E-Book, Deutsch, Band 7, 64 Seiten
Reihe: Skull Ranch
Murphy Skull-Ranch 7
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8327-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Montana-Banditen
E-Book, Deutsch, Band 7, 64 Seiten
Reihe: Skull Ranch
ISBN: 978-3-7325-8327-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Montana-Banditen
Drei Männer von der Skull-Ranch sind nach Norden unterwegs. Sie haben den Auftrag, irgendwo an der Montana-Grenze einen neuen Zuchtbullen für die Ranch im Bluegrass Valley abzuholen. Die drei sind der hünenhafte Brazos, der kleine, krummbeinige Giftpilz Shorty und Chet Ouade, der ehemalige Revolvermann. Es wird für sie ein Ritt der tausend Gefahren.
Die drei Freunde werden für Banditen gehalten. Und auch für Mörder. Ein Sheriff jagt sie mit seinen Deputies. Ein hasserfüllter Rancher setzt eine Kopfprämie von fünfzehntausend Dollar auf die drei Gejagten aus und nimmt mit seiner starken Mannschaft ihre Fährte auf. Und dann tauchen auch schon die ersten Kopfgeldjäger auf. Es wird bitter für Shorty, Brazos und Chet Quade ...
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Der Mann stand allein am Tresen. Er war groß und hatte schwarzes Haar, das fast ein wenig bläulich schimmerte, und er trug einen Oberlippenbart, der sauber ausrasiert und gebürstet war. Er wirkte weder wild noch gefährlich, aber man sah ihm schon an, dass er zur harten Sorte gehörte. Doch das Besondere an ihm war dieser gehörige Schuss Comanchenblut, der in seinen Adern pulsierte.
Comanche hätte ihn auch jeder nennen oder beschimpfen dürfen, doch nicht Bastard.
Er hieß Chet Quade und ritt für John Morgan, dem die große Skull-Ranch in Colorado gehörte. Äußerlich wirkte er ruhig und gelassen, doch wer ihn kannte, wusste, dass er längst kochte.
Aber in Willy’s Saloon in Laramie war niemand, der Chet Quade kannte.
Und so bahnte sich das Verhängnis mit geradezu tödlicher Sicherheit an.
Vinz Sherman, der Sohn des mächtigsten Mannes in dieser Gegend, dem in der Stadt schon jeder Platz machte, wenn er ihn einreiten sah, trat an die Stirnseite des Tresens, ließ sich ein Bierglas voll Whisky geben und ging damit zu Chet, der in dieser Stadt ein Fremder war.
»Der Hurensohn an diesem Tisch da drüben hat dich eben Bastard genannt, Comanchen-Sohn«, erinnerte er hämisch. »Willst du ihm dafür nicht wenigstens dieses Glas in die Visage schütten?«
Die Männer an jenem Tisch lachten.
Den er als Hurensohn bezeichnet hatte, war der erste Vormann seines Vaters. Ein Kerl mit breiten Schultern und schwieligen Fäusten, der damit seine Handschrift schrieb, obwohl er nie Lesen und Schreiben gelernt hatte.
Chet Quade rührte sich nicht. Er schien durch Vinz Sherman hindurchzusehen.
Der Ranchvormann erhob sich und trat den Stuhl hinter sich weg, dass es nur so krachte und polterte. Jegliche Unterhaltung brach sofort ab. Stille herrschte. Der Vormann kam langsam auf den Tresen zu.
»Dieser Bastard, Vinz, ist kein gewöhnlicher Bastard«, sagte er bissig. »Er gehört nämlich zu Alfa Jenkins’ Leuten, und er ist nur in die Stadt gekommen, um sich für Alfa Jenkins umzusehen.«
Alfa Jenkins war in dieser Zeit der legendärste und gefürchtetste Rustlerboss, den es jemals gegeben hatte. Die Rinderzüchter im ganzen Mittleren Westen zitterten vor ihm, und wer von ihm träumte, wachte schweißgebadet auf.
»Schweigen Sie lieber!«, sagte Chet Quade.
Der Vormann sah den Sohn seines Bosses grinsend an. »Der Bastard verbietet mir das Wort! Hast du das gehört, Vinz?«
Vinz Sherman drückte dem Vormann das Glas in die Hand, zog Chet Quade mit einem blitzschnellen Griff die schmale schwarze Halsschleife auf und kehrte an seinen Platz zurück.
»Dieser Bastard gehört dir!«, sagte er über die Schulter.
Die Spannung wuchs. Der Vormann nahm das Glas an die Nase und roch daran.
»Wie stinkt denn das?«, fragte er und schaute Vinz Sherman nach. »Ich hab den Eindruck, du hast dieses Glas zu lange in der Nähe eines Bastards in der Hand gehabt.«
Die Gäste lachten.
Der Vormann drehte sich um und wollte Chet Quade den Whisky ins Gesicht schütten. Aber da kam dessen Rechte geflogen. Wuchtig aus der Schulter heraus führte Chet Quade den Schlag. Voll traf er das Kinn des Vormanns, der prompt zu Boden krachte, als wären ihm die Beine weggerissen worden. Hart schlug er mit dem Hinterkopf auf und blieb liegen. Das Glas zerplatzte, und der Whisky spritzte über den Boden.
Ein Dutzend Männer sprang auf.
Alles Leute, die für Vinz Shermans Vater ritten oder sonst wie von ihm abhängig waren. Fäuste krallten sich um Revolver.
Doch Chet Quade war schneller als sie alle. Geduckt stand er auf einmal da, den Colt in der vorgereckten Faust.
Niemand rührte sich mehr. Vinz Sherman, der am weitesten vorn stand, nahm vorsichtig die Arme hoch.
Da ging die Tür. Chet zuckte herum und hätte um ein Haar Shorty erschossen, der vor dem massigen Brazos den Saloon betrat. Beide kamen, um Chet abzuholen.
Shorty war ein kleiner, alter Knacker mit einem dürren Hals, aber mit Armen und Fäusten wie Schmiedehämmer. Er blieb überrascht stehen und wurde von Brazos, dem Zweizentnermann, fast über den Haufen gerannt. Schnell ergriff Brazos den Giftzwerg vor sich an den Schultern, damit er auf den Beinen blieb.
Mit einem Blick übersahen die beiden Cowboys von der Skull-Ranch die Situation, zückten die Revolver und postierten sich nebeneinander.
Chet Quade trat sofort den Rückzug an, richtete den Colt in den Raum und lief zur Tür.
Shorty reckte sich. »Was ist denn hier los? Sehe ich da nicht einen Affenstall voller Fledermäuse!«
»Halt’s Maul!«, brummte Brazos. »Die Luft ist doch schon dick genug.« Er trat zur Seite, um Chet Platz zu machen.
»Ruft den Sheriff!«, rief da einer der Gäste laut. »Die gehören auch zu Alfa Jenkins’ Leuten.«
»Viehdiebe! Banditen!«, schrie ein Mann hektisch.
Einen Moment später hämmerten die Revolver. Den drei Männern von der Skull-Ranch flog das Blei nur so um die Ohren. Sie schossen alle drei zurück. Wahnsinnig schnell ging das alles. Die Colts dröhnten und rauchten. Mit einem Satz war jeder der drei von der Skull draußen. Brazos beförderte den kleinen Shorty zuerst hinaus, indem er ihm den Ellenbogen in die Rippen rammte. Chet verließ den Saloon als Letzter. Bevor die Tür vor ihm herumschwang, sah er Vinz Sherman getroffen zusammenbrechen.
Ihre Pferde standen draußen am Hitchrack. Sie lösten die Zügel, schwangen sich in die Sättel und galoppierten aus dem Stand heraus vorwärts.
Auf der Mainstreet blieben die Passanten erschrocken stehen. Seite an Seite jagten die drei Reiter die Straße entlang. Hinter ihnen kamen die Männer aus dem Saloon gestürzt und schossen wie verrückt.
»Banditen!«, schrie einer mit sich überschlagender Stimme. »Rustler aus Alfa Jenkins’ Crew.«
Die drei von der Skull spornten die Pferde vorwärts. Shorty brach zur Seite weg und schaute zurück. »Warum hauen wir denn ab?«, schrie er. »Pfeffern wir denen doch das Blei um die Ohren, damit ihnen das verfluchte Geschrei im Hals stecken bleibt.«
»Halt dein Feuer, Shorty!«, rief Brazos brummig. »Wirst noch genug Pulver zu riechen kriegen.«
Chet Quade drehte sich nach den beiden um. »Bleibt zusammen, verdammt!«
Shorty schloss wieder auf. Alle drei duckten sich. Ein paar Männer hatten sich Gewehre beschafft, und deren Geschosse pfiffen ihnen bedrohlich um die Ohren. Wie durch ein Wunder wurde keiner getroffen. Sie galoppierten aus der Stadt und ritten erst langsamer, als die Tiere von selbst in Schritt fielen. Kurz darauf hielten sie an, um ihnen eine Rast zu gönnen.
Sie saßen ab und lösten den Pferden die Bauchgurte. Chet und Brazos schauten dabei gespannt zurück. Nur Shorty nicht.
Er war wütend und riss sich den Hut vom Kopf. »Was, zur Hölle, ist in uns gefahren, dass wir uns bepflastern lassen, es hinnehmen, dass man uns als Banditen und Viehdiebe bezeichnet und wir zu allem nichts anderes tun, als wie aufgescheuchte Karnickel die Beine in die Hand zu nehmen?«
Wild blickte er von einem zum anderen. Weder Chet noch Brazos sagten etwas.
Shorty wies auf seinen Braunen. »Den seht euch mal an, der ist fix und fertig. Und dabei ist er kein Stück schlauer als ich. Er weiß auch nicht, warum. Eher ist er ein ganzes Stück kürzer geworden, weil ich ihn so hetzen musste. Um bei euch zu bleiben, habe ich ihn treiben müssen, dass er sich die Hampelstrampelbeine ein ganzes Stück abgelaufen hat.«
»Ich bin an ein paar verrückte und miese Typen geraten«, erwiderte Chet verärgert, während er sich die Halsschleife wieder band. »Hast du das nicht mitgekriegt, he?«
»Ich bin ja nicht blind, und ich bin ja nicht blöd!«, knurrte Shorty und zückte den Revolver. »Aber ich begreife nicht, wieso wir uns haben Beine machen lassen, wo wir alle drei die Bleipusten in den Fäusten hatten.«
»Weil wir auf dem Weg zur Shottle-Ranch sind, um für John Morgan den besten Zuchtbullen, den es seit Old Mossy gibt, für ihn auf die Skull-Ranch zu holen«, sagte Brazos. »Und auf diesen Prachtburschen warten sämtliche Kühe der Skull-Ranch. Hat das der Boss nicht ausdrücklich gesagt?«
Shorty streifte ihn mit einem wilden Blick und drückte sich den Hut auf den Schopf.
Brazos zuckte die Schultern und sah sich um. »Chet!«, rief er hilflos.
»Laramie ist eine Stadt voller Verrückter«, sagte Chet. »Wir reiten so schnell wie möglich weiter. Wir haben einen von den Kerlen erwischt, und deshalb riecht mir die Luft zu sehr nach Ärger und Verdruss. Fehlt noch, dass wir alle im Jail landen und eine Menge Zeit verlieren.«
Shorty musterte ihn betroffen. »Im Jail! Ich bin doch keiner von Alfa Jenkins-Leuten! Das haben die Narren dort nur behauptet.«
»Beweise es mal!«, knurrte Chet.
»Eben!«, brummte Brazos. »Raushauen könnte uns da nur der Boss. Und bis John Morgan in Laramie eintrifft, vergehen glatt Wochen. Außerdem würde er uns ganz schön zusammenstauchen, weil wir den Bullen noch immer nicht haben.«
Shorty blickte nachdenklich zu Boden. »Das mag alles stimmen«, versetzte er nach einer Weile. »Aber so schnell habe ich noch nie eine Stadt verlassen. Auch als junger Kerl nicht, als ich noch eine gehörige Menge mehr Pfeffer und Schrot im Hintern hatte. Und das stimmt auch! – Wenn sie mal irgendwo ein Preisrennen veranstalten, wer am schnellsten aus der Stadt ist, da können wir drei uns getrost melden.«
Brazos schlug ihm tröstend auf die Schulter. »Spielt doch keine Rolle. Hauptsache, immer der Erste, oder unsereins macht gar...




