Müller | Ein SPD-Vorsitzender und seine Sekretärin | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 104 Seiten

Müller Ein SPD-Vorsitzender und seine Sekretärin

Eine politisch-literarische Spielerei
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-939832-36-2
Verlag: KUUUK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine politisch-literarische Spielerei

E-Book, Deutsch, 104 Seiten

ISBN: 978-3-939832-36-2
Verlag: KUUUK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Er leitet die SPD – und diese Aufgabe ist gewiss alles andere als leicht. Das ist auch eine große, schwere Last. Dennoch nimmt er sie mit ganzen Kräften an. Peter Schaffs ist 59 Jahre alt und befindet sich an der fast höchsten Macht. Vorsitzender! Zumal: einer Volkspartei. Dennoch gehen ihm viele kleine und große Gedanken durch den Kopf, als er da am Schreibtisch von Ann-Kathrin Gesinger sitzt. Wer ist diese Frau, die seine Sekretärin darstellt. oder in der Öffentlichkeit zumindest noch als solche auftritt? Dieser Monolog ergibt etwas Aufschluss über die Lage – aber nur etwas. Er verrät viel über die SPD und einiges über die Männer, die sie leiten.

Politisch und literarisch interessierte Menschen, die sich mit der SPD einmal ganz anders befassen möchten, lesen gern diesen vergnüglichen Text. Hier ist es der gedachte Monolog eine gedachten Parteivorsitzenden, der (gedanklich) an und über seine Sekretärin (und seine Gefühle zu ihr). und die aktuelle Politik spricht. Die Verknüpfung der privaten Existenz mit der politischen.

Müller Ein SPD-Vorsitzender und seine Sekretärin jetzt bestellen!

Zielgruppe


Alle politisch und literarisch interessierten Menschen, die sich mit der SPD einmal ganz anders befassen möchten.
Alle Menschen, die den gedachten Monolog eines gedachten Parteivorsitzenden lesen möchten.
Alle Menschen, die von einem Vorsitzenden lesen möchten, der (gedanklich) auch über seine Sekretärin reflektiert.
Alle Menschen, die erkennen, dass es eine Liaison zwischen dem Vorsitzenden und der Sekretärin gibt oder geben wird.
Alle Menschen, die über einen fiktiven SPD-Vorsitzenden lesen wollen, der über die aktuelle Politik und die Lage der Partei spricht.
Alle Menschen, die eine Verknüpfung der privaten Existenz mit der politischen begreifen wollen.
Alle Menschen, die ausgefuchste Überlegungen zur Berechnung der Arbeitslosenquote kennenlernen wollen.
Alle Menschen, die auch das Ironische mögen und lesen möchten.
Alle Menschen, die sich insgesamt für die SPD interessieren.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


E-BOOK-TEIL 1, TEXT FORTLAUFEND


Arno kann nicht! Jetzt macht ihr hier aber etwas zu viel Aufwand! ... Davon weiß ich nichts! ... Zwar ist das genau das, was wir wollen ... Nein, nein. Ich muss gerade jetzt hiervon sprechen ... Angeblich kann der Text nicht geändert werden? – Was? ... Kommt mir alles etwas komisch vor. Und ich mag es auch gar nicht, dass es hier ... Also ich finde, es ist etwas langsam, und ich hätte gerne alles etwas schneller!“

Ich beende das Gespräch.

Fangen wir einmal bei meiner Sekretärin an, die gerade den Raum betritt und sich nun hinsetzt. „Frau Gesinger, bleiben Sie heute hier?“ Frau Gesinger wusste nicht recht, etwas zu antworten. Sie war auf ihre Art betroffen und sie war zudem auf ihre Art seltsam berührt.

Das Erbauliche ist, sagte Frau Gesinger, dass es nur eine Möglichkeit gibt, wie wir beide zusammenarbeiten könnten. Sie erläuterte es so: „Erstens, Frau Gesinger (also ich) hält sich in Zukunft sehr zurück und macht keine komischen Bemerkungen. Zweitens, Frau Gesinger (auch ich!) hält sich nicht zurück, mischt sich in jedes Gespräch ein ... und macht sehr viele und eventuell auch kuriose Anmerkungen!“ Auch zu dem, was ich schreibe. So habe ich sie zumindest verstanden. (Ich hoffe sehr, Sie verwechseln nicht „Ich und Ich“, also meine Aussagen in der Ich-Form ... und die von der Frau Gesinger. Frau Gesinger wird im Folgenden auch nicht mehr viel sagen. Denke ich. Vermute ich. Oder hoffe ich es bloß?)

Wir hatten also beide Optionen erwogen und darüber diskutiert, weil wir der Meinung waren, dass solche Diskussionen stattfinden müssen. Als ich der Gesinger ins Gesicht schaute, bemerkte ich etwas, und zwar, wie sie sich erschrak, und merkte auch, dass sie sich ganz und gar unwohl fühlte. (Anpacken. Für unser Land.)

Da habe ich zu Frau Gesinger gesagt: „Frau Gesinger, wir beide können nicht länger so untereinander kommunizieren. Wir beide müssen doch viel mehr miteinander sprechen und die Dinge bereden, weil es anders gar nicht geht, dass wir endlich mit der SPD nach vorne kommen.“ Frau Gesinger schaute mich daraufhin doch eher verwundert an und sagte nur: „Sind Sie böse? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie ernsthaft denken, ich wollte die SPD nicht nach vorne bringen.“

Demzufolge habe ich mich zu Frau Gesinger hingedreht und habe ihr ganz tief in die Augen geschaut. Da bin ich etwas aufgestanden, habe meinen Körper ganz leicht nach vorne gebeugt und bin dann tatsächlich zu der Frau Gesinger hingegangen. Frau Gesinger hat sich gedacht, dass das gar nicht sein kann, dass der Chef der SPD nun von seinem Schreibtisch aufsteht und zu ihr, dieser Frau Gesinger, hingeht. Es ist aber tatsächlich so passiert. Deshalb war Frau Gesinger überrascht, zumal sie nie gedacht hätte, dass der Vorsitzende, also ich, wirklich von seinem Schreibtisch 10 Meter in ihre Richtung machen wird.

Aber ich dachte es immer, wenn ich von meinem Schreibtisch aufstand, weil ich wusste, dass ich der Vorsitzende der SPD war, und dieser Mensch ging jetzt tatsächlich auf die Frau Gesinger zu. Dann strich ich ihr mit der rechten Hand oben über das Haar. Diese Berührung kam aber nur ganz, ganz sacht. Sie hat diese Berührung vielleicht gar nicht gespürt, sondern nur am Schatten festgestellt, dass ich als SPD-Chef auf sie zugetreten war, um sie oben am Kopf zu berühren, ohne dass man aber eine Berührung gespürt hätte. Dann kamen noch die Meldungen vom Ende der CDU-SPD-Koalition in Schleswig-Holstein rein. Direkt auf ihren Monitor. Die Frau Gesinger war natürlich mehr als überrascht. Sie schaute mir in die Augen, als wollte sie sagen; „Herr Schaffs, Sie sind ja auch Vorsitzender der SPD!“ Und damit sagte sie indirekt: Der Ackermann streicht doch auch nicht einer Sekretärin wegen ihrer Existenz im Vorzimmer über die Haare. (Der Stegner käme ohne seine Fliege besser rüber. Viel besser. Aber bei uns geht ja alles schief. Nicht nur in Kiel.)

Das hatte ich so ja gar nicht getan. Ich hatte ihr zwar über die Haare gestrichen, hatte aber beim Streichen über die Haare den Abstand extra so gewählt, dass ich ihre Haare gar nicht berührte. Das kann nur der Hauch einer Berührung gewesen sein, der ihre Haare traf. Aber viel mehr kann es nicht gewesen. Deshalb bin ich ja auch dann auf Frau Gesinger gar nie als Parteivorsitzender zugegangen. Nein, nein! Ich habe doch eher so getan, als müsste ich irgendetwas tun. Ich schritt als privater Mensch im halböffentlichen Raum. Die Parteizentrale! Und dieses war ja dann auch dieses zarte Über-die-Haare-Streichen. Ganz und gar sozialdemokratisch. Aber das hat sie ja auch gar nicht gespürt. Beziehungsweise: Ich habe sie nicht berührt. (Mir fiel eine andere Frau ein, eine Maria. „Dreimal wunderbare Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt“. Pater Kentenich und seine Bewegung. Sein Liebesbündnis mit der Mutter Gottes.)

Nochmals: Wenn sie es gespürt hat, dann hat sie es nur gespürt, weil ich hier über ihre Haare gestrichen habe, ohne diese zu berühren. Es kann also entweder nur der Hauch meiner Hand gewesen sein, damit etwas in dieser Luft lag, oder es war der Schatten meiner Hand, der über ihrem Gesicht sich zeigt, so dass sie eben darum merkte, dass etwas über ihre weichen, fragenden Haare strich.

Wir haben es also mit einer ganz verzwickten Täuschung zu tun, die kaum einer richtig erklären kann, weder Frau Gesinger noch ich ... als Vorsitzender der SPD. Sie werden nun sagen: Was macht der Vorsitzende der SPD bei seiner Sekretärin am Schreibtisch? Und wie kommt der Vorsitzende der SPD dazu, dieser Sekretärin am Schreibtisch über die Haare zu streichen? Diese Fragen sind berechtigt ... und diese Fragen sind gut.

Nur durch diese Fragen kann man auch deutlich erkennen, dass Sie als Wähler oder Wählerinnen der Bundesrepublik Deutschland eine deutliche Eignung haben, die mich immer wieder beflügelt ... und die bei mir immer wieder ganz neue Reaktionen hervorruft. Dennoch möchte ich nicht verschweigen, dass solche Reaktionen gar nicht dazu angetan sind, dass wir uns hier alle miteinander unterhalten, ohne schon zu wissen, ob die SPD überhaupt die nötigen Stimmen hat. Wir kämpfen ja seit einigen Jahren um die nötigen Stimmen. Wieder und wieder.

Diese nötigen Stimmen werden immer weniger, sodass wir mittlerweile gar nicht wissen, was wir als SPD richtig oder falsch machen. Sie müssen sich das also so vorstellen, dass ich in einer gewissen Verzweiflung bin, obgleich ich ja SPD-Vorsitzender wurde, der als dieser aber derzeit nicht so recht weiß, wie man die Probleme der SPD nun lösen kann. Unser größtes Problem ist, dass die Leute uns weglaufen ... bei der Wahl. O.K.! O.K.! So ein Gleichlauf oder Gleich-Weg-Lauf muss die Leute ja nicht andauernd im täglichen Leben bestimmen. Vielleicht sagen ja die Leute heute: Das ist, weil es der Schaffs von der SPD ist. Vielleicht sagen die Leute bald: Schaffs von der SPD ist ein ganz toller Typ. Das kann ja alles so oder so sein.

Was für mich aber in dieser Situation so wichtig ist, ist, dass wir endlich bei der Wahl die nötigen Stimmen erreichen. Und bei den letzten Wahlen haben wir zwar Stimmen erreicht, das will ich nicht verschweigen, aber die „nötigen Stimmen“, wie ich sie hier einmal nennen will, haben wir noch nicht erreicht. Und dieses war (und ist) leider so ... und nur so ... und nicht anders! Den Umfragen kann man zugleich kaum noch trauen, weil doch alle Leute jeden Tag für irgendwas angerufen werden. Da hängen doch viele ein und beantworten gar nix mehr. Oder extra falsch.SPD-ler gehen gar nicht mehr ans Telefon, wenn sie nicht im Sauerland wohnen.

Sicher: Die ganze Zeit über diese Dinge nachdenken müssen, über diese Probleme oder worüber ... da bin ich natürlich immer etwas durcheinander und auch etwas verwirrt. Weil ich darin meine Gedanken nicht recht klar bekomme, wo man sich doch mal mit jemandem besprechen will oder wollte. Aber wem kann man trauen? Oder bietet sich die Frau Gesinger an, weil sie ja im Büro neben einem sitzt ... und sowieso mehrfach als meine Vorzimmerdame tituliert worden ist? Sie wird schließlich dafür bezahlt, dass sie meine Vorzimmerdame ist. (Maria sollte sie besser heißen!)

In ihrer Bewerbung stand: „Ich bin 1974 in Köln geboren, wurde voll ausgebildete Juristin und lebe seit Anfang 2002 in Berlin. Im Abteilungsvorstand bin ich in erster Linie Ansprechpartnerin für die Neumitglieder und organisiere die jährlichen Neumitgliederveranstaltungen.“ Das ist doch was! Eine, die ganz unten von der Basis kommt. Abteilungsvorstand. Berliner SPD. Welcher Bezirk? Außerdem ist sie klug: Vorsitzende der süßen Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer JuristInnen (ASJ) bei ihrem Ortsplänkelverein. („Plänkelverein“ nenne ich sie alle. Das meine ich nicht böse. Einfach so.) Sie, die Gesinger, engagiert sich dadurch natürlich automatisch im Deutschen Juristinnenbund (djb). Denn diese SPD muss überall sein, eine volksbewegende und -bewegte Kraft. Fische im Wasser.

Aber: Fragen Sie mich nicht, wo die ihr Referendariat gemacht hat. Das habe ich vergessen. Sie hatte für die Abgeordnete A.M. schon als Referentin zugearbeitet. Das las ich. Deshalb engagiert sie sich jetzt auch für das Geschichtsprojekt der SPD in Weißensee, oder wo war das? Jedenfalls das Projekt, mit dem wir die Erfahrungen von aktiven Sozialdemokratinnen, insbesondere seit der Wendezeit, für die kommende Generation dokumentieren wollen.

Sie staunen? Müssen Sie nicht! Das weiß ich als SPD-Vorsitzender nämlich ziemlich genau, zumindest bei der Frau Gesinger. Deren Akte habe ich mir sehr lange angeschaut. Es wäre von mir qua Verhalten als SPD-Chef, der über genau diese enge...


Müller, Werner
Werner Müller wurde 1959 in Tönisvorst geboren. Nach Stationen in den Städten Castrop-Rauxel und Dorsten, sowie Tuttlingen und Stuttgart, wohnt er heute in Berlin. Müller arbeitet nun in seinem angestammten Beruf als gelernter Feingelenke-Mechaniker. Er ist seit Jahren Mitglied der SPD und gedenkt – trotz seiner kritischen Haltung – nicht auszutreten. Mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister gleichen Namens ist er weder verwandt noch verschwägert.



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