Müller | Das Mal der Burgherrin | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 346 Seiten

Müller Das Mal der Burgherrin


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95488-258-8
Verlag: Engelsdorfer Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 346 Seiten

ISBN: 978-3-95488-258-8
Verlag: Engelsdorfer Verlag
Format: EPUB
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Homburg 1295: Der junge Ritter Walther von Merburg verliert durch einen Brand alles und wird zum Krüppel. Auf der Burg seines Onkels, Graf Philipp von Homburg, ist er eifersüchtig auf seinen Vetter Simon, der eine strahlende Zukunft als Erbe der Homburg vor sich hat. Während einer Jagd inszeniert Walther einen Unfall, bei dem Simon getötet wird. Doch seine Tante, Gräfin Margareta, lehnt ihn als Erben ab. Sie unternimmt mit ihrem Gemahl eine abenteuerliche Pilgerreise nach Santiago di Compostela, um Gott um ein neues Kind zu bitten. Doch diese Pilgerreise endet anders, als Margareta es sich erhofft hat.

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Teil 2:
Die Pilgerreise 1296


Kapitel 1


Endlich war es so weit! Der erste Reisetag war gekommen. Man hatte die restlichen Dinge auf dem überdachten Wagen verstaut und sich von allen verabschiedet. Der Zug der Gaukler und Pilger bewegte sich den Bergrücken hinunter und durch das Dorf. Das Wetter war auf ihrer Seite. Obwohl die Sonne gerade erst aufgegangen war, waren am blauen Himmel nur ein paar vereinzelte weiße Wolken zu sehen.

Margareta musste blinzeln, als sie aus dem Wagen heraus sah. Trotz der Frühe standen schon einige Bewohner auf den Straßen und winkten dem Grafen und der Gräfin zum Abschied zu. Margareta winkte glücklich zurück. Sie war so froh, dass sie endlich unterwegs waren. Bald würde sich alles zum Guten wenden!

Auch die anderen freuten sich über die guten Wünsche der Dorfbewohner.

„Ob sie uns wirklich vermissen werden?“

„Ich denke schon, dass sie froh sein werden, wenn der Graf, der ihnen Schutz und Recht gewährt, wieder da sein wird.“

Kurz nach dem Dorf trennte sich der Weg der Pilger und der Gaukler. Die Gaukler zogen weiter über Kirkel gen Saarbrücken.

Die Pilger hingegen zogen südsüdwestlich durch das Beedener Woog, bis sie den seichten Lambsbach durchqueren mussten, was weder für die Pferde, noch für den Wagen ein Problem darstellte. Dann ging es westlich über eine Brücke über den Erbach. Der Erbach plätscherte munter dahin, bis er unmittelbar nach der Brücke in die Blies mündete. Kurz darauf erreichten sie den Klosterberg.

Die Männer zügelten die Pferde und Margareta und Philipp stiegen gemeinsam den steilen Fußweg zum Kloster hinauf.

„Gott zum Gruße, Pilger!“, begrüßte sie der Abt an der Pforte. „Nun geht es also los. Ich wünsche Euch alles Gute und gebe Euch meinen Segen mit auf die Reise.“

„Vielen Dank, Abt Stephanus. Wir wollen noch von Simon Abschied nehmen, wenn Ihr uns zur Klosterkirche begleiten wollt.“

„Das ist doch selbstverständlich. In spätestens zwei Wochen werdet Ihr zu einer Zisterzienserabtei namens Fontenay gelangen. Bestellt dem Abt viele Grüße von mir, er ist ein alter Freund. Ihr werdet dort eine gute Unterkunft vorfinden. Hier habt Ihr noch einen Geleitbrief vom Kloster, der Euch als Pilger ausweist. Dann müsst Ihr keine Zölle bezahlen und man gewährt Euch in den Klöstern freie Unterkunft.“

In der Kirche kniete Margareta vor Simons Grab und Philipp legte tröstend die rechte Hand auf ihre linke Schulter. Sie sprachen ein stummes Gebet für ihren geliebten Sohn und nahmen Abschied.

„Ach, wäre Simon doch bloß noch am Leben“, klagte Margareta.

„Da hast du recht. Dann müssten wir diese Strapazen nicht auf uns nehmen.“

„Wohl wahr.“

Schweigend stiegen sie den Berg hinunter. Margareta nahm wieder auf dem Wagen Platz und Philipp stieg auf sein Pferd.

Sie ritten weiter durch die Auen und durchquerten den Ort Bierbach, wo ihnen ein paar Mägde neugierig nachblickten. Es ging weiter nach Süden durch ein schmales Tal, welches links und rechts von Bäumen gesäumt wurde. In der Bliesaue lag die kleine Siedlung Webenheim, nach der sie sich westlich hielten, bis sie zu einer Brücke kamen, wo sie von einem Zöllner angehalten wurden.

„Seid gegrüßt! Wenn ihr diese Brücke überqueren wollt, müsst ihr den Brückenzoll entrichten!“

Als Philipp auf den Zöllner zuritt, erkannte dieser den Grafen.

„Oh, Herr Graf! Ihr dürft selbstverständlich passieren. Ich habe gehört, dass Ihr eine Pilgerreise macht. Ich wünsche Euch alles Gute auf Eurer Reise.“

Der Zöllner verneigte sich kurz vor dem Grafen und trat zur Seite, sodass der Zug die Brücke überqueren konnte. Sie ritten an Blieskastel, Alschbach und Biesingen vorbei und rasteten am Fuße des Hölschbergs, wo ein kleiner Fluss, der Mandelbach entsprang.

Die Männer stiegen von den Pferden und ließen diese trinken und weiden. Die Frauen kletterten aus dem Wagen und vertraten sich die Beine.

„Wie schön es hier ist!“, seufzte Margareta. Sie trat durch das grüne Moos und ging zu der Quelle, um die sich ein paar Bäume gruppierten. Margareta kniete nieder, streifte ihre Ärmel hoch, tauchte ihre Hände und Arme in das kalte, klare Wasser und wusch sich das Gesicht.

„Ach, tut das gut! Kommt rüber und erfrischt euch!“, rief sie den anderen zu. Diese folgten ihrem Beispiel.

„Hier ist wirklich ein schöner Flecken“, sagte Eleonore.

Sie setzte sich zusammen mit Margareta auf einen Baumstumpf und schloss die Augen.

„Los, wir machen einen kleinen Spaziergang!“

Margareta erhob sich. Zusammen mit Eleonore ging sie ein paar Schritte auf den Berg zu.

„Siehst du die schönen Blumen, die hier blühen? Wenn ich zu Hause wäre, würde ich einen Strauß pflücken und sie in eine Vase stellen.“

Die beiden bewunderten Gänseblümchen, Löwenzahn und Wiesenschaumkraut. Als sie wieder bei den anderen ankamen, hatten Elvira und Grete bereits eine Vesper vorbereitet. Es gab Brot, Schinken und gefärbte Eier. Sie ließen es sich schmecken und tranken reichlich Wasser aus der Quelle, welches sie mit hölzernen Krügen herausgeschöpft hatten.

Nach der Mahlzeit ruhten sie sich in der Sonne aus. Dann spannten sie die Pferde wieder ein und brachen auf.

Eleonore lehnte sich zurück.

„Bis jetzt gefällt mir unsere Pilgerreise. Dabei hatte ich solche Angst davor.“

„So wunderschön wie heute wird es aber leider nicht jeden Tag sein.“

„Da habt Ihr wohl Recht.“

Die Reise ging weiter gen Süden direkt durch das malerische Tal des kleinen Mandelbachs. Das Flüsschen plätscherte dahin durch die grünen Wiesen, die mit Frühlingsblumen übersät waren. Schilf und kleine Büsche säumten seinen Weg.

Sie durchquerten Erfweiler, Wittersheim, Bebelsheim, Habkirchen und Mandelbach, wo der Mandelbach schließlich in die Blies mündete.

„Nun sind wir wieder an unserer Blies“, bemerkte Philipp.

„Jetzt müssen wir den Fluss wohl überqueren“, sagte Ritter Thomas.

„Dort hinten ist eine Brücke.“

Sie passierten die Brücke und Philipp zeigte auf eine Burg auf einer Anhöhe.

„Seht ihr diese Burg dort oben? Es ist die Burg Frauenberg. Von dort kann man sehr gut den Wasserweg kontrollieren.“

„Das ist wirklich ein guter Standpunkt. Kennt Ihr den Burgherren?“

„Nein, ich glaube aber, dass er mit den Bliesgaugrafen verwandt ist.“

Der Weg ging weiter nach Südwesten und die Pferde wurden allmählich müde.

„Wie lange werden wir heute noch reisen, Herr?“, fragte Fuhrmann Berthold den Grafen.

„Gleich kommen wir nach Gemünd, wo die Blies in die Saar mündet. Dort werden wir übernachten.“

Schließlich erblickten die Pilger das Städtchen, welches von einer Schutzmauer umrahmt wurde. Auf einer Anhöhe überragte das Schloss, das im Besitz der Herzöge von Lothringen war, das Saartal.

Margareta lehnte sich aus dem Wagen.

„Werden wir in der Stadt übernachten, Philipp?“

„Ja, in Gemünd gibt es ein Gasthaus, in dem wir schlafen können. Das ist besser als im Zelt.“

Am Stadttor baten sie um Einlass und zeigten ihre Dokumente vor. Dann machten sie sich auf die Suche nach einer Unterkunft.

„Dort drüben am Marktplatz scheint etwas zu sein. Dort ist auch ein Brunnen, wo wir die Pferde tränken können“, rief Theodorich. „Ich werde uns ankündigen.“

Theodorich stieg vom Pferd und begab sich ins Gasthaus.

„Seid gegrüßt. Der Graf und die Gräfin von Homburg bitten mit ihren Mannen um Quartier. Sie sind auf Pilgerreise und möchten eine Nacht bleiben.“

„Wie viele seid ihr?“

„Wir sind dreizehn Personen. Der Graf und die Gräfin, drei Ritter, eine Edelfrau, ein Mönch und ansonsten drei Knappen und drei Bedienstete.“

Der Wirt überlegte kurz. Da das kein Pilgerweg war, würden sie nicht erwarten, dass sie umsonst übernachten könnten.

„Ich kann euch drei Kammern zur Verfügung stellen. Der Rest muss in den Ställen bei den Pferden schlafen. Diese sind übrigens gleich links vom Gasthof.“

„Können wir dort auch unseren Wagen abstellen?“

„Ja, dort ist genug Platz.“

Theodorich begab sich wieder zu den anderen und teilte ihnen mit, was der Wirt gesagt hatte.

Als Berthold den Wagen abgestellt hatte, nahmen Elvira und Grete die Dinge heraus, die sie für die Nacht benötigten. Dann begaben sie sich in den großen Saal des Gasthofes und der Wirt zeigte ihnen ihre Kammern.

Nachdem sich alle etwas frisch gemacht hatten, ging man gemeinsam in den Speisesaal und nahm an den Tischen Platz.

Die Wirtsfrau brachte das Essen herein. Es gab einen deftigen Eintopf, der den Reisenden nach der vielen frischen Luft besonders gut schmeckte. Dazu schenkte man ihnen verdünnten Wein ein.

„Na, Margareta, bist du jetzt zufrieden?“, fragte Philipp seine Gemahlin.

„Ach, Philipp, der Tag ist heute so gut gelaufen! Ich denke, dass das ein gutes Zeichen ist. Gott ist auf unserer Seite.“

„Das denke ich auch. Wenn der erste Reisetag gut läuft, wird auch der Rest klappen“, bekräftigte Ritter Thomas die Gräfin.

„Morgen früh werden wir zeitig aufbrechen. Wir sollten uns bald zurückziehen.“

So begaben sie sich nur wenig später in ihre Kammern.

„Ich denke wir sollten ausnutzen, dass wir eine Kammer für uns allein haben“, sagte Margareta zu Philipp.

Dieser trat auf sie zu und begann...



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