E-Book, Deutsch, 121 Seiten
Reihe: Carl-Auer Compact
Neumeyer Einführung in das therapeutische Zaubern
3. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8497-8488-1
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 121 Seiten
Reihe: Carl-Auer Compact
ISBN: 978-3-8497-8488-1
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
"Dieses wunderbare Buch enthält viele praktische Techniken, um Kinder zu faszinieren und zu begeistern, und ist damit eine unschätzbare Ressource für alle, die mit kleinen und mit großen Kindern arbeiten."
Dr. sc. hum. Rüdiger Retzlaff, Helm Stierlin Institut Heidelberg
"So macht es Spaß, das Buch in einem Zug zu lesen oder auch je nach Bedarf als Nachschlagewerk zu nutzen. Annalisa Neumeyer gelang ein zauberhaftes Buch."
Susy Signer-Fischer
"Das 'Therapeutische Zaubern' nach Annalisa Neumeier ist aus meiner Sicht die eleganteste Form der Hypnotherapie. Hier werden positive Metaphern in Bildern sichtbar, die magische Atmosphäre führt in eine Trance, die das unwillkürliche Bewusstsein aufweckt, der freudige Überraschungseffekt löst alte Muster auf wie einen gordischen Knoten. Und das alles maßgeschneidert und unmittelbar. Dieses Buch demonstriert, wie das therapeutische Zaubern eine wunderbare Unterstützung für vielfältige pädagogisch-therapeutische Arbeitsfelder sein kann. Die Autorin zeigt, welche Zauberworte den Einstieg in die Therapie erleichtern, wie Zaubergeschichten die Entwicklung und Heilung fördern und sogar wie sich ein weibliche Therapeutin für einen Jungen einen männlichen Therapeuten dazuzaubern kann. Viele Beispiele aus der Praxis und direkte Anleitungen machen Lust, die Zauberkunststücke und Zaubergeschichten sogleich anzuwenden."
Hanne Seemann, Institut für Medizinische Psychologie im Zentrum Psychosoziale Medizin am Universitätsklinikum Heidelberg
Zauberhafte Therapie mit Erfolgsgarantie!
Was hat Zaubern mit Therapie zu tun? Ganz einfach: Zaubern ist ein wunderbares Vehikel, um Metaphern für Veränderungen zu transportieren, um Aufmerksamkeit zu lenken, Unterschiede zu markieren und neue Fähigkeiten zu erlernen. Wer ein Zauberkunststück erlernt und es dann vorführt, wird anders wahrgenommen – und nimmt sich selbst anders wahr: kompetent, selbstbewusst und "selbstwirksam".
Die Hypnotherapeutin Annalisa Neumeyer gilt als die Expertin für therapeutisches Zaubern. In dieser kompakten Einführung erklärt sie die Grundprinzipien, die Anwendungsfelder und die besondere Wirkung der Methode. Die berührenden Beispiele und klaren Beschreibungen regen dazu an, die Zauberkunststücke und -geschichten direkt in die eigene Praxis zu übernehmen. Denn mit Zaubergeist arbeitet es sich einfach leichter!
Die Autorin:
Annalisa Neumeyer, Diplom-Sozialpädagogin; Therapeutin für Hypnotherapie und klinische Hypnose (M.E.G), approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin; Urheberin des "Therapeutischen Zauberns®", einer Methode, die Zaubern und hypnotherapeutische Elemente kombiniert. Ausbilderin für zertifizierte Zaubertherapeuten. Sachbuch-Autorin. Referentin auf psychotherapeutischen und ärztlichen Kongressen.
Schwerpunkte: Problem- und Krisenbewältigung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene; Überwindung von sozialen Ängsten, Prüfungsangst, Zahnarztphobie etc. durch den Einsatz von Tiefenentspannung, Trance und Therapeutischem Zaubern®. Ausbildungs- und Fortbildungsveranstaltungen für Therapeuten und Pädagogen sowie Schulungen von Ärzten, Zahnärzten und deren Mitarbeitern zur Gestaltung "zauberhafter" Behandlungen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
3 Therapeutisches Zaubern von 0 bis 99 Jahren
Wenn Sie schon älter als 99 Jahre alt sind, gehe ich davon aus, dass Sie mit ausreichend Lebenserfahrung gesegnet und alt genug sind, selbst entscheiden zu können, ob und in welchen Lebensbereichen Sie zaubern möchten und sich über jegliche Altersbeschränkung hinwegsetzen können … Zaubern ist für Groß und Klein ein faszinierendes Medium. Zauberei und Magie werden je nach Alter und Entwicklungsstand unterschiedlich verstanden und erlebt. 3.1 Zaubern mit Kindern im Vorschulalter
Die ersten fünf Lebensjahre werden auch als »magische Jahre« bezeichnet, weil Kinder dieses Alters die Welt magisch begreifen. Sie glauben, dass ihre Handlungen und Gedanken Ereignisse bewirken können. Kinder dieses Alters sind meist ganz spontan und von sich aus am Zaubern interessiert, sie lassen sich gerne bezaubern und verzaubern. So erleben wir in ihren Rollenspielen oft magische Momente, die uns zum Schmunzeln bringen. Da hat der kleine Racker das letzte Stückchen Schokolade heimlich weggefuttert, und wenn man ihn fragt, strahlt er: »Weggezaubert!« In diesem Alter haben magische Heilungsrituale bei kleinen Verletzungen eine besondere Bedeutung. »Heile, heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Sonnenschein, bald wird’s wieder besser sein!« Pusten, Pusten, Pusten! Vorschulkinder leben noch in einer Welt, in der es Geister und Feen gibt. Viele Kinder wollen diese Welt nicht verlieren. Erinnern Sie sich noch, wie lange Sie als Kind glauben wollten, dass es das Christkind und den Osterhasen doch wirklich gibt? Vor einigen Jahren schickte ich meinem damals sechsjährigen Patenkind Pascal zu Weihnachten einen Brief von einem Weihnachtsmarkt. Er trug den Absender »Christkind« und den Poststempel »Himmelsstadt« und sah sehr echt aus. Pascals großer Bruder Manuel, der »eigentlich« nicht mehr an das Christkind glaubte, war ganz aus dem Häuschen: »Da sieht man mal, das ist der Beweis, die anderen sind ganz schön doof, wenn sie nicht mehr ans Christkind glauben!«, jubelte er. Wer mit Kindern im Vorschulalter zaubern will, muss sich ganz auf die Weltsicht des Kindes einlassen. Für Kinder in diesem Alter muss das Bedürfnis nach Magie bewahrt werden. Erst wenn Kinder von sich aus Geheimnisse ergründen wollen und Erklärungen suchen, wollen sie Zauberkunststücke verstehen. Erst jetzt darf der Trick hinter dem Zauberkunststück gelüftet werden. Der Plüschhase In meiner Zeit als Zauberkünstlerin hatte ich einen Auftritt beim Weihnachtsfest eines Kindergartens. Als alle Kinder am Gehen waren, saß ein kleiner Junge noch in der letzten Stuhlreihe. Er war ganz in sich zusammengekauert und hielt traurig einen Stoffhasen auf dem Schoß. Er weigerte sich, mit seiner Mutter nach Hause zu gehen. Als ich zu ihm hinging, stellte sich heraus, dass er sich gewünscht hatte, seinen Plüschhasen verzaubern zu lassen. Er wünschte sich sehnsüchtig ein echtes Kaninchen. Jetzt hatte er immer noch einen Plüschhasen auf dem Schoß. »Bestimmt ist dein Hase schon ganz lange bei dir?«, fragte ich den Jungen.« Er nickte. »Darf dein Hase auch mit dir ins Bett?« Wieder nickte der Junge. »Und dein Hase darf auch überallhin mit dir mit und dir helfen und dich trösten?« – Der Junge schaute mich jetzt ganz konzentriert an. »Weißt du«, sagte ich, »dann wäre dein Hase nach einer Verwandlung ganz unglücklich. Denn als lebendiges Kaninchen könnte er nicht mehr mit dir ins Bett. Er könnte gar nicht mehr so nah bei dir sein, und das will er doch bestimmt so gerne!« – Der Junge nickte wieder.
Ich sagte: »Es wäre ganz schwer für deinen Hasen, wenn er jetzt plötzlich nicht mehr mit dir ins Bett dürfte.« Dann nickte der Junge ganz fest. »Schau, und deshalb ist es gut, dass dein Hase so geblieben ist.« An diesem Beispiel wird deutlich, wie fest der kleine Junge an die Möglichkeit der Verwandlung glaubte. Für mich war es wichtig, eine für seine Welt passende Erklärung zu finden und ihm seinen Glauben an die Magie nicht zu zerstören. Indem ich mich in seine Beziehung zu seinem Kuscheltier einfühlte (Pacing), gelang es dem Jungen, in eine zustimmende Haltung zu kommen. Dies nennt man in der Hypnotherapie »in ein Yes-Set kommen«. Im Vorschulalter lernen Kinder, ihre Sicht der Welt immer mehr zu differenzieren, sie erwerben mehr und mehr soziale Verhaltensweisen. Sie teilen meist sehr klar in gut und böse ein. Kinder in diesem Alter sind oft sehr fürsorglich zu ihren Kuscheltieren. Vorschulkinder haben meist einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. So übernahm der Junge in meinem Beispiel Verantwortung für seinen Schmusehasen. 3.2 Zaubern mit Schulkindern
Für Kinder dieses Alters ist sowohl das aktive wie das passive Zaubern ideal. Sie sind sehr interessiert daran, die Welt zu erkunden und zu verstehen. Sie interessieren sich dafür, wie die Welt und die Dinge in ihr funktionieren. Sie wollen jedes Rätsel lösen. Dementsprechend schnell versuchen sie, das Trickgeheimnis eines Zauberkunststücks »rauszukriegen«. Sie genießen es besonders, wenn sie anderen etwas »vormachen« können. Sie können sich konzentrieren, Geschichten folgen und diese Geschichten auf ihre persönliche Situation übertragen. Sie werken und basteln oft gerne und haben noch Freude an Rollenspielen und Verkleidungen, um einen Zauberauftritt vorzubereiten.
3.3 Zaubern mit Jugendlichen
Mit Jugendlichen zu zaubern ist etwas ganz Besonderes. Von vielen Fortbildungsteilnehmern höre ich immer wieder, wie schwierig es für sie ist, einen guten Zugang, besonders zu männlichen Jugendlichen zu finden. Viele Jugendliche lehnen eine Therapie mit allen möglichen Ausreden ab oder arbeiten nicht mit. »Dann komm ich halt, sag aber nichts!« (vgl. Liechti 2010). Aus meiner Erfahrung ist in der Arbeit mit Jugendlichen eine geschlechtsspezifische Herangehensweise notwendig. Mädchen sprechen oft ganz besonders auf Fantasiereisen und hypnotherapeutische Trancen an. Sie genießen es, Bilder und positive Visionen zu imaginieren. Es scheint so, als ob dies ein idealer und genussvoller Weg zur Entspannung und Weiterentwicklung ist. Für männliche Jugendliche ist es meist unvorstellbar, in Anwesenheit einer Therapeutin auch nur die Augen zu schließen. Sie befürchten, »uncool« zu wirken. Zaubern mit »coolen Jungs« oder: Wir zaubern uns einen männlichen Therapeuten
Für Zaubern als therapeutische Arbeit mit männlichen Jugendlichen fehlen immer noch männliche Therapeuten. Deshalb zaubere ich manchmal einfach einen oder mehrere männliche Therapeuten dazu. Da dieser Therapeut noch erschaffen werden muss, kann für jeden Jugendlichen sein idealer Therapeut gezaubert werden. Das ist beim Fußballfan ein guter Trainer (wie Jürgen Klopp), bei einem politisch interessierten Jugendlichen vielleicht ein beliebter Präsident (wie Barack Obama). Durch die Identifikation mit diesen positiven Rollenvorbildern können Jugendliche viel mehr annehmen. Ich lese gerne Autobiografien und Motivationsbücher: Gerade in diesen Büchern lassen sich viele Sätze finden, die ich in der Therapie einsetzen kann. So half einem 16-Jährigen, dem drohte, die Klasse wiederholen zu müssen, der Satz: »Achte nicht besonders auf das, wovor du dich fürchtest oder was du erreichen willst, konzentriere dich auf den nächsten Schritt!«, da er von seinem Lieblingstrainer Christian Streich stammte. In der Therapie geht es darum, die »coolen Jungs« anzunehmen, sich ganz auf sie einzulassen, aber nicht den »Macker« herauszulocken. Gerade Mannschaftssportarten eignen sich gut zur Illustration: »Wer auf Dauer, also langfristig, gewinnen will und erfolgreich sein möchte, muss zum ›Teamplayer‹ werden. In einer solchen Mannschaft erblüht auch das Individuum« (Christian Streich in »Der Sonntag in Freiburg« vom 29. April 2012). Wer motivieren wolle, müsse den anderen zunächst verstehen und dann individuell auf ihn eingehen, sagte Jürgen Klopp, Trainer von Borussia Dortmund (vgl. »Stern« 18/2012). Dies ist auch ein Leitsatz für meine Arbeit. Zauberkunststücke mit Jugendlichen
Viele männliche Jugendliche lieben Kartentricks, die sie auch anderen Jugendlichen ihrer Peergroup in der Schule oder der Freizeit zeigen können. Deshalb sind Zaubertricks besonders für die therapeutische Arbeit mit männlichen Jugendlichen ein wunderbarer Türöffner. Der Zauberassistent Der 14-jährige Florian wurde von seiner Mutter angemeldet: Sie hatte Angst, es gehe wieder los wie mit ihrem großen Sohn. Dieser war im Alter von 19 Jahren an einer Überdosis Rauschgift gestorben. Nun war Florian durch aggressives Verhalten so aufgefallen, dass die Polizei eingreifen musste. Für die Mutter tauchten alte Bilder wieder auf, und sie hatte Angst, wie es mit Florian weitergehen würde. Sie glaubte, Florians Verhalten habe mit dem Tod des Bruders zu tun. Florian sei damals drei Jahre alt gewesen. Florian verweigere in der Schule die Mitarbeit und zeige auch keinerlei Interesse an Freizeitaktivitäten. Seine Lehrerinnen beobachte er, um sie beim kleinsten Fehler schallend auszulachen. Florian würde sagen, dass die Gesellschaft...