E-Book, Deutsch, Band 2, 384 Seiten
Reihe: Fair-Game-Serie
Murphy Lucy & Gabriel
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-19587-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Fair Game - Roman
E-Book, Deutsch, Band 2, 384 Seiten
Reihe: Fair-Game-Serie
ISBN: 978-3-641-19587-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die New York Times-, USA Today- und internationale Bestseller-Autorin Monica Murphy stammt aus Kalifornien. Sie lebt dort im Hügelvorland unterhalb Yosemites, zusammen mit ihrem Ehemann und den drei Kindern. Sie ist ein absoluter Workaholic und liebt ihren Beruf. Wenn sie nicht gerade an ihren Texten arbeitet, liest sie oder verreist mit ihrer Familie.
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Kapitel 1
Gabe
Ich hätte nie gedacht, dass ich mir das je eingestehen würde, aber ich bin Manns genug zu erkennen, dass … ich mich Hals über Kopf verliebt habe. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Total hin und weg von einem Mädchen. Einem wunderschönen, erotischen Mädchen, das mich um den Verstand bringt und mich verdammt noch mal jedes Mal, wenn ich es sehe, fertigmacht.
Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass sie das schönste Mädchen ist, das ich je gesehen habe. Sie hat eine bronzefarbene Haut, und das Haar fällt ihr in weichen Wellen über den Rücken. Ihre Figur ist der Hammer, und ihre Kurven sind für Männerhände wie geschaffen. Für meine Hände. Sie ist eben total weiblich, mit ausladenden Hüften, schmaler Taille und vollen Brüsten, und die trägt sie dann auch noch in einem knappen Bikini zur Schau, den man echt verbieten sollte. Ich könnte sie den ganzen Tag lang anstarren.
Ich starre sie den ganzen Tag lang an.
Und mein Problem dabei?
Ich kenne noch nicht mal ihren Namen.
»Mein Gott, du perverser Spanner, beobachtest du sie schon wieder?«
Als ich die Quengelstimme meiner Schwester höre, drehe ich mich um und funkle sie wütend an. »Verpiss dich«, knurre ich und klinge dabei wie ein Zwölfjähriger. Das Gleiche habe ich mit zwölf nämlich auch schon immer gemacht. Damals war sie ein siebenjähriger Teufel, der sich immer in meine Angelegenheiten gemischt hat.
Bis heute hat sich das eigentlich nicht geändert. Außer, dass sie inzwischen ein achtzehnjähriger Teufel ist, der sich in alles einmischt.
»Echt jetzt! Sie wird noch die Polizei anrufen, wenn du damit nicht aufhörst.« Sie sitzt im Sessel neben mir, als hätte sie nicht Besseres zu tun. Und da wir in dieser Festung von einem Haus, das meine Eltern für den ganzen Sommer gemietet haben, festsitzen, hat sie wahrscheinlich wirklich nichts zu tun. Es ist ja nicht gerade so, als hätten wir in Santa Barbara Freunde. Okay, wir waren im Restaurant. Wir waren am Strand. Wir waren mit unseren Eltern im Country Club, wo ich mich mit einer heißen Braut unterhalten habe, nicht so heiß wie meine neue Liebe, aber doch ganz okay, bis mein Vater dazukam und mir die Tour vermasselte, indem er erklärte, wie müssten jetzt nach Hause fahren. Ich kam mir wie ein Loser vor, der noch bei Mami und Papi wohnt.
Für mein Selbstvertrauen ist mein Dad echt Gift.
Wir sind nun schon drei Wochen hier, und meine Schwester und ich drehen langsam durch.
»Vielleicht sollte ich einfach den Notruf wählen und deiner Glotzerei ein für alle Mal ein Ende bereiten«, sagt Sydney und verschränkt die Arme vor der Brust. Sie zieht einen Schmollmund, und ich kann es ihr nicht mal verübeln. Ich geh hier auch langsam die Wände hoch. Ich bin gerade dabei, mich in eine Frau zu verlieben, ohne auch nur den blassesten Schimmer zu haben, wer zum Teufel sie ist.
Ich dreh hier noch durch. Und das macht mich stocksauer.
»Willst du hier unbedingt die Bitch spielen, oder bist du das von Natur aus?«, schnauze ich sie an und sehe gerade noch ihren verletzten Gesichtsausdruck, bevor sie aufspringt und sich ohne ein weiteres Wort verpisst.
Seufzend wende ich mich wieder meiner neuen Liebe zu. Ich sitze auf dem Balkon auf der ersten Etage und schaue auf den Garten unseres Nachbarhauses. Dort lässt sich das Objekt meiner Begierde jeden Nachmittag am Pool nieder. Ihr üppiger Körper liegt ausgestreckt auf einer Sonnenliege, und sie trägt eine Sonnenbrille. Ungefähr alle zwanzig Minuten springt sie in den Pool, um sich abzukühlen. Danach trocknet sie sich nicht ab, sondern legt sich gleich wieder hin, meistens auf den Bauch. Wassertropfen glitzern auf ihrer Haut, ihr Hintern der absolut perfekt ist, wird von ihrer schwarzen Bikinihose kaum bedeckt, sodass er mich bis in meine perversesten Fantasien verfolgt.
Ja, okay, ich habe mir nachts schon oft einen runtergeholt und dabei an sie gedacht. Auch frühmorgens. Manchmal auch unter der Dusche. Das passiert eben, wenn ein gesunder Zwanzigjähriger zu lange mit seiner Familie irgendwo festsitzt. Er besorgt es sich selbst, statt die Eier zu haben und das Mädchen von nebenan anzusprechen und aufzureißen.
Was bin ich doch für ein Weichei geworden. Ich vermisse meine Freunde. Shep und Tristan würden so was nicht mitmachen. Sie würden mich auffordern, ein Mann zu sein. Sie würden mich ermutigen, sie anzusprechen. Ach verdammt, wahrscheinlich würden sie mich aus diesem Drecksloch zerren und mit nach Hause nehmen. Denn diese Villa Schrägstrich Sommerhaus ist verdammt noch mal alles andere als mein Zuhause.
Wie auf Knopfdruck setzt »mein Mädchen« seine Sonnenbrille ab und steht auf. Sie zupft an ihrer Bikinihose herum, als ob sie ihren Hintern ganz damit bedecken wollte, was natürlich nicht gelingt. Ihre Pobacken sind deutlich darunter zu sehen, und mein Schwanz zuckt wie immer verräterisch.
Wahrscheinlich ist sie nur auf der Welt, um mich zu quälen.
Sie geht zum Beckenrand, wippt mit den Zehen und reckt die Arme über den Kopf. Das ist ihr kleines Ritual bei jeder Pool-Pause. Sie geht in Startposition. Wartet noch einen Moment. Ihr Brustkorb hebt sich beim Ein- und Ausatmen, sodass ich ihre vollen Brüste bewundern kann. Dann springt sie mit einem perfekten Kopfsprung in den Pool. Das Wasser spritzt kaum auf, und ich beobachte mit trockenem Mund, wie sie durch das klare Wasser gleitet, erst am anderen Ende des Pools wieder auftaucht und mit beiden Händen ihr Haar glättet. Auch aus der Entfernung kann ich die kleinen Wassertropfen auf ihren dichten Wimpern sehen, wenn sie blinzelt. Dann fährt sie mit der Zunge über ihre Lippen, und ich verkneife mir ein Stöhnen.
Fuck, sie ist einfach megageil. Ich beuge mich weiter übers Geländer, und das von der Sonne heiß gewordene Metall versengt meine nackte Brust, sodass mir ein leichter Aufschrei rausrutscht.
Bei dem Geräusch wirbelt sie herum, und ich bleibe regungslos stehen und bete, dass sie mich nicht bemerkt hat.
Oder eigentlich bete ich darum, dass sie mich bemerkt hat.
Sie dreht sich im Wasser langsam im Kreis und schaut sich aufmerksam um. Ich schlucke schwer und lehne mich zurück. Zum Glück guckt sie nicht hoch. Trotzdem bin ich ganz scharf darauf, dass sie mich endlich sieht. Ach, keine Ahnung, was ich eigentlich will!
Und wenn Sydney recht hat und die Kleine mich für einen perversen Spanner hält? Eigentlich bin ich das ja auch, sosehr ich mich auch schäme, es zuzugeben. Normalerweise bin ich kein Gaffer. Wenn mir ein Mädchen gefällt, dann spreche ich sie einfach an und rede mit ihr. Lerne sie kennen. Schlepp sie ab. So ticke ich eben. Immer schon. Mit Verlieben oder Daten hab ich nichts am Hut. Am Ende krieg ich dann womöglich doch nicht die, die ich will. Warum sich also anstrengen?
Sie hebt den Kopf, und unsere Blicke treffen sich. Ich sitze wie versteinert da, schaue in ihre dunklen braunen Augen, und mir bleibt die Spucke weg.
Sekunden, die mir wie Minuten vorkommen, vergehen, und wir starren uns immer noch an. Meine Haut kribbelt. Das Blut fließt mir heiß durch die Adern, und mir dröhnt der Kopf. Ich erwarte jeden Moment, dass sie mich gleich wütend anfunkelt, mich anschreit oder mir sagt, ich solle mich verpissen.
Aber dann verzieht sie die Lippen zu einem sinnlichen Lächeln, bei dem ein Grübchen auf ihrer rechten Wange erscheint. Dann legt sie sich auf den Rücken und stößt sich mit den Füßen ab. Ihr Busen ragt übers Wasser, das sanft an ihrer Haut leckt.
Verdammt noch mal, sie ist echt die heißeste Braut, die ich je gesehen habe.
Ohne groß nachzudenken, stehe ich auf und mustere sie noch einmal intensiv, bevor ich runtergehe.
Jetzt hol ich mir, was ich will.
Sie.
Lucy
Er starrt mich schon seit Wochen an. Dieser hübsche reiche weiße Typ kennt wirklich keine Scham, wenn er mich jeden Nachmittag beim Schwimmen beobachtet. Letzte Woche habe ich eine kleine Show für ihn abgezogen. Hab mich in meinem knappsten Bikini auf dem Liegestuhl herumgefläzt. Den würde ich eigentlich nie in der Öffentlichkeit anziehen, aber solange nur er zusieht was soll’s?
Bei den heißen Blicken, die er mir nachmittags zuwirft, läuft es mir jedes Mal eiskalt den Rücken runter. Ich bin total süchtig danach.
Mama würde sich total aufregen, wenn sie wüsste, dass ich mich so zur Schau stelle. Sie würde mir ein Handtuch zuwerfen. Oder gleich einen Bademantel. Oder sogar eine Decke. Sie würde in ihrer »Darüber diskutiere ich mit dir nicht«-Stimme, die sie so gut draufhat, verlangen, dass ich mich anziehe. Sie bevorzugt sowieso Badeanzüge. Und am liebsten wäre ihr, ich wäre immer voll angezogen.
Meine Mutter ist etwas überbesorgt. Ich bin ihr einziges Kind, das sie mit sechzehn Jahren zur Welt gebracht hat. Nachdem der Typ, der sie geschwängert hatte, sie sitzen gelassen hatte, hat sie mich allein großgezogen. Wir haben eine sehr enge Beziehung zueinander. Manchmal zu eng. Meistens kommt sie mir mehr wie eine Freundin vor, doch dann passiert wieder mal irgendwas, und sie schnauzt mich an und wird zur geifernden Affenmutter, was mich einerseits zwar stolz macht, mir andererseits aber auch total peinlich ist.
Ich liebe sie über alles, brauche allerdings auch meine Unabhängigkeit. Als sich diese Gelegenheit ergab, musste ich sie einfach beim Schopf packen. Obwohl meine Mutter dagegen war. Den Sommer in diesem tollen Haus verbringen zu dürfen und so zu tun, als sei es meins, gibt mir ein ganz neues Gefühl von Freiheit.
Ich schaue verstohlen nach oben und bin merkwürdig enttäuscht, dass...




