E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Molay Die Kunst der Verführung
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-7711-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7711-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sechs altmodische Regeln für eine glückliche Ehe. April kann es nicht fassen - sie will dem Autor Lucas Sullivan zeigen, wie moderne Frauen denken! Doch April erlebt eine Überraschung nach der anderen! Lucas ist kein zerstreuter Professor, sondern äußerst attraktiv - und wie man eine Frau von heute verführt, weiß er offensichtlich ganz genau ...
Nachdem sie einige Jahre in einem Logistikzentrum eines Lufttransportunternehmens gearbeitet hatte, entdeckte Mollie Molay, dass ihr das Schreiben von Liebesromanen, was sie nebenbei verfolgte, viel mehr Freude bereitete als ihre bisherige Tätigkeit. Also versuchte sie, ihr Hobby zu ihrem Beruf zu machen.
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2. KAPITEL
April lief die Treppe bis in den vierten Stock hinauf, um sich die Kalorien vom Mittagessen abzutrainieren. Danach war sie vollkommen ausgepumpt, und für die restlichen Stockwerke nahm sie den Aufzug. Diese Art von Training war nichts für sie.
Lucas Sullivan saß bereits in ihrem Büro. Er sagte nichts, sah aber auf seine Uhr.
„Tut mir leid, dass Sie warten mussten.“ Lächelnd legte sie das Manuskript auf den Schreibtisch und setzte sich.
Er warf einen Blick auf die Blätter, die aus dem Ordner gerutscht waren. „Haben Ihnen die Pommes frites geschmeckt?“
„Woher wissen Sie, was ich gegessen habe?“, fragte sie erstaunt.
Er deutete auf die oberste Seite. Ein Klecks Ketchup hatte sich auf einer seiner Regeln verteilt.
April versuchte es mit Humor. „Das ist eine redaktionelle Anmerkung“, erklärte sie und versuchte, den Fleck mit einem Papiertaschentuch zu entfernen, verschmierte ihn jedoch nur weiter, bis die Regel völlig unleserlich war. „Genau genommen ist das eine Streichung“, fügte sie lachend hinzu.
Sullivan verzog keine Miene.
„Ich besorge ein sauberes Blatt“, versprach sie, griff zum Telefon und verlangte eine neue Kopie von Seite eins. Danach warf sie das Taschentuch in den Papierkorb und wartete darauf, dass Sullivan explodierte. Er schwieg jedoch und wirkte nur äußerst zurückhaltend. Es hätte sie nicht überrascht, wenn Tom ihm versichert hätte, dass an dem Artikel selbstverständlich keinerlei Änderungen vorgenommen werden würden. „Ich habe hier einige hilfreiche Vorschläge notiert“, fuhr sie fort und blätterte die Seiten durch.
„Welche?“, fragte er betont ruhig, während seine Nerven in Wirklichkeit zum Zerreißen gespannt waren.
April unterdrückte einen Seufzer. Sie kannte sich in der akademischen Welt aus und wusste, dass der Ruf eines Professors davon abhing, wie häufig er veröffentlichte. Sullivan war nun einmal ein anerkannter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Soziologie und wollte deshalb keinen Rat von April annehmen.
„Ich hatte noch nie einen Text, dem einige prägnante Änderungen nicht genützt hätten“, versicherte sie lächelnd. „Schließlich kenne ich unsere Leser und ihre Vorlieben. Was Ihren Artikel angeht“, fuhr sie fort, als er noch immer schwieg, „sollten wir zumindest den Ton verändern, wenn wir schon den Inhalt belassen. In der derzeitigen Form könnte es sonst zu einem Aufruhr bei unseren Leserinnen kommen.“
„Seltsam, das hat Tom beim Essen auch gesagt“, bemerkte er nachdenklich. „Er hat es jedoch als günstig und vorteilhaft dargestellt. Jedenfalls bin ich gegen alle Änderungen. Ich weiß immer genau, was ich schreibe.“
„Natürlich, Mr. … natürlich, Lucas“, stimmte sie zu. „Als Ihre Redakteurin halte ich es jedoch für meine Pflicht, Vorschläge zu machen, ohne den Inhalt Ihres Artikels zu ändern. Dabei geht es einfach darum, das Interesse unserer Leser zu wecken.“
„Sie verstehen noch immer nicht“, entgegnete er. „Meine Studie wurde ursprünglich in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht. Tom hat mich gebeten, diesen Artikel auf Grund meiner Studie zu schreiben.“
„Das weiß ich, aber …“
„Kein Aber. Meine Schlussfolgerungen spiegeln nicht meine eigene Meinung wider, sondern sind lediglich das Ergebnis einer empirischen Untersuchung. Ich habe zahlreiche Studenten und andere Freiwillige befragt.“
„Ich wollte Sie keinesfalls beleidigen.“ Irgendwie musste sie einen gemeinsamen Nenner finden. „Das Thema des Artikels ist allerdings kontrovers. Sicher kennen Sie etliche andere Theorien über die Partnersuche, die von Frauen eher akzeptiert werden.“ Unter anderem auch von ihr!
„Ja, zum Beispiel die Theorie, dass die Stärksten überleben sollen“, bestätigte er, „oder die Gen-Theorie. Ich glaube trotzdem nicht, dass viele Menschen ihre Partner deshalb auswählen, weil sie starke Gene besitzen, die sie an die Nachkommenschaft weitergeben möchten.“
„Es gibt noch eine Theorie“, bemerkte April.
„Vermutlich spielen Sie auf die sexuelle Anziehungskraft an“, sagte er geringschätzig. „Dabei handelt es sich doch nur um einen rein biologischen Vorgang.“
April hörte ihre Freundin Rita förmlich vor Lachen wiehern. Trotzdem nickte sie. „Viele Menschen glauben daran.“
Er ließ den Blick über ihr Gesicht wandern und richtete ihn schließlich auf ihren Mund. „Ich bin Wissenschaftler, genauer gesagt Soziologe, Miss Morgan. Meine Arbeit basiert auf der soziologischen Untersuchung von Beziehungen.“ Jetzt wanderte sein Blick zu ihrem Hals. „Falls Sie daran zweifeln, kann ich Ihnen gern entsprechende Forschungsunterlagen und Referenzen vorlegen.“
April überzeugte sich davon, dass ihre Bluse richtig geschlossen war. Wieso wusste Sullivan nicht, dass er allein mit seinem Blick eine Marmorstatue in Staub verwandeln konnte? Rita lag mit ihren Behauptungen über Sex absolut richtig. Aus diesem ursprünglich sachlichen Gespräch war plötzlich offene gegenseitige sexuelle Anziehung entstanden.
Wenn Sullivan glaubte, dass es sich bei Sex um eine natürliche Anziehungskraft zwischen Menschen handelte, wieso hatte er dann diese absurden Regeln aufgestellt, an die sich keine normal denkende Frau halten würde?
„Es geht nicht um Ihre Fähigkeiten“, erklärte sie, „sondern um Ihre Schlussfolgerungen.“ April fiel es zunehmend schwerer, daran zu denken, dass sie die Redakteurin dieses Mannes war. „Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie diese Regeln ernst meinen, Mr. Sullivan … Lucas.“
„Und ob ich sie ernst meine“, beteuerte er. „Ich wollte nur ausdrücken, dass man zumindest am Anfang der sexuellen Anziehung widerstehen sollte.“
Offenbar waren seine Arbeiten bisher nie in Frage gestellt worden. April bereute jedoch nicht, die Erste zu sein, die dies tat. „Na schön, sprechen wir über Ihre Auslegung der Untersuchung.“
„Wie Sie wünschen“, lenkte er verärgert ein.
„Ich fürchte, Ihre Auslegung ist nicht frei von Vorurteilen und einseitig. Wie viele Personen haben Sie denn befragt?“
„Die Zahl steht in der Erstveröffentlichung“, erwiderte er knapp. „Hundertsechsundsiebzig.“
„Sowohl Männer als auch Frauen?“
„Natürlich, sonst wäre es keine empirische Studie gewesen.“
„Natürlich“, wiederholte April. „Was haben Sie den Freiwilligen gezahlt? Den üblichen Stundenlohn von sieben Dollar?“
„Nein“, sagte er sichtlich zufrieden. „Ich war großzügig und habe zehn bezahlt.“
April seufzte. „Als ich an der Northwestern University studierte, hätte ich Ihnen für zehn Dollar die Stunde alles erzählt, was Sie meiner Meinung nach hören wollten.“
„Was wollen Sie damit sagen?“, fragte er scharf.
„Dass die von Ihnen Befragten vielleicht nicht wahrheitsgemäß geantwortet haben.“
Lucas beugte sich so weit über den Schreibtisch, dass sie die von ihm ausstrahlende Wärme spürte. „Meine Arbeit beruht ausschließlich auf den Antworten, die ich erhalten habe.“
„Sicher, aber Sie haben die Fragen gestellt. Tut mir leid, ich halte Ihre Studie für einseitig. Daher ist auch jeder Artikel einseitig, der auf dieser Studie aufbaut. Ich finde, dass wir uns Ihre Schlussfolgerungen genauer ansehen müssen.“
Lucas merkte, wie er allmählich die Beherrschung verlor. Das passierte ihm sonst nie. „Finden Sie?“
„Allerdings, und als Ihre Redakteurin muss ich nützliche Vorschläge machen.“
„Für gewöhnlich mag das zu Ihren Aufgaben gehören.“ Aprils schöne braune Augen lenkten ihn ab. „In meinem Fall trifft das jedoch nicht zu. Ich wiederhole, dass es sich um eine wissenschaftliche Studie handelt.“
„Mag sein“, räumte sie ein. „Sollte Ihr Artikel jedoch in der derzeitigen Form erscheinen, führt das sicher zu heftigen Auseinandersetzungen, und die Reaktionen würden ihnen vermutlich nicht gefallen.“
Lucas war fest entschlossen, nicht nachzugeben. „Ich stehe zu meiner Arbeit.“
„Selbst wenn ich Sie vom Gegenteil überzeuge?“
„Vorsicht, Miss Morgan“, warnte er und lächelte flüchtig. „Sie wagen sich auf sehr dünnes Eis. Was ist, wenn ich Ihr Angebot annehme?“
Merkte er, dass er gerade eine erotische Anspielung gemacht hatte? Wenn ja, dann gehörte er zu den stillen Wassern, die tief waren. „Vielleicht sollten wir das Gespräch morgen fortsetzen. Inzwischen könnte ich Ihren Artikel noch einmal sorgfältig durchlesen.“
„Wie Sie meinen.“ Sullivan stand auf. „Bitte nicht zu früh, weil ich heute erst spät zum Schlafen komme.“
„Nachforschungen?“
„Könnte man sagen“, erwiderte er und wollte sich schon abwenden.
„Wie war übrigens Ihr Essen?“ erkundigte sie sich.
Lucas blieb stehen. „Gut. Wieso fragen Sie?“
„Nur gut?“ April holte ein Taschentuch hervor. „Sie hatten doch das Schokoladensoufflee zum Dessert.“
„Woher wissen Sie das?“
Obwohl sie ihm gern die Schokolade selbst vom Kinn gewischt hätte, reichte sie ihm das Papiertaschentuch. „Sie haben da etwas am Kinn. Schokoladensoufflee ist zufällig auch mein Lieblingsdessert.“
Lucas wischte sich übers Kinn und überraschte April mit einem Lächeln. „Dieses interessante Detail muss ich mir unbedingt merken – neben einigen anderen Dingen.“
April hätte gern gewusst, was er mit diesen anderen Dingen meinte. Jedenfalls...