E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Nakhosteen In der Hölle geboren
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8187-1751-3
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein Kalifornien-Krimi
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-8187-1751-3
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die sechzehnjährige Jenny entflieht ihrem desolaten Zuhause in San Bernardino, Südkalifornien, und macht sich auf den Weg nach Norden zu ihrer Tante Polly ins ländliche, beschauliche Madera County. Sie weiß weder, dass dort auf einer Müllhalde die Leiche einer Frau gefunden worden ist, noch ahnt sie, dass sie selbst Informationen über den Täter besitzt, die auch sie in höchste Lebensgefahr bringen.
Die Autorin, geb. 1944, studierte Medizin in Freiburg i. Br., London und Köln mit späterer Tätigkeit in der klinischen Forschung. Im Alter von 59 Jahren schloss sie in Münster zusätzlich ein vierjähriges Diplom-Studium für Oecotrophologie ab. Ein Praktikum in der Redaktion einer Wochenzeitschrift inspirierte die Mutter von 3 Kindern zum Schreiben und Veröffentlichen gesundheitsrelevanter Themen. Heute verarbeite sie Lebenserfahrungen in autobiografischen und fiktiven Kurzgeschichten und Erzählungen, die in zahlreichen Anthologien erschienen sind. Die Autorin lebt im Ruhrgebiet und hatte über viele Jahre ein zweites Zuhause auf einer Ranch in den kalifornischen Ausläufern der Sierra Nevada. Sie ist mit den Menschen und ihren Gewohnheiten dort sehr vertraut.
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14 Sheriff Blython rückt mit dem Team der Spurensicherung an. Der Verwalter des Parkhauses Uno in der Richie Rd., mit dem er sich verabredet hat, begleitet ihn und die Profis der Spusi in die unterste Parkebene zu einer im Dunkel liegenden Ecke, wo ein Kleinwagen geparkt ist. »Das scheint tatsächlich Monas Auto zu sein«, bemerkt Blython sogleich erleichtert. »Mir ist der grünen Fiat Punto häufig aufgefallen«, sagt der Verwalter, »wegen der Dame, die ihn gefahren hat. Eine auffällige Erscheinung mit kupferroten Haaren und einem Blick, der Beton erweichen lässt. Ist sie wirklich das Mordopfer?« Blython nickt, bittet ihn, Abstand zu halten und nähert sich selbst mit Vorsicht, um die Spurensicherung nicht zu behindern. Die erste äußere Begutachtung des Autos und seiner Umgebung ist zu seiner Enttäuschung ohne weitere Erkenntnisse. Das Fahrzeug ist unverschlossen. Innenraum und Kofferraum sind auf den ersten Blick leer und sauber. Keine Zeichen eines Kampfes, keine erkennbaren Blutflecken, keine herumliegenden Gegenstände, bis auf eine Damenhandtasche auf dem Beifahrersitz. Es ist Monas Tasche, darin Schlüssel, Portemonnaie, Geld und ein paar Kosmetikartikel. Das Handy fehlt. »Darn it! – Mist«, sagt Blython. »Es scheint, dass Mona das Fahrzeug hier abgestellt hat, dann überfallen, entführt oder sogar erwürgt worden ist, sonst hätte sie ihre Tasche mitgenommen.« »Der Mörder ist vielleicht der große Unbekannte. Wartete im Hinterhalt auf ein Opfer«, wirft ein Mann der Spusi ein. »Glaube ich nicht«, antwortet Blython. »Das fehlende Handy weist darauf hin, dass der Täter wahrscheinlich vorher Kontakt mit Mona gehabt und ihr Telefon mitgenommen hat. Aber wohin hat er sie verschleppt? Wo ist sie so zugerichtet worden? Hier jedenfalls nicht. Das muss ein blutiges Gemetzel gewesen sein. Dazu brauchte der Mörder einen sicheren Ort.« »Im eigenen Haus wurde sie nicht getötet«, geben die Beamten der Spurensicherung an. »Wir haben inzwischen dort praktisch jede Ecke mit Luminollösung bearbeitet und nicht den geringsten Hinweis auf eine Blutspur gefunden.« Blython wendet sich an den Parkhausverwalter. »Wie häufig ist der Wagen hier abgestellt worden.« »Ein, zwei Mal in der Woche. Genau weiß ich das nicht, aber regelmäßig.« »Sie erwähnten in Ihrem Telefonat, dass sich eine Vermutung regelrecht aufdränge. Was haben Sie damit gemeint?« »Die Nähe zum Hungry Wolf«, sagt der Verwalter und lacht. »Kennen Sie nicht?« »Nur vom Hörensagen«, antwortet Blython. »Klären Sie mich auf.« * In knapper Form erfährt Sheriff Blython von einem Treff, der außerhalb seines Countys liegt. Die Tiefgarage Uno befindet sich nur Gehminuten entfernt von der Ausfallstraße, die Fresno mit dem Freeway 180 verbindet. Auf dieser Verbindung gibt es einen Trucker Stopp, Hungry Wolf, der nicht nur bei Brummi-Fahrern als Sex-Stopp mit attraktiven und vielfach genutzten Dating- Möglichkeiten bekannt ist. Der Hungry Wolf, so ergeben die Ermittlungen, gehört nicht zu den großen Tankstellen-Ketten, deren Trucker Stopps mit Restaurants, Fast Food Filialen, Supermärkten, Drogerie-Läden, Fitness-Centern, Waschanlagen und vielen anderen Annehmlichkeiten für die Fernlastfahrer ausgestattet sind, sondern ist ein kleines Unternehmen in Privatbesitz. In einem schlichten Steinhäuschen, dessen Front durch zwei überdimensionale Flaggen, der amerikanischen Stars and Stripes und der kalifornischen Bear-Flag, von weitem sichtbar ist, befindet sich ein Imbiss, in dem die Brummi-Fahrer eine einfache Mahlzeit und ein warmes Getränk erhalten können. Vor dem Haus warten zwei Bistrotische aus Metall und passende Hocker auf Kundschaft. Im rückwärtigen Teil des Gebäudes gibt es Dusch- und Waschgelegenheiten. Jimmy Lunaa, der vollbärtige Besitzer dieses Treffs, ist klein und so dick, dass er wie aufgepumpt aussieht. Mit Recht kann man vermuten, dass er Hauptabnehmer seiner fettig gegrillten Spareribs, Burger und Hot Dog-Variationen ist. Der basedowsche Blick seiner Glubschaugen, leicht verdeckt durch die rote Basecap, von der er sich nie trennt, hat seine Kundschaft genau im Visier. Er weiß, welcher Trucker zu ihm nur wegen einer Ruhepause und den knusprigen French Fries kommt und welcher zusätzliche Wünsche hat. Auch die Freier, die regelmäßig bei ihm vorbeischauen, weil sie wissen, dass sie dort zu jeder Zeit bedient werden und Sex wie ein McMenü kaufen können, sind ihm bekannt, sowie besonders die Damen, die in ihren kurzen Röckchen und Lackstiefeln oder Mini Hot Pants seinen Treff interessant machen. * Sheriff Blython nimmt an, dass Mona Dawis, vielleicht auch Babette Spiero im Hungry Wolf bekannt gewesen sein müssen. Er holt die Ermittlungserlaubnis seines Kollegen im Nachbarcounty ein und schickt Deputy Hank zum Trucker Stopp, um seiner Vermutung nachzugehen. In Zivil betritt Hank den stark nach altem Frittierfett riechenden Verkaufsraum, weist sich aus und zeigt Jimmy Bilder von den beiden Damen. »Kennst du die?« Jimmy ist sich schnell sicher. »Ja, die Mona – ist das nicht eure Deponieleiche? – war gelegentlich hier.« »Gelegentlich?« »Sie hat Hungry Wolf zuerst genutzt, um Kundschaft kennenzulernen, zuletzt als Treffpunkt mit ihren Stammkunden. Fuhr mit ihren Freiern dann wohl in einen Rückzugsort, ein Hotel oder eine Wohnung.« »Und die andere?« »Die Braunhaarige mit den roten Strähnen, ist mir nicht bekannt.« »Mit wem hat Mona öfter verkehrt? Kennst du Namen oder Autokennzeichen ihrer Freier? Weiß du Näheres?« »Kaum.« »Einige Kunden?« »Dies ist hier ein kleiner Trucker Stopp. Dass er gerne als Treffpunkt benutzt wird, geschieht zwar mit meiner Erlaubnis, ist aber nicht meine Angelegenheit«, antwortet Jimmy Lunaa, offensichtlich nicht wahrheitsgemäß, weiß Deputy Hank, schließlich verdient Lunaa an dieser Art von Geschäft sehr gut mit. Hank versucht, weitere Informationen aus Jimmy herauszupressen. Vergeblich. Dann setzt sich der Deputy an einen der Bistrotische vor den Imbiss, um das Kommen und Gehen auf dem im Milieu als Bums-Meile bekannten kurzen Straßenabschnitt zu beobachten. Etliche Damen, die meisten etwa um die Dreißig, einige, vermutlich ältere Hausfrauen, stehen nicht weit entfernt oder schlendern ungeduldig auf und ab. Das Geschäft scheint schleppend zu laufen, denn der Gesichtsausdruck der professionellen Damen beim Heranlocken der wenigen, langsam im Schritttempo vorbeifahrenden Freier mit dem suchenden Blick, signalisiert zunehmend: Fuck, ich brauche das Geld! Doch das Leben auf dem Strich hat noch nicht so viele von ihnen gezeichnet, wie das von Sexarbeiterinnen in den Großstädten, findet Hank. Dort sieht man den Frauen oft schon an ihren glasigen Augen und dem gelegentlich fehlenden Zahn an, dass sie unter Drogen stehen oder aus prekären, sozialen Verhältnissen kommen. Hier dagegen scheinen sich sexuelle Dienstleisterinnen der Mittelschicht ein Zubrot verdienen zu wollen. Als Hank von einer platinblonden Dame angesprochen wird, winkt er ab. »No interest, baby«, sagt er. Zuhause wartet schließlich seine Freundin Linda auf ihn. Hank hat eine halbe Stunde dort verbracht, einen Liter Cola aus einem Pappbecher mit dem Logo-Aufdruck Hungry Wolf’s Drinking Hole getrunken, als nicht weit entfernt von ihm ein Auto hält. Das Kennzeichen ist Hank aus Ermittlungen bekannt. »Jetzt wird es interessant«, murmelt er in sich hinein. »Wer hätte das gedacht? Unser weinerliches Präriemäuschen. Aber warum mit einer blonden Perücke getarnt?« Dass Monas Mann hier auftaucht, damit hat der Deputy nicht gerechnet. Auf ihn hat Arthur Dawis den überzeugenden Eindruck eines betrogenen, enttäuschten und traurigen Ehemannes gemacht. Hank versteckt sich hinter der auf dem Tisch liegenden Menükarte und sieht, dass die Platinblonde, die ihn angebaggert hat, an die heruntergelassene Seitenscheibe des Autos tritt und nach kurzem Gespräch in den Wagen steigt. Noch bevor das Auto davonrollt, hat Hank Jeremy Blython angerufen, Autokennzeichen und Standort durchgegeben. Dann folgt er dem Wagen. Nach nur wenigen Meilen steuert Dawis mit seiner Blondine ein Motel an. Die Frau steigt aus, geht zur Rezeption und kehrt mit dem Schlüssel für ein Appartement zurück. Dawis hat das Auto geparkt und steigt aus. Als die beiden in der Nr. 16 verschwinden, nimmt Hank Kontakt mit Blython auf, der mit etlichen Sergeants in einigem Abstand bereits Posten bezogen hat. »Zugriff?«, fragt Hank. »Sollen wir eingreifen?« »Erkundige dich an der Rezeption, wer sich dort angemeldet hat«, sagt sein Chef. »Dann entscheiden wir weiter.« An der Rezeption ist eine ältere Dame mit schütteren, grauen Haaren nicht gewillt, irgendwelche Informationen herauszugeben. »Wir nehmen Diskretion ernst.« Erst als Hank die Dringlichkeit mit Nachdruck, dem Vorweisen seines Dienstausweises und Androhung von Strafe ihr verständlich macht, berichtet sie, dass die Nr. 16 für eine Stunde gebucht und bezahlt worden ist, dass sie die junge, platinblonde Dame gut kenne, über ihre Begleitung aber nicht Bescheid wisse. »Das geht mich nichts an«, sagt sie mit vorwurfsvollem Ton in der Stimme. Jeremy Blython hält ein vorschnelles Eingreifen nicht für sinnvoll. »Warten wir ab. Dawis wird der Dame hier nichts antun. Wollte er sie umbringen, wäre er mit ihr in die Einsamkeit der Berge gefahren. Rothaarig ist sie auch...