieder aus, warf sie achtlos auf die staubige Erde und verwandelte sich in den Löwen, der er war.
Sogleich stürmten sämtliche Gerüche und Geräusche der Umgebung tausendfach verstärkt und in der gewohnten Schärfe auf ihn ein. Er sog die Luft tief in seine feine Nase und filterte Marcs Geruch, den er wie keinen zweiten kannte, sofort und untrügerisch heraus.
Jetzt konnte er mühelos die Richtung orten, in die Marc mit Tess und Carla gelaufen war. Die beiden Mädchen waren in Löwengestalt unterwegs, das erkannte er an dem schwachen, aber leicht wildtierartigen Körpergeruch der Kinder.
Er schoss in die Ebene hinaus, immer der feinen Duftspur nach. Weit und breit war niemand zu sehen, aber er verließ sich auf seinen ausgezeichneten Spürsinn, der ihm die Richtung wies. Nach gut drei Kilometern erreichte er eine kleine Felsformation, die bis an das Wasserloch, das von den Wildtieren der Region zum Trinken genutzt wurde, heranreichte.
Da sah er ihn. Marc stand auf einer kleinen Anhöhe, von der aus die Gegend gut zu überblicken war. Um seine schmalen Hüften hatte er seinen Pistolengürtel geschnallt und in seinem unverletzten linken Arm ruhte ein Gewehr. Er sah Tajo schon von Weitem kommen und blickte ihm entspannt entgegen.
Tajo drosselte sein Tempo. Sein Zorn verrauchte schlagartig und wich dem bekannten Flattern in seiner Magengegend, das ihn noch immer überkam, sobald er seinen Freund ansah. Sein braunes Haar war vom Wind leicht zerzaust und fiel ihm ungeordnet in die Stirn, sein Cowboyhut, den er als Schutz vor der sengenden afrikanischen Sonne mitgenommen hatte, lag neben ihm. In den kurzen Cargohosen und dem karierten Hemd, die sonnengebräunte Arme und Beine freiließen, sah er umwerfend gut aus. Sein rechter Arm war noch immer bandagiert, aber seine Verletzung heilte und Keyla hatte bereits die Fäden entfernen können.
Vor allem seine selbstbewusste Körperhaltung ließ Tajo ein Wort durch den Kopf schießen: Jäger. Kein Opfer, keine Beute, sondern einer von seinesgleichen. Das Raubtier in ihm nahm achtungsvoll Haltung an und er sah das liebevolle Funkeln in Marcs Augen, als er ihm entgegenblickte. Ein Blick aus diesen braunen Augen – und er schmolz dahin wie Butter in der Sonne. Mist, er konnte ihm nicht einmal lange böse sein, ihn so erschreckt zu haben. Im Gegenteil, sein ganzer Körper summte vor Stolz, als er dachte: meiner.
Er sprang mit einem eleganten Satz an seine Seite und rieb zur Begrüßung den Kopf an Marcs Bauch. Worte brauchten beide nicht, um sich zu verstehen. Marc schob die Hand in seine noch viel zu kurze Mähne, strich zärtlich hindurch, beugte sich hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die breite Löwennase.
„Ich wollte dich nicht wecken“, murmelte er leise, „aber die Kinder haben keine Ruhe gegeben.“
Jetzt sah Tajo, dass die kleinen Löwenmädchen ein paar Meter weiter mit einer Schildkröte spielten und vergeblich versuchten, sie zu knacken. Das tellergroße Tier hatte sich fest in seinen Panzer zurückgezogen und hielt allen Versuchen der Kinder, an es heranzukommen, mühelos stand.
Im Schatten eines nahen Busches lagen sein Vater Alexander und seine Schwester Anna in Löwengestalt, völlig entspannt. Sie beobachteten die Mädchen aus halb geschlossenen Augen, warfen ihm einen bedeutungsvollen Blick zu und dösten weiter. Tajo schnaubte erleichtert auf.
„Hast du geglaubt, ich wäre allein hier draußen unterwegs?“, fragte Marc belustigt.
Tajo schüttelte halbherzig den Kopf, auch wenn er genau wusste, dass Marc ihm diese kleine Lüge sowieso nicht abkaufte. Das würde er Jon heimzahlen. Der Witzbold hätte ihm gleich sagen können, dass ihr Vater und ihre Schwester auch noch mitgegangen waren. Was dachte er sich eigentlich dabei, ihn so zu erschrecken? Er rief sich in Erinnerung, dass er Jon zwar nicht danach gefragt hatte. Aber trotzdem glaubte er, dass Jon das mit Absicht getan hatte. In Gedanken malte er sich bereits aus, dass er ihn dafür aus Rache zumindest einmal in den Pool werfen würde.
Die Kinder hatten zwischenzeitlich den Versuch aufgegeben, die Schildkröte zu fressen. Auf der Suche nach einem neuen Ziel schlichen sie sich nun an eine Giraffe heran, die in einiger Entfernung an einem Baum knabberte. Marc seufzte leicht genervt auf.
„Sind alle Löwenjungen so?“, fragte er. „Ständig suchen sie etwas Neues zum Angreifen und haben nur Unsinn im Kopf.“
Tajo nickte und ließ sich entspannt auf die Hinterbeine nieder. Ja, die zwei Mädchen waren immer so wild. Aber er hätte mal Anna erleben sollen, als sie in diesem Alter war. Die hatte sich und ihre Zwillingsschwester Keyla ständig in Schwierigkeiten gebracht.
Die Giraffe hatte die kleinen Löwinnen natürlich schon längst gesehen und wahrgenommen, dass die Erwachsenen nicht auf der Jagd waren. Die Kleinen waren ihr zwar lästig, stellten aber keine Gefahr dar. Mit ihren langen Beinen und den starken Hufen konnte sie ziemlich heftig zutreten, im schlimmsten Fall sogar einen Löwen töten. Aber die Kinder mussten ihre eigenen Erfahrungen sammeln und die Erwachsenen ließen sie auch gewähren, solange keine echte Lebensgefahr bestand.
Tess duckte sich nahe an den Boden und schlich langsam näher, während ihre Schwester Carla versuchte, sich unbemerkt auf die andere Seite der Giraffe zu stehlen. Diese behielt dank ihrer guten Rundumsicht beide Löwinnen im Auge und legte genervt die Ohren an, als Tess einen Angriff wagte. Die Giraffe schlug majestätisch mit dem Kopf und stampfte warnend mit den Vorderhufen auf. Doch Tess ließ sich davon nicht beeindrucken und sprang dicht hinter sie, um das riesige Tier an den Hinterbeinen zu erwischen. Plötzlich keilte die Giraffe nach hinten aus und ihr Huf verfehlte Tess’ Kopf nur um Haaresbreite. Die kleine Löwin sprang erschrocken zur Seite und purzelte kopfüber ins hohe Gras.
Marc hielt hörbar die Luft an und entsicherte mit einer fließenden Bewegung das Gewehr. Aber Tajo schob sich vor ihn und hielt ihn auf. Es war gar nicht nötig, so heftig zu reagieren. Die Zwillingsmädchen hatten bereits genug von dem Jagdspiel und tobten zu ihrem Vater hinüber, um sich ungestüm auf ihn zu werfen und ihm ins Ohr zu beißen. Marc musste sich wirklich in Gelassenheit üben und den Kindern mehr zutrauen.
Alexander ließ den Angriff seiner zwei Jüngsten gutmütig über sich ergehen und brummte schicksalsergeben. Anna kam hinzu und leckte Tess liebevoll über den Kopf. Sofort wurde auch die große Schwester ins...




