Buch, Deutsch, 240 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 204 mm
Reihe: Edition Blau
Roman
Buch, Deutsch, 240 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 204 mm
Reihe: Edition Blau
ISBN: 978-3-03973-066-7
Verlag: Rotpunktverlag
Clara Bergmann, achtunddreißig, beruflich und privat auf Erfolgskurs, bricht zusammen. Die zweite Fehlgeburt und die Diagnose, dass sie keine Kinder bekommen kann, lassen sich nicht beiseiteschieben wie eine missglückte Imagekampagne. Aber gleich ein Klinikaufenthalt? Erschöpft willigt Clara ein und lässt sich von Paul in einem Kaff absetzten, von dem sie nicht einmal weiß, wie es heißt. In der dortigen Klinik erwarten sie fünf flirrend heiße Wochen, ein Zimmer mit Linoleumboden und orange-roten Strickgardinen und ein dichtes Programm aus Musik-, Ergo-, Gruppen- und Konfrontationstherapie. Wenn Clara die Klinikregeln, die Mitpatienten – oder sich selbst – nicht mehr erträgt, läuft sie in den nahe gelegenen Wald. Dem Chefdoc gelingt es als Erstem, mit sonorer Stimme, wissendem Blick und herzlichem Lächeln Clara zu erreichen. Sie beginnt, ihre Trauer und ihre Wut zuzulassen, sich nicht mehr schuldig zu fühlen. Einmal wagt sie sogar einen Ausflug ins nahe Eiscafé, zusammen mit Simone, einer Schicksalsgenossin, und dann liegen sie einfach auf dem Tisch, »die Gefühle, die so tief in mir verschlossen waren«
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Ich unterdrücke den Impuls, ein Loch in die Wand neben mir oder in das Gesicht meines Sitznachbarn zu schlagen. Mir wird von dem rauschenden Adrenalin schwindelig.
Atme durch, Clara.
Ich starre auf den beige-grünen Teppich und stelle mir vor, wie das Blut ihn rostbraun einfärbt.
Habe ich ein Aggressionsproblem?
Birkenstöckchen räuspert sich. Ich mustere ihre Füße im Modell Madrid aus schwarzem Wildleder. Der Therapeuten-Klassiker.
»Wir wollen heute darüber sprechen, wie wir unsere eigenen positiven Eigenschaften wahrnehmen und noch mehr wertschätzen können.«
Ich bin im falschen Film. Flucht vor mir selbst. Ich muss hier raus. Alles in mir wehrt sich gegen die Vorstellung, dieser Loser-Truppe irgendetwas über mich zu erzählen und mir ihre Selbstbeweihräucherung anzuhören. Ich suche fieberhaft nach einer passenden Entschuldigung und hoffe, dass wir nicht reihum sprechen müssen.
»Lassen Sie uns doch mal der Reihe nach hören, welche positiven Eigenschaften jeder bei sich sieht. Frau Bergmann, Sie schauen so konzentriert, wollen Sie anfangen?«
Bingo.