Buch, Deutsch, 232 Seiten, PB, Format (B × H): 125 mm x 200 mm, Gewicht: 288 g
Nach den Aufzeichnungen von Gisela Pekrul
Buch, Deutsch, 232 Seiten, PB, Format (B × H): 125 mm x 200 mm, Gewicht: 288 g
ISBN: 978-3-86394-804-7
Verlag: EDITION digital
Was passiert da?! Das gibt ein Unglück, eine Katastrophe! Ich muss das verhindern! Es darf nicht sein, dass hier alles zu Bruch geht, Menschen zu Tode kommen!
Solche Gedanken müssen dem Bergarbeiter und Protagonisten dieser wahren Geschichte durch den Kopf gegangen sein, als er sich mit einer Brechstange in der Hand und dem Mut der Verzweiflung dem Unheil entgegenstemmte. Eine Tat, die anderen das Leben rettete, ihm aber viel zu früh den Tod brachte.
Der Berliner Autor Klaus Möckel, bekannt durch Krimis, historische Romane und Kinderbücher, aber auch durch vielbeachtete Werke wie "Hoffnung für Dan" (literarischer Bericht über ein behindertes Kind), schildert in seinem neuen Buch das wechselvolle Leben des 1906 in einem schlesischen Dorf geborenen Paul Grabs. Als Bäckergeselle 1926 nach Sachsen-Anhalt gekommen, wo er mit seiner Familie ein Siedlungshaus in der Delitzscher Gegend bezieht, hofft der spätere Wismutkumpel für sich wie für seine Familie, in einer aus den Fugen geratenen Welt ein Stückchen Glück zu ergattern.
In diesem Buch, das nach Erinnerungen von Grabs' Tochter geschrieben wurde, geht es um duftendes Bäckerbrot und schimmernde Bergkristalle, um Gewinn oder Verlust in Kriegs- und Nachkriegsjahren, um die nie erlöschende Hoffnung, auch unter schwierigen Bedingungen ein anständiges Leben führen zu können. Auf zum Teil dramatische, zum Teil poetisch-humorvolle Art wird ein Mann gewürdigt, der sich, nicht frei von Widersprüchen, in spannungsgeladener Zeit erfolgreich als Mensch zu behaupten vermag.
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Marta war zwanzig, Paul Grabs sechsundzwanzig Jahre alt, als sich ihre Wege auf nicht alltägliche Weise kreuzten. Ein Bäcker wurde in ihrem Betrieb gesucht, und ganz unabhängig voneinander wandten sich zwei der bereits beschäftigten Gesellen an den Meister.
"Chef, wenn's recht ist, wüsste ich da einen Kumpel. Er ist ein guter Bäcker, zuverlässig und sucht dringend Arbeit. Soll ich mal mit ihm reden?"
"Meester, ich kenn da jemanden in Halle, der ist schon 'ne ganze Weile arbeitslos. 'Ne ehrliche Haut und einer, der unser Handwerk vom Teigkneten an gelernt hat, um 's mal so auszudrücken. Ist schon in der Welt rumgekommen und hat überall gute Zeugnisse gekriegt. Das wär bestimmt der Richtige für uns."
Der Meister denkt bei sich, dass zwei Bäcker besser als einer sind, da kann er auswählen. "Na gut", sagt er zu dem ersten Gesellen, wenn du meinst, dass dein Mann zuverlässig und für die Stelle geeignet ist, dann soll er sich mal bei mir vorstellen. Ich guck ihn mir gerne an."
Und etwas später am Tag zum anderen: "Was du sagst, klingt ja vielversprechend. Soll dein Bekannter ruhig bei mir vorbeischaun, damit ich mir ein Bild machen kann. Aber er darf nicht zu lange warten. Da klopfen viele an."
Gleich nach Feierabend schwingt sich der eine Geselle aufs Rad, denn er möchte dem Freund wirklich helfen, und er weiß, dass es auf Schnelligkeit ankommt. In der Saalestadt, am Haus, wo Paul Grabs wohnt, angelangt, steht da schon jemand, den er kennt. "Mensch, Erwin, was machst du denn hier?"
"Ich will zu Grabs. Der Meester sucht doch 'nen Bäcker. Da dacht ich mir."
Der andere Geselle fängt an zu lachen. "Deshalb bist du hier! Also weißt du! Hätt'st doch was pfeifen können. Ich hab auch gleich an Paul gedacht."
"Und warum hast du nichts gesagt?"
Ja, warum. Die beiden lachen wieder und beschließen, die verheißungsvolle Botschaft gemeinsam zu überbringen. Einer hinter dem andern stapfen sie die Treppe hoch und klopfen an die Tür. Eine wirklich freudige Überraschung.
Am nächsten Morgen macht sich Paul Grabs beizeiten und voller Hoffnung nach Klitzschmar auf. Der Meister, als er die Geschichte erfährt, lacht gleichfalls. "Eigentlich wollte ich ja zwischen zwei Bäckergesellen auswählen", erklärt er. "Aber wenn ihr beide denselben meint, dann muss es ja der Richtige sein."
Auf diese Weise bekam Vater seine neue Stelle und Mama einen Kollegen, der erstaunlich oft bei ihr am Arbeitsplatz vorbeischaute. Und zwar nicht, um nachzugucken, ob sie alles richtig machte. Was danach kam, ahnt jeder, und es war nur noch für die beiden ungewöhnlich. Marta war ein hübsches Mädchen. Wenn ich im Album blättere, stelle ich sogar fest, dass man sie, entsprechend in Positur gebracht, durchaus als schöne junge Frau bezeichnen kann.