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Neeser | Des Bürgermeisters Seitz Berlin Zeit | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

Neeser Des Bürgermeisters Seitz Berlin Zeit

Bilder aus Dinkelsbühls Vergangenheit (15. Jahrhundert)
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-0460-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Bilder aus Dinkelsbühls Vergangenheit (15. Jahrhundert)

E-Book, Deutsch, 260 Seiten

ISBN: 978-3-8192-0460-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Max Neeser schildert in Form eines Historienromans die politischen, sozialen und hygienischen Verhältnisse im Dinkelsbühl des 15. Jahrhunderts. Leitfiguren des Roten Fadens sind Personen, die zur damaligen Zeit real gelebt haben. Anhand von 9 Büchlein werden historisch belegte Begebenheiten aus der Stadtgeschichte dargestellt: 1.Verhältnisse in einer freien Reichsstadt 2.Ereignisse rund um einen Jahrmarkt 3.Probleme und Gefährdungen Reisender 4.Grundsteinlegung bis Richtfest des Münsters St. Georg 5.Auswirkung des Städtekrieges auf die Stadt 6.Verlauf des Erbfolgekrieges für die Stadt 7.Der Markgraf von Brandenburg lässt auf dem Schießwasen ein Preisschießen veranstalten 8.Schilderung eines Großbrandes der Stadt 9.Seitz Berlins letzte Ruhestätte In einem Anhang werden umfangreiche Erläuterungen zu historischen Details wiedergegeben. Kleine Gemälde, Skizzen und Fotos, die Ludwig Neeser, der Sohn Max Neesers, hinzugefügt hat, illustrieren den Inhalt.

Max Neeser wurde 1857 in München geboren. Nach Besuch der Königlichen Gewerbeschule in Ansbach und Studium an der Bautechnischen Abteilung der königlichen Industrieschule Nürnberg erhielt er seine erste Anstellung beim damaligen Kreisbüro der Regierung von Mittelfranken in Ansbach. 1888 erhielt er die Stelle des Stadtbaumeisters der Stadt Dinkelsbühl, die er bis zum Jahreswechsel 1912/13 innehatte. Während des 1. Weltkrieges gab er Zeichenunterricht an der Fortbildungsschule Dinkelsbühl, danach war er Bezirksbaumeister beim Bezirksamt Dinkelsbühl. Das besondere Interesse Max Neesers galt der Bau- und Siedlungsgeschichte Dinkelsbühls sowie des Umlandes. Ergebnisse seiner Forschungstätigkeit machte er 1912 im 1. Teil der Baugeschichte Dinkelsbühls der Öffentlichkeit zugänglich. Weitere Forschungsergebnisse flossen in die Abhandlung über die Zeit des dinkelsbühler Bürgermeisters Seitz Berlin ein, die 1923 erschienen ist. Max Neeser verstarb am 18. Juli 1945 in Dinkelsbühl. Er wurde im Neeser'schen Familiengrab beigesetzt.
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2. Büchlein Jahrmarkt


Das auf dem Horste des hochgebauten Steinhauses am Viehmarkt nistende Storchenpaar war mit seiner Nachkommenschaft gen Süden gezogen. Es war der 24ste des Erntemonds, der Tag des heil. Bartholomäus. Auf dem Turm der Pfarrkirche droben beim Wendelstein49 wehte das Ratsfähnlein. An diesem Tage wurde seit unvordenklicher Zeit wie auch an Georgi und Ursula in der freien Reichsstadt Dinkelsbühl ein Kram- und Leinwandmarkt abgehalten. Lebhaftes, buntes Treiben herrschte überall, auf den meist von niedrigen, mit Stroh oder Rohr, manchmal auch schon mit tongebrannten Dachpfannen gedeckten Häusern begrenzten Gassen.

In der Innerstadt, wo sich der von Augsburg über Donauwört gegen Würzburg südnördlich ziehende uralte Heerweg mit der von Westen nach Osten über Ellwangen in Schwaben gegen Nürnberg laufenden Reichsstraße kreuzte, hier beim Jörgenfriedhofe waren die Häuserzeilen merklich weiter auseinander gestellt. Der Kirchhof schob sich da so nahe an die Wegkreuzung heran, daß für einen großen Marktplatz kein freier Raum blieb. So spielte sich der Markthandel in den hier nach vier Richtungen auseinanderlaufenden sehr breiten Gassen ab. Es war da ein besonderer Weinmarkt, ein Ledermarkt, ein Hafenmarkt, ein Brettermarkt angeordnet. Der Viehmarkt lag etwas abseits gegen das Wörnitztor zu. In diesen am Friedhofe sich berührenden Marktgassen standen bis zu den früheren Altstadttoren hin die ansehnlicheren, weil durch ein aufgesetztes Stockwerk erhöhten Behausungen der wohlhabend gewordenen Bürger, besonders jener aus den Altbürgern hervorgegangenen Stadtgeschlechter. In der Mitte dieser geräumigen Gassen zog sich eine breite Mulde, das Floß genannt, zum Wörnitztor hinab. Im Sommer von schmutzigem, übelriechendem Wasser durchflossen, im Winter mit Eis bedeckt, diente das Floß als Fahrweg. Steinplatten, Reisig Knüppel bildeten die Befestigung dieser staubigen oder kotigen, da u. dort mit Springsteinen überquerten Fahrbahn. Auf dieser bewegten sich Frachtwägen, Fuhrwerke und Fahrzeuge aller Art, Pferde-, Ochsenund Maultierkarren, Reiter. Dazwischen tummelten sich jene nützlichen, in Schwaben und Franken gerne gehaltenen Haustiere, die Schweine, so sie nicht auf die Weide im Eichelberg oder in den Sauweiher getrieben waren. Miststätten und Schweinekoben bildeten häufig die Einfassung der Gassen, nicht gerade zur Freude des Rats, der auf das „decorum civitatis“ ein wenn auch schwaches Augenmerk hatte.

Auf den längs den Behausungen verlaufenden Bürgersteigen war Platz für die Fußgänger; diese mußten sich der Springsteine bedienen, so sie die Gasse überschreiten wollten, ohne das Floß durchwarten zu müssen. Wollten sich alte Männer und Frauen, zarte Jungfrauen, Gebrechliche, zur Kirche begeben oder einen Besuch machen, so bedienten sie sich einer von zwei rüstigen Männern getragenen Sänfte.

Heute, als dem Markttage, waren auf den Bürgersteigen Reihen von Marktständen, bestehend aus Brettern und Stangen, mit Leinwand überdacht, aufgestellt. Stadtinsassen und von auswärts her gereiste Gewerbsleute boten darin ihre Erzeugnisse, Marktschreier ihren Kram feil; Gaukler und Künstler, Spaßmacher, Langfinger und Bettler gingen ihrem Gewerbe nach. Schauspieler brachten auf der Bühne Handlungen aus der heiligen Geschichte zur Darstellung; diese Mysterien waren gar erbaulich anzusehen. Berittene Stadtknechte hatten das Getriebe auf Geheiß der Obrigkeit zu überwachen.

Die Gastgeb in den Herbergen und Schenken hatten mit ihren Ehaften50 alle Hände voll zu tun, die Zugereisten und das hereingeströmte Landvolk mit Atzung und Trank zu versorgen und jene zu herbergen.

Abbildung 19 Jahrmarkt (etwa um 1300)

Tags vorher schon waren die auswärtigen Kauf- und Handelsherren auf Blahewagen51 unter dem Schutze des Meßgeleites, berittener und bewaffneter Söldner, zur Stadt gekommen. War ein Wagengezug mit seiner reisigen Bedeckung vor einem der Stattore angelangt, so bat der Geleitsführer um Einlaß. Daraufhin fanden sich Abgeordnete der Stat vor dem Tore ein, die Ankömmlinge zu begrüßen und sie wie üblich zu befragen, ob die Reise gut, ohne Unfall abgelaufen. Nach erstatteter Meldung des Geleitsreiters wurden die Reisenden von einem Ratsherrn zur Herberge geleitet. Waren die Gäste auch häufig schon seit Jahren der Märkte wegen in der Stat bekannt, der Rat hielt sich doch strenge an diese äußere Form des Empfanges, um die Ausübung des althergebrachten Geleitsrechts der Stat zu sichern und zu wahren.

Die weithergereisten Handelsherren aus Venedig, Wien, Straßburg, Nürnberg, Augsburg, Frankfurt, Köln suchten die fürnehmbste Herberge, am Weinmarkt gelegen, mit einem goldenen Kreuz als Aushängeschild ausgezeichnet, auf. Andere Herren herbergten gleich gegenüber im Guldenen Löwen. Am inneren Nördlinger Tore unweit des Klosters der Karmeliten lud ein verguldeter Engel zur Einkehr ein. Am Ledermargkt hing ein Schild, worauf ein grüner Baum gar schön gemalet, heraus. In der Wörnitzvorstat nahe der langen Brucken, an deren Stelle vor geraumer Zeit noch eine breite seichte Furt durch die Wörnitz geführt hat, zierte den Herbergschild ein wilder Mann zur Erinnerung an den heil. Christophorus52, den Riesen, so mit der immer schwerer werdenden Last des Jesuskindes, das der Welt Sünde trägt, einen Fluß durchwatet. Nahe beim inneren Segringer Tore hing ein Schild mit den Bildnissen dreier Mohren heraus, einer Herberge, so nicht weit von der Kapelle zu den heiligen drei Königen oben in der Segringer Vorstat stand. Gegenüber blinkte ein Stern vor einer kleinen Herberge.

Weiter unten in der Segringer Gasse reckte ein Schild mit einer goldenen Kanne seinen Arm heraus. Nicht weit vom inneren Segringer Tore am oberen Ende der Staingaß war die Einkehr der Fuhrleute aus Schwaben, so an dem weißen Roß zu sehen. Die Landsleute hielten sich bei der Einkehr, ohne daß es einer besonderen Abrede unter ihnen bedurft, an die bisher immer schon aufgesuchte Herberge; die Fuhrleute spannten da aus, wo schon vor Jahren ihre Vorgänger aus dem gleichen Orte oder derselben Gegend die Rosse eingestellt hatten, so lud ein Reichsadler beim oberen Segringer Tor, ein rotes Roß am Brettermarkt, im Halbmond am Ende des Weinmarkts, im Sonn am Wedmarkt, im Hirsch in der Turmgasse, im Hahn in der u. Schmiedgasse, im Pflug am Rothenburger Tor, zur Einkehr im Hecht am Hospet53, die Torstube in der ob. Langen Gasse.

Abbildung 20 Die alte Herberge „Fuchsbeck“

So war denn für das Herbergen der vielen Marktgäste gut gesorget und die Bier- und Metsieder hatten für ihre gut mundenden Erzeugnisse willige Abnehmer. Aus den großen Weinkellern unter den Häusern am Weinmarkte wurde in diesen Tagen manch Faßlin Weins von Istrien, vom Rhein, Maine oder Neckar heraufgeholt und den Herbergen und Schenken zugeführt. Im Fleischhause, so sich unter der alten Laube am Ledermarkte befand, sorgte die Zunft der Metzler für Gesottenes und Gepratenes vom Ochsen, Rind, Kalb und Hammel, maßen die Zeit für Haar- und Federwild oder Fisch noch nicht herangekommen. Die Becken und Zuckerbäcker stellten Bretzeln, Kuchen, mürbe Wecken, Lebkuchen, Honigzelten die Menge zum Verkaufe.

In der Herberge zum Guldenen Engel54 beim inneren Nördlinger Tore saßen in der großen, einige Stufen über dem breiten, eichengedielten Hausflure gelegenen, heute dicht besetzten Gaststube fremde Fuhrleute um einen schweren eichenen Tisch herum. Über dem hing von der durch Alter und Rauch schwarzbraun getönten Balkendecke die zierliche Schaue55 eines mit einer Blahe51 überspannten Frachtwagens herunter. Die Rosselenker hatten von Werde56 unter dem Nördlinger Geleite Güter hergeführt, so aus den Wägen in die Lagergewölbe der Handelsherren am Weinmarkt verbracht werden sollten.

Derweilen taten sich die Wagenknechte gütlich bei einer Pitsche braunen Gerstenbieres. Zu ihnen gesellten sich zwei stätische Soldner, bekannt unter den Namen Reitjörg und Bader Jäcklin. „Übermorgen beim ersten Hahnenschrei könnt Ihr euere Fahrt wieder heimwärts lenken; bis morgen Abend werden die Ballen Tuches und Graloden57 in eueren Wagen verladen sein, so Ihr als Rückfracht mit führen sollet. Auf der Weberschau58 erhaltet Ihr vom Tuchknecht noch so viele Ballen Löwen, Ochsen und Trauben, als zur vollen Befrachtung nötig. Das Geleit erwartet Euch vorm äußeren Nördlinger Tore bei der Statmul“, vermeldete ihnen der Reitjörg. Die beiden Soldner taten den Dasitzenden aus der ihnen dargereichten hölzernen Kanne Bescheid und setzten sich zu den Fremden. „Von wannen kommet Ihr?“ begann der Bader Jäcklin, begierig wie er immer war, alles zu erfahren, was da und dort vorginge, die Zwiesprach, mit seinen schwarzen durchdringenden Augen sie ausforschend. „Dös müßt‘s selbsten erraten!“, wichen diese dem lästigen Ausfrager aus. „Aus dem Bayerischen werdet Ihr sein, das merket man an Eurem Schnabel! Was...



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