Moström | Dominotod | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 352 Seiten

Reihe: Ein Nathalie-Svensson-Krimi

Moström Dominotod

Kriminalroman
17001. Auflage 2017
ISBN: 978-3-8437-1593-5
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, Band 2, 352 Seiten

Reihe: Ein Nathalie-Svensson-Krimi

ISBN: 978-3-8437-1593-5
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Jonas Moström schreibt mit einer nie nachlassenden Intensität, die den Leser durch die Nacht treibt.« Arne Dahl In den tiefen Wäldern Nordschwedens wird der Arzt Thomas Hoffman tot aufgefunden. Alles weist darauf hin, dass er mehrere Tage gefangengehalten und gequält wurde. Einer der Kollegen des Toten ist spurlos verschwunden, nur sein Namensschild und ein Dominostein sind zurückgeblieben. Er scheint in die Hände desselben Mörders geraten zu sein. Psychiaterin Nathalie Svensson, Spezialistin für die härtesten Fälle, wird nach Sundsvall gerufen. Ausgerechnet ihre eigene Schwester war die letzte, die das Entführungsopfer lebend gesehen hat. Ist sie in den Fall verwickelt?   »Es geht auch fast ohne Blut ... und ist trotzdem wahnsinnig spannend.« Oliver Steuck, WDR 2 Lesen »Gut geschrieben und spannend mit einem außergewöhnlichen Fall. Absolut lesenswert.« Ölandsbladet

Jonas Moström wurde 1973 geboren. Er begann während seiner Elternzeit damit, an seinem ersten Roman zu arbeiten, der 2004 erschien. Seine Krimis um Psychiaterin Nathalie Svensson sind in Schweden Bestseller. Er lebt und arbeitet als Arzt in Stockholm.
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1

SUNDSVALL,

SAMSTAG, 3. MAI

»Das ist also in den kommenden Tagen unser Arbeitsplatz«, sagte Ingemar Granstam, Leiter der zentralen Einheit für Operative Fallanalyse, und guckte durch die Windschutzscheibe.

»Ja«, bestätigte der 22-jährige Kriminaltechniker Tim Walter, ein echter Überflieger, der mitten auf dem Rücksitz saß. »Die Stadt hat 50 780 Einwohner, die ganze Gemeinde fast doppelt so viele.«

Tim drehte den Schirm seiner Baseball-Cap zur Seite und fügte mit einem überheblichen Grinsen hinzu: »Und einen Täter, für den wir bald ein Profil haben, damit er hier nicht mehr lange frei rumläuft.«

»Seien Sie sich da mal nicht so sicher«, erwiderte Granstam und überholte einen Holztransporter. »Das ist der merkwürdigste Fall, der mir jemals untergekommen ist.«

»Dabei müsste das doch inzwischen Ihr siebenunddreißigster mit der OFA-Einheit sein, oder?«, fragte Nathalie Svensson neben ihm auf dem Beifahrersitz.

»Stimmt genau«, sagte Granstam mit Nachdruck. »Der sechzehnte außerhalb von Stockholm, der erste in Sundsvall. Manchmal komme ich mir vor wie Nils Holgersson, nur dass wir hier auf den Spuren des Todes durch Schweden reisen.«

»Und jetzt geht es ins Chicago von Nordschweden«, sagte Walter amüsiert. »Stimmt es, dass Sie bisher nur einen Fall nicht aufklären konnten?«

»Ja«, sagte Granstam, und seine Miene verfinsterte sich.

»Dieser Serienmörder namens …«

»Ich will nicht darüber reden«, schnitt Granstam ihm das Wort ab. »Konzentrieren wir uns lieber auf die anstehende Ermittlung.«

Eine Weile herrschte Schweigen in dem schwarzen BMW. Nathalie betrachtete den Rauch, der von den Fabriken am Meer landeinwärts über Sundsvall zog und sich wie ein Deckel zwischen den beiden Stadtbergen über den Ort legte. Für sie war es der zweite Einsatz mit der OFA-Einheit. Als führende Expertin für Psychopathen hatte sie um Weihnachten herum bei der Überführung eines Serienvergewaltigers in Malmö geholfen. Sie hatte sich gefreut, dass Ingemar Granstam sie auch weiterhin in der Einheit haben wollte, selbst wenn die Umstände im Moment nicht die glücklichsten waren.

Erst Freitag hatte sie mit ansehen müssen, wie ihr Vater ums Leben gekommen war. Die Bilder und Geräusche dieses Vorfalls ließen sie nicht los, sie schnitten ihr in Leib und Seele wie die Splitter der Fensterscheibe, die er durchstoßen hatte. Ungeachtet des Schmerzes konnte sie das Geschehene nach wie vor nicht fassen.

Sonja, ihre Mutter, war nach einer lebensbedrohlichen Vergiftung gerade noch einmal dem Reich der Toten entkommen. Inzwischen befand sie sich wieder in ihrem Haus im Süden von Uppsala, wohlbehütet von ihren Freundinnen, so dass Nathalie es als vertretbar empfunden hatte, sie dort zurückzulassen. Länger als einen Tag wäre sie ohnehin nicht unterwegs. Morgen Abend um sieben musste sie die Kinder bei Håkan abholen. Was auch immer geschehen würde, bis dahin wäre sie allerspätestens zurück in Uppsala. Wenn sie sich nicht an die Abmachung hielt, würde Håkan das eiskalt im Sorgerechtsstreit gegen sie verwenden. Vor allem aber wollte Nathalie Tea und Gabriel vom Tod ihres Opas erzählen, bevor Håkan sich womöglich »aus Versehen« verplapperte. In der Presse war zum Glück nur die Rede davon gewesen, dass der bekannte Geschäftsmann und Verfechter von Gleichberechtigung Victor Nilson bei einem Sturz ums Leben gekommen war.

Nathalie öffnete ihre italienische Lacklederhandtasche, holte den Taschenspiegel heraus und strich sich die Augenbrauen zurecht. Neben dem Täterprofil, das zu erstellen war, gab es noch einen weiteren Grund, warum Granstam sie an diesem Tag dabeihaben wollte: Die Polizei in Sundsvall hatte einen außerordentlich gestörten Psychopathen festgenommen, den Nathalie verhören sollte. Die Anfrage hatte ihr natürlich geschmeichelt, doch in Hinblick auf die jüngsten Ereignisse und ihre Verantwortung den Kindern gegenüber war ihr die Entscheidung alles andere als leichtgefallen. Was sie schließlich zum Mitfahren bewogen hatte, war der Anruf ihrer jüngeren Schwester Estelle heute früh gewesen, die sie gebeten hatte zu kommen.

Sie hatte Estelle nun schon seit fast drei Jahren nicht mehr gesehen, und das Gespräch mit ihr hatte sie gleichermaßen gefreut, neugierig gemacht und beunruhigt. Sie wusste, dass ihre Schwester sowohl als Zeugin als auch als Geliebte eines der beiden verschwundenen Ärzte in den Fall verwickelt war. Granstam hatte die Verdachtsmomente gegen Estelle zwar heruntergespielt, Nathalie wusste aber, dass er sie nur beruhigen wollte. Am Telefon hatte ihre Schwester nicht näher erklärt, warum Nathalie nach Sundsvall kommen sollte. Sie hatte nur gesagt, dass sie der Polizei nicht vertraue, alles ziemlich verfahren sei und sie Unterstützung brauche. Ihre Stimme hatte so angespannt und fremd geklungen, wie Nathalie es von ihr nicht kannte.

Sie brannte darauf zu hören, warum Estelle vor neun Jahren so abrupt mit der Familie gebrochen hatte. Ihre bisherige Erklärung lautete, dass sie einfach ihr eigenes Leben führen, mal etwas Neues ausprobieren wollte. Nathalie hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass das nur die halbe Wahrheit war, aber da auf ihre wiederholten Nachfragen immer dieselbe Antwort gekommen war, hatte sie die Erklärung irgendwann akzeptiert. Die Ereignisse der letzten Tage hatten jedoch ein neues Licht auf Estelles überstürzten Aufbruch geworfen. Man brauchte kein psychiatrisches Fachwissen, um zu vermuten, dass Estelle von dem unbegreiflichen Doppelleben ihres Vaters gewusst hatte. Die Frage war nur, wie viel. Und die unangenehmste aller Fragen lautete: War sie seinen Machenschaften womöglich ebenfalls ausgeliefert gewesen?

Ingemar Granstam zwirbelte seinen Schnäuzer zwischen den Fingern und hielt vor einer roten Ampel am Rande des Zentrums. Es war Viertel vor zwei, und die Häuser und Straßen waren in ein graues Licht getaucht. Die Spitzen und Türme der Stadt waren von Nebel umhüllt, das Meer lag ruhig und glänzend da wie eine Platte Aluminium.

»Um zwei treffen wir Hauptkommissar Johan Axberg, der uns mit dem Fall vertraut machen wird«, sagte Granstam und gab Gas, sowie die Ampel auf Gelb umsprang. »Wir fahren direkt zum Polizeigebäude, im Hotel einchecken können wir auch später noch.«

»Wo wohnen wir denn?«, wollte Tim Walter wissen.

»Im Knaust«, antwortete Granstam.

»Wo die Holzbarone früher logiert haben.« Tim grinste und schob sich seine Baseball-Cap zurück in die Stirn. »Wussten Sie, dass einer von ihnen die Marmortreppe im Foyer auf einem Pferd hochgeritten ist?«

»Ja, davon habe ich gehört«, sagte Granstam, schien jedoch in Gedanken bereits woanders zu sein.

Nathalie wusste, dass er genau wie sie während der Fahrt die spärlichen Informationen verarbeitete, die sie über den Fall erhalten hatten. Zu den internen Übereinkünften der Einheit gehörte unter anderem die Abmachung, keine Spekulationen anzustellen. Für ein brauchbares Täterprofil war es wichtig, den Tatort zu betrachten und zu versuchen, sich dort in das Denken, Fühlen und Handeln des Täters hineinzuversetzen. Voreilige Schlüsse behinderten die Arbeit oder führten auf falsche Fährten. In diesem Punkt kannte Granstam kein Pardon.

»Ich freue mich schon auf das Frühstücksbuffet«, sagte Tim und tippte auf sein iPad. »Scheint ja ein nettes Hotel zu sein.«

Nathalie musste noch einmal an Estelles Angebot denken, dass sie auch bei ihr, Robert und den Kindern übernachten könnte. Instinktiv hatte sie es abgelehnt. Granstam wäre sicher nicht sehr begeistert gewesen, außerdem lautete die Lehre der vergangenen vierundzwanzig Stunden, dass sie niemandem vertrauen konnte – nicht einmal den Menschen, die sie vermeintlich am besten kannte.

Sie fuhren ins Zentrum. Stolze Gründerzeithäuser reihten sich in die typische Bebauung einer mittelgroßen Stadt ein, deren sämtliche Gebäude aus Stein waren.

»Wussten Sie, dass neunundneunzig Prozent der Bevölkerung durch den Stadtbrand 1888 obdachlos wurden?«, fragte Tim Walter und legte das Tablet beiseite. »Das war im Übrigen der größte Brand, den wir hierzulande jemals hatten. Die Drachenskulpturen an den Straßenecken dienen als Wächter und sollen die Stadt vor neuen Bränden schützen …«

Nathalie und Granstam wechselten flüchtige Blicke, und Nathalie sah Tim an. »Danke für die Informationen, Tim. Ich wünschte, ich hätte Ihr Gedächtnis, dann hätte ich im Medizinstudium nicht so viel büffeln müssen.«

Mit einem zufriedenen Gesicht lehnte Tim sich zurück und legte die Arme auf die Rückenlehne. Als auf der linken Seite eine große rote Backsteinkirche hinter knospenden Birken und Ahornbäumen sichtbar wurde, warf Granstam einen Blick auf das GPS-Gerät.

»Jetzt sind wir bald da. Tim, Sie kennen doch sicher den Namen der Kirche, oder?«

»Gustav-Adolf-Kirche, auch gemeinhin als G2 bezeichnet«, antwortete Tim, ohne zu registrieren, dass er die Kollegen mit seinem Wissen eher amüsierte als beeindruckte.

Im Kreisverkehr am Olof Palmes torg nahm Granstam die linke Abzweigung und bog in die Storgatan ein. Auf der rechten Seite war zwischen Laubbäumen und Mietshäusern nun der Fluss Selångersån zu sehen, der parallel zur Storgatan durch die Stadt floss. Nathalie fiel auf, wie weit die Natur hier hinter dem Frühlingsausbruch in Uppsala zurücklag, doch dieser Eindruck konnte auch durch das graue, verregnete Wetter entstanden sein, das gerade für pollen- und insektenfreie Luft sorgte.

Das Polizeigebäude war ein braunes, vierstöckiges Backsteinhaus mit dicht...


Mißfeldt, Dagmar
geb. 01.04.1964

Moström, Jonas
Jonas Moström wurde 1973 geboren. Er begann während seiner Elternzeit damit, an seinem ersten Roman zu arbeiten, der 2004 erschien. Seine Krimis um Psychiaterin Nathalie Svensson sind in Schweden Bestseller. Er lebt und arbeitet als Arzt in Stockholm.

Jonas Moström wurde 1973 geboren. Er begann während seiner Elternzeit damit, an seinem ersten Roman zu arbeiten, der 2004 erschien. Seine Krimis um Psychiaterin Nathalie Svensson sind in Schweden Bestseller.



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