Mont | Prinz & Papparazzi / Fürsten & Fälscher - Zwei Romane in einem Band | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

Mont Prinz & Papparazzi / Fürsten & Fälscher - Zwei Romane in einem Band


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96215-185-0
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 608 Seiten

ISBN: 978-3-96215-185-0
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Zwei Romane in einem BandPrinz & PapparazziEin Fall für Christian von Landsburg! Als am Tag nach einem rauschenden und skandalträchtigen Fest in der adligen Gesellschaft der Skandalfotograf Bernd Alper tot im Kofferraum des Prinzen von Hamm gefunden wird, scheint die Sache klar: Karl-Friedrich von Hamm hat vollendete Tatsachen geschaffen. Der Prinz beauftragt Christian Graf von Landsburg, seinen Fall in die Hand zu nehmen. Dabei kommen nicht nur einige höchst kompromittierende Fotos zum Vorschein, der adlige Detektiv und Anwalt stößt mit einem Mal auch auf Erpressung, mysteriöse Todesfälle und Rache.Fürsten & FälscherEin neuer Fall für Christian von Landsburg!Adel ermittelt... Als die Freundin seiner Tochter Opfer einer Entführung wird, muss Christian von Landsburg der Sache nachgehen – zumal der Vater des Mädchens, ein Hamburger Galerist, zuerst keine Anstalten macht, seine Tochter zu retten. Dann aber bittet er Graf Christian um Hilfe. Ein undurchsichtiges Spiel von Täuschung und Illusion entspinnt sich. Und der adlige Rechtsanwalt steht plötzlich vor einem Abgrund dunkler Familiengeheimnisse.
Mont Prinz & Papparazzi / Fürsten & Fälscher - Zwei Romane in einem Band jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


EINS


Christian Graf von Landsburg studierte die Quoten der Pferderennen in Iffezheim und notierte sich zwei Namen auf dem Rand der Zeitung. Der grau melierte, sportlich wirkende Graf ritt selbst einmal täglich aus und verstand von Pferden mehr als mancher Jockey. Aber selbst wenn er es gewollt hätte – Jockey hätte er schon aus Standesgründen nicht werden können. Und auch seine stattliche Körpergröße von ein Meter neunzig wäre nicht geeignet gewesen, einen zweiten Lester Piggott abzugeben.

Seine Gesichtszüge verrieten eine leichte Verwunderung über die Ergebnisse der letzten Rennen. Graf Christian neigte den schmalen Kopf kurz anerkennend zur Seite, und mit einem verschmitzten Lächeln fuhr er sich durch das nach hinten gekämmte Haar. Die schmalen dunklen Augenbrauen zogen sich für einen Moment der Konzentration zusammen, bevor er mit einem leisen «Tja» ein Häkchen an den Namen des von ihm favorisierten Pferdes machte.

Fast etwas gedankenabwesend legte er dann einen Moment die Zeitung weg, seine Gesichtszüge entspannten sich zu jenem leicht ironischen Ausdruck, der seinem innersten Wesen am nächsten kam und seine Gegner von einem Moment zum anderen in tiefe Unsicherheit stürzen konnte.

Im Kleinen Salon des Ostflügels sitzend, hörte der Graf nun schon seit geraumer Zeit seine Tochter aus ihrem Zimmer heraus über den Flur hinweg lamentieren.

«Ich habe nichts anzuziehen!», rief Leonie, vor ihrem Kleiderschrank stehend. Dramatisch hob sie ihre Arme immer wieder wie zur Anklage hoch und ließ sie mit einem hilflosen Seufzer wieder sinken. Ihr übertriebenes Getue wurde verstärkt durch ihre schlechte Laune, ausgelöst durch die Entdeckung ihrer ersten Stirnfältchen. Enttäuschung über die mangelnde Auswahl im prall gefüllten Kleiderschrank – Enttäuschung über die Ungerechtigkeiten in ihrem so jungen Leben.

Nur mit einem Schlabbershirt und einer verwaschenen Jeans voller modisch angebrachter Risse bekleidet, stürmte sie barfuß in den Salon und schnappte nach Luft, um noch eine kleine Tirade abzulassen. Wild gestikulierend stampfte Leonie wie ein verirrter Hippie auf dem altehrwürdigen Marmorboden. Die gediegene Einrichtung aus handgefertigten, mit Chintz bezogenen Sitzmöbeln, Mahagonitischen und chinesischen Vasen, Riedinger Stichen und Ölgemälden an den Wänden passte so gar nicht zu ihrer Aufregung. Wie sollte ihr Vater sie auch verstehen können? Perfekt gekleidet saß er am Frühstückstisch. Männer hatten es doch wesentlich einfacher. Flanellhose, kariertes Hemd mit Paisleykrawatte, Tweed-Jacke und die – auf Leonie besonders abschreckend wirkende – Strickjacke darunter, fertig war der Graf. Und nun fiel ihr Blick auch noch auf die braunen Mokassins ihres Vaters, was sie schmerzlich an ihr ungelöstes Schuhproblem erinnerte. Es gab einfach keine Schuhe zu kaufen, die ihr hundertprozentig gefielen. Es war zum Verzweifeln!

Scheinbar ungerührt blätterte der Graf die Tageszeitung um. «Nichts anzuziehen. Ein zeitloser Klassiker, mein Kind. Erstaunlich, dass er selbst so kritische Geister wie dich erreicht.»

Sie konnte an die Decke gehen, wenn er sie «mein Kind» nannte. «Auch kritische Geister müssen sich nun mal zu einem blöden Ball angemessen anziehen, oder soll ich etwa so gehen?»

«Charity-Events sind nicht blöd, zumal, wenn sie im eigenen Hause stattfinden. Nur etwas lästig vielleicht …»

Schlagartig hellte sich Leonies Miene auf, sie warf ihr langes blondes Haar über die Schulter und tänzelte hoffnungsvoll zu ihrem Vater hinüber. Jetzt schien ihre Chance gekommen zu sein. Vielleicht würde sie es doch noch schaffen, dem Ball zu entgehen und stattdessen mit ihren Freundinnen in die neue Diskothek zu fahren. Noch einige Minuten geschickt schmeicheln, dann hätte sie bald das resignierte «Ja» in der Tasche. Sie kannte ihren Vater, der sie vermutlich um die vielen Freiheiten ihrer Jugend beneidete. Zum Glück erinnerte er sie nicht ständig in penetranter Art an seine eigenen Kindheitstage und die strenge Erziehung. Er sah es locker, wenn sie sich ausnahmsweise mal nicht an die unausgesprochenen Spielregeln der adligen Gesellschaft hielt.

Graf Christian feierte in diesem Jahr seinen fünfzigsten Geburtstag. Und ihre Großmutter Francesca ließ keine Gelegenheit aus, auf die strenge Erziehung ihres Sohnes hinzuweisen. Ihrem Vater konnte Leonie nur selten ein paar Bemerkungen über dessen Jugend entlocken. «Es war nicht so schlimm, wie du vermutest. Sehr viele Pflichttermine eben», tat er die Zeit lapidar ab. An ihm, dem einzigen Spross derer von Landsburg, hingen alle Hoffnungen und der Fortbestand der Familie. Erziehung, Ausbildung, Studium – alles musste perfekt und vom Feinsten sein. Es beruhigte Leonie ungemein, als sie unter dem Siegel der Verschwiegenheit von ihrem Großvater Ferdinand eines Tages erfuhr, dass ihr Vater als junger Mann trotzdem einfach getan hatte, wonach ihm der Sinn stand. Er schaffte das Kunststück, den Erwartungen und Ansprüchen der adligen Gesellschaft auf Galas, Hochzeiten, Festlichkeiten und offiziellen Empfängen gerecht und gleichzeitig als eigenwillig und unkonventionell geachtet zu werden.

Leonie schien das unmöglich zu sein. Sie würde es jedenfalls nicht schaffen, allen Ansprüchen ihrer Großmutter Gräfin Francesca von Landsburg zu entsprechen. Mit ihren knapp siebzig Jahren zeigte sich die alte Dame wenig beeindruckt davon, dass die Welt inzwischen einige Umwälzungen erfahren hatte. «Noblesse oblige – es ist das Zeitlose, mein Kind. Übe dich in Contenance.» Mit diesen Worten bügelte sie regelmäßig Leonies Einwände ab, dass irgendetwas nicht mehr zeitgemäß sei. Auch wenn Leonie es nicht akzeptierte, kam ihr immer häufiger der Verdacht, dass die alte Dame vielleicht Recht behalten könnte. Denn bei jedem Ball zu wohltätigen Zwecken, von denen Gräfin Francesca viele organisierte, gaben sich namhafte Adlige und Bürgerliche ein Stelldichein. Selbst Popstars beugten sich der Etikette und zwängten sich in Smokings oder Fräcke. Redlich bemühten sie sich um angemessenes Auftreten und vor allem um die korrekte Handhabung der Adelstitel. Was regelmäßig misslang und zu diskreter Belustigung unter den Adligen führte.

Auch in anderer Hinsicht fiel Leonies Vater richtig aus dem Rahmen. Obwohl er ein angesehener Rechtsanwalt war, wurde er wegen seiner leidenschaftlichen Detektiv-Tätigkeit – der für ihn schönsten Nebensache der Welt, wie er immer sagte – von vielen seiner Standesgenossen mit einem gewissen Naserümpfen betrachtet. Meistens jedoch nur so lange, wie sie nicht selbst seine Dienste in Anspruch nehmen mussten.

Kaum jemand wusste um das tragische Geheimnis des Grafen, dessen Frau unter heute immer noch ungeklärten Umständen ums Leben gekommen war. Ein tragischer Autounfall – menschliches Versagen, wie es im Abschlussbericht hieß. Niemand konnte Graf Christian davon überzeugen, dass Marie-Luise mit überhöhter Geschwindigkeit von der Straße abgekommen war. Marie-Luise war immer eine vorsichtige, besonnene Fahrerin gewesen. Der verunglückte Landrover mit ihrer Leiche war erst Stunden später entdeckt worden. Man berichtete ihm, seine Frau sei nicht angeschnallt gewesen und die Autopsie habe einen Blutalkohol von 1,2 Promille ergeben. Unmöglich, Graf Christian wusste, dass sich Marie-Luise immer angeschnallt hatte, war es doch gerade sie, die ihn über die Jahre hinweg immer wieder geduldig ermahnt hatte, dies doch bitte auch zu tun.

Aber was ihn am meisten verwunderte, war, dass Alkohol im Spiel gewesen sein sollte. Marie-Luise hatte nie getrunken. Der Grund dafür mochte die Tatsache gewesen sein, dass sich ihr Vater Prinz Shantoff vor vielen Jahren im alkoholisierten Zustand beim Reinigen seines Gewehres eine Kugel in den Kopf geschossen hatte. Es war die damals gerade zehn Jahre alte Marie-Luise gewesen, die ihren Vater in einer Blutlache liegend gefunden hatte.

Weder Christian noch der Polizei war es gelungen, die letzten drei Stunden vor dem tragischen Unfall von Marie-Luise zu rekonstruieren – was die ganzen Zusammenhänge noch mysteriöser erscheinen ließ. Damals hätte sich Graf Christian einen Detektiv aus den eigenen Reihen gewünscht. Jemanden, der ohne Rücksicht auf Karriere und Dienstjahre bei der Polizei auch gegen Leute ermittelte, die als unantastbar galten. Aber so jemanden gab es damals nicht. So musste sich der Graf mit den für ihn rätselhaften Ermittlungsergebnissen zufrieden geben. Irgendwann würde er einen Hinweis, eine entscheidende Kleinigkeit finden, die die These von einem Unfalltod widerlegte, davon war er überzeugt.

Vor Leonie aber konnte er dieses Geheimnis verbergen. An ihre Mutter erinnerte sie sich nur noch aus der Perspektive eines Kindes. Umso präsenter war die Großmutter in allen Erziehungsfragen, was Leonie oft dazu veranlasste, Zuflucht bei ihrem Vater zu suchen, auch wenn man mit ihm natürlich keine typischen Frauengespräche führen konnte. Was ihr nichts auszumachen schien, ihre Freundinnen boten ausreichend Ersatz für dieses Manko.

Außerdem empfand Leonie ihren Vater auch deshalb als sehr erträglich, weil er ihr selbst die unangenehmste Pflichtübung noch gut verkaufen konnte, und darauf legte sie als Studentin im Hauptfach Psychologie größten Wert.

Für dieses besondere Geschick bewunderte Leonie ihren Vater sogar. Und nicht zuletzt war sie ihm auch dankbar dafür, dass er seit dem Unfalltod ihrer Mutter bis heute keine feste Bindung mehr eingegangen war. Eine fremde Frau, die einen Teil ihres geliebten Vaters in Besitz nehmen würde – unvorstellbar für Leonie. Falls diese Situation jemals eintreten sollte, gedachte sie, einen psychologischen Machtkampf...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.