Newen | Analytische Philosophie zur Einführung | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 252 Seiten

Reihe: zur Einführung

Newen Analytische Philosophie zur Einführung


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-96060-024-4
Verlag: Junius Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

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Reihe: zur Einführung

ISBN: 978-3-96060-024-4
Verlag: Junius Verlag
Format: EPUB
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Die Analytische Philosophie ist eine Hauptströmung der modernen Philosophie. Sie zeichnet sich durch die Klarheit von Behauptungen und Begründungen aus. Diese Suche nach Klarheit hat zum linguistic turn geführt, d.h. zur Dominanz von systematischen Untersuchungen der Bedeutungen von Äußerungen (Sprachphilosophie) und zu den Grundlagen des Argumentierens (Philosophische Logik). In den 1970er Jahren setzte die kognitive Wende ein: Ziel ist es, die geistigen Fähigkeiten zu verstehen, wobei die Sprachfertigkeit nur eine der wichtigen Fähigkeiten des Menschen darstellt. Die Wende von der Sprache zum Geist beeinflusst weite Bereiche der gegenwärtigen Philosophie, indem sie z.B. die Frage ins Zentrum stellt, wie Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Willensfreiheit adäquat zu beschreiben sind.

Albert Newen ist Professor für Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum.
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Vorwort
Einleitung: Was ist Analytische Philosophie?
Teil I: Frege, Russell und Wittgenstein
1. Gottlob Frege (1848-1925)
1.1 Die Verbindung von Mathematik und Sprachphilosophie in den Grundlagen der Arithmetik
1.2 Freges Sprachphilosophie
1.3 Freges Wirkung
2. Bertrand Russell (1872-1970)
2.1 Kritik am erkenntnistheoretischen Idealismus
2.2 Logik und Mathematik: Die Russellsche Antinomie
2.3 Die Philosophie des logischen Atomismus
2.4 Russells Wirkung
3. Ludwig Wittgenstein (1889-1951)
3.1 Der Tractatus logico-philosophicus (TLP)
3.2 Die Philosophischen Untersuchungen
3.3 Wittgensteins Wirkung

Teil II: Zentrale Thesen bei Carnap, Quine, Moore, Hare, Rawls, Kripke und Putnam
4. Rudolf Carnap und Willard V.O. Quine: Logischer Empirismus und Naturalisierung der Bedeutung
4.1 Rudolf Carnap: Der logische Aufbau der Welt
4.2Willard V.O. Quine: Unbestimmtheit und Holismus
5. George E. Moore und Richard M. Hare: Metaethik und die Sprache der Moral
5.1 Die Grundlagen der Metaethik: Der moralische Intuitionismus von G.E. Moore und die Kritik durch Stevensons Emotivismus
5.2 R.M. Hare: Universeller Präskriptivismus
6. John Rawls: Gerechtigkeitstheorie contra Utilitarismus
6.1 Varianten des Utilitarismus und die zentralen Kritikpunkte
6.2 Rawls' Theorie der Gerechtigkeit
7. Saul A. Kripke und Hilary Putnam: Notwendigkeit, Regelfolgen und Zwillingswelten
7.1 Eine neue Theorie von Apriorität und Notwendigkeit sowie das Problem des Regelfolgens
7.2 Hilary Putnam: Natürliche Artbegriffe, Zwillingswelten und Probleme des Externalismus

Teil III: Neuere Strömungen: Einige Problemfelder
8. Grundlagen der analytischen Ontologie
8.1 Ein klassisches Problem der Ontologie
8.2 Bedeutungsvolle Äußerungen und Existenzannahmen
8.3 Ein neues Prinzip für begründete Existenzannahmen
9. Analytische Philosophie des Geistes: Das Problem der mentalen Verursachung
9.1 Gilbert Ryles Theorie des Geistes: Mentale Phänomene sind Dispositionen
9.2 Daniel Dennett: Intentionale Systeme
9.3 Identitätstheorien und der Funktionalismus
10. Ausgewählte Forschungsschwerpunkte der neueren Sprachphilosophie
10.1 Paul Grice: Philosophie der Sprache und der Kommunikation
10.2 Semantik: Bedeutung und Referenz
10.3 Bedeutung und Referenz: Eigennamen


Einleitung: Was ist Analytische Philosophie?


Diese Frage soll beantwortet werden, indem in einem ersten Schritt aus der Sachfrage eine Frage nach einem Begriff gemacht wird: Wie wird der Begriff »Analytische Philosophie« verwendet? Mit diesem Begriff wird eine einflussreiche philosophische Schule des 20. Jahrhunderts benannt. Ausgehend von klaren Anwendungsfällen des Begriffs möchte ich einen historischen und einen methodischen Kern der Analytischen Philosophie charakterisieren. Der Wechsel des Untersuchungsobjekts von Sachen zu Begriffen wird als () bezeichnet.

Die Wurzeln der Analytischen Philosophie reichen weit bis ins 19. Jahrhundert zurück. Insbesondere gehört Bernhard Bolzano (1781–1848) wegen seiner klaren Sprache, der durchsichtigen Argumentation und der Transformation von Sach- in Begriffsfragen zu den Vorläufern der Analytischen Philosophie. Mit seinen Arbeiten hat er im Vergleich zu seinen Zeitgenossen einen neuen Stil des Philosophierens eingeführt. Dieser Stil des Philosophierens, der sich mit seinen Formulierungen eng an der Normalsprache orientiert, wurde im 20. Jahrhundert von George E. Moore und besonders von Ludwig Wittgenstein in seinen (1952) weiterentwickelt. Die daraus entstehende Grundrichtung der Analytischen Philosophie wird »die Philosophie der normalen Sprache« genannt. Ein zweiter Meilenstein für die Entstehung der Analytischen Philosophie war Gottlob Freges (1870). Damit wurde die Logik erstmals seit der Antike (seit der aristotelischen Syllogistik) wesentlich weiterentwickelt. Die Entwicklung der modernen Logik war anfangs sehr eng an die Entwicklung der zweiten Grundrichtung der Analytischen Philosophie gekoppelt, nämlich der Philosophie der idealen Sprache. Für diese wurde die moderne Logik zum zentralen methodischen Arbeitsmittel. So ist es charakteristisch, dass bei Frege, Russell und dem Wittgenstein, der den (1918) verfasst hat, die Hauptwerke wesentlich von der Frage geleitet sind, was die Grundlagen der Mathematik sind. Indem sie diese erforschten, begannen sie zugleich mit systematischen Diskussionen zur Sprachphilosophie. Die Analytische Philosophie hatte in den 30er Jahren prominente Vertreter in Deutschland und Österreich, von denen sich viele im Wiener Kreis zusammenschlossen. Während der nationalsozialistischen Diktatur wanderten fast alle analytischen Philosophen vom europäischen Festland nach Großbritannien oder in die USA aus, so dass die Analytische Philosophie für einige Jahre eine rein angelsächsische Angelegenheit wurde. Doch schon bald nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann sie wieder auf dem europäischen Festland Fuß zu fassen. Die bis heute weitverbreitete Redeweise von der angelsächsischen Analytischen Philosophie einerseits und der kontinentalen Philosophie andererseits war nur wenige Jahre zutreffend, wurde rasch irreführend und ist heute völlig unangemessen. Die Entwicklung der Analytischen Philosophie in Deutschland ist in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik ganz wesentlich von Wolfgang Stegmüller und dem Münchener Institut für Logik und Wissenschaftstheorie geprägt worden. Mittlerweile gehören Veranstaltungen zur Analytischen Philosophie an allen Universitäten in Deutschland zur philosophischen Ausbildung. Seit ungefähr fünfzehn Jahren gibt es sowohl eine Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP) in Deutschland als auch eine Europäische Gesellschaft für Analytische Philosophie (ESAP).

Die Unterscheidung zwischen der Philosophie der normalen und der idealen Sprache ist ein brauchbares Mittel, um die Arbeiten zur Analytischen Philosophie vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis etwa in die 60er Jahre methodisch zu charakterisieren. Autoren, die zur Philosophie der idealen Sprache gehören, zeichnen sich dadurch aus, dass sie mittels einer der Normalsprache eine Idealsprache zu konstruieren suchen, in der sich alles ausdrücken lässt, was wir mit sinnvollen normalsprachlichen Sätzen ausdrücken, nur klarer, prägnanter und logisch eindeutig. Darüber, wie eine logische Analyse der Normalsprache genau auszusehen hat, gehen die Meinungen weit auseinander. Die Philosophie der idealen Sprache hat außerdem das methodische Mittel der entwickelt. In der Erkenntnistheorie versucht man die Fundamente einer Erkenntnis, in der Wissenschaftstheorie die Fundamente einer Wissenschaft so anzugeben, dass in der Beschreibung psychologische Aspekte, die das faktische Entstehen eines Phänomens beeinflussen, außen vor bleiben zugunsten von Faktoren, die für die logische Begründung eines Phänomens wesentlich sind. Die Philosophie der idealen Sprache wurde ausgehend von Frege, Russell und dem Wittgenstein wesentlich von den Mitgliedern des Wiener Kreises weiterentwickelt, zu dessen Kern u.a. Moritz Schlick und Friedrich Waismann gehörten. Der Wiener Kreis hat Untersuchungen zur Entwicklung der Wissenschaften ins Zentrum seiner Philosophie gestellt. Karl Popper und Carl G. Hempel haben darauf aufbauend solide Fundamente für die Disziplin der Wissenschaftstheorie gelegt, während Rudolf Carnap und Hans Reichenbach vor allem die Sprachphilosophie und die Erkenntnistheorie weiterentwickelten.

Die Philosophie der normalen Sprache hat zwei charakteristische Methoden entwickelt, nämlich und . In den (PU) hat Wittgenstein die Auffassung entwickelt und praktiziert, dass ein Philosoph eine Frage wie eine Krankheit behandelt (PU 255). Die Krankheit ist die Verwirrung, die die Philosophie mit ihren unlösbaren Fragen stiftet. Die besteht darin, die Begriffe, die für das Entstehen des philosophischen Problems wesentlich sind, aus der metaphysischen Verwendung in ihren alltäglichen Gebrauch zurückzuführen und damit das Problem als Scheinproblem zu entlarven: »Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.« (PU 109)

Dieses Bild vom Philosophen als Therapeuten hat wahrscheinlich deshalb an Attraktivität eingebüßt, weil das Auflösen philosophischer Probleme oftmals nicht hinreichend begründet ist. Wenn ein Problem jedoch ohne Lösung stehen gelassen wird, führt dies bestenfalls zu einer Haltung des Nichtwissens; aber das philosophische Fragen begnügt sich dauerhaft meist nicht einmal mit der sokratischen Haltung des begründeten Nichtwissens. Die Philosophie der normalen Sprache hat auch eine konstruktive Methode entwickelt, nämlich die . Diese hat sich sehr viel stärker durchgesetzt. Es handelt sich dabei um die Strategie, einen Begriff durch einen anderen Begriff informativ zu erläutern. Betrachten wir zunächst ein einfaches Alltagsbeispiel:

(i) Ein Großvater zu sein ist dasselbe, wie Vater eines Vaters oder Vater einer Mutter zu sein.

Es ist wesentlich, dass es sich bei diesen Sätzen um begriffliche und nicht um empirische Wahrheiten handelt. Der Satz »Ein Großvater zu sein ist dasselbe, wie ein verheirateter Mann zu sein, der älter als 50 Jahre ist« ist dagegen ein empirischer Satz, in dem charakteristische Merkmale von Großvätern festgehalten werden. Großväter sind in der Regel verheiratet und über 50 Jahre alt. Doch ist es keineswegs so, dass in der Regel ein verheirateter Mann über 50 ein Großvater ist. Selbst wenn es so wäre, dass alle Großväter dieser Welt verheiratete Männer über 50 wären und umgekehrt alle verheirateten Männer über 50 auch Großväter wären, so wäre dies nicht so. Die Tatsache, dass es auch anders sein kann, zeigt, dass mit dem obigen Satz eine empirische und keine begriffliche Aussage gemacht wird. Doch wenn korrekte Begriffsanalysen nur begrifflich wahre Aussagen zulassen, so besteht der Verdacht, dass diese – entgegen der Anforderung – nicht informativ sein können. Wie das Beispiel (i) zeigt, entsteht eine begrifflich wahre Aussage zumindest dann, wenn der analysierte Begriff und seine Erläuterung bedeutungsgleich bzw. synonym sind. Es scheint jedoch gerade dann keine informative Analyse möglich. Damit steht die Analytische Philosophie vor dem Paradox der Analyse. Bei der folgenden Darstellung haben die Begriffsanalysen die allgemeine Form »X zu sein ist dasselbe, wie Y zu sein« (vgl. Künne, ).

1. Prämisse: Wenn ›X‹ und ›Y‹ synonym sind, dann ist die Begriffsanalyse nicht informativ.

2. Prämisse: Wenn ›X‹ und ›Y‹ nicht synonym sind, dann ist die Begriffsanalyse inkorrekt.

Konklusion: Eine Begriffsanalyse kann nicht gleichzeitig korrekt und informativ sein.

Wenn man die Konklusion nicht akzeptiert, muss man zeigen, dass eine der Prämissen falsch ist, denn der Schluss ist richtig. Die Lösung des Paradoxes besteht darin, die zweite Prämisse des Arguments als falsch zurückzuweisen: Eine Begriffsanalyse kann korrekt sein, auch wenn die beiden Begriffe nicht synonym sind....


Albert Newen ist Professor für Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum.



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