Moor | Geistersee | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: Bodensee Krimi

Moor Geistersee


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-96041-127-7
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: Bodensee Krimi

ISBN: 978-3-96041-127-7
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der renommierte Archäologe Alexander Stetten wird bedroht. Er erhält ein Paket mit verstörendem Inhalt, die Absenderin ist seine längst verstorbene Mutter. Nachts lockt ihn eine geisterhafte Erscheinung auf den nebligen Bodensee, er überlebt nur knapp. Als ein grausam zugerichteter toter Schwan in seinem Garten liegt, engagiert er Privatdetektiv Martin Schwarz. Der stößt auf Ungereimtheiten – auch im Leben seines Auftraggebers. Was geschah wirklich mit Stettens Jugendliebe, die angeblich vor vielen Jahren Selbstmord beging, und wo ist Stettens Lebensgefährtin, die sich vor einigen Monaten von ihm trennte?

Moor Geistersee jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Prolog Seine Augen – überall sind seine Augen! Auf den Straßen, hinter den Fenstern, auf den Dächern, in den Büschen und Bäumen, sogar in den Wolken. Überall, immer versteckt. Und in den Träumen. Diesen schwarzen Träumen. Jede Nacht. Die anderen sagen: Du spinnst! ES KANN NICHT SEIN! Sie blicken besorgt, voller Mitleid, das ist echt. Etwas stimmt nicht mit dir. Geh bitte zum Arzt. Wenn sie nur wüssten! Keine Ahnung haben sie! ODER ETWA DOCH? Plötzlich war sie wach, schlug die Augen auf, und sofort fuhren ihre Hände zum Bauch. Für einen Moment setzte ihr Herz aus. Sie atmete nicht. Alles stand still. Dann schlug es wieder. Zu schnell und so hart, dass es wehtat in ihrer Brust. Und viel zu laut! Oh nein, dachte sie, er hört dein Herz! Hat er gesehen, wie du die Augen geöffnet hast? Du darfst dich keinesfalls bewegen, sonst bist du tot. Sie witterte. Da waren das alte Holz der Dielen, die staubigen Vorhänge, die abgestandene Luft, der Schweiß ihres Körpers. Sonst nichts. Sie kannte seinen Geruch. War alles gut? Die Fenster hielt sie immer geschlossen. Lange hatte sie sich nicht mehr gewaschen. Es war stickig, obwohl es draußen schon kühl war. Sie vernachlässigte sich, alles. Außer ihre Angst. Warum war sie erwacht? An einen Traum konnte sie sich diesmal nicht erinnern. Schon griff sie zu der Taschenlampe, die immer neben ihrer Matratze stand, da erstarrte sie wie ein zu Tode erschrockenes Tier. Ein Knacksen, ganz leise, wo der Schrank stand! Er war also im Schrank. Kurz, ganz kurz schloss sie die Augen. Du musst es jetzt wissen, sagte sie zu sich. Dann machte sie die Lampe an, zitternd am ganzen Körper. Die Schranktür war zu. Sah er das Licht? Natürlich, es war ein alter Schrank, die Tür schloss sicher nicht dicht. Aber er regte sich nicht. Warum kam er nicht heraus? Dann ein Flüstern, kaum zu hören: »Ich bin da!« Bevor die Worte sie lähmen konnten, sprang sie auf, legte die Lampe beiseite und griff nach der Schere, die immer neben der Matratze lag; dann schnell zur Zimmertür; die Treppe hinunter, das Holz knarrte, und sie schrie, voller Panik, sodass sich die Stimme überschlug: »Help! He is here! He is going to kill me! He is going to kill me!« Aber wer sollte sie hören? Wer kommen? Ihr Vermieter, der in Indien war? Die Nachbarn, die sie für eine Verrückte hielten? Sie musste raus. Als sie die Haustür öffnete, sah sie den Schatten hinter sich, aus den Augenwinkeln, er stand im Türrahmen zum Wohnzimmer. Er steckte ja gar nicht im Schrank! Die Stimme war also von unten gekommen! In dem engen Wohnzimmer hatte er auf sie gelauert! Sie rannte hinaus auf die kleine Straße. Draußen war niemand. Noch einmal blickte sie sich um: Die Haustür stand offen. War er noch drin, oder war er schnell herausgeschlüpft? Ein großer Kirschlorbeer wuchs neben dem Haus. Und die Äste bewegten sich leicht … Sie lief los, Richtung Kanal, so schnell sie konnte. Dort waren immer viele Leute, auch jetzt, mitten in der Nacht. Da würde sie Hilfe finden und sich verstecken können. Die Fenster der ärmlichen Reihenhäuschen und Apartmentblocks waren fast alle dunkel. In einem vermüllten Vorgarten saßen ein paar zugedröhnte Punks auf einer ausrangierten Couch. Was sie einmal an Camden Town, überhaupt an London gemocht hatte, sie wusste es nicht mehr. Sie wollte nur noch heim. Am Kanal war es belebt. Leute saßen am Ufer, tranken, rauchten Gras, keiner schien nüchtern. Unter einer Weide schliefen ein Mann und eine Frau miteinander, als wären sie allein zu Hause. Es war schon recht kühl. Niemand beachtete sie. Keiner würde wohl etwas tun, wenn er sie hier angriffe. An einer Schleuse blieb sie stehen. Das Wasser roch faulig. Sie ging ganz nah heran. Zwei Schwäne trieben vor ihr, die Hälse unter Wasser, als hätte sie jemand abgeschnitten. Schwäne waren ihre Lieblingstiere. Ihr Blick fiel auf die Schere in ihrer Hand. Die könnte sie in ihren Bauch rammen und sich in den Kanal fallen lassen. Keiner würde es merken, keiner ihr Beachtung schenken. Alles wäre vorbei. Sie sah, wie ihre Hand sich hob und die Schere auf ihren Bauch zielte. Auf einmal war sie ganz ruhig und klar. Da rief jemand ihren Namen, und sie erstarrte. Sie kannte die Stimme, ganz eindeutig! Sofort versteckte sie die Schere hinter ihrem Rücken. Auf der anderen Kanalseite stand er: dunkle Lederjacke, hagere Gestalt, groß, schulterlanges dunkles Haar. Er hatte sie also gefunden. Er war also wirklich da gewesen! Sie hatte also doch recht! »Warte! Ich komme zu dir!« Er klang besorgt. Ganz fürsorglich. Er trat näher ans Ufer und starrte sie an. Als ob er Mitleid mit ihr hätte. Zum Glück trennte sie der Kanal. Früher hatten sie stundenlange Spaziergänge an seinen Ufern gemacht. Er trug das bunte Hemd, das sie ihm vor ein paar Wochen hier auf dem Camden Market gekauft hatte. Als sie sah, wie er zur Brücke oberhalb der Schleuse lief, rannte sie los. Nur wohin? Hier am Ufer würde er sie einholen. Er war ja viel schneller als sie. Ein paar hundert Meter weiter, an der nächsten Schleuse, kam eine weitere Brücke, und sie lief hinüber. Abseits vom Kanal, zwischen den Wohnblocks, waren die Straßen leer. Irgendwann wurde sie langsamer und drehte sich um. Sie keuchte und hatte kaum noch Kraft. Er war nicht mehr da. Sie ging in den Innenhof eines Apartmentblocks. Hinter den großen Mülltonnen versteckte sie sich. Schmeißfliegen flogen auf, und sie dachte: Er kann ihr Summen hören! Es roch nach verwesendem Fleisch, und sie war kurz davor, sich zu erbrechen. Sie presste ihr T-Shirt gegen die Nase und stellte fest, dass sie es völlig durchgeschwitzt hatte. Nur die nackten Füße waren eiskalt. Aber sie fror nicht. Und ihr Schweiß war besser zu ertragen als der Gestank. Während sie zwischen zwei Mülltonnen hindurch auf den leeren Innenhof starrte, hielt sie mit der rechten Hand ihren Bauch. Du musst still sein, sagte sie zu sich, er kann überall sein! Doch offenbar war er ihr nicht gefolgt. Aber wo sollte sie hin? Unmöglich könnte sie jetzt zurück ins Haus. Sicher würde er dort nach ihr suchen. Zu Martha? Jane? Doch ihre Freundinnen hielten sie schon für verrückt und würden ihr nicht glauben. Sie würden sie in die Psychiatrie bringen. Ihr war schwindlig, allmählich kroch die Kälte die Beine hoch, manchmal sah sie für kurze Momente verschwommen, doch der Hof war hell genug, sodass ihr keine Bewegung entgehen würde. Der Gestank drang durch den Stoff ihres T-Shirts. Der Brechreiz kam wieder, sie konnte nicht anders und übergab sich. Mehrmals und heftig: Es fühlte sich an, als würden ihre Organe mit herausquellen. Mit dem T-Shirt wischte sie sich den Mund ab. Sie blickte auf und erstarrte. Wie konnte das sein? Plötzlich begannen ihre Hände, ihre Arme zu zittern und waren nicht ruhig zu kriegen. Sie wollte schreien, tat es aber nicht. Er stand mitten auf dem Innenhof. »Ich weiß, wo du bist. Komm heraus. Ich bring dich nach Hause!« Seine Stimme klang nicht böse, eher mitfühlend, aber das war ein Trick. Reglos stand er da und starrte zu den Mülltonnen. Sie rührte sich nicht. Da kam er langsam auf sie zu. Seine Augen, dachte sie, überall sind seine Augen! Doch plötzlich war alle Angst verflogen. Ihre Hände zitterten nicht mehr. Sie stand auf und zwängte sich zwischen den zwei Mülltonnen hindurch. Überrascht blieb er stehen. Keine fünf Meter trennten sie. Sie lächelte ihn an und schüttelte den Kopf. Sie drehte den Spieß jetzt einfach um. »Du kriegst es nicht!«, sagte sie bestimmt. Sie sah ihn an, als sie langsam die Hand mit der Schere hob. Seine Augen, diese großen Augen, die sie Tag und Nacht verfolgten, waren auf einmal voller Angst. ________ Freitag, 28. Juli 1967 ________ Thurgauer Zeitung Blutbad in Tägerwilen Grausamer Mord auf Bauernhof. Angst vor entflohenem Patienten aus Konstanzer Nervenheilanstalt. Mann ist schwer geistesgestört und gewalttätig. Polizei warnt vor Selbstjustiz. Fassungslose Gesichter, Tränen, Mitleid mit den Angehörigen, aber auch Ärger und Wut: Was sich am frühen Donnerstagmorgen auf dem Haldenhof zugetragen hat, lässt keinen Tägerwiler kalt. An ein so furchtbares Verbrechen kann sich niemand hier erinnern. Als Angela Bader, Bäuerin des Haldenhofs, gegen fünf Uhr Frühstück machte, hörte sie aus dem Schweinestall lautes Geschrei. Ein Unfall, dachte sie und lief sofort hinüber. Was sie sah, ließ sie erstarren. Ihr Ehemann Beat lag blutüberströmt am Boden. Vor ihm stand ein ungewöhnlich großer Mann mit einer Axt, der wie von Sinnen brüllte. Später konnte Frau Bader ihn eindeutig als den Patienten identifizieren, der vor wenigen Tagen aus der Konstanzer Nervenheilanstalt entflohen war. »Diese Augen vergess ich nie mehr!«, so die Bäuerin. Als sich der Mann ihr zuwandte, ergriff die kinderlose Frau sofort die Flucht und rannte zum dreihundert Meter entfernten Nachbarhof. »Sie kam völlig verstört bei uns an!«, berichtet Margarete Hofbühler. »Wir haben dann gleich...


Matthias Moor, Jahrgang 1969, lebt seit über zwanzig Jahren am Bodensee. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und arbeitet als Gymnasiallehrer, Autor wie auch als freier Journalist in Konstanz. Er liebt den See mit seinen vielgestaltigen Landschaften.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.