Neri | Tru & Nelle. Eine Weihnachtsgeschichte | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 352 Seiten, GB

Neri Tru & Nelle. Eine Weihnachtsgeschichte

Inspiriert durch die Freundschaft von Truman Capote und Nelle Harper Lee
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7725-4622-8
Verlag: Freies Geistesleben
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Inspiriert durch die Freundschaft von Truman Capote und Nelle Harper Lee

E-Book, Deutsch, 352 Seiten, GB

ISBN: 978-3-7725-4622-8
Verlag: Freies Geistesleben
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tru hatte die Hoffnung, dass das Leben mit seiner Mutter in New York City endlich perfekt und aufregend würde. Doch es kommt alles ganz anders … Tru ist nicht nur traurig, er ist geradezu unglücklich und beschließt, zurück nach Monroeville zu fliehen, zurück zu Nelle, der einzigen Freundin, die er je hatte. Aber auch dort läuft anfangs einiges schief. Überall, wo er hinkommt, scheinen schlimme Dinge zu passieren. Die einzige Erklärung ist für ihn: Er muss verflucht sein. Doch nun steht Weihnachten vor der Tür, und Tru wünscht sich nichts sehnlicher, als glücklich zu sein. Aber dafür braucht es ein Wunder, damit dieser Wunsch in Erfüllung geht. Glücklicherweise ist Weihnachten ja bekanntlich das "Fest der Wunder" … Tru und Nelle basiert auf der wahren Freundschaft von Truman Capote und Nelle Harper Lee und auf realen Begebenheiten - von zärtlichen persönlichen Momenten bis hin zur schrecklichen Wahrheit des Lebens in den USA in Zeiten der Rassentrennung. Auch heute noch hochaktuell!

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Weitere Infos & Material


Zehn Tage vor Weihnachten, 1935 1. Überraschungsbesuch 2. Die Entscheidung Fünf Tage vor Weihnachten, 1937 3. Der verlorene Sohn kehrt zurück 4. Das Kleid 5. Im Versteck 6. Sook 7. Feuer! 8. Alles vergeht 9. Der nächste Morgen 10. Beengte Verhältnisse 11. Der Traumbaum 12. Das Blatt wendet sich 13. Weihnachtsbaum-Detektive 14. Volltreffer 15. Nelle in der Klemme 16. Das Telegramm 17. Vorfall am Murder Creek 18. Voodoo 19. Keine Ruhe 20. Der Gefallen 21. Stur wie ein Maultier 22. Unerlaubtes Fahren 23. Besuch in Mudtown 24. Die Verdächtigen 25. Der Sheriff greift ein 26. Der Falsche für die Aufgabe 27. Die Zuflucht 28. Die Enthüllung des Weihnachtsbaums 29. Verloren 30. Hagel und Pekannüsse 31. Die Zeit läuft 32. Jede Menge Geschenke 33. Der Baum wird gebracht 34. Der Weihnachtsmorgen 35. Früchtekuchen für alle 36. Weihnachten im Gefängnis 37. Zeit für Boss 38. Gewissensbisse 39. Die Bestie besänftigen 40. Das neue Jahr 19 Jahre später. Am Weihnachtsmorgen 1956 Epilog Anmerkung des Autors Dank Sooks Pekannuss-Früchtekuchen Glossar Impressum


2
Die Entscheidung
Das Gericht von Monroe County war nicht nur das größte Bauwerk in Monroeville, sondern von allen Gebäuden rund um den Marktplatz auch das beeindruckendste und einschüchterndste. Wie ein Wachturm überragte es die gesamte Innenstadt. Die alte Uhr, die immer fünf Minuten nachging, bestimmte die Uhrzeit aller, sodass das Leben in der ganzen Stadt ebenfalls fünf Minuten nachging. Nicht, dass das eine große Rolle spielte. In den Südstaaten war sowieso nie jemand in Eile – außer wenn es gar nicht anders ging. Nelle und Big Boy saßen oben im Zuschauerrang auf den Plätzen, die normalerweise für Farbige* vorgesehen waren. Big Boy hatte Queenie mitgebracht, Trumans Terrier, den Jenny rausgeschmissen hatte. Big Boy dachte, Queenie sei eine schöne Überraschung für Truman an diesem sicherlich sehr merkwürdigen Tag. Niemand behelligte sie wegen Queenie, weil farbige Menschen und Hunde generell wie ein und dasselbe behandelt wurden: Sie wurden geduldet, solange sie ihren Platz kannten. Nelle bevorzugte den Zuschauerrang für Farbige, weil da niemand groß auf sie achtete. Die anderen Leute dort wussten, Nelles Vater war ein anständiger Mann, also war auch die Tochter okay. Das Einzige, das Nelle nicht gefiel, war, wie die Menschen immer gleich beiseitetraten, um ihr den Weg freizumachen. So verhielten sich Schwarze gegenüber jedem Weißen. Egal, ob Kind oder Erwachsener. Eine Gerichtsverhandlung lockte selten viele Zuschauer an. Die meisten fanden, Rechtsangelegenheiten waren langweiliges Zeug. Nelle hingegen hielt sie für faszinierende Einblicke in das Leben anderer Menschen. Doch heute verhielt es sich anders. Denn trotz aller Bemühungen der Familie, kein großes Aufheben um die Dinge zu machen, hatte sich zu diesem Ereignis die ganze Stadt versammelt. Arch hatte viel Zeit darauf verwendet, Gerüchte über Ninas schillerndes Leben in New York zu verbreiten und schmutzige Details ihrer Vergangenheit mit Männern. Hätte Joe sie nicht zurückgehalten, hätte sie Arch mitten im Gerichtssaal eine runtergehauen, und das hätte Arch sehr gefallen. «Steig niemals mit jemand in einen Boxring, der nichts zu verlieren hat», meinte Arch, als er Nina in den Gerichtssaal kommen sah. Könnten Blicke töten, hätten Ninas Augen tödliche Strahlen in Archs Gehirn geschickt. Die Zuschauermenge war unruhig und konnte es nicht abwarten, dass die Verhandlung begann. Die Stimmung erinnerte Nelle an den Schlangenkampf, den sie mal mit Truman beobachtet hatte – die eine tödliche Giftschlange bäumte sich zischend vor der anderen auf. Beide waren böse, und obwohl Weihnachten kurz bevorstand, verlangten die Zuschauer einen Kampf bis zum bitteren Ende. Und als Höhepunkt die Siegprämie: Truman. Jenny hatte die Situation äußerlich unter Kontrolle und hielt auf dem gesamten Weg zu ihrem Platz im Saal Trumans Hand. Sie warf beiden Elternteilen einen vernichtenden Blick zu, auch wenn ihr insgeheim die Vorstellung gefiel, dass Truman für immer nach Monroeville zurückkehrte. Aus irgendeinem Grund hatte sie Truman heute in einen babyblauen Anzug mit farblich passendem Hut und entsprechender Fliege gesteckt. Er sah aus wie ein kleiner Prinz. Er setzte sich in die Mitte der ersten Reihe, womit er versuchte, nicht eine Seite zu bevorzugen. Jeder im Saal starrte dieses kuriose Vögelchen an. Nelle und Big Boy tat er schlicht leid. «Ganz schön seltsam, Truman so da unten sitzen zu sehen», sagte Nelle. «Er hat immer davon gesprochen, eines Tages der Kronzeuge in einem großen Fall vor Gericht zu sein – und jetzt ist er das tatsächlich.» «Ja, aber er hat sich das in einem Mordfall gewünscht. Und hier ist niemand umgebracht worden», bemerkte Big Boy. «Ich habe null Ahnung, wie es sich aus dieser Zwickmühle befreien will», sagte Nelle. Big Boy zuckte mit den Schultern. «Tja, Bud meinte immer, dieser Junge kann sich schneller aus einer verzwickten Lage befreien als ein Wurm, der sich im Sommerregen aus dem Matsch buddelt.» Trumans Blick wanderte zu dem oberen Zuschauerrang, und er reckte den Kopf, bis er Nelle und Big Boy sah. Nelle winkte ihm zu, aber erst als Big Boy Queenie hochhielt, erhellte sich Trumans Miene und er machte ein erfreutes Gesicht. Queenie begann zu kläffen, sodass Big Boy den Hund rasch wieder versteckte, trotzdem blieb Big Boy die Gewissheit, dass er Truman zum ersten Mal seit seiner Rückkehr nach Monroeville zum Lächeln gebracht hatte. Nelle beobachtete, wie die Menschenmenge unten im Gerichtssaal hinter Trumans Rücken miteinander flüsterten. Der gab sich schreckliche Mühe, die Leute zu ignorieren. Bei Nelle und Big Boy oben auf der Galerie tuschelten die meisten über Lillie Mae. Viele hatten schon das ein oder andere Mal ihre Verachtung zu spüren bekommen. Wären schwarze Menschen als Zeugen vor Gericht zugelassen gewesen, hätte sich Lillie Mae jetzt in echten Schwierigkeiten befunden. Die meisten fühlten mit Arch, den das Glück verlassen hatte und der kämpfte, um den Kopf über Wasser zu halten. Seine Lage konnten die Leute nachvollziehen, auch wenn ihnen Arch persönlich egal war. «Was glaubst du, wird er sagen?», fragte Nelle. «So wie ich Truman kenne, etwas, das ihn in Schwierigkeiten bringen wird», antwortete Big Boy. Den alten schrulligen Richter Fountain schien die große Zuschauermenge zu erstaunen. Als er mit dem Hammer auf den Richtertisch schlug, warfen seine buschigen Brauen einen Schatten auf seine Augen. «Ich möchte jeden daran erinnern, dass es sich hier um eine Zivilklage und keine Mordanklage handelt», sagte er mit einer Stimme wie Schmirgelpapier. «Weil wir in der Vorweihnachtszeit sind und sich Kinder im Saal befinden, bitte ich jeden, auf seine Wortwahl zu achten. Ich erwarte, dass sich alle dementsprechend verhalten, sonst verweise ich Sie schneller des Saals als ein Hahn eine Henne jagt.» An einem Tisch saßen Nina und Joe, sie sahen adrett aus, aber nicht extravagant. Sie hielten Händchen, wirkten wie das perfekte Kirchgänger-Paar an einem Sonntag, bloß dass sie das nicht waren. A. C. in seinem zerknitterten Anzug schien sich neben den beiden unwohl zu fühlen. Gegenüber, an einem weiteren Tisch, saß Arch, das Haar zurückgestriegelt, und in einem Anzug, der einst ein makelloser Dreiteiler gewesen war, aber mittlerweile die besten Zeiten hinter sich hatte. Sein Anwalt, Mr Ratcliff, ein Ungetüm von einem Mann, der sich in eine viel zu enge Hose gezwängt hatte, war ein Gauner, immer auf der Suche nach leichtverdientem Geld. Der Richter fuhr fort: «Na dann, in Ordnung, Ladys, Gentlemen. Wir sind heute hier, um das Sorgerecht für das Kind Truman Streckfus Persons zu erörtern.» Der Richter schaute zu Truman, der nicht wusste, ob er aufstehen oder sitzenbleiben sollte. «Die Eltern, Lillie Mae Persons und Julian Archulus Persons …» «Einspruch, Euer Ehren», rief Nina. A. C. versuchte, sie zum Schweigen zu bringen, aber sie beharrte: «Mein Name ist Nina Capote – Euer … richterliche … Ehren.» Sie erhob sich und machte einen Knicks. «Ist das jetzt Ihr offizieller Name, Lillie Mae?», fragte der Richter. Joe stand auf. «Ja, Euer Ehren, sie ist meine Ehefrau. Sobald das Sorgerecht geregelt ist, ist unser gemeinsamer Wunsch, dass ich Truman offiziell adoptiere und eine Namensänderung vorgenommen wird: Truman Garcia Capote», sagte er mit Stolz in der Stimme. Arch lachte laut auf. «Mein Sohn wird kein New Yorker Dago, das kann ich dir sagen …» Joe reagierte beleidigt: «Ich bin Kubaner, Sir, und kein Dago, was auch immer das sein soll …» «Ein Dago ist ein dunkelhäutiger Ausländer, der keinen Schimmer davon hat, dass man ein weißes Kind nicht Garcia nennen sollte …» Der Richter schlug mit dem Hammer auf seinen Tisch. «Ruhe! Der Nächste, der unaufgefordert dazwischenspricht, wird diesen Hammer auf seinem Kopf zu spüren bekommen.» A. C. zupfte an Joes Ärmel, damit der sich wieder hinsetzte. Der Richter fuhr fort: «Nun, mir liegen alle möglichen Berichte über Mrs Capote und ihre Tätigkeiten in New York vor.» Arch lachte in Richtung Nina. «Haben Sie auch den, in dem es um das Techtelmechtel mit diesem Boxer Jack Dempsey geht?» «Das ist eine Lüge!», protestierte Nina. «Und außerdem war es doch Arch, der mich überhaupt erst dazu gebracht hat, mit Dempsey zu flirten, weil Arch sein Boxpromoter werden wollte …» «Das reicht jetzt.» Der Richter blickte beide an. «Darüber hinaus liegt mir eine ziemlich lange Liste von polizeilichen Ermittlungen gegen Mr Persons vor …» «Ha!», sagte Nina. Mr Ratcliff erhob sich. «Alles unbegründete Anklagepunkte, Eurer Ehren – und in den meisten Fällen wurde er freigesprochen.» Der Richter schüttelte den Kopf und fluchte leise vor sich hin. «Was für ein hübsches Paar Sie beide abgeben. Ich sollte Ihre Scheidung annullieren, um sie beide zu bestrafen.» Unter den Zuschauern breitete sich ein Raunen aus. Sowohl A. C. als auch der Winkeladvokat widersprachen energisch, aber den Menschen im Saal gefiel das. Erneut schlug der Richter mit dem Hammer. «Ruhe im Saal! Wie jeder andere weiß auch ich gute Verleumdungstaktiken zu schätzen, aber wen ich wirklich anhören möchte, ist das Kind. Truman.» Jenny stupste ihn an, damit er aufstand. «Also, mein Junge, los. Nimm Platz im Zeugenstand …»...


Zeltner, Henriette
Henriette Zeltner

Neri, Greg
Greg Neri ist für seine Kinderbücher "Yummy", "Chess Rumble", "Ghetto Cowboy" und "Hello, I’m Johnny Cash" bereits mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet worden. Davor war er Filmemacher, Animator und Illustrator. Er lebt mit seiner Frau und Tochter an der Golfküste Floridas. Im Verlag Freies Geistesleben erschien sein großartiges Kinderbuch "Tru & Nelle". Eine Geschichte über die Freundschaft von Truman Capote und Nelle Harper Lee, das u. a. von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Buch des Monats ausgezeichnet wurde. www.gregneri.com

Greg Neri ist für seine Kinderbücher "Yummy", "Chess Rumble", "Ghetto Cowboy" und "Hello, I'm Johnny Cash" bereits mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet worden. Davor war er Filmemacher, Animator und Illustrator. Er lebt mit seiner Frau und Tochter an der Golfküste Floridas. Im Verlag Freies Geistesleben erschien sein großartiges Kinderbuch "Tru & Nelle. Eine Geschichte über die Freundschaft von Truman Capote und Nelle Harper Lee", das u. a. von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als "Buch des Monats" ausgezeichnet wurde.



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