E-Book, Deutsch, Band 2, 368 Seiten
Reihe: Together Forever
Murphy Zweite Chancen
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-16287-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Together Forever 2 - Roman
E-Book, Deutsch, Band 2, 368 Seiten
Reihe: Together Forever
ISBN: 978-3-641-16287-0
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wenn ich Faible doch nur überreden könnte, mir eine zweite Chance zu geben! Dann würden sie und ich uns beide nicht mehr so verloren fühlen. Wir könnten zusammenfinden. Für immer.
Die New York Times-, USA Today- und internationale Bestseller-Autorin Monica Murphy stammt aus Kalifornien. Sie lebt dort im Hügelvorland unterhalb Yosemites, zusammen mit ihrem Ehemann und den drei Kindern. Sie ist ein absoluter Workaholic und liebt ihren Beruf. Wenn sie nicht gerade an ihren Texten arbeitet, liest sie oder verreist mit ihrer Familie.
Weitere Infos & Material
Manchmal musst du dich allein durchbeißen,
nur um sicherzugehen, dass du es noch kannst.
– Unbekannt
Fable
Zwei Monate. Seit zwei gottverdammten Monaten habe ich ihn weder gesehen noch von ihm gehört. Ich meine, wer tut einem anderen Menschen so etwas an? Wer bringt es fertig, mit einer anderen Person die intensivste Woche seines Lebens zu verbringen und ihr seine intimsten Gedanken, seine verrücktesten und dunkelsten Geheimnisse anzuvertrauen, Sex mit ihr zu haben – und wir reden hier von sensationellem, welterschütterndem Sex –, ihr einen Zettel zu schreiben, auf dem »Ich liebe dich« steht, und sich dann vom Acker zu machen? Ich kann dir sagen, wer so etwas fertigbringt.
Drew, dem-ich-einen-Tritt-in-die-Eier-verpasse-wenn-ich-ihn-das-nächste-Mal-sehe, Callahan.
Aber das Leben geht weiter. Das rede ich mir jedenfalls ein. Die Zeit bleibt nicht stehen, nur weil mein Herz stillsteht, und ich habe eine Menge Verpflichtungen. Mit den dreitausend Dollar, die ich dafür bekommen habe, dass ich eine Woche lang die Freundin dieses Vollidioten gespielt habe, bin ich sehr gut über die Runden gekommen. Ich habe sogar noch etwas Geld auf meinem Sparkonto. Ich habe meinem Bruder Owen ein paar richtig coole Weihnachtsgeschenke gekauft. Und für meine Mom habe ich auch ein Weihnachtsgeschenk besorgt.
Sie hatte weder für meinen Bruder noch für mich etwas. Nicht mal eine winzige Kleinigkeit. Owen hat mir eine Schale geschenkt, die er in der Schule im Keramikkurs angefertigt hat. Er war so stolz, als er sie mir überreichte. Und auch ein wenig verlegen, vor allem, als ich sein Werk in den höchsten Tönen lobte. Er hatte die Schale in glänzendes Weihnachtspapier gehüllt, so richtig mit Schleife und allem. Ich war hin und weg, dass er sich tatsächlich die Mühe gemacht hatte, selbst etwas für mich zu machen. Die Schale steht nun auf meiner Kommode, und ich bewahre meine Ohrringe darin auf.
Wenigstens einem Menschen bin ich nicht scheißegal.
Meiner Mom hat er nichts geschenkt. Was mich – boshafte Hexe, die ich bin – maßlos gefreut hat.
Der Januar ist angeblich eine Zeit der Genesung. Ein neues Jahr, neue Ziele, Vorsätze, als was immer man es bezeichnen will, wenn sich ein Neuland an hoffnungsvollen Möglichkeiten vor einem erstreckt. Ich habe mein Bestes versucht, dem Jahreswechsel positiv zu begegnen, aber ich musste weinen. Die Uhr schlug zwölf, ich war mutterseelenallein, und die Tränen strömten mir über das Gesicht, während ich im TV den Ballgästen beim Anstoßen zuschaute. Ein bemitleidenswertes, einsames Mädchen, das in sein Sweatshirt heult und den Jungen vermisst, den es liebt.
Der Monat ist bald vorbei, und das ist gut so. Doch gestern Abend überfiel mich schlagartig die Erkenntnis: Statt jeden einzelnen Tag, der mir bevorsteht, zu fürchten, sollte ich ihn lieber auskosten. Ich sollte herausfinden, was ich mit meinem Leben anstellen möchte, und es dann auch in die Tat umsetzen. Wenn ich könnte, würde ich woanders hingehen, aber ich kann Owen nicht im Stich lassen. Ich habe keine Ahnung, wie es ihm ohne mich ergehen würde, und dieses Risiko will ich gar nicht erst eingehen.
Also bleibe ich hier. Und gelobe, das Beste aus meinem Leben zu machen. Ich habe es satt, unglücklich zu sein.
Ich habe es satt, mich selbst zu bedauern. Ich habe es satt, dass ich meine Mutter ständig schütteln möchte, um ihr klarzumachen, dass sie Kinder hat, um die sie sich kümmern sollte. Oh, und dass sie sich endlich einen Job suchen sollte. Den ganzen Tag zu pennen und die Nächte mit Larry, dem Loser, durchzufeiern, ist da nicht gerade hilfreich.
Und ich habe es satt, den Verlust eines schönen und ziemlich verkorksten Typen zu beklagen, der sich unentwegt in meine Gedanken stiehlt.
Ja, das habe ich am allermeisten satt.
Energisch schiebe ich die trüben Gedanken beiseite und gehe zu dem Tisch hinüber, an dem ein Gast darauf wartet, dass ich seine Bestellung aufnehme. Er ist vor ein paar Minuten gekommen, ein großer Mann, der sich schnell bewegte und zu gut gekleidet war für einen Donnerstagnachmittagsausflug ins La Salle’s. Das Lokal brummt vor allem abends, wenn es voll mit College-Studenten ist, die sich bis zur Bewusstlosigkeit besaufen. Aber tagsüber? Hauptsächlich Penner, die keinen Platz haben, an den sie sonst gehen könnten, und hin und wieder jemand zum Mittagessen. Die Burger sind ganz annehmbar und entsprechend beliebt.
»Was darf es sein?«, frage ich, als ich vor dem Tisch stehen bleibe und mit gesenktem Kopf meinen Bestellblock zücke.
»Wie wäre es mit ein wenig Beachtung?«
Seine Antwort – mit tiefer samtiger Stimme gesprochen – lässt mich von meinem Block aufblicken.
Mitten hinein in die blausten Augen, die ich jemals gesehen habe. Blauer als Drews, wenn das überhaupt möglich ist.
»Ähm, Verzeihung.« Ich schenke ihm ein zaghaftes Lächeln. Er macht mich sofort nervös. Er ist viiiiel zu attraktiv. Absolut atemberaubend, mit dunkelblondem Haar, das ihm in die Stirn fällt, und klassischen, ebenmäßigen Zügen. Kräftige Kinnpartie, markante Wangenknochen, gerade Nase – er könnte einer Reklametafel entsprungen sein. »Haben Sie sich schon für etwas entschieden?«
Er lächelt, enthüllt gerade weiße Zähne, und ich presse die Lippen zusammen, damit mir der Mund nicht offen stehen bleibt. Ich wusste nicht, dass Männer derart attraktiv sein können. Ich meine, Drew sieht superklasse aus – das muss ich ihm zugestehen, obwohl ich wütend auf ihn bin. Aber dieser Typ … er stellt alle anderen Männer in den Schatten. Sein Gesicht ist so verdammt perfekt.
»Ich nehme ein Pale Ale.« Mit dem Kinn deutet er auf die schmuddelige Speisekarte, die vor ihm auf dem Tisch liegt. »Können Sie irgendwas aus der Vorspeisenkarte empfehlen?«
Das kann nicht sein Ernst sein. Mal abgesehen von den Burgern würde ich diesem Bild von einem Mann nichts empfehlen, was im La Salle’s angeboten wird. Es könnte seine Schönheit beflecken, was der Himmel verhüten möge! »Worauf haben Sie denn Appetit?«, frage ich mit matter Stimme.
Er hebt eine Braue an, nimmt die Speisekarte zur Hand, überfliegt sie und sieht mich dann an. »Nachos mit Rinderhack?«
Ich schüttle den Kopf. »Das Fleisch ist nur selten gut durch.« Meistens kommt es mit einem rosa Stich auf den Teller. Ekelhaft.
»Überbackene Ofenkartoffeln?« Er schüttelt sich leicht.
Ich schüttle mich ebenfalls. »Zu sehr Neunzigerjahre, finden Sie nicht?«
»Was ist mit den scharfen Hähnchenflügeln?«
»Wenn Sie sich den Mund verbrennen wollen. Hören Sie …« Rasch sehe ich mich um, um mich zu vergewissern, dass niemand – zum Beispiel mein Boss – in der Nähe ist. »Wenn Sie etwas essen wollen, schlage ich das Café ein Stück die Straße hinunter vor. Die haben dort klasse Sandwiches.«
Er lacht und schüttelt den Kopf. Der volle, vibrierende Klang spült über mich hinweg, wärmt meine Haut, was sogleich eine hohe Dosis an Argwohn in mir erweckt. Normalerweise reagiere ich auf Männer nicht so. Der Einzige, der ebenfalls diese Art von Reaktion in mir hervorrufen konnte, war Drew, und der ist nicht da. Warum bin ich dann immer noch so besessen von ihm?
Vielleicht weil du immer noch wie eine arme, zwanghafte Irre in ihn verliebt bist?
Ich schiebe die nörgelnde leise Stimme, die sich immer zu den unpassendsten Gelegenheiten meldet, in den hintersten Winkel meines Kopfes.
»Ihre Ehrlichkeit gefällt mir«, sagt der Mann, während sein kühler blauer Blick über mich hinweggleitet. »Dann nehme ich nur das Bier.«
»Kluge Wahl.« Ich nicke. »Bin gleich wieder da.«
Ich gehe nach hinten, schlüpfe hinter die Bar, schnappe mir eine Flasche Pale Ale, blicke auf und ertappe den Typen dabei, wie er mich anstarrt. Und er wendet den Blick auch nicht ab, was mich ziemlich irritiert. Er beobachtet mich nicht wie so ein Perverser, einfach nur sehr … aufmerksam.
Es nervt.
Ich verspüre einen Anflug von Wut. Trage ich ein unsichtbares Schild um den Hals? Eines, auf dem steht: Hey, ich bin leicht zu haben? Denn das bin ich nicht. Okay, ich habe ein paar Fehler gemacht, an den falschen Orten nach Anerkennung gesucht, aber ich ziehe mich nun wirklich nicht so an, dass mir die Titten oder der Arsch heraushängen. Ich wackle nicht übertrieben mit den Hüften oder recke die Brust nach vorn, wie ich es bei vielen Mädels sehe.
Warum mustert mich dann jeder Typ, dem ich begegne, so unverfroren, als wäre ich ein Stück Fleisch?
Mit der festen Absicht, diesen Scheiß nicht länger mitzumachen, gehe ich an seinen Tisch zurück und knalle das Bier mit einem lauten Klonk vor ihn hin. Ich will gerade wieder wortlos verschwinden – Scheiß auf das Trinkgeld –, als der Typ plötzlich fragt: »Wie heißen Sie?«
Ich werfe ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu. »Was geht Sie das an?« Oh, ich bin so eine dumme Tusse! Riskiere es glatt, dass der Typ sauer wird und ich gefeuert werde. Ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt.
Ich bin fast so schlimm wie meine Mom. Sie hat ihren Job wegen ihrer Sauferei und ihrem unmöglichen Benehmen verloren. Zumindest falle ich nur durch schlechtes Benehmen auf.
Könnte ich mich selbst in den Hintern treten, würde ich das jetzt tun.
Er lächelt und zuckt die Achseln, als würde ihn meine unverschämte Bemerkung nicht tangieren. »Ich bin neugierig.«
Langsam drehe ich mich ganz zu ihm um und mustere ihn genauso intensiv wie er mich. Die langen Finger seiner rechten...




