Müller | Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Müller Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst

Wie man Manipulationen durchschaut
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-86489-891-4
Verlag: Westend Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie man Manipulationen durchschaut

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-86489-891-4
Verlag: Westend Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Demokratie klingt schön. Tatsächlich wird sie täglich ausgehöhlt. Wir alle werden ständig bedrängt zu denken, was andere uns vorsagen. Die meisten politischen Entscheidungen werden unter dem Einfluss massiver Propaganda getroffen - von der Agenda 2010 bis zu den neuen Kriegen. Dieses Buch hilft, sich aus dem Gestrüpp der Manipulationen zu befreien. Albrecht Müller beschreibt gängige Methoden der Manipulation sowie Fälle gelungener oder versuchter Meinungsmache und analysiert die dahintersteckenden Strategien. Es ist an der Zeit, skeptischer zu werden, nur noch wenig zu glauben und alles zu hinterfragen. Es ist Zeit, wieder selbst zu denken.

Albrecht Müller, 1938 in Heidelberg geboren, ist Diplom-Volkswirt, Bestsellerautor und Publizist. Er ist Herausgeber der NachDenkSeiten. Müller leitete Willy Brandts Wahlkampf 1972 und die Planungsabteilung unter Brandt und Schmidt. Von 1987 bis 1994 war er für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestages. Zu seinen veröffentlichten Büchern zählen "Mut zur Wende!", "Die Reformlüge" sowie "Machtwahn". Im Westend Verlag erschienen zuletzt die "Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst" (2019) und "Die Revolution ist fällig" (2020).

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III.Methoden der Manipulation
In der Einführung wurde angekündigt, dass die Kenntnis der Manipulationsmethoden, die heute üblich sind, dabei hilft, sich davor zu bewahren, selbst Opfer von Meinungsmache zu werden. Im Folgenden finden Sie zunächst eine Liste und dann im weiteren Verlauf Beschreibungen und Beispiele für 19 verschiedene Methoden der Versuche, unser Denken und Fühlen zu beeinflussen. Manche Vorgehensweisen sind alte Bekannte, andere hingegen basieren auf neueren Erfahrungen. Oft werden zwei oder mehr Methoden gleichzeitig angewandt. Anzumerken bleibt zur Einführung noch, dass Manipulationen nicht nur üblich sind, um Menschen zu schaden und eine Gesellschaft zu beschädigen. Manipuliert wird auch im Interesse einer guten Sache. Bei den Beschreibungen von Fällen der Meinungsmache und der dafür entworfenen Strategien werden Ihnen einige solcher im Kern positiv zu bewertenden Manipulationsvorgänge begegnen. Hier die Sammlung der im Folgenden beschriebenen Methoden der Manipulation – ohne Anspruch auf Vollständigkeit: 1. Sprachregelung 2. Manipulation mithilfe von ständig gebrauchten und mit einer Bewertung versehenen Begriffen 3. Geschichten verkürzt erzählen 4. Verschweigen 5. Wiederholen – steter Tropfen höhlt den Stein 6. Übertreiben – es wird schon etwas hängen bleiben 7. Die gleiche Botschaft aus verschiedenen Ecken aussenden 8. Alle in der Runde sind der gleichen Meinung. Dann muss es ja richtig sein. 9. Der Wippschaukeleffekt 10. Umfragen nutzen, um Meinung zu machen 11. B sagen und A meinen 12. NGOs gründen oder benutzen 13. Ein Sammelsurium von Andeutungen macht in der Summe die Halbwahrheiten zur Wahrheit 14. Experten helfen – zu manipulieren 15. Namen verknüpfen und damit Einzelne bewerten 16. Gezielter Einsatz von Emotionen 17. Konflikte nutzen und inszenieren, um Meinung zu machen 18. Die Verbreitung und Nutzung des Grundgefühls »Wir sind die Guten« 19. Pars pro toto – ein Teil steht für das Ganze 1. Sprachregelung
Einige Zeit lang war ich Abteilungsleiter im Bundeskanzleramt. Montags bis freitags trafen wir uns am frühen Morgen unter Vorsitz des Chefs des Bundeskanzleramtes in einem kleinen Sitzungssaal des Kanzlerflügels zur morgendlichen Lagebesprechung. Mit dabei außer den sechs Abteilungsleitern war der Regierungssprecher, damals die meiste Zeit Klaus Bölling, und der Redenschreiber des Bundeskanzlers. In dieser Runde wurde auch darüber beraten, was der Regierungssprecher bei der Bundespressekonferenz wie auch in Hintergrundgesprächen sagen sollte. Das war und ist bis heute ein Ort der Sprachregelung. Man kann das Ergebnis solcher Beratungen bei der Bundespressekonferenz mit den Regierungssprechern beobachten. Sprachregelungen werden auf vielen Ebenen getroffen und koordiniert. Deutlich erkennbar geschieht das bei der NATO, bei der Europäischen Kommission und beim Europäischen Rat oder in Gremien wie der »Atlantikbrücke«, bei der Münchner Sicherheitskonferenz und selbstverständlich in Washington. Der Westen insgesamt ist ein Ausbund an Sprachregelung. Nur so kann sich die Botschaft halten, wir im Westen seien die Guten. Wir seien die Demokraten. Bei uns gälten die Menschenrechte. Alle diese Sprachregelungen werden stark davon gestützt, dass wir es heute mit einer ziemlich vereinheitlichten Medienlandschaft zu tun haben. Die Eigentümer und Chefredaktionen der großen Medien, von Tagesschau bis Bild-Zeitung, sind vermutlich die effizientesten Arrangeure der zu vermittelnden und zu wiederholenden Botschaften. Ein paar dieser Sprachregelungen sollen hier gelistet werden, innenpolitische wie auch außenpolitische: Es geht uns gut. Die Löhne sind zu hoch. Die Lohnnebenkosten sind auch zu hoch. Der Arbeitsmarkt ist zu unflexibel. Das hat uns Arbeitslosigkeit gebracht. Wir brauchen Reformen. Der Generationenvertrag trägt nicht mehr. Jetzt ist Digitalisierung angesagt. Und so weiter. Auch in der außenpolitischen und sicherheitspolitischen Debatte herrschen Sprachregelungen. Wir nennen Regierungen, die uns nicht passen, »Regime« oder »Diktaturen«. Wir sprechen vom Mullah-Regime und vom Schlächter Assad. Wir sprechen hingegen nicht vom Schlächter Mohammed bin Salman al-Saud, wenn wir den Kronprinzen von Saudi-Arabien meinen. Obwohl Saudi-Arabien und andere Staaten des Mittleren Ostens mit ihren Völkern und mit Nachbarn wie etwa dem Jemen mindestens so schlimm umgehen, wie der Präsident in Syrien das angeblich tut, nennen wir diese dann besser nicht Diktatoren und nicht Schlächter. So, nämlich Schlächter, könnten wir eigentlich auch Hillary Clinton wegen ihrer Rolle bei der Zerstörung staatlicher Strukturen in Libyen nennen oder Obama, der mit dem Drohneneinsatz, über Ramstein gesteuert, schon ganze Großfamilien hat hinschlachten lassen. Da fehlt es offenbar an der entsprechenden Sprachregelung. Der Stoßseufzer »Aber der Putin« zum Abschluss von Diskussionen über die neue Konfrontation zwischen West und Ost ist auch ein Beispiel für eine besonders gelungene Sprachregelung. Wir sind umstellt davon. Achten Sie einfach auf wiederkehrende Formeln und glauben Sie dann nichts, nicht nur wenig, nichts! Die Nutzung der Sprache zur Manipulation schreitet tapfer voran. Die Auseinandersetzung um die Flüchtlinge an der Grenze von Weißrussland nach Polen und der Krieg in der Ukraine geben immer wieder Anlass, die Präsidenten Weißrusslands und Russlands sprachlich so zu etikettieren, wie es in die eigene Geschichtenerzählung passt: Machthaber, Autokraten, Diktatoren. Der ukrainische Präsident Selenskyj wird selbstverständlich Präsident genannt. Dieser und die Ukraine gehören ja zum Reich der Guten. US-Präsident Biden wird auch Präsident genannt, auch der französische und der deutsche zum Beispiel. Der türkische Präsident ist manchmal Machthaber oder Autokrat. Manchmal Präsident. Je nachdem. Diese Art von Sprachregelung ist nicht nur relevant, weil sie das innenpolitische Klima prägt und stört. Sie hat auch außenpolitische Folgen. Wenn man die Zeiten erlebt hat, als West und Ost aufeinander zugingen, um sich zu vertragen, dann weiß man um die Bedeutung der Regel, sich immer so zu äußern, dass Vertrauen wächst und nicht zerstört wird. Niemals hätten wir, als ich für Bundeskanzler Brandt arbeitete, den mächtigsten Mann Russlands, Breschnew zum Beispiel, Machthaber oder Autokrat genannt. Heute wird das gemacht. Bedenkenlos. Gedankenlos. Auch die Corona-Debatte leidet unter Sprachregelungen. Die Begriffe »Corona-Leugner«, »Impfmuffel« und »Impfverweigerer« sind aufgeladen mit negativen Vorurteilen. Die Begriffe treffen auch Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, oder auch jene, die sich nach intensiven Untersuchungen und Prüfungen dazu entschlossen haben, sich nicht impfen zu lassen. Die Sprachregelung stört und zerstört die Möglichkeit, die Debatte um dieses wichtige und große Problem differenziert und solidarisch zu führen. 2. Manipulation mithilfe von ständig gebrauchten und mit einer Bewertung versehenen Begriffen
In heutigen Zeiten kann man im öffentlichen Disput und auch im privaten Kreis dem Austausch von besonders ausgesuchten Begriffen nicht mehr entgehen. Diese Begriffe lassen sich häufig auf die Sprachregelungen von Regierungen oder Institutionen zurückführen. Es kann bei ihnen Positives mitschwingen wie bei den Begriffen Menschenrechte, Freiheit, Demokratie, Reform, westliche Wertegemeinschaft, Exportüberschüsse, Wachstum, Zivilgesellschaft, schwarze Null oder humanitäre Kriege. Es kann Negatives bis Diffamierendes mitschwingen wie bei Populist, Linkspopulist, Rechtspopulist, Autokrat und Autokratie, Unrechtsstaat, Reformitis oder Querfront. Oft steht man fassungslos vor den damit verbundenen Wortschwällen. Es gibt Menschen, die bei jeder Gelegenheit die sogenannte Zivilgesellschaft zitieren. Was die sogenannte Zivilgesellschaft leisten soll, ist erstaunlich. Aber das Wort schmückt den Benutzer. Es ist sozusagen eine wesentliche, schöne Imagekomponente. Noch öfter als das Wort Zivilgesellschaft wird der Begriff Populist gebraucht. Dieses Wort soll diffamieren. Ob die vielen Nutzer dieses Begriffes wissen, was sie damit meinen? Das ist fraglich. Jedenfalls wird damit ein abwertendes Etikett angeheftet. Und der Gebrauch des Wortes dient offensichtlich auch der Gruppenbildung der Guten. Wir hier und die Populisten dort! Wer sich seine eigenen Gedanken bewahren will, tut gut daran, den Gebrauch dieser Begriffe aufmerksam und skeptisch zu beobachten. Sie werden im Laufe eines Monats sowohl in den Medien als auch in Ihrem privaten und politischen Umkreis viel Anschauungsmaterial geliefert bekommen. Und dann machen Sie einfach mal den Test: Fragen Sie naiv, was Ihr Gesprächspartner mit Zivilgesellschaft meint und wie die funktioniert. Oder fragen Sie die vielen Nutzer des Etiketts Populist: Was ist das? Was meinst du damit? P. S.: Auch die Bundesregierung hat mitbekommen, dass man mit Begriffen Wertungen transportieren kann. Damit es aber auch wirklich jeder wahrnimmt, hat die ehemalige Familienministerin die Bewertung noch mit dazu gesetzt. Herausgekommen ist das »Gute-KiTa-Gesetz«.1 3. Geschichten verkürzt erzählen
Mit der Methode, Geschichten verkürzt zu erzählen, werden viele Menschen unentwegt in die Irre geführt. Sie bestimmt über weite Strecken die...



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