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E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Münzer Solange es Schmetterlinge gibt

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-96161-504-9
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

Roman

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-96161-504-9
Verlag: Econ
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Vorgeschichte zu 'Unter Wasser kann man nicht weinen'! 
Nach einem Schicksalsschlag hat sich Penelope weitgehend von der Außenwelt zurückgezogen. Dass Glück und Liebe noch einmal in ihr Leben zurückkehren, wagt sie nicht mehr für möglich zu halten. Doch dann lernt sie die über achtzigjährige Trudi Siebenbürgen kennen – eine faszinierende Frau mit einer geheimnisvollen Vergangenheit. Auch ihr neuer Nachbar Jason spielt seine ganz eigene Rolle auf Penelopes neuem Weg. Und langsam lernt Penelope, dass die Welt voller Wunder ist, für den, der sie sieht.  
„Herzschmerz pur!“ GONG
'Ein wortwörtlich „liebevoller“ Roman, der uns Gänsehaut beschert und Herzen heilt, eine starke Geschichte samt zauberhafter Charaktere, die wir auch nach dem Ende kaum gehen lassen wollen!' Karla Paul, ARD Büffet  
'Ein Buch wie eine beste Freundin. Wunderbar geschrieben, kraftvoll und mit viel Seele und Herz.' Für Sie
„Feine Unterhaltungsliteratur.“ WeiberDiwan

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


KAPITEL 1
MÜNCHEN/IM MAI 2012 Penelope fuhr im Bett auf. Sieben Tage die Woche geschah dies mit der Präzision einer Atomuhr, und zwar exakt wenige Sekunden bevor ihr Wecker auf sechs Uhr sprang. Es verschaffte ihr immer wieder eine kuriose Genugtuung, dem Klingeln zuvorzukommen. Sie brauchte diese kleinen Siege des Alltags. Doch nur an sechs Tagen, von Montag bis Samstag, musste sie um diese Zeit auch aufstehen. Der Augenblick, wenn sie begriff, dass Sonntag war und sie zurücksinken und sich noch einmal in ihre weiche Decke kuscheln konnte, hatte nichts von seinem Reiz verloren. Sonntag war für sie der angenehmste Tag der Woche, der Morgen gehörte nur ihr. Und dies seit mittlerweile fünf Jahren, sieben Monaten und elf Tagen. So lange war es her, dass sie ihren Mann David verlassen hatte und allein lebte. Jedenfalls so gut wie allein. Penelope teilte ihre kleine Wohnung mit einem Kater, der die Faulheit zur Kunstform erhoben, sie quasi zu seinem einzigen Lebenszweck erkoren hatte. Wie jeden Morgen lag er zu ihren Füßen und schnarchte selig vor sich hin. Für Giacomo war die ganze Woche über Wochenende. Und obgleich er das faulste und eigensinnigste Tier unter der Sonne war, sich viel lieber in Penelopes Pflanzen erleichterte, als das Katzenklo zu benutzen, ihr die Haare vom Kopf fraß und die Tapete von der Wand kratzte – der Sisalbaum in ihrem Wohnzimmer erstrahlte so jungfräulich wie am Tag des Erwerbs –, hing Penelope mit ihrem ganzen Herzen an ihm. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten hatte sie das Geheimnis eines erstklassigen Zusammenlebens von Katzenhalter und Katze herausgefunden: Sie hatte sich Giacomos Bedürfnissen angepasst. Darüber hinaus war Giacomo das Sinnbild ihrer Emanzipation: Sie hatte ihn aus dem letzten gemeinsamen Urlaub mit ihrem Mann aus Italien mitgebracht. David hatte das flohverseuchte und überdies an schlechten Zähnen leidende Tier damals zurücklassen wollen, das sich vom ersten Tag an hartnäckig an Penelopes Fersen geheftet hatte, als wisse es genau, dass Penelope es war, die das Tier brauchte, und nicht umgekehrt. Eine Woche nach der Rückkehr aus Positano hatte Penelope ihren Mann verlassen. Sie hatte es endgültig sattgehabt, von ihm bevormundet zu werden, sich von ihm vorschreiben zu lassen, wie sie ihr Leben zu leben hatte. Das war nicht immer so gewesen. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da sie und David sehr glücklich zusammen gewesen waren. Sie kannten sich seit der Schulzeit, David war ihre erste große Liebe, er wurde ihr erster Mann, und sie hatten sehr jung geheiratet. Sie hatten beide Lehramt studiert: Penelope Deutsch und Geschichte, David Mathematik und Physik. Doch anders als sie ging David nicht im Unterricht auf, es fehlte ihm etwas, etwas, das er ›Herausforderung‹ nannte. Nach einem Jahr hatte er seine Lehrtätigkeit gekündigt und bei einer Großbank angeheuert. Dort hatte er mit seiner Begabung für Zahlen und Analytik eine Blitzkarriere hingelegt und war innerhalb weniger Jahre zu einem international gefragten Anlageberater aufgestiegen und verdiente nicht selten sechsstellige Provisionen. Während David Erfolg und Karriere genoss und das Geld in Luxusgüter und Immobilien investierte, ein Haus mit Pool in Bogenhausen und ein Anwesen in St. Tropez, fand Penelope keinen Gefallen an ihrem neuen Reichtum. Sie hatte eine andere Vorstellung vom Glück, und ihre und Davids Lebenspläne drifteten unmerklich in einer kaum wahrnehmbaren Thermik auseinander. Davids Ablehnung gegenüber Giacomo war der berühmte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Penelope hatte erkannt, dass David nicht mehr der war, den sie einmal in ihm gesehen hatte, und auch nie wieder sein würde. Zwei Wochen nach ihrer Rückkehr aus Positano hatte sie ihn verlassen. Sie hatte sich seither in ihrem neuen Leben gut eingerichtet, sie vermisste nichts. Ihr Sonntagmorgen folgte stets demselben Ritual: Ausschlafen bis ungefähr acht Uhr, ausgiebig frühstücken und bei zwei Tassen Kaffee die Wochenendausgabe der Zeitung studieren. Es waren die einzigen Stunden, in denen sie in ihrer ansonsten durchgetakteten Zeitplanung die Zügel etwas lockerer ließ. Denn sie brauchte das: Kontrolle und Regeln. Einen Stundenplan für die Schule, einen Stundenplan für das Leben. Für alles in ihrem Leben gab es eine darin fest eingetragene Zeit. Jeden Montag und jeden Donnerstag um genau sieben Uhr zum Beispiel reinigte sie das Katzenklo, obwohl Giacomo es gar nicht benutzte. In der kleinen Anlage im Münchner Stadtteil Schwabing, in der sie im dritten Stock wohnte, lebten zum Glück fast ausschließlich ältere und ruhige Leute ohne Kleinkinder, weshalb es am Sonntagmorgen tatsächlich möglich war, auszuschlafen. Sie klopfte sich gerade ihr Kopfkissen zurecht und fand eine bequeme Lage, um wieder einzudösen, da schreckte sie ein lautstarkes Scheppern im Hausflur auf, als hätte jemand direkt vor ihrer Tür ein volles Tablett fallen lassen. Dem Klirren folgten unmittelbar einige derbe Flüche. Davon wurde sogar Giacomo wach. Er hob den Kopf, klopfte mit seinem Schwanz auf die Bettdecke und stieß einen unwilligen Laut aus. Penelope warf sich den gesteppten Morgenmantel über, schlüpfte in ihre Filzpantoffeln und schnappte sich ihre Brille. An der Wohnungstür lugte sie durch den Spion, und als sie ihren Nachbarn Oliver erkannte, riss sie sie auf, nur um sofort erschrocken zurückzuzucken. Vor ihr auf dem Fußabstreifer kniete ein junger Mann in weißem Shirt und Jeanslatzhose und klaubte vorsichtig größere Splitter zusammen, die bis vor kurzem noch Bestandteil eines Spiegels gewesen sein mussten. Er sah kurz hoch, mit einem welpenähnlichen ›Nicht-böse-sein-Ausdruck‹ im Gesicht, doch Penelope richtete ihr Augenmerk sofort auf Oliver, ihren Nachbarn aus dem Dachgeschoss, der hinter der ›Latzhose‹ aufragte. Oliver war neben ihr der jüngste Bewohner des Hauses, arbeitete in der Modebranche, und er war das, was man im Allgemeinen unter einem netten Kerl verstand. Penelope mochte ihn gern. Seit Oliver sie gefragt hatte, ob sie während seiner häufigen Abwesenheiten seine Pflanzen gießen würde, pflegten sie ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis. Er half ihr im Gegenzug, den Getränkekasten in den dritten Stock zu tragen, da das Haus, zur Jahrhundertwende erbaut, noch immer nicht über einen Aufzug verfügte. Deshalb war die Miete für Schwabinger Verhältnisse noch erschwinglich. Im Moment rührte Oliver jedoch keinen Finger. Tatsächlich sah er ziemlich zerknittert aus, als hätte er statt Schlaf eine durchzechte Nacht hinter sich. Der junge Mann auf dem Boden sagte eben: »Das kommt davon, wenn man unbedingt Möbelpacker spielen will, bevor …« Er unterbrach sich, nicht wegen der grauen Filzpantoffeln vor seiner Nase, sondern weil Giacomo zum Zeichen seines Protests gegen die sonntägliche Ruhestörung soeben sein Morgengeschäft in fester Form unmittelbar neben ihm verrichtete, um dann mit hocherhobenem Schwanz und der Allüre eines italienischen Straßenkaters wieder in die Wohnung zu trotten. Zurück blieb ein Gestank, der einem die Nasenhaare versengte. Oliver kicherte albern, dann riss er sich zusammen, umrundete die Latzhose am Boden, streckte Penelope die Hand entgegen, was er sonst nie tat, und sagte: »Morgen, Penelope! Sorry für den Lärm, aber wie du weißt, ziehe ich dieser Tage aus.« Während er sprach, schlug Penelope eine kräftige Alkoholfahne entgegen. Das erklärte Olivers derangierten Zustand. Giacomos dreister Auftritt hatte ihr jedoch allen Wind aus den Segeln genommen. Zudem entging ihr nicht, dass der fremde Möbelpacker sie nun auf eine Art in Augenschein nahm, als sei sie wie eine unangekündigte Attraktion auf eine Bühne gestoßen worden. Unwillkürlich zog sie ihren Morgenmantel fester um sich. Es war ihr egal, dass sie in dem hellblau Gesteppten, den verfilzten Pantoffeln und ihrem nachlässig hochgesteckten Haar aussah wie ihre eigene Großmutter, aber er hatte nicht das Recht, sich deshalb über sie lustig zu machen! Die Situation war ihr unangenehm, und sie wollte ihr schnellstmöglich entfliehen. Daher beschränkte sie sich auf ein »Guten Morgen«, machte kehrt und holte die entsprechenden Gerätschaften, um Giacomos Malheur zu entfernen. Anschließend murmelte sie Oliver einen kurzangebundenen Gruß zu und verschwand, um sich, etwas früher als sonst, ihrem Sonntagsfrühstück zu widmen. Sie hatte es sich kaum mit der Zeitung, deren Aufmacher zwei vermisste Studentinnen waren, Kaffee und einem Honigbrot gemütlich gemacht, die Füße in Wollsocken auf dem Tisch platziert, als es an ihrer Tür schellte. Für Penelope, wie wohl für jedermann, hing die Bedeutung eines Besuchs stark von der Uhrzeit ab. So früh am Sonntagmorgen konnte es nur etwas furchtbar Wichtiges oder etwas furchtbar Lästiges sein. Es war etwas furchtbar Lästiges: ihre Mutter Ariadne. Sie hatte erst kürzlich, nach kaum einem Jahr Witwendasein, ein zweites Mal geheiratet, einen fast dreißig Jahre jüngeren Mann, den Penelope im Verdacht hatte, ihre Mutter nur ihres Geldes wegen geheiratet zu haben. Sie hatte deshalb mit ihrer Mutter eine Auseinandersetzung gehabt, oder besser, sie hatte es versucht, aber mit ihrer Mutter konnte man nicht streiten. Als Penelope sie mit ihrem Verdacht konfrontiert hatte, sagte sie nur: »Papperlapapp, das Gleiche hast du mir vorwerfen können, als ich damals den viel älteren Frank Carstensen geheiratet habe: ich täte es nur wegen seines Geldes. Sieh es positiv, so ist es ausgleichende Gerechtigkeit.« Penelope war der...


Münzer, Hanni
Hanni Münzer ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Mit ihrer „Seelenfischer“-Reihe und der "Honigtot“-Saga erreichte sie ein Millionenpublikum. Auslandsrechte von "Honigtot" sind in zahlreiche Länder verkauft, eine Verfilmung als Mehrteiler ist in Planung. Auch ihr neuester Roman „Solange es Schmetterlinge gibt“ eroberte die Bestsellerlisten. Nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom lebt Hanni Münzer heute mit ihrem Mann in Oberbayern.



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