E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Müller Detektivgeschichten
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7557-4616-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
von Kindern für Kinder
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
ISBN: 978-3-7557-4616-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
"Ihnen stockte der Atem, langsam tasteten sie sich voran. Hatten sie das soeben geträumt? Auf einmal blieben sie wie versteinert stehen." Die 20 spannendsten, gruseligsten und phantasievollsten Detektivgeschichten von Kindern für Kinder. Ausgewählt aus dem Literaturkreisel-Schreibwettbewerb 2021 von Laura Müller.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Olivias Berghaus
In einem kleinen, unscheinbaren Dorf namens Hamsterfeld geschahen seit einiger Zeit die seltsamsten Dinge. Kinder verschwanden, tauchten irgendwann wieder auf und konnten sich an nichts mehr erinnern. Im Winde wehende Haustüren standen weit offen, ein Zeichen dafür, dass gerade einmal wieder eingebrochen wurde. Die Schubladen in den Zimmern wurden weit aufgerissen und jeglicher Schmuck entnommen. Keiner traute sich mehr zu verreisen oder auch nur einkaufen zu gehen, denn die Einbrecher sahen ihre Chance in jedem Haus. Frau Krause sperrte sich seit Wochen zuhause ein, um kein Opfer der Verbrechen zu werden. Man erzählte sich, sie würde sich von dem Gemüse, das sie in ihrem hoch umzäunten Garten angebaut hatte, ernähren. Die Polizei war ratlos und hatte selber schon Angst. Wer war dieser Kriminelle? Oder die Kriminelle, womöglich auch mehrere, oder doch nur einer? Keiner wusste die Antwort darauf. Die Polizei erklärte immer wieder in den Nachrichten, dass es sich hierbei jedenfalls um Profis handeln müsse. Das waren keine beruhigenden Nachrichten. Jeden Abend saß das ganze Dorf, jeder für sich, vor seinem Fernseher oder Radio und verfolgte gespannt, welche Neuigkeiten es gab. Auch Olivia, die ihren Namen hasste und deshalb immer „Linn“ genannt werden wollte, verfolgte die Geschehnisse schon von Beginn an. Sie beobachtete jeden Blick, egal von wem. Sie sah sich jeden Tatort nach der Polizei nochmals in Eigenregie an. Jedoch gab es nie eine Spur, die ihr weiter helfen konnte, bis sie eines Tages ein Armband fand. Das Schmuckstück lag unter dem Sofa in einem der kürzlich ausgeraubten Häuser. Die Bewohner des Hauses versicherten Linn jedoch, dass ihnen das Armband nicht gehörte. Schnell war Linn darum klar, dass der Täter es verloren haben musste. Am Schmuckstück waren graue Perlen und ein kleiner Anhänger mit dem Bild von einem Hund, einem Mops. Das Mädchen wusste nicht, wem der Hund gehörte und machte sich auf den Weg zum Gemeindeamt, um nachzusehen, wo solch ein Hund gemeldet war. Sie überlegte den ganzen Weg lang, wie sie danach fragen konnte, denn diese Dokumente standen ihr nicht zu. Dies erledigte sich jedoch von selbst, denn als sie durch die Tür ging, war keiner da. Alle verkrochen sich zuhause, um auf ihr Anwesen aufzupassen, sogar die Gemeindebediensteten. Nun war es ein Kinderspiel für sie, die Dokumente zu entnehmen, zumindest dachte sie das. Sie schnappte sich jeden Ordner und wühlte darin. Erst nach Stunden fand sie den Ordner mit den Meldedaten der Hunde von Hamsterfeld, doch dort war kein Mops zu finden. Sie nahm den Ordner mit nach Hause, um ihn genauer durchzusehen, sie dachte, dass sowieso keiner nach ihm suchen würde. So verließ sie das Gebäude. Auf der Straßenseite gegenüber sah sie einen ihrer Schulkollegen, Jakob. Sie kannte ihn nicht sehr gut, winkte ihm aber trotzdem zu. Er lächelte und winkte zurück, dann fiel sein Blick auf den Ordner, man konnte ihm von der Ferne aus ansehen, dass er nervös wurde. Linn näherte sich ihm, um zu fragen, ob es ihm gut gehe, doch da rannte er los. Linn ließ den Ordner fallen und rannte ihm nach. Sie rief: „Bleib stehen!“ Jakob war sehr tollpatschig und kein schneller Läufer und so war es nicht verwunderlich, dass er schon bald über eine Mülltonne stolperte. Bevor er sich aufrichten konnte, stand auch schon Linn vor ihm. Sie fragte: „Wieso so eilig?“ Jakob sagte nur: „Was interes siert dich das.“ Doch so schnell wollte sie ihn nicht gehen lassen. Als er aufstand, hielt sie ihm das Armband vor die Nase. Er verdrehte nur die Augen und meinte: „Ist ja sehr interessant, aber was habe ich damit zu tun?“ Linn wusste, dass er das Armband kannte. Sie sah ihm direkt in die Augen und fragte erneut: „Wieso bist du weggerannt und was hast du mit dem Schmuckstück zu tun?“ Er schwieg ein paar Sekunden und dann meinte er: „Ich will dir nicht zu viel verraten, aber du musst wissen, das Hundebild auf dem Armband ist nicht das echte.“ - „Moment, du meinst, dass hier ein anderes Hundebild hin gehört?“ Jakob schwieg und ging. Das war eine wichtige Information! So schnell sie konnte, lief sie an den Ort zurück, wo sie den Ordner fallen gelassen hatte. Er war noch da! Doch als sie den Ordner öffnete, lag darin ein Brief, auf dem mit roter Farbe stand: „Wir beobachten dich!“ Schnell riss sie die Seiten mit den Dokumenten auf, doch offensichtlich waren alle herausgerissen worden. Das ging Linn alles viel zu schnell, sie war nur ein paar Minuten weg gewesen und schon bekam sie Drohungen. Es war zum Verzweifeln, aber aufgeben war etwas, das sie nicht konnte. Denn eines konnte kein Krimineller so schnell verschwinden lassen: die Erinnerungen der Menschen. So klapperte sie jedes Haus in ihrer Straße ab und fragte, wer alles einen Hund hatte. Für die restlichen Häuser hatte sie keine Zeit mehr. Viele Leute öffneten ihr nicht einmal die Tür, aus Angst davor, dass die junge Detektivin eine Betrügermasche abziehen könnte. Das Mädchen bekam nur wenige Informationen und es gab nur zwei Menschen, die danach in Frage kamen - Frau Krause, die bis vor wenigen Jahren einen Dackel hatte und Herrn Petters, der vor zehn Jahren einen Dalmatiner besaß. Zuerst ging sie zu Herrn Petters, denn den hatte sie immer so nett gefunden. Sie hatte ihn zwar vor Jahren zum letzten Mal gesehen, aber er konnte sich sicher noch an sie erinnern. Sie ging durch seinen Vorgarten und klopfte an seine Tür. Sein Garten war ungepflegt und es wuchsen keine schönen Pflanzen darin, nur ein wenig Unkraut. Schließlich ging die Tür auf. Sie traute ihren Augen nicht, als sie ihn sah: Er hatte eine Bierflasche in der Hand und sah sie wütend an. Ob er eigentlich eine Arbeit hatte? Er brummte mürrisch: „Was willst du kleine Göre? Wieso weckst du mich?“ - „Wir haben vier Uhr Nachmittag“, entgegnete Linn spöttisch. Sie ärgerte sich darüber, dass er sie kleine Göre nannte. Der Mann wollte ihr fast schon die Tür vor der Nase zuschlagen, da rief Linn: „Moment! Was ist mit ihrer Frau Jenny? Kann ich mit ihr reden?“ Der Mann lachte bitter und spöttisch: „Du willst mit Jenny reden? Dass ich nicht lache! Die Jenny, die mich vor fünf Jahren für einen reichen Schauspieler verlassen hat? Du kannst sie ja in ihrer Villa auf Mallorca besuchen!“ Linn seufzte und zeigte ihm das Armband, dann fragte sie: „Kennen Sie dieses Armband? War da vielleicht ein Bild von Ihrem Hund drin?“ Plötzlich standen dem Mann Tränen in den Augen und er schrie: „Mein armer Hund, nur er war für mich da! Machst du dich lustig? Ich habe den blöden Schmuck noch nie gesehen! Komm bloß nicht wieder!“ Dann knallte er die Tür zu. Herr Petters trauerte wohl immer noch um seinen Hund, dachte die junge Detektivin. Als Verdächtigen schloss sie ihn eher aus. Sie konnte sich zwar gut vorstellen, dass er als Arbeitsloser das Geld brauchen könnte, jedoch nicht, dass er zielstrebig genug für die Verbrechen wäre. Dann ging sie zu Frau Krause. Sie betete, dass die Frau ihr die Tür aufmachen würde. Frau Krause hatte immer einen wunderschönen Vorgarten gehabt, doch nun kümmerte sich keiner mehr um ihn, merkte Linn verwundert. Dies war das Ende all der vielen schönen Blumen. Frau Krause öffnete schließlich die Tür. Sie war schon sehr alt, hatte aber immer noch eine feste Stimme und höfliche Umgangsformen. „Was kann ich für dich tun, mein Kind?“, fragte sie. Linn hielt ihr das Armband hin und fragte: „Gehört das Ihnen?“ Frau Krause nahm das Armband in die Hand und betrachtete es genauer. In der Zwischenzeit wagte Linn einen Blick an der alten Dame vorbei in ihr Haus. Dort stand gleich hinter dem Eingang eine riesige Vase aus Glas, gefüllt mit Schmuck! Frau Krauser gab ihr schließlich das Armband zurück und meinte, es würde ihr nicht gehören. Die junge Detektivin wusste nicht, ob sie ihr das glauben sollte, immerhin war Frau Krause ihrem Blick ausgewichen. Zum Abschied reichte Frau Krause dem Mädchen noch einen Korb voller selbst gebackener Kekse und wünschte ihr einen schönen Tag. Dann schloss sie die Tür. Das war alles viel zu rosig! Linn war, sobald sie den Schmuck gesehen hatte, sicher, dass die Frau hinter den Verbrechen stecken könnte. Keiner kannte sie gut genug, um zu wissen, ob sie vielleicht ein Doppelleben führte. Die junge Detektivin rief die Polizei an und erzählte dieser von dem Schmuck, den sie gesehen hatte. Die Beamten standen schon bald vor Frau Krauses Haus und berichteten ihr, dass ein anonymer Anrufer sie auf den Schmuck hingewiesen habe. Die alte Dame wirkte geschockt, und sie gewährte den Beamten sofort Zutritt zu ihrem Heim. Diese durchsuchten das ganze Haus und nahmen den Schmuck mit. Die Polizei befragte anschließend alle Leute, die bestohlen worden waren, nach dem Schmuck, doch keiner von diesen Menschen hatte den Schmuck seltsamerweise jemals gesehen. Alles deutete darauf hin, dass es sich um Frau Krauses Eigentum handelte. Linn war enttäuscht und machte sich Vorwürfe: Hatte sie eine unschuldige alte Frau gemeldet? Sie hoffte nur, dass die alte Dame nicht wusste, wer der anonyme Anrufer war. Eines Tages, auf dem Weg zum Supermarkt, wurde Linn von Frau Krauses Enkelin angehalten. Sie fragte bissig: „Hast du die Polizei angerufen? Du...