E-Book, Deutsch, Band 3, 184 Seiten
Reihe: Nick, Pionier des Weltalls
Newton Nick 3 (zweite Serie): Professor Raskins Erfindung
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-86305-264-5
Verlag: Verlag Peter Hopf
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 3, 184 Seiten
Reihe: Nick, Pionier des Weltalls
ISBN: 978-3-86305-264-5
Verlag: Verlag Peter Hopf
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Thomas Newton wurde 1967 in Esslingen am Neckar geboren und lebt heute in Berlin. Seit 2009 arbeitet er als freiberuflicher Texter und Zeichner. Mitte der 1980er war er vor allem im Horror-und Science-Fiction-Fandom mit Illustrationen und Geschichten aktiv. In dieser Zeit lernte er auch Peter Hopf kennen. Zusammen entwarfen sie 1994 die Idee für eine eigene Dschungel-Piccoloserie. Talon erschien von 1995 bis 1997 mit neun Piccolos und einem Großband aus seiner Feder. Die Verbundenheit zu Piccolos hat er von seiner Mutter geerbt, die in ihrer Jugend ein großer Sigurd-Fan war. So war es für ihn eine spannende Herausforderung, 2013 mit BOB & BEN eine für ihn bis dahin unbekannte Serie von Hansrudi Wäscher in einem Roman umzusetzen und dabei den Stil und die Dynamik der Geschichten so getreu wie möglich einzufangen. Seine eigentliche Leidenschaft sind aber bis heute die Abenteuer um Nick, den Weltraumfahrer ...
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EINS
Der schnelle Aufklärer jagte über die Skyline von New York hinweg. Rasch blieben die Straßenschluchten und die hoch aufragenden Wolkenkratzer unter ihm zurück.
Nick warf einen letzten Blick aus der Kanzel und sah die Metropole im Dunst verschwinden. Wie erbeten, hatte er die Position der ›Ozeana‹ erhalten, des schwimmenden Labors, auf dem sein alter Freund Professor Raskin geheime Forschungen betrieb. Er hatte sich von Xutl sowie von Direktor Murray, dem Chef der Weltsicherheitsbehörde, verabschiedet und konnte nun, zwei Tage später, endlich aufbrechen.
Nick kontrollierte die Anzeigen, ließ dabei aber seine Gedanken schweifen. Er war gespannt, woran Professor Raskin arbeitete. Nach der strengen Geheimhaltung zu urteilen, musste es sich um etwas Revolutionäres handeln. Nick zuckte mit den Schultern und hob den Kopf, um sich auf seinen Flug zu konzentrieren. Er würde es ja bald erfahren.
Er steuerte den Aufklärer auf die offene See. Selbst von hier oben konnte er erkennen, wie die Wellen des Atlantiks gegen die Küste Neuenglands wogten. Als er sich vergewissert hatte, dass er sich abseits der dicht beflogenen Routen befand, steuerte er den Aufklärer in einem steilen Winkel in die Stratosphäre hinauf. Das Düsenflugzeug zog einen langen Feuerschweif hinter sich her, als es durch die Luftschichten stieß und die obersten Schichten der Atmosphäre erreichte, die den blauen Planeten von der Schwärze des Weltraums trennte.
Sobald er die vorgegebene Höhe erreichte hatte, stellte Nick den Kurs fest und ließ die Tragflächen einfahren. Er verfolgte aus den Augenwinkeln, wie die beiden Flügel im Rumpf versenkt wurden. Sekunden später raste der Aufklärer, nun von keinem Luftwiderstand mehr gehemmt, mit aktiviertem R3-Antrieb um den Erdball.
Die letzte Position des schwimmenden Labors lag im Pazifischen Ozean, Tausende von Kilometern entfernt. Durch den Atmosphärenflug war es eine Sache von Minuten, um diese Entfernung zu überwinden. Einige Hundert Kilometer vor dem angegebenen Standort der ›Ozeana‹ ließ Nick die Tragflächen wieder ausfahren und tauchte in die Atmosphäre ein. Unter ihm breiteten sich die schier unendlichen Weiten des Stillen Ozeans aus.
Nick warf einen Blick auf den Chronometer. , stellte er fest.
Er studierte die Positionsangaben auf seinen Instrumenten und benötigte dann nur kurze Zeit, um einen dunklen Fleck auf den Wellen auszumachen. Das musste die ›Ozeana‹ sein. Er drückte das Steuerhorn leicht nach vorne. Der Aufklärer ging tiefer, bis er in wenigen Hundert Metern Höhe über die Wellen hinwegraste.
Das Schiff trieb ruhig auf dem Wasser. Ein Aufbau in der Mitte des Rumpfes ragte in die Höhe. Am ausladenden Heck leuchtete eine kreisrunde Markierung, die die Landefläche für Helikopter und Senkrechtstarter anzeigte.
Nick schwenkte leicht nach rechts und flog in einer Kurve um das Schiff herum.
»Achtung, Achtung!«, funkte er. »Hier spricht Nick. An den Kommandanten der ›Ozeana‹. Unterrichten Sie bitte Professor Raskin von meiner Ankunft. Ich bitte um Landeerlaubnis!«
Er musste nicht lange auf eine Antwort warten, doch sie fiel anders aus als erwartet.
»Hier ›Ozeana‹! Besuch untersagt. Rückfragen zwecklos. Ende!«
Nick runzelte die Stirn. Er wusste ja, dass der Professor einen geheimen Auftrag hatte. Dennoch hätte er eine freundlichere Begrüßung erwartet. Erneut betätigte er den Funk.
»Hören Sie, Kommandant«, setzte er an. »Ich bin ein alter Freund von Professor Raskin. Bitten Sie ihn an das Funkgerät. Ich möchte mit ihm selbst sprechen!«
»Hier ›Ozeana‹! Besuch untersagt. Rückfragen zwecklos. Ende!«, klang es erneut aus dem Lautsprecher.
Nick versuchte mehrmals, den Kommandanten der ›Ozeana‹ zu überreden, Professor Raskin an den Funkapparat zu holen, aber seine Bitten blieben ergebnislos. Immer wieder ertönte dieselbe stereotype Antwort.
Nick sah unschlüssig auf das Schiff unter ihm. Der Kommandant wiederholte fortlaufend die gleichen Worte. Der Bursche musste ja stur wie ein Roboter sein!
Vielleicht hatten sie ein Band aufgelegt, um nicht gestört zu werden, überlegte er. Andererseits müssten sie ihn doch schon längst bemerkt haben. Irgendjemand auf der Brücke hatte ihn doch sicher orten oder sogar am Himmel erkennen können.
Nick flog in einer engen Kurve um das Schiff herum und suchte mit den Augen das Deck ab.
Kein Mensch zu sehen.
Er beschloss, im Heckbereich zu landen. Dann sollte ihn Professor Raskin persönlich wieder an die Luft setzen, wenn sein Besuch wirklich unerwünscht war. Er hatte nicht vor, sich von einem Tonband abspeisen zu lassen!
Nick drosselte die Geschwindigkeit des Düsentriebwerks auf ein Minimum und fuhr den Rotor aus, um zur Landung auf dem Heck aufzusetzen, als es am Turm des Schiffes aufblitzte.
Er war bereits viel zu tief, um noch reagieren zu können. Hilflos musste er zusehen, wie das Geschoss in den Rotor einschlug und die dünnen Blätter wegsprengte. Wie ein Stein fiel der Aufklärer vom Himmel. Die Wasseroberfläche kam immer näher. Verzweifelt riss Nick das Steuerhorn zu sich her, um die Maschine neu auszurichten, und schaltete das Triebwerk für den horizontalen Flug wieder auf volle Leistung.
Aber es war zu spät. Dicht neben der ›Ozeana‹ stürzte der Aufklärer in die See. Das Wasser spritzte um die Bugnase auf. Unwillkürlich schloss Nick die Augen. Er konnte nur hoffen, dass die Konstruktion des Jets der Wucht des Aufpralls standhielt.
Als er das Gurgeln um sich herum hörte, öffnete er die Augen und sah, dass das Wasser den Aufklärer bereits umschlossen hatte und in die Tiefe zog.
Nick fluchte. Es war alles so schnell gegangen, dass er nicht mehr hatte aussteigen können. Ihm blieb nun nichts anderes übrig, als abzuwarten. Schillernde Fischschwärme zogen an ihm vorbei. Ihre umherhuschenden Körper warfen ein wildes Schattenspiel auf das Glas der Kanzel. Ein schlanker Raubfisch kreuzte seinen Weg, ohne ihm Beachtung zu schenken.
Nick untersuchte fortwährend die Nahtstellen und fuhr mit den Fingerspitzen über das Metall, ob er Feuchtigkeit spürte. Doch trotz des immensen Wasserdrucks, der auf dem Düsenjet lasten musste, hielten sie.
Wenig später erreichte der Aufklärer den Meeresgrund. Seine Nase grub sich in den Boden, Staub und Schlamm wolkten auf. Langsam senkte sich das Heck, bis die Maschine nach rechts geneigt zur Ruhe kam.
Nick sah sich um und schüttelte ratlos den Kopf. Was um Himmels willen ging auf der ›Ozeana‹ vor? Er konnte nicht begreifen, dass sein alter Freund auf ihn schießen ließ! Oder hatte der Kommandant des Schiffes eigenmächtig einen Warnschuss abgegeben, der seinen Aufklärer unglücklicherweise getroffen hatte?
Nick sah nach oben, als könne er die ›Ozeana‹ von hier aus erblicken.
Sie mussten ja gemerkt haben, was für ein Unheil sie angerichtet hatten, und würden nun alles versuchen, um ihn zu retten. Ein Forschungsschiff dieser Größe war üblicherweise mit den nötigen Aufbauten für Rettungseinsätze unter Wasser ausgestattet.
Nick wollte das Funkgerät aktivieren, nahm dann aber die Hand wieder von dem Schalter. Ein Blick auf die Anzeige genügte ihm, um zu sehen, dass er hier unten keinerlei Funkempfang hatte. Die gewaltigen Wassermassen, die ihn umgaben, schirmten jede Übertragung ab.
Also lehnte er sich zurück. Ohne wirklich einen Blick dafür zu haben, verfolgte er das Leben hier unter Wasser in all seiner Vielfalt und Farbenpracht. Einmal konnte er aus dem Augenwinkel einen großen Oktopus ausmachen, der für jeden Meerespark eine Attraktion gewesen wäre.
Stunden vergingen, ohne dass etwas geschah. Weder ein Taucher noch ein Tauchroboter, der nach ihm suchte. Nick schüttelte fassungslos den Kopf. Das war ungeheuerlich! Es geschah nichts!
Er unterdrückte die Unruhe, die sich in ihm breitmachen wollte, und dachte angestrengt nach. Er musste sich selbst helfen. Die Meerestiefe betrug hier vierzig Meter, wie er nach einem Blick auf den Höhenanzeiger feststellte. Das konnte er mit dem Raumgerät überbrücken. Den ganzen Anzug konnte er in der engen Kanzel unmöglich anlegen, aber die Sauerstoffversorgung würde ihm wenigstens ermöglichen, nach oben zu schwimmen.
Nick drehte sich in seinem Sitz und hangelte nach der Verschlussklappe an der rückwärtigen Seite. Aus der dahinter verborgenen Nische zog er das Atemluftgerät mit den beiden Sauerstoffflaschen sowie den Raumhelm, der eigentlich dafür gedacht war, dem Vakuum des Weltalls zu widerstehen. Nick konnte nur hoffen, dass er auch dem Wasserdruck standhielt.
Er legte das Atemluftgerät an, verschraubte den Helm in seiner Bajonettarretierung am Kragen seiner Kombination und kontrollierte die Sauerstoffversorgung.
Aus der Notfallausrüstung entnahm er noch einen Treibsatz und befestigte ihn an den Sauerstoffflaschen. Damit konnte er das Schiff erreichen, falls es sich inzwischen entfernt haben sollte. Nach dieser Erfahrung hielt er selbst das für möglich.
Nick hörte nur noch seine eigenen Atemgeräusche. Er presste die Handfläche auf den großen Knopf an der Instrumententafel, um das Kanzelglas zu öffnen. Doch nichts geschah. Erneut drückte er darauf und warf einen unwilligen Blick nach oben. Erst dann dämmerte es ihm: Der Wasserdruck war so stark, dass sich die Kanzel nicht mehr automatisch öffnen ließ!
Nicks Atem beschleunigte sich. Was nun? Die Kanzel war aus einem unzerbrechlichen Material. Und seine...




