Mittich | Micòl | Buch | 978-3-902866-36-3 | www2.sack.de

Buch, Deutsch, 136 Seiten, GB, Format (B × H): 125 mm x 205 mm, Gewicht: 270 g

Mittich

Micòl

Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-902866-36-3
Verlag: Edition Laurin

Roman

Buch, Deutsch, 136 Seiten, GB, Format (B × H): 125 mm x 205 mm, Gewicht: 270 g

ISBN: 978-3-902866-36-3
Verlag: Edition Laurin


Im Jahr 1962 legte der italienische Schriftsteller Giorgio Bassani mit seinem „Il giardino dei Finzi Contini“ ein Meisterwerk vor. Erzählt wird die Geschichte der unmöglichen Liebe eines jungen Mannes zur Ju¨din Micòl, die deportiert wird. Waltraud Mittich will geschehenes Unrecht nicht akzeptieren, stellt sich vor, dass eine Geschichte auch anders hätte ausgehen können und fu¨hrt ein halbes Jahrhundert später die Geschichte der Micòl fort, die sich fu¨r einen eigenen, weiblichen Kanon entscheidet, um Anerkennung und Freiheit zu erringen. Mit viel Empathie zeichnet sie das Leben dieser ju¨dischen Frau, die den Stern trägt, aber auch das Tuch, auf hohen Plateausohlen läuft und die Federboa um
den Hals drapiert. In ihren Gärten der Finzi ist die Korrektur der Wirklichkeit möglich und die Liebe erscheint von wattierter Reinheit. Die Su¨dtiroler Autorin skizziert in ihrer Hommage an Giorgio Bassani den möglichen Lebensweg einer literarischen Figur, reflektiert über Bu¨cher, Lesen und Sprache, indem sie mehrere Erzählstimmen erklingen lässt und die Schrecken des 20. Jahrhunderts durchmisst.

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„Ich bin immer bloß einen Schritt davon entfernt, in die Sicherheiten abzustu¨rzen. Sie
wu¨rden mich mit offenen Armen auffangen. Aber ich bin auf dem Weg zu den neuen
Orten, auch wenn die Hinweisschilder fehlen. Ich erwarte nichts. Denn wer sich etwas
erwartet, wartet auf das Alte. Bin trotzdem nicht mutig, bloß ein Streifen Lust in der
untergehenden Sonne dieses Kontinents. Bin auf dem Sprung, vielleicht in eine Freiheit,
vielleicht ins Niemandsland. Ich stehe immer vor den Toren, ich klopfe nicht an, ich warte
und ich höre fragen: Wer bist du? Sage: Bin keine von hier, nicht Frau, mein Körper mysteriös, noch nicht betreten, unerforscht, bin wie das Sternbild, verwegen unberu¨hrt
und sehr fern von wo? Noch antwortet niemand.
Mein Feld ist die Imagination. Und so mische ich die Zeiten, bin Demiurgin. Die Gegenwart
bloß als Vergangenheit der Zukunft zulassen. Das ist ein neuer Weg. Ich sage nicht, dass er richtig ist. Ich sage, dass ich ihn baue und gehe. Denn die Paradiese sind verloren
oder Lichtjahre fern. Ich mische die Zeiten. Die Vergangenheit ist eine Zeit, die nicht
vergeht. Ich gedenke der Toten. Ich denke an sie.“


Waltraud Mittich
1946 in Bad Ischl geboren, 1952 Übersiedlung nach Su¨dtirol. Studium „Lingue e letterature straniere e moderne“ an der Universität Padua, anschließend Unterrichtstätigkeit. Zuletzt erschienen: Abschied von der Serenissima (Roman, edition laurin, 2014).



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