E-Book, Deutsch, 116 Seiten
Möllenhoff / Linn Herzensdoula
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7575-3701-2
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
für eine glückliche Geburt - von der Freude, werdende Eltern begleiten zu dürfen
E-Book, Deutsch, 116 Seiten
ISBN: 978-3-7575-3701-2
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ich heiße Christin Möllenhoff, bin ledig und 1988 in Dortmund geboren, wo mich eine tolle Kindheit er-leben durfte. 2007 habe ich im Kreise meiner Familie in einem anthroposophischen Krankenhaus meinen ersten Sohn geboren, welchen ich seit Anfang an allein er-ziehe. ... 2 'Sternenkinder' trage ich in meinem Herzen und sie haben einen festen Platz in meinem Leben. Seit meiner frühsten Kindheit war mein Berufswunsch, Hebamme zu werden. Vor etwas mehr als 4 Jahren begegnete mir die für mich neue Berufsbezeichnung der Doula, und ich habe hierzu zahlreiche Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen besuchen können.
Autoren/Hrsg.
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Geburtsorte, die Vor- und Nachteile
Die Klinikgeburt hat sich in den letzten 50 Jahren in Zentraleuropa durchgesetzt. Die meisten Kinder hierzulande werden in einem Krankenhaus geboren. Dennoch lohnt sich auch ein Blick auf andere Möglichkeiten, sein Kind möglichst sanft und natürlich zur Welt zu bringen.
Und eines ist mir ganz wichtig, zu beschreiben: Ob nun in der Geburtsklinik, in Geburtshäusern oder bei Hausgeburten, sofern eine Frau ihr Kind nicht komplett alleine auf die Welt bringen möchte oder im Notfall außerhalb einer Unterstützung einer professionellen Hebamme ihr Kind zur Welt bringen muss, ist üblicherweise immer, also in der Klinik, im Geburtshaus und bei der Hausgeburt eine vollausgebildete Hebamme mindestens bei uns in Deutschland zur Geburt dabei! Wenn wir also Klinik, Geburtshaus oder Hausgeburt vergleichen, dann ist diese Gemeinsamkeit bei allen gleich und verbindend. Das macht den Unterschied also nicht aus.
Vorteile und Nachteile der Klinikgeburt
Im Vorfeld zu diesem Buch habe ich intensiv recherchiert und keine einzige Publikation gefunden, die sich mit dem Vergleich … (Da ich mir sehr gut vorstellen kann, dass die eine oder andere Gruppe ein sehr großes Interesse an solch einer Aufstellung haben würde, es aber diese Aufstellungen nicht gibt, nehme ich an, dass es zwischen den Gruppen keine signifikanten Unterschiede geben wird.) … von Komplikationsfällen der Geburtsvarianten zwischen Kliniken, Geburtshäusern, Hausgeburten bzw. zwischen Kliniken und freien Hebammen beschäftigt hätte. Der Grund scheint auf der Hand zu liegen. Immer, wie bereits erwähnt, ist eine Hebamme dabei. Es scheint, und dies kann ich leider nicht mit statistisch belastbaren Zahlen untermauern, in den Kliniken deutlich mehr Interventionen … (»Interventionen« ist gleichbedeutend mit »Eingriffe« zu übersetzen.) … als in der normalen Hausgeburt zu geben.
Ein klarer Vorteil, wenn man sehr ängstlich ist oder wenn es sogar eindeutige Hinweise auf eine Risikoschwangerschaft gibt, bieten Geburtskliniken bzw. Kliniken mit Kreissälen und Geburtsstationen sehr viel mehr Sicherheit im medizinischen Sinne.
Prinzipiell sind immer Ärzte greifbar und im Notfall schnell vor Ort – also im Kreißsaal. Ohne dieses Argument schmälern zu wollen, aber Kinderärzte sind im Kreißsaal eher sehr selten anzutreffen. Im Kreißsaal sind Gynäkologen und Anästhesisten im Notfall bereit. Fast immer. Außerhalb der normalen Dienstzeiten agieren beide im Notdienst und sind im ungünstigsten Falle sowohl für den Kreißsaal als auch für die Stationen, Operationssäle und Ambulanzen in der Klinik gleichzeitig als eine Person zuständig. Wenn es notwendig und angefordert ist, so kommt der zuständige Oberarzt zur Verstärkung hinzu. Aber ständig kann wohl kaum ein Arzt bei der Geburt in der Klinik anwesend sein oder bleiben. … (Dies ist keine Kritik, sondern lediglich eine Beobachtung – auch meine eigene Erfahrung.) …
Die »Gretchenfrage« … (»Gretchenfrage« bedeutet: unangenehme, oft peinliche und zugleich für eine bestimmte Entscheidung wesentliche Frage, die in einer schwierigen Situation gestellt wird.) … ist eigentlich die: Wie viele Gebärende gibt es gleichzeitig in einer Kreißsaalabteilung? Logischerweise kann dies niemand voraussagen. Aber einmal angenommen, es sind drei oder vier Gebärende, wie viele Hebammen und viele Ärzte stehen dann zur Verfügung? Wenn es gut läuft, genug! Und wenn es noch viel besser läuft, dann hast Du eine geduldige Hebamme und brauchst wahrscheinlich keinen Arzt zur Entbindung. Perfekt.
In einer weiteren Studie … ( Bohren MA, Hofmeyr G, Sakala C, Fukuzawa RK, Cuthbert A. Continuous support for women during childbirth. Cochrane Database of Systematic Reviews 2017, Issue 7. Art. No.: CD003766. DOI: 10.1002/14651858.CD003766.pub6) … der Gruppe um Bohren MA et. al. beschreiben die Forscher 2017 die Situation der modernen Geburtshilfe wie folgt:
»Moderne Geburtshilfe bedeutet häufig, dass Frauen institutionelle Routineabläufe erleben. Diese könnten negative Auswirkungen sowohl auf die Qualität der Betreuung während der Wehen- und Geburtsphase als auch auf deren Ergebnisse und die damit verbundenen Erfahrungen haben. ... Mangelnde kontinuierliche Unterstützung während der Geburt ließen Bedenken aufkommen, ob die Erfahrungen, die beim Wehen- und Geburtsprozess gemacht werden, an Menschlichkeit verloren haben könnten.«
Zu den Nachteilen einer Klinikgeburt zählen klar die oftmals vorschnelle medizinische Intervention, die das Vertrauen-in-den-eigenen-Körper verlieren lässt und den allgemeinen Trubel, der den Geburtsprozess und die Erholungsphase danach stört oder zumindest stören kann.
Ich möchte anmerken, dass ich der tiefsten Überzeugung bin, dass ein jeder in der Klinik, seien es Ärzte oder Hebammen bzw. Krankenschwestern oder Krankenpfleger, alle stets ihr Bestes geben! Sollten sie all ihre unterstützende Mitarbeit, aus welchen Gründen auch immer, nicht ganz in ihren Möglichkeiten entsprechend bewältigen können, dann glaube ich zutiefst, dass dies systembedingte Ursachen haben wird. … (Es wird sicher gute ökonomische Gründe hierfür geben, aber einen Menschen – ob während einer Krankheit, in einer hilflosen Situation oder auch während einer Geburt – dann ausschließlich nur nach gewinnbringenden Kriterien zu behandeln bzw. helfen zu wollen, ist vergleichbar so, als ob man auf der Straße einen Schwerverletzten fände, nicht wissend, ob er vom Dach gefallen, von einem Auto überrollt oder von einem Schläger verprügelt worden wäre, vor genauerer Diagnostik zu taxieren, wie viel an Aufwand es sich lohnen würde, ihm überhaupt helfen zu wollen. ... Wie soll das gehen? ... Ich verstehe, dass das System der Gesundheitsökonomie dies so einfordert. Aber kann es sein, dass dieses System bei der Anwendung von Mitgefühl und Nächstenliebe in einem so reichen Land, wie dem unseren, keine dominante – alles beherrschende – Gültigkeit mehr haben darf?) …
Ein Aspekt kommt beim Klinikbetrieb hinzu. Das Personal arbeitet im Schichtdienst. Es kann also gut passieren, wenn Du dich nicht an die Schichtzeiten mit der Geburt halten willst, dass während Du die Zeit vergisst, plötzlich andere Ärzte und Hebammen an deinem Kreißbett auftauchen. In einer Klinik gibt es zudem kaum Privatsphäre. Dem gegenüber steht die Option des Geburtshauses.
Geburtshaus: Vorteile und Nachteile
In einem Geburtshaus versammeln sich in aller Regel mehrere Fachgebiete, die allesamt rund um die Schwangerschaft und die Geburt viele Angebote vertreten und anbieten. Natürlich findest Du da viele Hebammen. Vorteil ganz klar: Du suchst Dir die aus, die zu Dir passt. Und genauso oft bieten Dir diese Hebammen neben der Geburtshilfe auch noch andere begleitende Themen an. Von der Geburtsvorbereitung, über Akupunktur, Yoga für Schwangere, Trageberatung, Babymassage, Osteopathie bis hin zum Pekip-Training für Dein neugeborenes Kind; alles ist in aller Regel verfügbar. Auch hier ein Vorteil: Du kannst Dir die Angebote in Ruhe anschauen, Kontakt aufnehmen und davon ausgehen, dass allesamt ein und dieselbe Sprache sprechen.
Denn nichts ist nerviger, als wenn Mitglieder eines vermeintlichen Teams sich gegenseitig widerlegen wollen oder müssen.
Durch die Tatsache bedingt, dass Du sehr viel früher als in den Kliniken üblich Kontakt zu einem Geburtshaus aufnehmen wirst, kennst Du die allermeisten Hebammen intensiver und es besteht ein viel intensiveres Vertrauensverhältnis.
Auch die Ausstattungen der Geburtshäuser lassen kaum Wünsche offen. Selbst Geburten in einem Wasserbecken sind in den allermeisten Häusern möglich. Viele Frauen berichten, dass eine Wassergeburt sehr viel schmerzloser geschieht als in den üblichen Stellungen.
Noch eines: Die Hebammen betreuen in der Regel im Geburtshaus nur eine Geburt und können sich mehr Zeit nehmen, um Gespräche während der Geburt zu führen, um Sorgen und Nöte zu nehmen, um Entspannungsübungen durchzuführen und um unterschiedliche Geburtspositionen auszuprobieren. Sozusagen eine Rund-Um-Betreuung. So weit, so ideal – wenn möglich!? Leider schließen immer mehr Geburtshäuser wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit und wegen mangelnden Hebammen, die sich ihre Selbstständigkeit nicht mehr leisten können.
Was ganz wichtig ist, melde Dich so früh als nur eben möglich, bei Interesse bei deinem Geburtshaus an. Am besten direkt nach Feststellung deiner Schwangerschaft. Besser ist es.
Einige Geburtshäuser suchen die Zusammenarbeit mit einer Doula, um die werdenden Mütter besser betreuen zu lassen und die wenigen Hebammen indirekt zu unterstützen bzw. zu entlasten. Auch gibt es in einigen Geburtshäusern eine ärztliche Not-Betreuung. Besteht diese Möglichkeit nicht, so wird bei Verdacht auf sich möglich einstellende Komplikationen, die Geburt in eine Klinik verlegt. Auch ist in einem Geburtshaus keine schmerzstillende Anästhesie mittels PDA...