Neely | LÜGEN | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 239 Seiten

Neely LÜGEN

Der Thriller-Klassiker!
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7487-8993-2
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Der Thriller-Klassiker!

E-Book, Deutsch, 239 Seiten

ISBN: 978-3-7487-8993-2
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der Gärtner entdeckte die Toten: den Schriftsteller Julian Harper, seine Frau und seine Sekretärin - ermordet in ihrer Villa in Kalifornien. Und Betty, Harpers Stieftochter, ist schwer verletzt... Nur Jessica, Harpers Tochter aus erster Ehe, hatte Glück. Sie war zur Tatzeit nicht im Haus. Jessica - die Erbin von Harpers Vermögen...   Der Thriller Lügen von Richard Neely erschien erstmals im Jahr 1978; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1979 (unter dem Titel Lauter Lügen). Dieser klassische, düstere Krimi erscheint als durchgesehene Neuausgabe in der Reihe APEX CRIME.

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  ERSTER TEIL
        Erstes Kapitel     Entdeckt hatte sie Sebastian, der Gärtner. Als er der Polizei von Santa Barbara die Szene beschrieb, verzerrte sich sein normalerweise gleichmütiges Gesicht zu Grimassen; er rollte die Augen, und die Zunge zuckte wiederholt zu den Mundwinkeln, leckte den dicken Speichel ab. Aber so erregt er auch war, sein angeborener Ordnungssinn zügelte ihn doch genügend, dass er die Geschichte von Anfang an und in der genauen Reihenfolge berichtete. Sein Sohn Tornas hatte ihn in ihrem Chevrolet-Kastenwagen zum Tor an der Auffahrt der Harpers gefahren und ihn dort pünktlich um acht Uhr morgens abgesetzt. Als er sich dem Haus auf der abgeflachten Hügelkuppe näherte, hatte Sebastian, wie er sich erinnerte, das Gefühl, als ob es unbewohnt und verlassen sei: »Keine Geräusche. Nichts. Nur die Vögel. Wissen Sie, die Harpers stehen sonst früh auf. Vor allem Mr. Harper. Normalerweise hab’ ich Licht in seinem Arbeitszimmer gesehen. Aber ich sah kein Licht. Ich denke, vielleicht schlafen sie noch. Wie am Morgen nach einer Party, Sie wissen schon.« Später, im Fernsehen und in den Zeitungen, sah man Fotos von dem Haus. Ein zweistöckiges Gebäude im spanischen Kolonialstil aus behauenen Steinblöcken, mit dicken Balken eingefasst; das Dach mit roten Ziegeln gedeckt; Steinsäulen, die den drei Meter breiten Dachvorsprung über einem gefliesten Portiko trugen. Obwohl nur ein paar Hundert Meter von einer Gruppe Sommerhäuser entfernt, wirkte das herrschaftliche Haus der Harpers mit seinem Blick auf die zypressenbewaldeten Hügel und den unendlichen Pazifik so isoliert wie ein einsamer Adlerhorst. Sebastian entschloss sich, die Bepflanzung am Rand des Swimming-Pools zu bearbeiten, weil sie unterhalb des Hauses und weit genug davon entfernt war, dass man das Geräusch der Heckenschere oben nicht hören konnte. Er ging leise die Steintreppen hinunter und kappte hier und da überstehende Zweige der Riesenfarne. Als er den Swimming-Pool erreicht hatte, blieb er stehen und warf einen Blick hinüber auf das Badehaus, ein quadratisches Bauwerk mit einem spitzen Dach aus einem Material, das an Rattan erinnerte. Das Badehaus enthielt einen elegant möblierten Barraum und ein halbes Dutzend Umkleidekabinen. Die breite Schiebetür stand offen, und das fand Sebastian höchst ungewöhnlich. Er dachte: Vielleicht wollte Mrs. Harper das Haus ein wenig lüften, zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit; die Bougainvilleen auf der einen Seite des Pools mussten zurückgestutzt werden. Er ging darauf zu, die Heckenschere in der Hand. Dabei fiel sein Blick auf das L-förmige Schwimmbecken. In diesem Augenblick stockte sein Atem. Zuerst dachte er, dass das dichte Büschel Haare unter dem Sprungbrett zu einem sonderbaren Tier gehörte. Doch dann bemerkte er, dass das umgebende Wasser dunkelrot war, an den Rändern zu hellem Rosa verblasste. Er trat an den Rand des Beckens, schnappte nach Luft. Die Heckenschere fiel klappernd zu Boden. Unter dem Haarbüschel war ein zusammengekrümmter, nackter Körper, dessen Gewicht dicht unter der Oberfläche schaukelte, dessen Arme schwer nach unten hingen, und dessen Beine auf den Ablauf am Grund des Beckens zeigten. Sebastian war mit einem Satz neben der Gestalt; er bückte sich, streckte die Arme aus, langte nach dem Haar, zerrte den Körper an den Beckenrand. Als er ihn heraushob und bis zum Terrazzo-Sonnendeck schleifte, war er sich nur bewusst, dass es sich um einen weiblichen Körper handelte. Er brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass das Gesicht, das ihn unheimlich angrinste, Ruth Wylie, der Sekretärin von Mr. Harper, gehörte. Entsetzt und verwirrt, wie er war, folgte Sebastian seinem Instinkt: Er drückte seinen Mund auf die Lippen von Ruth Wylie und presste Atemluft in ihre Lungen. Er wiederholte die Prozedur an die zehn oder zwölfmal, und jedes Mal vernahm er einen klatschenden und gurgelnden Laut, der gegen seinen Brustkorb vibrierte. Als er sich einen Augenblick zurücklehnte, entdeckte er den Grund dafür: die hineingepresste Luft entwich wieder durch einen weiten, fahlen Schlitz an Ruth Wylies Hals. Das Wort Mord kam ihm in den Sinn. Er sprang auf und rannte zum Badehaus. In der Bar gab es ein Telefon, das mit den Apparaten im Haupthaus in Verbindung stand, und von dem aus man auch nach draußen telefonieren konnte. Er würde Mr. Harper anrufen, und der sollte die Polizei verständigen. Er erreichte die Bar im Laufschritt. Packte den Hörer des Telefons. War bereit zu wählen. Und erstarrte in der Bewegung. Hinter ihm im Halbdunkel, halb sitzend auf dem mattenbelegten Boden, die Beine gespreizt, den Rücken gegen die Ledercouch gepresst, war... Sebastian knallte den Hörer auf die Gabel. Heilige Mutter Gottes, das war Mrs. Harper! Sie hatte nur das Oberteil eines blauen Bikinis an. Das Unterteil lag auf dem zusammengeknüllten, weißen Bademantel neben ihr. Ihr Kopf war zur Seite gedreht, das Kinn ruhte auf der rechten Schulter. Blut war ihr über die Brüste und den Bauch gelaufen, konzentrierte sich rings um tiefe Löcher, die wie Stichwunden aussahen, und in einer kleinen Pfütze, die sich unter ihren Oberschenkeln gebildet hatte. Ihr Mund war offen. Ihre Augen starrten ihn an. Und diesmal wusste Sebastian auf den ersten Blick, dass hier nichts mehr zu retten war. Sein Entsetzen steigerte sich zur Panik. Vielleicht war der Mörder noch in einer der Umkleidekabinen und lauerte. Sebastian trat zurück, drehte sich herum und schoss auf das Haupthaus zu. Während er sich ihm näherte, begann er zu schreien, erhob die Stimme zu einem gellenden Kreischen, als er mit den Fäusten an die Vordertür trommelte. Niemand kam. Er lauschte auf die schreckliche Stille, versuchte dann, die Tür aufzubrechen. Das solide Eichenholz gab nicht nach. Er raste um das Haus herum zur Hintertür, packte einen der lackierten, eisernen Boulevardstühle von der Terrasse und schmetterte ihn gegen die Glasscheibe der Tür. Dann rannte er durch den Vorplatz zur Diele, über einen kurzen Korridor und stand auch schon in Mr. Harpers Arbeitszimmer. Mr. Harper war da. Aber er war nicht in der Lage, Sebastians plötzliches Hereinplatzen zu bemerken. Er lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem blutgetränkten Teppich hinter dem wuchtigen, mit Schnitzwerk versehenen Schreibtisch, und seinen leblosen Körper umfasste noch der umgekippte Drehsessel. Sebastian rief die Polizei an. Dann vorsichtig, um nichts zu berühren, kehrte er zu der Hintertür zurück, die er eingeschlagen hatte, ging hinaus und stand schließlich zitternd auf der Terrasse. Unten am Pool, den er durch die Bäume erkennen konnte, lag der Leichnam von Ruth Wylie, und dahinter sah er unscharf die steifen Beine von Mrs. Harper, die im Badehaus lag. Er übergab sich in ein Petunienbeet. Dann schleppte er sich zur Auffahrt und hockte sich auf den Rand der Einfassung, um die Ankunft der Polizei abzuwarten. Und ihm wurde schon wieder übel, als ihn plötzlich ein Gedanke hochriss. Er hatte eine weitere Hausbewohnerin vergessen: Mrs. Harpers zwanzigjährige Tochter aus erster Ehe, Betty Archer. Sebastian starrte auf das Fenster von Bettys Schlafzimmer im oberen Stockwerk. Versuchte, einen Schritt auf das Haus zuzugehen, aber seine Beine versagten. Er verfluchte sich, versuchte, sich unter Kontrolle zu bekommen, aber sein Körper weigerte sich standhaft, irgendeine Bewegung auszuführen. Er stand da, erstarrt vor Entsetzen, und die Tränen der Frustration liefen ihm über sein gebräuntes, narbiges Gesicht, als zwei Polizeiwagen mit heulenden Sirenen die Auffahrt heraufkamen. Betty Archer, einen Trenchcoat über ihrem kurzen Nachthemd, fand man kurz danach in der geschlossenen Garage, zwischen dem Cadillac und dem Porsche zusammengebrochen am Boden liegend. Sie hatte zwei Stiche abbekommen, einen in die Schulter, den anderen in den Hals, wobei die Stichwaffe die Hauptschlagader nur angeritzt hatte. Sie hielt die Schlüssel für den Porsche in ihrer geballten, verkrampften Faust, was darauf hindeutete, dass sie versucht hatte, zu fliehen und Hilfe zu holen. Aber sie war nicht tot. Noch nicht. Bewusstlos fuhr man sie ins Krankenhaus. Julian und Paula Harper sowie Ruth Wylie dagegen wurden ins Leichenhaus gebracht. Auf dem ganzen Grundstück fand man kein Zeichen für die Identität des Mörders. Der einzige Hinweis darauf, dass jemand in den Besitz der Harpers eingedrungen war, wurde von einem jungen Ehepaar geliefert, das in einem alten Haus eine Viertelmeile von den Harpers entfernt wohnte. Es war um zwei Uhr morgens durch das Dröhnen eines Wagens mit schadhaftem Auspuff geweckt worden, der mit hoher Geschwindigkeit den Hügel vom Haus der Harpers hinuntergerast war.       Zweites Kapitel     Lee Brewer lag lässig ausgestreckt in dem hellbraunen Vinylsessel, die nackten Füße auf dem durchgelegenen Bett, und las den Bericht. Er beherrschte die ganze Titelseite der Zeitung. Dicke, schwarze Schlagzeilen:   BEKANNTER SCHRIFTSTELLER, DESSEN FRAU UND SEKRETÄRIN ERMORDET AUFGEFUNDEN. TOCHTER IN LEBENSGEFAHR. RASENDER MÖRDER AUF FREIEM FUSS.   Und die Fotos der vier:   OPFER DES NÄCHTLICHEN MASSAKERS.   Interviews mit Nachbarn und Bekannten:   EINE ZURÜCKGEZOGEN LEBENDE, STILLE FAMILIE, SAGEN DIE FREUNDE.   Betty Archer lag noch im Koma - verursacht durch das Trauma und den Blutverlust, wie die Ärzte erklären. Ihr Zustand galt als besorgniserregend. Die vermutliche...



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