Morris | Die Schildmaid und der Wikinger | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 417, 256 Seiten

Reihe: Historical

Morris Die Schildmaid und der Wikinger


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7515-2679-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 417, 256 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-7515-2679-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Schildmaid Valda hat keine Wahl: Um das nötige Silber für ihre Familie zu verdienen, muss sie auf einem Handelsschiff anheuern. Auch wenn der Einzige, der sie an Bord nehmen will, ausgerechnet Halfdan Ulfsson ist - der Mann, den sie einst hatte heiraten wollen, bis er ihre Liebe verriet! Gegen jede Vernunft brennt ihr Herz in Halfdans Nähe noch immer vor Verlangen. Als sie mit ihm entlang der Seidenstraße nach Konstantinopel segelt, kann sie der Sehnsucht nach seinen Küssen trotz allem nicht mehr länger widerstehen. Ohne an morgen zu denken, lässt sie sich zu einer folgenreichen Liebesnacht verführen ...

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1. KAPITEL


913 n. Chr. – an den Docks von Jorvik

„Was soll das heißen, es gibt keine Schiffe?“, fragte Valda ungehalten und starrte den verschwitzten Mann vor ihr mit wachsendem Unmut an. Sie machte eine ausholende Geste mit einer Hand; das Dock war zum Bersten voll mit allen möglichen Langschiffen, Knorr-Schiffen und Ruderbooten.

Die Schiffe lagen so dicht gedrängt, dass man über die gesamte Länge des Hafenbeckens von einem Boot zum anderen hätte hüpfen können, ohne einen Fuß an Land zu setzen. Zu behaupten, es gäbe keine Schiffe, war so, als sagte man, es gäbe es im Wald keine Bäume.

Wenn die Märkte das schlagende Herz der Stadt waren, dann waren die Docks von Jorvik ihre Lungen, die ständig in Bewegung waren – wo Menschen aller Herkunft stetig hinein- und hinausströmten, um Handel zu treiben.

Es war auch der einzige Ort, an dem sie genug Arbeit finden konnte, um ihre Familie zu unterstützen, am besten als Mitglied der Besatzung eines Raub- oder Handelsschiffs. Ihre Familie brauchte Silber, und zwar viel davon – mehr als sie derzeit als Söldnerin verdienen konnte.

Der Mann sprach langsam, als ob er mit einem Kind sprechen würde, und unterstrich jedes Wort mit übertriebenen Handbewegungen. „Ich. Meine. Da. Sind. Keine. Schiffe.“ Er lehnte sich auf dem kleinen Fass, das er als Sitzgelegenheit benutzte, zurück, um sie von oben bis unten zu mustern. „Nicht für Passagiere.“

Sie presste den Kiefer fest zusammen und zischte: „Ich. Bin. Keine. Passagierin.“

Beiläufig ließ sie eine Hand auf den Griff ihres Schwertes sinken, aber der Mann besaß dennoch die Unverfrorenheit, sie vollkommen ungerührt anzusehen.

Sie sollte ihm das Herz ausschütten und sehen, ob er ihr dann glaubte!

Valda hatte wahrscheinlich mehr Schlachten unter Jorunds Banner mitgemacht, als dieser Mann sich überhaupt vorstellen konnte. Sie öffnete und schloss ihre Hand, um die Anspannung zu lösen, während sie sich selbst daran erinnerte, dass sie fremd in diesem Land war und dass ihr Ruf ihr nicht übers Meer gefolgt sein konnte – so sehr sie es sich auch wünschte.

Warum hatte Porunn darauf bestanden, dass sie in diese stinkende und verregnete Stadt reisten? Wenigstens hatte ihr Name in Rouen eine Bedeutung gehabt. Sie war als „Valda die Klinge“ bekannt – schnell und tödlich im Kampf. Hier war sie ein Niemand. Eine junge Frau in zerschlissenen Kleidern, ihr Schwert der einzige Besitz von wirklichem Wert. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, sie wären in Northmannia geblieben.

Aber der Ruf war ein zweischneidiges Schwert, und Porunn war zu sehr gedemütigt worden, um zu bleiben. Björn hatte ihr alles genommen, auch ihren Stolz.

Und wer war sie, dass sie Kritik übte? War sie nicht auch vor Jorund geflohen, anstatt sich einem Leben unter der Führung eines Mannes zu stellen, der sie nie lieben würde?

Sowohl Mutter als auch Tochter waren in Bezug auf Männer bedauernswert schwach.

Ihre Hand legte sich um den Griff ihrer Waffe; der mit Leder umwickelte Knauf und die Goldintarsien fühlten sich kühl und fest unter ihren Fingern an. Sie war es nicht gewohnt, sich in der Welt der Männer beweisen zu müssen.

In Jorunds Armee hatte niemand ihren Platz infrage gestellt. Und wie ein liebeskrankes Hündchen war sie ihm jahrelang gefolgt und hatte sehnsüchtig auf ein Zeichen der Zuneigung gewartet. In der Hoffnung, dass seine Bewunderung für sie als Kriegerin eines Tages in Liebe für sie als Frau umschlagen würde. Aber er hatte nie das Gleiche für sie empfunden wie sie für ihn und sie nur als Gefährtin im Kampf oder bestenfalls als Schwester betrachtet. Die Bitterkeit brannte schmerzhaft in ihr, und ihre Finger verkrampften sich. Sie brauchte keinen Bruder, schließlich hatte sie schon zwei Schwestern.

Sie wollte einen Partner, einen Liebhaber, einen Gleichgestellten. Jemanden, der ihre Bedürfnisse über seine eigenen stellte.

Das Unmögliche.

Alles, was ihr aus ihrer Zeit mit Jorund geblieben war, war ein Schwert. Ein Geschenk, das er ihr gegeben hatte, als sie seine Stellvertreterin geworden war. Kalter, harter Stahl, nichts weiter.

Mit zusammengebissenen Zähnen sprach sie zu dem Mann, ihre Stimme tief und bedrohlich. „Ich kann kämpfen. Soll ich es demonstrieren?“

Frustration ließ ihre Wut hochkochen, und sie zückte ihr Schwert. Mit einer leichten Drehung ihres Handgelenks schlug sie mit kühnen Hieben in die Luft, wobei der Stahl wie eine Schlange zischte, als er durch die Luft schnitt. Das Schwert war ein Kunstwerk, wunderschön gearbeitet, und es war ein Vergnügen, es zu führen, und die kunstvollen Verzierungen, die es aufwies, versprachen jedem Herausforderer den sicheren Tod.

Der Mann zuckte auf seinem Fass zurück. Sie war fast versucht, ihn ein wenig zu pieken … nur ein bisschen. Aber das wäre unfair gewesen, denn der Mann war sowohl dumm als auch unbewaffnet. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, ihm Angst zu machen.

Vielleicht würde es ihn lehren, nie wieder an einer Schildmaid zu zweifeln.

Als sie das Schwert in die Scheide zurückschob, schluckte der Mann und nickte. Er erkannte jetzt ihren Wert. „Aber …“, sagte er entschuldigend, „die meisten Besatzungen sind bereits vollzählig. Ihr könntet es bei einem der größeren Schiffe versuchen. Die brauchen vielleicht noch jemanden zum Anpacken … Harald!“ Sein donnerndes Gebrüll schallte über das Trockendock und ließ viele Männer von ihrer Arbeit aufblicken.

Harald antwortete mit einem schlecht gelaunten „Was?“

„Braucht ihr noch mehr Besatzung?“

„Nein!“, antwortete Harald nur und wandte sich wieder seiner Tätigkeit zu.

Ein anderer Mann stolperte vorbei und sagte: „Ich gehe auf Raubzug …“ Er hatte ein schmieriges Lächeln, kaum noch Zähne und war offensichtlich betrunken, denn er schwankte von einer Seite zur anderen, während er Valda mit glasigen Augen anstierte. „Ich brauche kein weiteres Schwert … aber du kannst auf … andere Weise bezahlen.“

Valda wäre nicht mit ihm über den Fluss gerudert, geschweige denn auf Raubzug gegangen. Angewidert wandte sie sich ab. Sie hörte sein keuchendes, gackerndes Lachen, als er weitertorkelte.

Was hatte sie denn erwartet? Einen Mann mit Ehre und Integrität? Räuber waren heutzutage Sklavenhändler ohne Charakter und Werte – Tapferkeit hatte nichts mit dem zu tun, was sie taten. Gestern Abend hatte sie zu Helga gesagt, dass sie bereit sei, alles für ihre Familie zu tun, aber angesichts dieses Mannes und der grausamen Realität spürte sie, wie ihre Entschlossenheit ins Wanken geriet.

Konnte sie wirklich auf Raubzug gehen? Sie hatte in Kriegen gekämpft, um Land und Respekt zu gewinnen, aber könnte sie eine Räuberin sein? Aber welche Wahl hatte sie denn? Nachdem sie alles ruiniert hatte?

Sie hatte zuvor ein ehrenvolles Leben geführt, als Jorunds Stellvertreterin. Er war der beste aller Männer gewesen und war dafür belohnt worden. Jetzt war er Herr von Évreux – mit Land, Macht und einer edlen Frau an seiner Seite.

Eine Frau, die ihn liebte und die er – was noch wichtiger war – ebenfalls liebte.

Wenn sie ihm nur nie ihre wahren Gefühle für ihn gestanden hätte. Dann hätte sie als Jorunds Stellvertreterin bleiben können und nie einen Fuß in das verhasste Jorvik setzen müssen! Sie hätte immer noch ein Zuhause gehabt, in das auch ihre Mutter und ihre Schwestern hätten ziehen können, als sich die Dinge für sie verschlechtert hatten.

Aber stattdessen hatte sie ihm ihre Liebe gestanden wie eine schwatzsüchtige Närrin! Sie hatte ihre Zukunft in einem einzigen Atemzug vernichtet. Diese Jahre des Kampfes um ein Land, das sie als ihre Heimat empfand, waren verschwendet!

Valda straffte die Schultern. Welchen Sinn hatte es, sich in Selbstmitleid zu suhlen? Ihre Schwestern und ihre Mutter verließen sich auf sie! Brynhild hatte sich in all den Jahren, die Valda mit Jorund verbracht hatte, um die Familie gekümmert. Es war an der Zeit, dass sie ihrer Schwester half und Verantwortung übernahm. Sie würde tun, was immer sie tun musste, um genug Silber zu verdienen, um ihnen einen Hof zu sichern.

„Gibt es irgendwelche Handelsschiffe?“, fragte sie hoffnungsvoll einige Männer.

Einer von ihnen zuckte mit den Schultern und öffnete den Mund, um zu sprechen.

Aber es war eine andere Stimme, die antwortete. Eine satte, tiefe Stimme aus mehreren Metern Entfernung, die dennoch deutlich zu hören war. Es war, als ob jeder Mann und jede Frau in Jorvik in diesem Moment das Werkzeug niedergelegt und aufgehört hätte zu sprechen.

„Ich habe ein Schiff, Valda. Wohin möchtest du fahren?“

Dann endete die Stille mit einem Mal, und die Geräusche des Hafens drangen ihr in die Ohren, sodass ihr beinahe schwindlig geworden wäre.

Das konnte doch nicht sein … Halfdan?

Erinnerungen durchzuckten sie. Süße geflüsterte Versprechungen zwischen heißen, gestohlenen Küssen. Für einen Moment glaubte sie, wieder auf seinem Boot zu sein, den Duft von Eichenholz in der Nase und den zärtlichen Kuss ihrer ersten Liebe kribbelig im Nacken.

Ihr wurde übel, und reflexartig umklammerte sie wieder den Griff ihres Schwertes, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

...



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