Die Ausgrabungen von Klaus Kilian in der Unterburg von Tiryns zwischen 1976 und 1983 führten maßgeblich zu einer Neubewertung der mykenischen Nachpalastzeit (SH III C), dem 12. und 11. Jahrhundert v. Chr. Der Nachpalastzeit vorangegangen war die späte mykenische Palastzeit (SH III B2), die an verschiedenen Orten in Brandkatastrophen geendet hatte, womit auch das mykenische Palastsystem mit seiner Linear B-Schrift, seinem Siegelwesen und seiner spezifischen Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur einen Einbruch erlebte bzw. endete. Kilians Ausgrabungen in der Unterburg von Tiryns verdeutlichen, dass SH III C mitnichten mitnichten als ein „dunkles Zeitalter“ nach der Palastzerstörung anzusehen ist, sondern als eine wichtige historische Epoche in Südgriechenland zu gelten hat. So konnte Kilian feinstratigraphisch und großflächig eine Abfolge von Siedlungsschichten ausgraben, die als eine Leitstratigraphie der Nachpalastzeit anzusehen sind. Besondere Bedeutung kommt einer Sequenz von Kultgebäuden aus SH III C zu.
Tiryns 17,2 stellt eben diese Baubefunde und diese Stratigraphie der Unterburg aus SH III C Früh (Mitte) bis SH III C Spät vor, und darüber hinaus auch die der Baubefunde und der Stratigraphie von Kilians Ausgrabung in Stadt-Nordwest (SH III C Früh). Die einzelnen Siedlungshorizonte der Unterburg und der Stadt-Nordwest werden rekonstruiert, die Bauweise in der Unterburg und in Stadt-Nordwest wird vergleichend untersucht. Auf ein Modell zur Entwicklung der Gesamtsiedlung von Tiryns zwischen der späten Palastzeit und der frühen Eisenzeit folgt eine Auswertung der Wirtschaftsweise. Dafür konnten auch archäozoologische und archäobotanische Daten herangezogen werden. Abschließend wird der Fundort im Kontext des Ostmittelmeerraumes des 12. und 11. Jahrhunderts v. Chr. gestellt bewertet. Ausführlich geschieht dies für die Argolis und die Korinthia mit den Orten Mykenai, Midea, Asine sowie Korakou, sowie im Überblick für das heutige Griechenland, die türkische Westküste sowie Zypern. Hinsichtlich Zypern interessierte die Frage, inwieweit SZ III A-Siedlungen in ihrer Struktur Parallelen zu Tiryns in SH III C aufweisen, wie Kilian zur Diskussion gestellt hatte.
Mühlenbruch / Maran
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Tobias Mühlenbruch
geb. 1976
1997-2005 Studium der Ur- und Frühgeschichte in Köln und Heidelberg, Promotion in Heidelberg
2005-2008 Werkvertrag im Projekt „SCIEM 2000“
Seit 2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter in Marburg
2012 Habilitation und Privatdozent in Marburg
Forschungsschwerpunkte: Bronzezeit des Ostmittelmeerraumes, Neolithikum und Bronzezeit in Mitteleuropa
Tobias Mühlenbruch
born in 1976
1997-2005 Studies of Pre- and Protohistory at Cologne and Heidelberg, Ph.D. at Heidelberg
2005-2008 Project Staff „SCIEM 2000“
Since 2007 research assistant Marburg
2012 Habilitation and Privatdozent at Marburg
Research Interests: Bronze Age in the Eastern Mediterranean, Neolithic and Bronze Age Central Europe