E-Book, Deutsch, Band 3, 388 Seiten
Reihe: Never
Moldenhauer Never Expected Us
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96714-017-0
Verlag: Zeilenfluss
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
New Adult Liebesroman - Eine He Falls First, Slow burn Romance
E-Book, Deutsch, Band 3, 388 Seiten
Reihe: Never
ISBN: 978-3-96714-017-0
Verlag: Zeilenfluss
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Er ist zurück – und mit ihm die Angst.
Evelyn hätte es nie für möglich gehalten, dass der Stalker zurückkehrt. Mit ihrem Umzug nach San Diego wollte sie ihre Vergangenheit tausende Kilometer hinter sich lassen, doch dieser Plan ist kläglich gescheitert.
Während ihre Familie in Panik verfällt und Evelyn an ihrer Angst fast zerbricht, bleibt Ryan ruhig, gibt ihr Halt und Sicherheit. Wochenlang hat er keine Fragen gestellt, ihre Erschöpfung und Anspannung hingenommen. Als sie beschließt ihn einzuweihen, ahnt sie nicht, dass sich mehr zwischen ihnen entwickeln könnte.
So viel mehr, dass plötzlich auch Ryan in Lebensgefahr gerät. Denn der Stalker ist nicht bereit, Evelyn zu teilen …
Never Expected Us ist der direkte Folgeband von Never Expected You und schließt die Geschichte von Evelyn und Ryan ab.
Fans des Never-Universums dürfen sich auf ein Wiedersehen mit Scarlett, Zac und Ethan freuen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1
Ryan
»Du wirst verfolgt«, wiederhole ich und versuche mir die Situationen wieder ins Gedächtnis zu rufen, in denen ich nicht wusste, was gerade passiert. Die Momente, in denen sie zusammengebrochen ist und immer zittert. »Verfolgt von einem Stalker, ja.« Sie ist erschöpft, schließt eine Sekunde die Augen, während ich die Toilettenspülung betätige, nur um irgendetwas zu tun. »Ein Stalker«, sage ich leise, um es mir selber klarzumachen, weil es völlig verrückt klingt. Meine Ungläubigkeit lässt Evelyns Mundwinkel zucken. Dabei bilden sich kleine Falten und die Sommersprossen wandern auf ihrer Haut umher. »Einer wie in einem beschissenen Krimi oder Thriller. Kaum zu glauben, was?« Ich habe keine Erwiderung parat. Nicht ein Wort, einen Satz, der irgendwie zu dem Augenblick passt. Normalerweise gibt es Standardsprüche für alle möglichen pikanten Situationen, aber was zum Teufel soll ich einer Frau raten, die verfolgt wird? Mach dir nichts draus? Der ist bestimmt hässlich? Könnte schlimmer sein? »Eve?!« Der Ruf wird von polternden Schritten begleitet, woraufhin Amy mit Sorgenfalten auf der Stirn die Treppe heruntergestampft kommt. Bevor ich einen Gedanken daran verschwenden kann, etwas zu sagen, entdeckt Amy den Korb mit den Muffins, die auf dem Boden verteilt sind. Kurz huscht Verwirrung über ihr Gesicht, dann scheint sie ein Detail zu bemerken, das mir einfach nicht auffallen will. »Sag mir, dass der von dir ist«, wendet Amy sich atemlos an mich. Zu gerne würde ich jetzt mit ja antworten, doch ich kann lediglich den Kopf schütteln. »Wenn er von ihm wäre, wäre mir zwar auch die Galle hochgekommen, aber ich würde nicht vorm Klo hocken, Amy«, mischt Evelyn sich trocken ein und öffnet träge die Augen. Sie erinnert mich an eine Betrunkene. Nur ist es nicht der Alkohol, der sie in so einen Zustand versetzt hat. Vielleicht Angst? Panik? Oder das Adrenalin, das durch ihre Adern prescht wie das Wasser, das die Niagara-Fälle herunterstürzt. »Gran!«, schreit Amy nach oben und es dauert nicht lange, da ertönt ein weiteres Poltern. Elizabeth Jones kommt in mein Sichtfeld, als sie die Treppe hinabsteigt und es so wirkt, als wäre es ein Laufsteg. »Er ist wirklich zurück. Der Zettel war kein Versehen.« Amys Worte unterbrechen den glamourösen Auftritt. Das nette Lächeln wird von ihrem Gesicht gewischt, sie erstarrt einen Wimpernschlag lang. Dann findet ihr Blick den Korb und schlagartig nimmt ein panischer Ausdruck ihre Miene in seine Klauen. Die langsamen, eleganten Schritte werden zu schnellen, als sie die Stufen hinunterrennt und in das Bad sieht. »Mach es nicht dramatischer, als es ist«, brummt Evelyn vom Boden, als Gran sich am Türrahmen abstützt und zu ihrer Enkelin schaut. »Es ist dramatisch«, entgegnet Gran heiser. »Amy, ruf deine Mutter und anschließend die Polizei an.« »Lass Mum in Ruhe arbeiten. Sie wird es früh genug erfahren.« »Das Thema hatten wir bereits, Evelyn«, poltert ihre Großmutter dazwischen und nichts erinnert mich mehr an die gelassene Frau, die sie eigentlich ist. »Deine Mutter will sofort informiert werden und den Wunsch werde ich ihr nicht verwehren. Egal in was für einer unbegreiflichen Midlife-Crisis sie sich befindet.« Plötzlich bricht das Chaos aus. Gran und Amy reden hektisch miteinander, während sie durch die Wohnung stürmen. Ich versuche ihnen zu folgen, will was tun, bis mein Blick auf Evelyn fällt, die immer noch in der Ecke sitzt. Sie wirkt wie ein angeschossener Soldat. Jemand, der nicht in der Lage ist, etwas an der Situation zu ändern. Und verdammte Scheiße, in dieser Sekunde tut sie mir unfassbar leid. Ich lasse die beiden Damen ihren Notfallplan besprechen, als sie Nummern wählen, und überbrücke die letzten zwei Meter zwischen uns. Ich habe tausend Fragen und wahrscheinlich kommen mit jeder Antwort drei neue hinzu. Trotzdem schaffe ich es, mich zurückzuhalten und Evelyn die Hand zu reichen. »Der Boden ist kalt.« Meine Worte bringen sie dazu, aufzuschauen. »Stimmt«, erwidert sie leise und starrt auf meine Finger, als wäre das ein schlechter Scherz. »Ich glaube, es wäre sinnvoller, wenn du dich aufs Sofa setzt. Vielleicht mit einem starken Drink?« Ich gebe mir größte Mühe, normal zu wirken. Als wäre das eine der üblichen Unterhaltungen oder Diskussionen, die wir führen. Es ist schwer, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass über ihrem Kopf eine Menge zusammenkracht, und auch wenn Amy und Elizabeth es nur gut meinen, wären Ruhe und ein Shot besser für sie. Danach würde Evelyn sich zusammenreißen und das Kommando übernehmen. Zumindest würde ich sie so einschätzen. »Ich glaube, Gran versteckt einen alten Gin von Grandpa in der Küche«, murmelt sie heiser, als sie ihre Hand in meine legt. Ihre Haut ist sanft und eiskalt, als ich zugreife und sie hochziehe. Ich ignoriere die Bienen, die durch meine Adern summen, und schenke ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Okay, dann klaust du den jetzt heimlich und ich hole den Wagen von der Turnhalle ab. Es macht keinen Sinn, dass ich hier im Weg stehe, wenn hier gleich die Polizei aufläuft.« Meine Stimme ist nur ein Hauch und ich beuge mich etwas weiter zu ihr, damit ihre Großmutter und ihre Schwester uns nicht hören. »Du kommst wieder?« Ihre Frage überrascht mich, lässt mich verdutzt blinzeln. Verdammt. Ich habe ihr keine Wahl gelassen. »Nur, wenn es dir recht ist«, lege ich eilig nach, um sie nicht noch mehr in eine Ecke zu drängen. Ich schaue in diese hübschen Augen, die so unergründlich sind, als sie langsam nickt. »Evelyn, die Polizei ist in fünf Minuten hier und deine Mum macht sich sofort auf den Weg«, informiert Elizabeth uns, was dazu führt, dass Evelyns Lider zufliegen, als müsste sie sich selber ermahnen die Fassung zu bewahren. »Beeil dich, bitte«, murmelt sie und drückt meine Finger etwas fester, ehe sie loslässt und eine seltsame Kälte zurückbleibt. Dabei waren ihre Hände eisig, oder? »Ryan? Willst du was trinken?«, wendet Elizabeth sich an mich, während Evelyn mit Amy in die Küche geht und aus meiner Reichweite verschwindet. »Nein, ich fahre jetzt zur Turnhalle und hole das Auto ab«, erkläre ich und steige über die umgefallenen Muffins. »Und wie willst du den zweiten Wagen abholen?« »Schon gut, ich nehme den Bus.« »Um die Zeit? Das ist Schwachsinn. Ich komme mit.« Ich traue mich nicht zu widersprechen. Die Frau hat einen Ausdruck auf dem Gesicht, der einen einschüchtert. Irgendeine Mischung aus Entschlossenheit und Beschützerinstinkt, der nicht an eine alte Dame erinnert. Sie schlüpft in eine Jacke, die an der Garderobe hängt, und steigt in ein Paar Stiefel. Ihre Handtasche ist schon griffbereit und sie ruft Amy was zu, als sie die Tür hinter sich zuzieht. Dann stampft sie erhobenen Hauptes und mit Adlerblick los. Ich bin erst verwirrt, aber dann verstehe ich, warum sie jeden Grashalm im Vorbeigehen untersucht, denn mich überkommt dasselbe Bedürfnis. Ich will sicherstellen, dass der Kerl sich nirgendwo in der Nähe aufhält. »Sollten wir nicht warten, bis die ...« »Er hat sich noch nie blicken lassen und Amy weiß, wie man sich mit einer Pfanne verteidigt. Außerdem besitzt Mr. Jenkins eine Schrotflinte, die er abends immer bereithält. Sollte etwas sein, brauchen die beiden nur zu schreien und rüberzurennen«, erklärt sie im Gehen. Ich werde niemals nachts um deren Haus schleichen. Meine Muskeln sind angespannt, als ich Elizabeth die Schlüssel gebe und auf der Beifahrerseite einsteige. Paranoia hat sich um meinen Nacken geschlungen und zwingt mich weiter Ausschau zu halten. Dabei ist der Typ längst weg, oder? Der Motor fängt für diesen Vorfall viel zu sanft zu summen an. Das gleichmäßige Geräusch passt nicht ansatzweise zu den Fragen und Gedanken, die durch meinen Kopf schießen. Unruhe überkommt mich und die Finger tippen in einem schnellen Takt auf die Armatur. Ich versuche Momente, Aussagen und Unterhaltungen zu ordnen, aber es fällt mir schwer, mich auf eine Sache zu konzentrieren. Bis sich etwas klar herauskristallisiert. »Deswegen haben Sie mich gebeten auf Evelyn aufzupassen.« Meine Worte sind kaum lauter als das Brummen des Wagens, doch ich sehe, wie Elizabeth mir einen Blick zuwirft, der mit Schuldgefühlen überladen ist. »Tut mir leid«, seufzt sie und umfasst das Lenkrad fester. »Ich hätte dich damals einweihen sollen.« »Nein, es ist besser, dass Sie es nicht getan haben.« »Aber vielleicht wäre dir dann was aufgefallen«, entgegnet sie leise, während sie vor einem Stoppschild hält. Nein, wäre es nicht. Ich hätte Evelyn nicht aus dem Haus gelassen oder wäre ihr wie ein dämlicher Wachhund überallhin gefolgt. Allerdings sind das Gedanken, die nicht für ihre Ohren bestimmt sind. Ich presse die Lippen zusammen und schlucke das Gefühl herunter, das mit jedem weiteren Meter, der zwischen Evelyn und mir liegt, in mir aufsteigt und schlimmer wird. »Warum hat die Polizei den Kerl nicht geschnappt?«, übergehe ich ihre Aussage, um nicht weiter darüber grübeln zu müssen, wieso ich mich so fühle, wie ich mich fühle. »Es gibt keine Spuren. Wer auch immer er ist, er weiß sich zu verstecken.« »Gar nichts?« »Gar nichts.« »Hat Evelyn denn keinen Verdacht oder ...« »Ich kann dir keine deiner Fragen beantworten«, werde ich sanft unterbrochen, als der Wagen zum Stehen kommt. »Evelyn spricht nicht gerne darüber und sie...