Museum Angerlehner | Martin Praska – Short Stories | Buch | 978-3-99028-986-0 | sack.de

Buch, Englisch, Deutsch, 168 Seiten, Format (B × H): 215 mm x 275 mm

Reihe: artedition · Verlag Bibliothek der Provinz

Museum Angerlehner

Martin Praska – Short Stories


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-99028-986-0
Verlag: Bibliothek der Provinz

Buch, Englisch, Deutsch, 168 Seiten, Format (B × H): 215 mm x 275 mm

Reihe: artedition · Verlag Bibliothek der Provinz

ISBN: 978-3-99028-986-0
Verlag: Bibliothek der Provinz


I’ll tell you what freedom is to me. No fear. ()


Martin Praska – Short Stories. Eine Entgleisung

Natürlich hat jedes Bild seine eigene Geschichte. Was denken Sie? Aber ich werde mich hüten, Sie Ihnen auf die Nase zu binden. Auch ein Künstler hat seine Privatsphäre. Und die Bilder – zumal selbst gemalte – sind eine intime Angelegenheit. Dass ich sie öffentlich zur Schau stelle, ist des Exhibitionismus genug. Allfällige Deutungsversuche müssen zwingend an professionelle Stellen delegiert werden, von denen man sich gegebenenfalls auch wieder distanzieren kann. Als da sind studierte Kunsthistoriker und Theoretiker und Philosophen. Die Psychologen und Soziologen nicht zu vergessen! Ich meine das gar nicht despektierlich, im Gegenteil, gehe ich doch gerne selber dem allzumenschlichen Bedürfnis nach, partout immer und überall etwas erkennen zu wollen und aus dem Gesehenen meine Schlüsse zu ziehen. Ein Produkt der Evolution letzten Endes. Für das Gewitter muss der alte Zeus verantwortlich sein. Wahrscheinlich ist er wieder wütend.

Ach ja, die griechische Mythologie! Heute wissen wir es besser. Es war der liebe Gott. Die Aufklärung hat nämlich dem Aberglauben den Kampf angesagt. Und sie hat damit nicht nur die moderne Physik, sondern auch die moderne Kunst erst ermöglicht. Denn da wie dort lautet seitdem das Prinzip „Trial and Error“. Versuch und Irrtum. Hatten zuvor noch Heilige, Propheten und Könige das Sagen, so betrat nun mit einem Mal das Genie diverser Herkunft, diverser Körperlichkeit und diverser Persönlichkeitsstrukturen die Bühne. Das Individuum, zweifelhaftes Subjekt menschlicher Verfasstheit, brachte ganz eigene und immer neue Vorstellungen von Gut und Böse, Richtig oder Falsch aufs Tapet. Wissenschaft und Kunst wurden demokratisiert, ja am Ende sogar die Heilkunde. Und alle wurden sie sogleich auch zur Diskussion gestellt. Aber damit auch fehleranfällig, weil kritisierbar. Das ist gut, denn aus Fehlern wird man klug. Was dagegen keinen hat, das ist wahrscheinlich ein einziger solcher. Ein Irrtum. Denken Sie nur an die Homöopathie! – Ich schweife ab. Verzeihung! Eine angeborene Konzentrationsschwäche. Nicht ohne Grund habe ich Kunst studiert und nicht Juristerei.

Was wollte ich sagen? Wir sind geneigt, lieber zu finden als zu suchen. Wir wollen alles und jedes auseinander dividieren und nach Verwertbarkeit sortieren, trennen wie unseren Hausmüll. Aber natürlich auch neu kombinieren und zusammendenken, was sich gefunden hat und sich bindet, bis dass der Tod es scheidet. Träumen Sie manchmal von einer brennenden Scheune? Na, da haben Sie aber eine lebhafte Libido! Leiden Sie unter Kopfschmerzen? Sie denken zu viel. Haben Sie einen harten Stuhl? Nehmen Sie ein Polster! Jeder Furz hat etwas zu sagen und alles muss irgendwie eine Bedeutung haben. Sogar das Leben von Tante Hildegards Pudel. Die ewige Sinnsuche hat Religionen geschaffen, die wir – einmal rechtzeitig verabreicht – so leicht nicht mehr loswerden. Dann kamen auf einmal Wassily Kandinsky und der andere Russe, wie hieß er gleich, der mit dem schwarzen Quadrat, daher und haben gemalt, was nicht zu sehen war, doch jeder zu erkennen glaubte. Endlose Assoziationsketten! Lesen Sie diesen Text zuende! Schwadronieren und Spintisieren auf höchstem Niveau. Ich meine das nicht despektierlich. Das auch nicht. Ich arbeite so. Mische und mixe nach Gutdünken wie ein Disc Jockey.

Die abstrakte und informelle künstlerische Praxis hat der Neigung zum Fabulieren zwar entgegenzuwirken versucht, umso mehr aber ist darob die Interpretationslust erst zur Blüte gelangt. Der Schuss ging nach hinten los. Und Susan Sontag, die Grande Dame der Kopflastigkeit, wurde ungehalten.

Wie ein Wutausbruch mutet da ihr Spruch an, wir bräuchten „keine Hermeneutik, sondern mehr Erotik in der Kunst“. Also mehr Sinnlichkeit statt Intellektualität. Dass doch endlich wieder eine Göttin Blitze schleuderte! Ein Gewitter die trockene Theorie durchnässte. Wie lange ist das her? Es müssen die Sechzigerjahre gewesen sein. Die Beatles gaben ihr letztes Konzert und sangen Tomorrow Never Knows.

Nun blättern Sie im vorliegenden Katalog und denken sich, dass da einer die Quintessenz von Sontags Essay „Against Interpretation“ allzu wörtlich genommen hat. Es sei Ihnen unbenommen! Was ich mir nicht schon so alles habe anhören können! In Zeiten der Korrektheiten und Sensibilisierungen. Malen Sie ein Pin Up-Girl, und Sie sind geliefert. Heutzutage. Da „objektifiziert“ einer die Frau. Sexist, Wüstling, widerlicher! Und wahrscheinlich ist Ihnen auch schon längst aufgefallen, dass ich meine Worte nicht gendere, nicht gegendert habe. Die Entscheidung, es nicht zu tun, war einzig der Frage nach besserer Lesbarkeit und erhöhter Sinnlichkeit geschuldet. Ganz ehrlich, ich habe es versucht. Unverständliches Zeug! Sch… drauf! Korrektes Deutsch ist ein harter Stuhl.

Verständlich will man ja schon sein als Künstler. Nicht wahr. Und sehen Sie, schon verwickelt man sich in Widersprüche! Nichts sagen und doch verstanden werden wollen! Aus dieser Ambivalenz entstehen meine Bilder. Apodiktische Urteile sind meine Sache nicht. (Ok, es gibt Ausnahmen.) Kein Entweder-Oder, vielmehr ein Sowohl-Als-Auch. Ich kultiviere die Mehrdeutigkeit. Die Ambiguität. Den Zweifel. Und ich war mir meiner Sache, der gepflegten Unsicherheit nämlich, bisher sehr sicher. War es nicht seit jeher Aufgabe der Kunst, der modernen Kunst allemal, uns zu denken zu geben? Sollte sie nicht sämtliche Wahrheitsansprüche zurückweisen? Und zwar brüsk! – Bis heute Morgen war das jedenfalls so. Doch was die nächste Woche und die nächsten Jahre betrifft, da plagt mich die schiere Existenzangst. Denn neuerdings sollen ja die Zwischentöne einem neuen Schwarzweiß weichen. Allenthalben Totalitarismus von Moralität und Neo-Biedermeier.

Leute, ich probe den Widerstand. Wie einen Bannfluch stelle ich die Kunst vor jeglichen Dogmatis mus, vor ideologischen Eifer und vor Rechthaberei. Auch deswegen setze ich mich hiermit dem Vorwurf aus, nicht auf der richtigen Seite zu stehen. Auf der falschen stehe ich nämlich schon von Geburts wegen. Denn ich bin weiß, männlich und auch nicht mehr der Jüngste. Das San Francisco Museum Of Modern Art wird in absehbarer Zeit kein Bild von mir kaufen. Dort musste der Chefkurator seine Koffer packen, weil er auch weiterhin von weißen Leuten Kunst kaufen wollte. Auch! Nicht nur! Und nicht einmal überwiegend. Nun, sagte einst Karl Valentin, es sind schon so viele Leute gestorben, und ich werd’s auch überleben.

Hier sind meine Short Stories. To whom they may concern. Machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken und unterstellen Sie mir, was Sie wollen! Ich berufe mich auf mein Recht, die Aussage zu verweigern. Insbesondere, wenn sie gegen mich verwendet werden kann. Ab jetzt tragen Sie die Verantwortung. Nicht nur die Schönheit, auch die Sinnhaftigkeit liegt im Auge des Betrachters. Vor allem aber die Verantwortung. Machen Sie sich selber ein Bild! Ich bin gespannt, ob Sie es schaffen, ohne zu objektifizieren.
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Weitere Infos & Material


Eckel, Klaus
Klaus Eckel: österr. Kabarettist, geboren 1974

2019 Österreichischer Kabarettpreis
2014 Deutscher Kleinkunstpreis
2010 Deutscher Kabarettpreis
2008 Österreichischer Kabarettpreis
2007 Silberner Stuttgarter Besen; Salzburger Stier
2006 Leipziger Löwenzahn
2005 Deutsches Scharfrichterbeil
2004 Goldener Kleinkunstnagel; Hirschwanger Wuchtel; Österreichischer Kabarettförderpreis
2001 Wiener Neulingsnagel; Kärntner Kleinkunstdrachen

Aigner, Carl
Carl Aigner: Mag.phil., geboren 1954 in Ried i.I., OÖ.
Studium der Geschichte, Germanistik, Kunstgeschichte und Publizistik in Salzburg und Paris.
1989–2001 Lehrtätigkeit an verschiedenen österreichischen Universitäten und an der Universität für Angewandte Kunst Wien.
1991 Gründungsherausgeber von EIKON – Internationale Kunstzeitschrift für Photographie und Neue Medien.
1995/96 Kurator Kunsthalle Krems.
1997–2003 Direktor Kunsthalle Krems.
2000/2001 Projektleitung der Abteilung Kulturwissenschaften an der Donauuniversität Krems.
Seit 2002 Direktor des Niederösterreichischen Landesmuseums in St. Pölten.
2004 Verleihung des „Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst“ der Republik Österreich.
2005–2008 Präsident von ICOM Österreich (International Council of Museums).
Seit 2008 Mitglied des Vorstandes der Privatstiftung Rudolf Leopold – Museum Leopold Wien.
Seit 2013 Vizepräsident von ICOM-Österreich.
Zahlreiche Beirats- und Jurytätigkeiten, Herausgeberschaften und Publikationen zur Bildenden Kunst, Photographie und Medienkunst.
Lebt und arbeitet in St. Pölten und Wien.

Praska, Martin
Martin Praska
1963 in Wiesloch (D) geboren
1985–1990 Akademie der bildenden Künste Wien
1987 Arbeitsstipendium der Invest Kredit AG
1993 Malersymposium Werfen
1995 Auslandsstipendium Krumau, Tschechien; Mitglied der Künstler vereinigung MAERZ, Linz
1998 Auslandsstipendium London
1999 Gründung der Künstlergruppe „Die halbe Wahrheit“

Ausstellungen:
2020 Museum Angerlehner Wels; Galerie Gans Wien
2019 Galerie Welz Salzburg
2018 Galerie Ruth Sachse Hamburg; Galerie Gans Wien
2017 Galerie Gans Wien
2016 Galerie Gans Wien, Galerie Ruth Sachse Hamburg
2015 Galerie Welz Salzburg
2014 Galerie Gans Wien
2013 Galerie Thiele Linz; Galerie Welz Salzburg
2012 Galerie Ruth Sachse Hamburg
2011 Galerie Welz Salzburg
2010 Galerie Peithner-Lichtenfels Wien
2009 Galerie Thiele Linz; Galerie Wolfgang Exner Wien; Galerie Ruth Sachse Hamburg
2008 Galerie Welz Salzburg; Galerie Einhorn Schaffhausen; Forum Schloss Wolkersdorf
2007 Schmidt-Galerie Berlin; Galerie Ruth Sachse Hamburg
2006 Galerie Unart Villach; Galerie Wolfgang Exner Wien
2005 Galerie Ruth Sachse Hamburg; Galerie Wolfgang Exner Wien
2004 Galerie Pimmingstorfer Peuerbach
2001 Museum M Mistelbach
1999 Kunst im Nestroyhof Wien
1998 Zürich-Kosmos Galerie Wien
1997 Galerie MAERZ Linz
1996 TZ-Galerie Wien
1995 Galerie KOLON Köln; Galerie Serafin Wien; Galerie Pimmingstorfer Peuerbach
1994 Galerie Marsteurer Wien; Galerie Weihergut Salzburg; Galerie NEUROPA Heidelberg
1993 Galerie Corso Wien
1992 Galerie Marsteurer Wien

Beteiligungen, Messen:
2020 Fair for Art Wien
2019 Die Spitze des Eisbergs, Museum der Moderne Salzburg
2019 Personal Structures, Palazzo Mora, Biennale di Venezia
2017 Kunst_Koordinaten, Museum Angerlehner Wels; AAF (Affordable Art Fair) Hamburg
2016 Galerie Lukas Feichtner; Art Austria Wien; AAF Hamburg
2015 AAF Hamburg; Galerie Lukas Feichtner
2014 Art Austria Wien; WIKAM Wien
2013 AAF Hamburg; WIKAM Wien
2012 Art Austria Wien; AAF Hamburg
2011 Festival der Tiere, Essl-Museum, Klosterneuburg
2009 Höhenkoller, k2 United Painters, Galerie Zeitzone Berlin; Eines zum Anderen, Museum Moderner Kunst Passau
2008 viennafair Wien; Kunstmesse Linz Real 08; Galerie Wolfgang Exner Wien; Tier und Wir, Stadtmuseum Neuötting
2007 A tribute to 35 years of the Essl Collection, Essl Museum Klosterneuburg
2006 permanent 06, Essl Museum Klosterneuburg; material world, Schmidt-Galerie Berlin; artfair Köln
2005 reality check! – bonus tracks, Galerie Tumler Schärding; artfair Köln
2003–2004 reality check! – Wanderausstellung NÖ
2002 Niederösterreichisches Dokumentationszentrum für moderne Kunst St. Pölten
2001 Fallobst, Essl Museum Klosterneuburg; Sex Sells, Galerie Wohlleb Wien; Kunstmesse Wien
2000 Galerie Lang Wien; Neuerwerbungen, Neue Galerie Linz
1997 Fiac Paris; Art Frankfurt
1996 Sammlungen, Künstlerhaus Salzburg; Kunstmesse Zürich; Der Heinz – die Alternative zum Ernst, Galerie station3 Wien
1995 Galerie Ariadne Wien
1994 Traklhaus Salzburg
1990 Grand Concours International de Peinture, Luxemburg

Kunst im öffentlichen Raum:
2004 Heim der Hasen – Lob der Linde, Außenraumgestaltung Pensionistenheim Zistersdorf
1996 Climb Art, Fassadenbemalung und Abseilaktion, Volkshochschule Hietzing

Werke in öffentlichen Sammlungen:
Albertina Wien; Essl Museum Klosterneuburg; Museum der Moderne Salzburg; Lentos Linz; Museum Angerlehner Wels

Die halbe Wahrheit (Götz Bury, Matthias Hammer, Sebastian Weissenbacher, Martin Praska):
2009 Die fabelhaften Josef Boys, Galerie Peithner-Lichtenfels
2008 Die drei Tenöre – Frösche aus vollem Hals, Performance für das Projekt Jahressuppe, philosophisches Reisebüro
2007 Die halbe Wahrheit – Georg Paselitz, Projektraum Viktor Bucher Wien; Die halbe Wahrheit – Die blaue Lagune, Summerstage Skulpturengarten
2006 Die halbe Wahrheit: Karas gekonnt geklont, Dritte Mann Museum Wien
200? Künstlervereinigung MAERZ, Künstlergruppen
2003 Männer, die die Welt verändert haben, artLab/Galerie Hilger Wien
2002 Mixed Pickles, Thomas K. Lang Gallery Webster University Wien; Die halbe Wahrheit – Das Musical, Schloss Porcia Spittal/Drau; Die halbe Wahrheit allein zuhaus, Soho



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