Müller | Der Weg nach Sevilla | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Müller Der Weg nach Sevilla

Roman
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-911008-19-8
Verlag: mainbook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-911008-19-8
Verlag: mainbook Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Eintracht hat es geschafft. Sie steht im Europa-League Finale! Die drei Freunde und Eintracht-Fans Siggi, Gerry und Erwin freuen sich auf das Endspiel in Sevilla. Sie wollen unbedingt live dabei sein, wenn ihr Verein um den historischen Sieg des Pokals gegen die Glasgow Rangers spielt. Leider haben sie vergessen, Karten zu kaufen. Jeder der Drei dachte, der Andere kümmert sich darum. Als sie es bemerken, ist das Spiel längst ausverkauft. Ebenso alle Flüge nach Sevilla. Um dabei sein zu können, bleibt nur eine Lösung: Sie müssen mit Siggis altersschwachem VW-Bus nach Spanien fahren und darauf hoffen, auf dem Schwarzmarkt Eintrittskarten zu bekommen. Aber auf einem fast 3000 Kilometer langen Weg kann viel passieren. Folgen Sie Siggi, Gerry und Erwin auf ihrem Abenteuer quer durch Europa - eine aberwitzige Reise zum großen Finale, die mitunter lebensgefährliche Züge annimmt.

Meddi Müller ist Frankfurter seit seiner Geburt 1970. Seit er Jürgen Grabowskis Abschiedsspiel live im Frankfurter Waldstadion gesehen hat, ist er glühender Eintracht-Fan. Mit der Eintracht erlebt man alle Höhen und Tiefen. Von der Rückrunde der Schande bis hin zum Europa-League Triumph und DFB-Pokalsieg ist alles dabei. Neben seinem Hauptberuf als Feuerwehrmann in Frankfurt, ist er Autor zahlreicher Frankfurt-Romane, Podcaster, Moderator und Kulturaktivist.
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Frust, Lust und (Vor-)Freude


»Warum habt ihr nichts gesagt?«, wollte Siggi wissen.

»Warum hast du nichts gesagt?«, konterte Erwin.

»Ich dachte, ihr guckt danach.«

»Haben wir aber nicht«, sagte Erwin. »Ich hatte Probleme in der Arbeit. Mein Chef will mir keinen Urlaub im Mai geben. Er sagt, er will mit seiner Frau und den Kindern an die Nordsee fahren und ich müsse den Laden schmeißen.«

»Ach«, machte Siggi beleidigt und ohne einen Funken Mitleid. »Und dann geht man davon aus, dass die anderen beiden Mitstreiter auch keinen Urlaub bekommen und wir die Karten dann ja eh nicht brauchen, oder was?«

»Warum machst du mich jetzt so blöd von der Seite an?«, giftete Erwin. »Meinst du, ich komme gegen den Willen der Frau meines Chefs an, oder was? Wo der eh Angst vor der Ollen hat, wie nur was. Der da ...«, er zeigte auf Gerry, der ziemlich unbeteiligt auf seinem Barhocker saß, »... liegt den ganzen Tag auf der faulen Haut und hätte sich locker um die Karten kümmern können.«

»Das hättet ihr mir sagen müssen«, erwiderte Gerry gelassen und wies damit jedwede Schuld weit von sich.

»Ernsthaft?!«, rief Erwin. Er war außer sich.

»Jetzt chill doch mal deine Nuggets«, sagte Gerry und bugsierte ein Stück Handkäse mit dem Messer auf eine Brotscheibe.

»Was?!«

»Du sollst dich beruhigen«, half Siggi.

»Warum redet der so?«

»Sein Neffe ist wieder zu Besuch.«

»Welcher? Der mit den Bitcoins

»Neee, der mit der Behinderung.«

»Oh, wie schrecklich. Was hat er denn für eine Behinderung?«

»Ist Bayern-Fan

»Was?!«, schrie Erwin auf. »Und so was lässt du bei dir übernachten, Gerry? Was stimmt nicht mit dir?«

»Ist Familie, was willste machen?«

»Furchtbar, sowas.«, sagte Siggi gedankenverloren und fügte an: „Das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht.“ Alle drei tranken in stillem Gedenken an das schreckliche Schicksal des Neffen.

»Was machen wir denn jetzt?«, nahm Gerry das eigentliche Problem wieder in Angriff.

»Wir fahren auf alle Fälle hin«, beschloss Siggi.

»Das steht schon mal fest. Aber wie kommen wir ins Stadion?«, wollte Erwin wissen.

»Ich hab’ gehört, vor dem Stadion gibt es einen Schwarzmarkt. Da kann man Karten kaufen. Das passt schon«, erklärte Siggi ganz im Stile des weltmännischen Geschäftsmannes.

Gerry machte ein abfälliges Geräusch.

»Hört, hört«, sagte er schließlich. »Wo genau ist er denn, der Schwarzmarkt? Stehen da so Typen mit einem Bauchladen und verkaufen Karten? Ist der schwarz angepinselt? Gibt’s da Wegweiser, auf denen steht ›Hier geht’s zum Schwarzmarkt‹? Oder schreien die rum, wie auf dem Fischmarkt.« Er lachte abschätzig und ahmte einen Marktschreier nach: »Drei Eintrittskarten für die Herren, kein Problem! Und noch einen Aal dazu, ich muss bekloppt sein. Noch ’ne Banane obendrauf? Meine Alte bringt mich um, ich leg’ dabei drauf!« Er schnaufte frustriert. »So ein Blödsinn«, schob er nach und wechselte dann in Sarkasmus. »Aber zum Glück kennt sich der feine Herr Schmidt in Sevilla bestens aus. Ganz so, wie ein gebürtiger Italiener.«

»Spanier, du Depp«, konterte Siggi.

»Wie sagte einst ein großer Spieler der Eintracht?«, wehrte sich Gerry. »Mailand oder Madrid, egal, Hauptsache Spanien.«

»Ja, ja«, machte Erwin gelangweilt. »Wer kennt es nicht? Das berühmte Zitat von Andy Möller.«

»Die olle Heulsuse«, sagte Gerry abschätzig und biss in sein Handkäsbrot. »Mit seiner Schwalbe in Dortmund hat der bei mir verschissen bis in die Steinzeit.«

»Darum geht es hier ja auch gar nicht«, schaltete sich Siggi ein. »Wir haben ein Problem, das es zu lösen gilt. Wir haben keine Karten. Uns droht ein emotionaler Verlust, der mit nichts aufzuwiegen ist. Wir sind seit Geburt Eintracht-Fans, verdammt nochmal. Wir haben den Adler im Blut. Wir müssen bei diesem Spiel live dabei sein. Es geht hier um ein Ereignis, das der ersten Mondlandung gleichzusetzen ist. Nur halt auf der Erde. Versteht ihr?«

»Hast ja recht, Siggi«, stimmte Erwin zu und bestellte noch eine Runde. »Es geht nicht um Leben und Tod, es geht um mehr. Da sind wir uns alle einig.«

In Gedanken versunken saßen die drei Freunde in einer trübseligen Reihe am Tresen. Sie glichen Vögeln, die auf einer Hochspannungsleitung verharrten und darauf warteten, dass es endlich aufhörte zu regnen.

Friedhelm kam zu den drei geknickten Gestalten, verteilte die Getränke vor ihnen und stützte sich hemdsärmelig auf.

»Hört mal zu, ihr drei Pappnasen.« Siggi, Erwin und Gerry hoben langsam die Köpfe. »Wenn ihr auf mich hört«, fuhr der Wirt fort, »macht ihr einfach so ein Männerfreundschaftsding draus.«

»Hä?«, machte Gerry.

Friedhelm nahm ein Glas und trocknete es ab.

»Fahrt doch einfach mit dem Auto da runter und macht einen Männer-Trip draus.«

»Mit dem Auto?«, rief Erwin. »Das sind bestimmt zehntausend Kilometer. Bist du irre?«

»Genau genommen sind es knapp Zwotausenddreihundert«, gab Friedhelm zurück.

»Na dann ... das ist ja quasi um die Ecke«, rief Erwin theatralisch und warf die Hände nach oben. »Auf nach Sevilla.« Er durchwühlte seine Taschen.

»Was suchst du denn?«, wollte Siggi wissen.

»Ach nichts«, sagte Erwin und suchte weiter. »Ich finde nur meine Tankstelle nicht, die ich heute Morgen eingepackt habe. Die werden wir nämlich brauchen.«

»Deinen Sarkasmus kannst du dir wohin stecken, du Eumel«, sagte Friedhelm beleidigt. »Ich wollte nur helfen.«

»Du hast schon die Benzinpreise mitbekommen, oder?«, legte Erwin nach. »Da brauchen wir zusätzlich zu der Tankstelle noch einen eigenen Geldtransporter.«

»Geld spielt keine Rolle«, sagte Gerry, der die ganze Zeit geschwiegen hatte und nahm einen Schluck von seinem frischgezapften Bier. Damit war die Sache entschieden. Jetzt musste Erwin nur noch Urlaub bekommen. Aber da sollte der Zufall helfen.

Tags darauf war Erwin wild entschlossen, sich den Urlaub zu beschaffen. Den halben Tag lang legte er sich die Worte zurecht, mit denen er Sören, seinen Chef, überzeugen wollte. Immer wieder formulierte er um. Überlegte, ob er jammern, schimpfen oder mit Kündigung drohen sollte. Aber alles, was er sich zurechtlegte, gefiel ihm nicht. Wenn Sörens Frau mit ihm und den Kindern an die Nordsee wollte, gab es wenig Spielraum. Sörens Frau hatte sogar Haare auf den Haaren, so viel stand schon mal fest. Mit der war nicht zu spaßen. Sie war das Gesetz.

Nach der Mittagspause beschloss Erwin, einfach zu improvisieren. Er stellte sein Tablett in die Geschirrrückgabe der Kantine, atmete kurz durch und machte sich voller Elan auf die Suche nach seinem Vorgesetzten. Sörens Frau hin oder her. Hier ging es um ein Jahrhundertereignis, das er sich nicht entgehen lassen wollte. Das war ein Ein-mal-im-Leben Ding. Er wollte sich nicht vorwerfen lassen, nicht alles dafür getan zu haben.

»Helga«, rief er seiner Kollegin zu, die ihm im Lager über den Weg lief. »Hast du den Sören gesehen?«

»Vorhin war der im SB Lager«, antwortete sie. »Kann auch sein, dass er in der Fundgrube ist. Keine Ahnung, der Typ ist ja wie ein nasses Stück Seife.«

Damit ging sie ihres Weges und Erwin war auch nicht schlauer. Also suchte er weiter. Im Büro war er nicht. Im Aufenthaltsraum auch nicht. Er suchte im Hochregallager und fragte jeden, den er auf seinem Weg traf, ob er den Sören gesehen hatte. Immer wieder wurde die Frage verneint. Er wollte schon aufgeben, als er am Erste Hilfe-Raum vorbeikam. Seltsame Geräusche drangen daraus hervor.

»Oh mein Gott«, entfuhr es Erwin. »Wem geht’s denn da so schlecht?« Er ging näher an die verschlossene Tür und zögerte. Er war kein Ersthelfer und wollte auch kein Blut sehen, weshalb er vor der Tür innehielt. Doch dann hörte er einen lauten Schrei und überwand seine Blutphobie. Er riss die Tür auf und gefror. Er hatte Sören gefunden. Der hatte allerdings keinen medizinischen Notfall. Erwin traute seinen Augen nicht. Er benötigte ein oder zwei Augenblicke, um das Geschehen richtig einordnen zu können. Sören war nicht alleine. Vor ihm kniete ein junger Mann. Erwin erkannte diesen als Frieder, den Azubi im zweiten Lehrjahr. Frieders Kopf war auf der Höhe von Sörens Schritt. Sören hielt den Kopf Frieders mit beiden Händen und nahm Erwin zunächst gar nicht wahr. Er schien in einer Art Ekstase zu sein. Sekunden später wurde es hektisch. Sören stieß den Azubi derart heftig von sich, dass dieser mit lautem Getöse nach hinten gegen einen Arzneischrank knallte. Sören fingerte sich hastig am Schritt herum und Frieder wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. Erwins Blicke huschten zwischen den beiden hin und her. Die Situation war eindeutig und nicht wegzudiskutieren. Keiner der drei Protagonisten sagte etwas. Nach einer gefühlten Ewigkeit ergriff Erwin das Wort. »Ach Sören, gut dass ich dich treffe ...«, er machte eine kleine Pause. »Noch mal wegen meines Urlaubs im Mai ... Wie finden wir denn da eine Lösung?«

Am nächsten Abend begannen die Planungen für die Reise nach Sevilla.

»Wieso fahren wir eigentlich mit dem Auto?«, fragte Erwin. »Wenn wir...



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