E-Book, Deutsch, 384 Seiten
Mohn Note to myself: Liebe ist keine Option
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8412-3786-6
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 384 Seiten
ISBN: 978-3-8412-3786-6
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lass uns Freunde werden - oder lieber doch nicht ...?
Alice ist fertig mit der Welt - genauer: mit ihrem Freund, seit Neuestem: Ex-Freund. Weil sie deshalb ein wenig die Fassung verliert, landet ihre Matratze dummerweise auf dem Kopf des völlig unbeteiligten Lennon. Bei einem gemeinsamen Drink schaltet der dann ziemlich schnell von zu Recht sauer auf zunehmend hingerissen. Doch Alice hält ihr Leben mit Listen im Griff, und im Moment ist gerade 'Alles, was ohne Männer mehr Spaß macht' angesagt. Aber Lennon lässt nicht locker und taucht immer wieder in der Kinderbuchhandlung auf, in der Alice arbeitet. Als er es schafft, noch einen Blauwal ins Spiel zu bringen, zeigen sich auf einmal Wege aus der Friendzone ...
Der Auftakt einer Reihe bezaubernder Lovestorys in New York von Bestsellerautorin Kira Mohn
Kira Mohn hat schon die unterschiedlichsten Dinge in ihrem Leben getan. Bevor sie als freie Journalistin und Texterin arbeitete, hat sie Psychologie und Pädagogik studiert. Sie gründete eine Musikfachzeitschrift, lebte eine Zeit lang in New York und hob zusammen mit vier Freundinnen das Autorinnen-Label 'Ink Rebels' aus der Taufe. Heute widmet sie sich ganz ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin und lebt mit ihren Kindern in München. Mehr auf Instagram unter @kira.mohn
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Ich stehe erst seit einigen Sekunden im Türrahmen meines Schlafzimmers, doch es reicht vollkommen aus, um die Situation zu erfassen. Da sind die ineinander verknäulten Jeans auf dem Boden und der BH über dem Schirm der Nachttischlampe, da sind Bennetts Zehen hinter dem Metallrahmen am Fußende meines Bettes, und da ist Mindys wippender Hintern, auf dem Bennetts Hände liegen. Es wippt auch sonst ziemlich viel.
»Oh, Baby«, keucht Bennett.
In mir krümmt sich etwas zusammen, wie immer, wenn Bennett beim Sex Oh, Baby sagt, aber ich muss zugeben, dass es mich sogar noch mehr stört, wenn er damit nicht mich, sondern Mindy meint.
Ich sollte jetzt schreien, oder? Statt einfach nur herumzustehen. Oder mich wenigstens räuspern, damit wiederum Mindy zu schreien beginnen kann.
Verdammt, Alice!, würde Bennett dann vielleicht rufen, statt Oh, Baby, und Mindy würde irgendetwas an sich raffen, meine Bettdecke vermutlich, als hätte ich nicht sowieso schon sehr viel mehr gesehen, als ich jemals sehen wollte.
Eigentlich würde ich sogar gern schreien, doch es funktioniert irgendwie nicht, und dann ist es plötzlich egal, weil Bennett an Mindys Brüsten vorbei in meine Richtung guckt.
»Scheiße!«, ruft er und stößt Mindy so heftig von sich, dass sie von der Matratze rutscht und mit einem Quieken auf dem Boden landet. Dann springt er auf und wickelt sich dabei hastig die Decke um die Hüften, während Mindy mir einen entsetzten Blick zuwirft und ihre Jeans an sich reißt.
»Alice!« Bennett fährt sich erst durch die Haare, dann übers Gesicht. »Scheiße, Alice, also …«
Mindy hüpft auf und ab, um die Hose über ihren nackten Hintern zu kriegen, und jetzt wippt schon wieder so viel, dass ich Kopfschmerzen kriege.
»Raus«, sage ich.
»Alice, hör zu …«
»Raus!« Ich bücke mich nach Bennetts Jeans und marschiere damit zur Wohnungstür.
»Alice, hör doch mal zu, es war … ich bin …«
Die Hose fliegt fast bis zum Apartment von Mrs. Daniels, und als ich mich umdrehe, umklammert Bennett noch immer mit einer Hand meine Bettdecke, mit der anderen hat er sich sein T-Shirt gegriffen.
»Es tut mir leid, okay? Sorry, es tut mir wirklich leid – es war keine Absicht.«
»Keine Absicht?!« Na also. Ich kann kreischen. Es hat nur noch einen letzten Impuls gebraucht. »Wie meinst du das, es war keine Absicht? War es ein Unfall? Ist Mindy auf dich draufgefallen?«
»Nein, ich meine, du solltest nicht …«
»Raus!«
Mindy huscht an mir vorbei, ihre Schuhe in den Händen, und Bennett stolpert mit betretenem Gesicht hinter ihr her. Als er Anstalten macht, sich aus der Bettdecke zu schälen, wehre ich ab.
»Kannst du behalten.«
»Alice. Jetzt beruhige dich doch mal«, sagt er noch, bevor ich die Tür zuschlage.
Eine Sekunde später reiße ich sie wieder auf.
»Warum in meiner Wohnung?«
Er hat eine eigene. Warum vögelt er meine Freundin nicht da?
In Bennetts Gesicht arbeitet es. »Wir waren in der Nähe«, druckst er herum. »Es war … na ja …«
Moment mal – heute ist Dienstag. »Bei dir ist die Putzfrau!«, platze ich heraus, und ein Blick in sein schuldbewusstes Gesicht macht mir klar, dass ich ins Schwarze getroffen habe. »Dein verdammter Ernst? Ich fass es nicht!«
Ich werfe die Tür wieder zu und registriere Bennetts Schlüssel im Schloss. Ich hätte ihm sagen können, dass es nicht ausreicht, ihn von innen stecken zu lassen, doch natürlich hat er nie danach gefragt.
Ein paar Sekunden noch stehe ich da, bevor ich zurück ins Schlafzimmer gehe, dort Mindys BH und Bennetts Schuhe entdecke und die Tür so behutsam schließe, als wolle ich die drei nicht stören. Dann gehe ich ins Wohnzimmer, rolle mich auf dem Sofa zusammen und ziehe mir trotz sommerlicher Höchsttemperaturen eine Wolldecke über den Kopf.
***
Bennett schläft also mit Mindy, und deshalb habe ich jetzt nicht nur einen weiteren Ex-Freund, sondern auch eine weitere Ex-Freundin. Vor Bennett wurden nämlich bereits Gabriel zu meinem Ex-Freund und Stella zu meiner Ex-Freundin, aber immerhin haben die beiden mir das nicht nackt klargemacht. Stattdessen haben sie mir bei einem Abendessen eröffnet, dass sie sich leider ineinander verliebt hätten.
»Na ja, was heißt leider?«, hat Stella dann noch gesagt und Gabriel dabei angelächelt. »Was kann man schon dagegen tun, wenn man sich verliebt?«
Es war alles sehr ruhig und sehr vernünftig und lange nicht so verschwitzt wie heute, aber ich habe das verdammte Essen damals trotzdem sehr abrupt beendet. Gabriel war sich Tage später nicht zu blöd, mir die Rechnung der Reinigung zukommen zu lassen, und ich habe ihm daraufhin eine Rechnung für das Essen geschickt. Meine Rechnung war höher, und ich habe dazugeschrieben, dass ich auf der Differenz bestehe, wenn er es noch einmal wagen sollte, sich bei mir zu melden.
Ich meine, was bin ich? Eine Art Datingportal? Verabrede dich mit der falschen Frau und triff dabei die richtige?
Und jetzt also Bennett. Nach beinahe drei gemeinsamen Jahren.
Ich zupfe an der Decke herum, bis ich eine trockene Stelle finde, um mir die Nase abzuwischen.
Bennett ist … Bennett war … Ich dachte wirklich, es sei etwas Ernstes zwischen uns. Ich dachte, alles sei nur noch eine Frage der Zeit – ich habe sogar schon eine Liste geschrieben, mit 10 Dingen, die bei meiner Hochzeit auf keinen Fall fehlen dürfen! Vielleicht hätte ich unter Punkt eins statt des allerschönsten Brautkleids der Welt den Bräutigam aufführen sollen.
Mindy steht auch auf dieser Liste. Zusammen mit Zara. Als Brautjungfer.
Gott. Ich bin so unsagbar blöd.
Mein Telefon klingelt. Ich schließe die Augen und lasse es klingeln. Wenn es Bennett ist, will ich nicht hören, was er zu sagen hat, und der Rest der Welt ist mir gerade egal.
***
Als ich die Augen wieder öffne, dauert es ein paar benommene Sekunden, in denen ich mich frage, warum ich in diesem feuchtwarmen Kokon liege, bevor das Bild von Bennett und Mindy aufleuchtet und Mindys Hinterteil zu wippen beginnt.
Ein Gewicht scheint sich auf mich herabzusenken, und weil ich Luft brauche und außerdem demnächst in meinem eigenen Schweiß ertrinken werde, strecke ich den Kopf unter der Decke hervor. Vor dem Fenster beginnt es, dämmerig zu werden, doch noch ist es hell genug, um die angebrochene Packung Jalapeño-Chips zu erkennen, die auf dem Tisch vor dem Sofa liegt, direkt neben einer aufgeschlagenen Men’s Health.
Ich hasse Jalapeño-Chips. Und ich hasse die Men’s Health.
Mit einem Ruck schlage ich die Decke zurück. Ich kann das Zeug nicht schon wieder Mrs. Daniels vor die Tür werfen, aber ich kann es in den Mülleimer befördern. Und genau dort landen auch Bennetts extrascharfer Ketchup, seine widerliche Barbecue-Soße, seine Proteinjoghurts und die eingelegten Oliven, die ich nur für ihn gekauft habe.
Das Dröhnen der Schranktüren hallt noch in der Wohnung nach, als ich mir mit der Mülltüte in der Hand das Bad vornehme. Bennetts Zahnbürste, Bennetts Kamm, Bennetts Rasierapparat, dazu noch sein Haargel, seine Gesichtscreme und sein bescheuerter Nagelknipser.
Mit einer neuen Tüte bewaffnet nähere ich mich dem Schlafzimmer und atme mehrere Male tief ein und wieder aus. Zuerst Bennetts Schuhe. Dann Mindys BH. Mit spitzen Fingern pflücke ich das Teil von der Nachttischlampe. Es folgen Bennetts Shirts sowie seine Socken und Unterhosen aus dem Kleiderschrank, bevor ich noch das Bettlaken von der Matratze reiße und die beiden Kissen von ihren Bezügen befreie.
Nach kurzem Überlegen stopfe ich auch die Kissen in den Beutel. Will ich mein Gesicht in etwas schmiegen, in das Bennett und Mindy hineingestöhnt haben? Nein, definitiv nicht. Die zweite Tüte lässt sich kaum noch zuschnüren, doch darum kümmere ich mich später.
Jetzt die Matratze. Sie passt in keine Tüte, aber sie muss raus. Ich werde auf dem Sofa schlafen und mir eine neue kaufen.
Ich wuchte sie in die Höhe, lasse sie aber...




