E-Book, Deutsch, Band 1, 481 Seiten
Reihe: Never
Moldenhauer Never Felt Like This Before
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96714-079-8
Verlag: Zeilenfluss
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Liebesroman
E-Book, Deutsch, Band 1, 481 Seiten
Reihe: Never
ISBN: 978-3-96714-079-8
Verlag: Zeilenfluss
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Freunde, Geld, Follower und die große Liebe.
Scarlett Moore führt ein perfektes Leben und muss sich um nichts sorgen. Doch ein Abend ändert alles. Hals über Kopf muss sie aus ihrer heilen Welt fliehen und landet mitten in der Nacht vor der Tür ihres Bruders Ethan, mit dem sie seit drei Jahren kein Wort gesprochen hat.
Zac ist alles andere als begeistert, dass sich die kleine Schwester seines besten Freundes auf einmal in deren WG und Leben einmischt. Ihm wäre es recht, wenn sie sofort wieder verschwinden würde, und das zeigt er ihr auch deutlich.
Während Scarlett versucht, in ihrem neuen Leben zurechtzukommen und sich gegen den Mitbewohner ihres Bruders zu behaupten, holt die Vergangenheit sie mit aller Macht ein und droht sie zu überwältigen. Doch ausgerechnet Zac ist derjenige, der für sie da ist und die Wahrheit über Scarletts Flucht erfährt.
Während aus der anfänglichen Abneigung so etwas wie Freundschaft entsteht, müssen die beiden erkennen, dass Gefühle sich nicht immer an Regeln halten ...
Never Felt Like This Before ist der erste Band der Never-Reihe und kann unabhängig von den Folgeteilen der Serie gelesen werden.
Weitere Titel der Reihe:
- der Doppelband Never Expected You und Never Expected Us
- der Doppelband The Things I Never Said und The Things I Never Did
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1
Scarlett
Das Smartphone in meiner Hand blinkte erneut. Eine Benachrichtigung von Snapchat ploppte auf, die ich ignorierte. Ich biss mir auf die Lippe, ließ den Finger über dem Button Konto deaktivieren schweben. Er zitterte leicht, als ich nacheinander Facebook, Twitter, Instagram und Snapchat öffnete und, ohne einen Gedanken zu verschwenden, auf den Button klickte. Mein Herz setzte aus, als die Bestätigung aufleuchtete und mir mitgeteilt wurde, dass man bedauere, dass ich meinen Account deaktiviert hatte. Dann fing es an in meiner Brust zu pochen. Ich hatte es getan. Wie würden die Tausende von Followern auf mein unvorhergesehenes Aussteigen reagieren? Täglich hatte ich sie mit Informationen versorgt und jeden meiner Schritte veröffentlicht. Ob sie überhaupt bemerken würden, dass ich die Accounts gelöscht hatte? Der Bus bremste ab und die Sporttasche an meinen Füßen machte einen Satz nach vorne. Ich streckte den Arm aus und stützte mich an dem Sitz vor mir ab, während auf der Anzeigetafel die Haltestelle aufleuchtete, vor der ich mich fürchtete. Doch eine andere Wahl hatte ich nicht. Ich atmete tief durch, schulterte die Tasche und krallte mich daran fest, während ich durch den schmalen Gang des Busses lief. Die Türen glitten auf und eine angenehme Kühle empfing mich. Ich blieb auf dem Bürgersteig stehen, ließ den Blick über die umliegenden Häuser gleiten. Statt Rasensprengern schallte Musik durch die Nacht, die von der leichten Brise, die vom Meer kam, übertönt wurde. Ein sternenklarer Nachthimmel stand über mir und ein paar Leute rannten lachend durch die Straßen. Wahrscheinlich war es normal für eine Mittwochnacht in dieser Gegend, doch das Gefühl des Unbekannten übermannte mich. Traurigkeit stieg langsam in mir auf. Ich kramte den kleinen zerknüllten und mittlerweile vergilbten Zettel aus der Tasche meiner Lederjacke und schaute mir erneut die Adresse an. Eigentlich war es unnötig, denn ich hatte in jeder freien Minute der letzten drei Wochen dieses Stück Papier angestarrt, wenn niemand hingeschaut hatte. Die Gedanken, die sich dabei in meinem Kopf festgesetzt hatten, hatte ich immer wieder verworfen. Trotzdem stand ich jetzt an dieser Bushaltestelle, irgendwo in San Diego. Ich wusste nicht mal, ob diese dämliche Adresse noch aktuell war. Schließlich war der Zettel schon drei Jahre alt. Sollte gleich niemand öffnen oder jemand Unbekanntes, war ich ehrlich gesagt ziemlich am Arsch. Statt einer harten Couch oder einer Luftmatratze würde mir dann nur die Parkbank bleiben, die ich mir bestimmt teilen musste. Kein sehr angenehmer Gedanke, wenn ich ehrlich war. Obwohl es dunkel war, kannte ich den Weg. Zu oft hatte ich ihn bei Google eingegeben, um sicherzugehen, dass ich mich nicht verirren würde. Mit jedem Schritt, den ich machte, schien mein Herzschlag sich zu beschleunigen. Die Hände wurden feucht. Ein Schweißfilm bildete sich auf meiner Stirn, von dem ich nicht sagen konnte, ob er durch Angst oder Anstrengung hervorgerufen wurde. Und ehe ich mich versah, tauchte das Haus vor meinen Augen auf. Es stand eingeklemmt zwischen zwei dunkelgrauen Gebäuden, die ihm jedoch nur bis knapp zur halben Höhe reichten. Ein wenig erweckte es den Eindruck, als hätte man es links und rechts so zusammengedrückt, dass es länger wurde. Die Fassade war weiß gestrichen und an einzelnen Ecken blätterte Putz ab. An der Seite in einer schmalen Gasse hing eine Feuerleiter, die bereits Rostspuren hatte. Ich betrachtete die erleuchteten Fenster, die mich erst aufatmen ließen, ehe sich ein gigantischer Kloß in meinem Hals bildete. Meine Handflächen hatten sich mittlerweile in eine Art See verwandelt und in meinen Augen stand bestimmt die pure Panik. Irgendwie musste ich es trotzdem hinbekommen gleich nicht in Tränen auszubrechen und mich auf den Boden zu werfen. Eine kleine Gruppe an Menschen verließ das Gebäude, als ich eintreten wollte. Sie bemerkten nicht einmal, dass ich danebenstand und die Tür aufhielt. Drei Leute hingen sich jaulend in den Armen und zwei weitere kicherten wie wild. Einen Moment schaute ich dem Grüppchen hinterher, das so glücklich und sorglos schien. Wie gern würde ich auch so lachen können. Der Kloß in meinem Hals nahm noch mal um gute fünf Zentimeter zu und ich beschloss, dass es keinen Sinn hatte, hier zu stehen und dem tollen Leben anderer nachzutrauern. Eine Sekunde schloss ich die Augen und versuchte mich zu beruhigen, doch mein Herz hatte sich dem Takt einer Stepptanzgruppe angeglichen und ignorierte jede meiner Anweisungen. Das Licht im Treppenhaus war noch an und flackerte leicht. Die grauen Fliesen waren an manchen Stellen zersprungen und ich wunderte mich, dass die hellen Wände nicht beschmiert waren. Das Metallgeländer schien relativ neu zu sein und glänzte noch sanft im Licht der Lampe. Mit einem Klacken fiel die Tür hinter mir ins Schloss und ich zuckte kurz zusammen. Für ein paar Sekunden haftete mein Blick darauf, ehe ich die Treppen hochstieg und in jeder Etage Halt machte, um auf das Namensschild zu schauen. Ich ließ mir mehr Zeit, als ich gebraucht hätte, doch mein Magen rebellierte jedes Mal, wenn meine Augen die Namen auf dem Klingelschild streiften. Daher fand ich es völlig legitim, ihm nach jedem Schock eine Verschnaufpause zu gewähren, um nicht direkt in den Flur zu kotzen. Und dann, als ich die oberste Etage erreichte, schon beinah die Hoffnung aufgeben wollte, sah ich es. Moore. Jemand hatte es mit einem Kuli auf ein dünnes Blatt Papier geschmiegt. Daneben stand ein weiterer Name, doch diesem konnte ich keinerlei Beachtung schenken. Mein Herz war gerade unter meine Schuhsohle gekrochen, während mein Magen vom Trecker überrollt wurde. Ich versuchte den Kloß in meinem Hals, der mittlerweile die Ausmaße eines großen Findlings angenommen hatte, herunterzuschlucken und betete, dass mein Bauch das überlebte. Da war ich. Vor der Tür. Ich musste nur noch klingeln. Verflucht. Ich schloss kurz die Augen, zwang mich, das letzte bisschen Mut und Stolz, das ich besaß, zusammenzukratzen, und stellte mich gerade hin. Meine Beine zitterten leicht, ebenso wie meine Finger, die über der Klingel schwebten. Der Drang, umzudrehen und wegzurennen, wuchs ins Unermessliche, doch es war völlig bescheuert. Schließlich war das hier schon meine Zuflucht. Es gab keinen anderen Ort, an den ich fliehen könnte. Zumindest nicht in den nächsten Tagen, außer auf die besagte Parkbank. Und auch wenn diese sich bestimmt sehr über meine Anwesenheit freuen würde, wollte ich dort nicht hin. Also drückte ich mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den kleinen Knopf und hoffte, dass jemand da war. Mit jeder Sekunde, in der sich nichts regte, wuchs das Unbehagen in mir und Zweifel breiteten sich aus. Es war bereits nach Mitternacht. Vielleicht war niemand zuhause? Oder gar wer anders wohnte hier mit demselben Namen? Was sollte ich tun, wenn ich wirklich auf die Parkbank musste? Ob ich irgendwie die neue Adresse herausbekommen konnte? Mit einem Mal wurde die Tür aufgerissen und schallendes Gelächter hallte durch das leere Treppenhaus. Das Gesicht vor mir war von Lachfalten geprägt und das Vertraute ließ den Ballon in meinem Magen platzen. Er war hier. Ein schmales Lächeln huschte über meine Lippen. In den graublauen Augen, die meinen so ähnlich sahen, stand der Schalk und das schiefe Grinsen, das auf seinen Lippen lag, trieb mir beinah die Tränen in die Augen. Aber nur beinah. Denn in dem Moment, als er sich umdrehte und mich ansah, erkannte, wer ich war, verschwand alles. Seine Augen weiteten sich einen Wimpernschlag lang vor Überraschung, ehe eine starre Maske sich über sein Gesicht legte. Er betrachtete meine Nikes, die zerrissene Jeans, den zerschlissenen Lederrucksack und schließlich das schwarze T-Shirt und die Lederjacke, in der ich steckte. Als er meine platinblonden Haare sah, die zu einem Dutt geknotet waren, rümpfte er kaum merklich die Nase. Und dann bemerkte er sie. Die blöde Sporttasche, die ich in der Hand hielt. Abschätzig wanderte sein Blick zwischen meinem Gesicht und der Tasche hin und her. »Was willst du hier?« Seine Stimme triefte vor Gleichgültigkeit und ich konnte spüren, wie die Temperatur um zehn Grad sank. Hatte ich eben noch gedacht, dass ich losheulen würde, so war nun genau das Gegenteil der Fall. Nichts in mir wollte weinen, nachdem ich seine Stimme und seinen Blick bemerkt hatte. Stattdessen hätte ich ihm am liebsten eine reingewürgt, aber das wäre gerade nicht zu meinem Vorteil gewesen. Ich biss die Zähne zusammen, erwiderte den abfälligen Blick und reckte das Kinn in die Höhe. »Ich brauche eine Bleibe, bis ich eine Wohnung gefunden habe«, ließ ich ihn wissen. Es hatte keinen Zweck, das hier langsam anzugehen und zu versuchen eine innige Beziehung aufzubauen. Das würde wahrscheinlich nie wieder funktionieren, warum sollte ich also um den heißen Brei reden? »Ich dachte, du hast eine hübsche Wohnung.« Seine Nase kräuselte sich bei dem Satz. Ich holte tief Luft und versuchte die aufkochende Wut zu unterdrücken. »Kann ich ein paar Tage bleiben, oder nicht?«, fragte ich, anstatt auf seine Provokation einzugehen. Sein Kiefer verspannte sich, ehe er die Tür ein Stück weiter öffnete und zur Seite trat. Ich schluckte schwer, trat mit Tasche und aufrechtem Gang ein und fand mich in einem schmalen Flur wieder. An der Garderobe hingen ein paar Jacken und Schuhe waren unordentlich daruntergestellt worden. »Ethan, wie lange dauert das mit der blöden Pizza?«, rief jemand. Die Tür wurde hinter mir geschlossen, dann...