E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Moore Shiftless
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96089-683-8
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Night Shift 3
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-96089-683-8
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Night Shift ist die dünne, sichere Linie der Stadt - und in manchen Nächten ist sie dünner als in anderen. Es ist nicht die Tatsache, dass er letzte Nacht fast gestorben wäre, die den Night Shift Officer Kit Marlow aus der Fassung bringt. Daran ist er gewöhnt. Es ist die Tatsache, dass nicht ein Werwolf versucht hat, ihm die Kehle herauszureißen, sondern sein Freund und Kollege, der versucht hat, ihn unter die Erde zu bringen. Nun, Freund ... Jetzt wird Marlow ein Mord angehängt, den er nicht begangen hat, und zwar von einem Mann, der schon mehr als genug davon auf dem Kerbholz hat. Die Hälfte der Polizisten in San Diego will Marlow für seine angeblichen Taten hinter Gittern, und die andere Hälfte will ihn tot sehen, bevor er seine Version der Geschichte erzählen kann. Das Problem ist, dass er sie nicht auseinanderhalten kann. Es gibt nur eine Person in der Stadt, der Marlow vertrauen kann, auch wenn er weiß, dass er Cade Deacon nicht in seine Probleme hineinziehen sollte. Der scharfzüngige CEO einer privaten Sicherheitsfirma ist Marlow in den letzten Wochen zwar näher gekommen, aber es mit der SDPD aufzunehmen, ist zu viel verlangt. Marlow hat jedoch keine andere Wahl. Wenn er seinen Namen nicht reinwaschen kann, bevor der letzte Vollmond des Monats untergeht, wird er vielleicht keinen weiteren mehr erleben. Das wäre schade, denn Marlow würde gerne die Nacht mit Cade verbringen, ohne eine Schutzausrüstung zu benötigen. 'Shiftless' ist der dritte Band der Night Shift Reihe. Band 1: Shift Work Band 2: Split Shift
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Kapitel 1
Glassplitter lösten sich aus Cades Haaren und fielen zwischen seinen Füßen auf den Fliesenboden. Sie glitzerten in dem Schaum, der rund um den Abfluss herumwirbelte. Cade spannte seine Zehen an und spürte die Splitter unter seinen Füßen. Die meiste Zeit war Cade froh, dass er sich nicht daran erinnern konnte, was der Wolf getan hatte. Niemand musste genau wissen, wie es war, eine Möwe zu fressen. Der Geschmack der Reste zwischen seinen Zähnen, als er aufgewacht war, war schlimm genug gewesen. Und wenn Cade letzten Vollmond Marlow gefressen hätte, wäre das Letzte, was er wollte, die blutigen Details zu kennen. Cade würde darauf wetten, dass dies einer der seltenen Fälle wäre, bei dem die Realität wahrlich schlimmer wäre als alles, was er sich ausmalen konnte. Und seine Fantasie hatte in diesem Fall Überstunden gemacht. Aber manchmal musste er sich fragen, was zur Hölle sein fellbesetztes Selbst getan hatte.
Cade drehte den Hahn weiter auf, bis Nadeln aus heißem Wasser auf seinen Kopf und seine Schultern prasselten. Das weiße Rauschen des Duschwassers übertönte fast den Klang einer Stimme. Cade vernahm sie gerade so im anderen Zimmer. Er stellte das Wasser ab und knetete die Nässe aus seinen Haaren.
»Warte kurz«, rief er, als er aus der Dusche trat. »Ich muss mich anziehen.«
»Es kann warten«, sagte Lem. Es gab eine Pause, dann fügte er hinzu: »Aber du wirst nicht glücklich sein, wenn es wartet.«
Saubere Kleidung lag ordentlich zusammengefaltet auf dem Tisch neben dem Waschbecken. Cade würde ein paar Minuten brauchen, um sich abzutrocknen und anzuziehen. Es gab eigentlich nicht viel, was nicht warten konnte, und Lem wusste das und hatte trotzdem gestört.
Cade schnappte sich ein Handtuch und wickelte es sich um die Hüften, als er ins Büro ging. Die Morgensonne überzog den grauen und schwarzen Raum mit honiggoldenen Lichtstreifen. Lem saß auf der Armlehne der Couch mit einem Tablet auf den Knien.
»Was?«, fragte Cade.
»Weißt du«, sagte Lem, »wenn du dir an Vollmond nicht freinehmen willst, könntest du dir eine Wohnung in der Stadt suchen. Sogar ein Haus. Ein hübsches.«
Die gab es. Aber das Bauernhaus war sein Traum. Jeder hatte eines in seiner Branche: das Mädchen zu Hause, der Junge, den man jeden Abend anschrieb, Eltern, denen man im Alter helfen oder in allen Angelegenheiten widerlegen wollte. Es war egal, was es war; man musste nur etwas haben, damit sich die beschissenen Teile, also die ungeliebten Jobs und die Drecksarbeit, lohnten. Für Cade war es ein Bauernhaus auf dem Land mit Platz für die Familie und einem Grill auf der hinteren Veranda gewesen, den er jedes Wochenende anzünden konnte. Jetzt hatte er das Bauernhaus und den Grill, aber er war nie dazu gekommen, ihn anzuwerfen. Und er hatte auch keine Familie, außer Lem, der die Vororte als einen Ausflug in die Wildnis betrachtete.
»Das fühlt sich an, als würde ich nachgeben«, meinte Cade. »Sobald ich einen neuen COO gefunden habe, jemanden, der ein bisschen einspringt, werde ich in der Lage sein, mehr auszugehen.«
Dem skeptischen Gesichtsausdruck von Lem nach zu urteilen, glaubte er das nicht, aber er argumentierte auch nicht dagegen. Stattdessen tippte er auf den Bildschirm des Tablets, drehte ihn um und hielt ihn Cade hin.
»… natürlich war es ein Blauer Mond«, sagte ein durch und durch gut aussehender Mann mit einem sorgfältigen Styling in die Videokamera. Oder in sein Handy. Eins von beidem. »Vielleicht hatte das etwas mit den unglücklichen Ereignissen zu tun, die San Diegos Night Shift gestern Abend erschüttert hat.«
Trotz der Hitze auf seiner leicht verbrühten Haut, die vom Duschwasser immer noch gerötet war, spürte Cade, wie ihm kalter Schweiß ausbrach. Seine Kehle zog sich zusammen, als er sich auf die unverblümte Verkündung von Marlows Tod einstellte. Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, es zu beschönigen, wenn jemand von der Night Shift starb. Es wäre also niemand überrascht.
Das Bild wurde auf eine körnige, vergrößerte Aufnahme eines großen blonden Mannes umgestellt, der auf der Ladefläche eines Krankenwagens saß. Er trug kein Hemd und hatte starke violette und blaue Blutergüsse auf seiner blassen Brust und seinem Bauch. Die Sanitäter versuchten immer wieder, ihm eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase zu stülpen, aber er schob sie weg, als er mit der Frau neben sich sprach.
Dann schwenkte das Kamerabild zur Night Shift, die in Formation rund um den Krankenwagen stand, während Wölfe knurrten und die Grenzen um sie herum testeten.
»Officer Cordell Franklin, ein erfahrener Officer der Night Shift, der sowohl in San Francisco als auch in San Diego gedient hat, wurde Berichten zufolge heute Abend bei der Ausführung seiner Pflichten erschossen«, berichtete der Mann. Seine Stimme wankte vor grenzwertiger Aufregung. Während des Vollmonds geschah vieles, aber das meiste davon erregte nur begrenztes, lokales Interesse. Die Leute schalteten am Morgen danach ein, um herauszufinden, was mit ihrem Haus, ihrer Frau oder ihrem Nachbarn passiert war, aber das hier könnte etwas mehr Sendezeit bekommen. »Im Moment wissen wir nicht genau, was passiert ist, aber wir haben gehört, dass ein anderer Beamter der Night Shift vor Ort war und nun von seinen Kollegen gesucht wird. Einer Quelle zufolge handelt es sich bei dem fraglichen Mann um Kit Marlow, der in den Korruptionsskandal verwickelt war, bei dem Lieutenant Ned Piper seines Amtes enthoben und inhaftiert wurde. Angesichts der heutigen Ereignisse steckte vielleicht noch mehr hinter dieser Geschichte. Das war Dalton Reeves für …«
Der Videoclip endete abrupt. Erleichterung überkam Cade und er spürte, wie seine Knie dadurch schwächer wurden. Er würde sich später Sorgen darüber machen, was gestern Abend passiert war. Im Moment wusste er: Marlow lebte und die Night Shift war korrupt. Das war besser als das, was Cade erwartet hatte. Das Problem, das ein Komplott darstellte, konnte behoben werden; ein Tod nicht.
»Okay«, sagte er, als er das Tablet zurückgab. »Als du sagtest, es könne nicht warten, dachte ich, jemand sei tot.«
Lem zuckte mit den Schultern und tippte auf den Bildschirm. »Nun, man munkelt in den Nachbarschaftsforen, dass es jemand ist«, erwiderte er. »Der Ex-Freund eines Einwohners, Barney Irgendwas, wurde nach dem angeschossenen Officer in einem Leichensack herausgetragen. Es heißt, dass die Night Shift Barney getötet habe und es nur eine Frage der Zeit gewesen sei. Er war offenbar jeden Vollmond gekommen, um aufs Grundstück zu pinkeln, seit er mit dem Typen Schluss gemacht hatte, der dort wohnte.«
»Das kommt vor«, meinte Cade. »Die Night Shift bringt ihn nicht um, weil er gepisst hat, aber wenn er durchgedreht …«
Lem hielt einen Finger hoch, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Damit gibt es ein Problem. Ich habe den Namen des Ex aus seinem Mietvertrag herausgesucht und eine kurze Recherche über ihn angestellt. Er hat im Hilton Bayfront drei Nächte gebucht, das Angebot für einen Vollmond-Kurzurlaub. Check-in bei Sonnenuntergang.«
Also war niemand auf dem Grundstück gewesen, als Barney dort angekommen war. Das machte es schwierig, den Mord zu rechtfertigen. Streng genommen, war es der Night Shift erlaubt, tödliche Gewalt einzusetzen, um sich oder andere zu schützen, aber Selbstverteidigung war schwer zu verkaufen. Das Leben der Night Shift war von dem Moment an in Gefahr, als sie auf die Straße ging, sodass sie im Grunde jeden töten und sich auf Selbstverteidigung berufen konnte. Sie wusste als Einzige, ob es so war oder nicht. Und sie kannte als Einzige die Wahrheit darüber, ob die Anschuldigung gegen Marlow stimmte.
»Gibt es Neuigkeiten von Marlow?«, fragte Cade.
Lem schüttelte den Kopf. »Die Polizei sucht nach ihm, aber sie sagt nur, dass er eine Person von Interesse ist. Keine Einzelheiten. Er ist also auf der Flucht, aber warum und wohin wissen wir nicht.«
Das Warum spielte keine Rolle. Cade war es egal, ob Marlow mal jemanden ermordet hatte. Um ehrlich zu sein, würde es ihn unterbewusst erleichtern, wenn er Marlows damaliges und heutiges Ich nicht mehr voneinander trennen müsste, was ihn viel Mühe gekostet hatte. Die Frage nach dem Wo könnte gelöst werden, aber es würde einige Zeit dauern.
»Sie können da nicht reingehen!«, sagte Cades Assistentin außerhalb des Büros. Ihre Stimme war schriller als sonst. »Es sei denn, Sie haben einen Haftbefehl oder …«
Der Satz endete mit einem Piep und dem Öffnen der Tür, durch die O’Hara hineinstürmte. Wenige Schritte hinter ihm war Bennett, ihr Gesicht war unglücklich verfinstert und ihre Lippen waren eingerissen.
»Captain«, sagte Cade mit kalter, unpersönlicher Stimme. »Das ist unerwartet. Haben wir einen Termin?«
»Halten Sie die Klappe«, entgegnete Bennett.
O’Hara hielt seine Hand hoch, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie biss die Zähne zusammen, wobei die angespannten Muskeln in ihrem Kiefer sichtbar wurden, und schwieg.
»Haben Sie Marlow gesehen oder mit ihm gesprochen?«, fragte Cartwright.
Cade zog die Augenbrauen hoch und warf Lem einen Blick zu. »Welche Uhrzeit haben wir?«
»Es ist sechs Uhr morgens.«
»Falls ich es getan habe, habe ich ihn also gefressen«, sagte Cade. Er schmeckte eine Sekunde lang stechende Galle in seinem Rachen, als er schluckte. Offenbar war es noch nicht lustig. O’Hara musste das nicht wissen. »Ist das alles?«
»Nein.« O’Hara griff in seine Tasche und zog ein Foto von einem Toten heraus, um es Cade zu zeigen. Sein Haar war nass und sandbraun und umrahmte sein schlaffes, fahles Gesicht. »Kennen Sie Barney...




