E-Book, Deutsch, 224 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
Miralles / García (Kirai) Ikigai
17001. Auflage 2017
ISBN: 978-3-8437-1560-7
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gesund und glücklich hundert werden
E-Book, Deutsch, 224 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
ISBN: 978-3-8437-1560-7
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Francesc Miralles ist ein Multitalent. Er macht Musik, schreibt, wurde vielfach ausgezeichnet, und arbeitete einige Jahre als Indie-Verleger. Heute ist er in seiner Lieblingsstadt Barcelona zu Hause.
Weitere Infos & Material
Was macht dein Leben lohnenswert?
Den Japanern zufolge hat jeder Mensch ein Ikigai, was ein französischer Philosoph mit »raison d’être« übersetzen würde. Manche Menschen haben es gefunden, sind sich ihres Ikigai bewusst, andere tragen es in sich, suchen aber noch danach.
Das Ikigai ist in unserem Innern verborgen, und wir müssen geduldig forschen, um bis in die Tiefe unseres Wesens vorzudringen und es zu finden. Laut den Einheimischen von Okinawa, der Insel mit der größten Anzahl Hundertjähriger auf der Welt, ist Ikigai das, wofür es sich lohnt, morgens aufzustehen.
Bitte setzen Sie sich nicht zur Ruhe
Ein klar umrissenes Ikigai zu haben, eine große Leidenschaft, schenkt uns Zufriedenheit und Glück und gibt unserem Leben einen Sinn. Dieses Buch soll Ihnen helfen, Ihr Ikigai zu finden. Außerdem werden Sie darin viele der in der japanischen Philosophie enthaltenen Schlüssel zur Erlangung eines hohen Alters in körperlicher, geistiger und seelischer Gesundheit entdecken.
Wer eine Zeitlang in Japan lebt, staunt immer wieder über das aktive Leben, das die Menschen dort auch noch im Rentenalter führen. Viele Japaner gehen im Grunde nie »in den Ruhestand«, sondern arbeiten, solange ihre Gesundheit es zulässt, weiterhin in dem Bereich, der ihnen gefällt.
In Japan gibt es eigentlich gar kein Wort für »in Rente gehen« im Sinne eines endgültigen Rückzugs aus dem aktiven Leben, wie das bei uns im Westen der Fall ist. Dan Buettner, Journalist bei National Geographic und Japankenner, behauptet, »ein Lebensziel zu verfolgen, ist in dieser Kultur so wichtig, dass die Menschen unsere Vorstellung von Ruhestand gar nicht haben«.
Die Insel der (beinahe) ewigen Jugend
Einige Untersuchungen zur Langlebigkeit lassen vermuten, dass ein Leben in der Gemeinschaft und ein klares Ikigai für die Erlangung eines hohen Alters ebenso wichtig sind wie die gesunde japanische Ernährung, wenn nicht gar noch wichtiger. Das Konzept, das wir in diesem Buch erforschen wollen, ist vor allem in Okinawa verwurzelt, einer der sogenannten »Blauen Zonen«, jener Orte auf der Welt, an denen die Menschen sehr alt werden.
Auf der Insel Okinawa kommen auf 100.000 Einwohner mehr über Hundertjährige als irgendwo sonst auf unserem Planeten. Jüngste medizinische Studien haben viel Interessantes hinsichtlich der Eigenschaften dieser außergewöhnlichen Menschen erbracht:
•Sie leben nicht nur wesentlich länger als der Rest der Weltbevölkerung, sie leiden auch seltener an chronischen Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Beschwerden, und entzündliche Erkrankungen kommen bei ihnen ebenfalls nicht so oft vor wie anderswo.
•Auf Okinawa leben viele beneidenswert vitale Hundertjährige in einer gesundheitlichen Verfassung, die bei alten Menschen in anderen Breiten undenkbar wäre.
•In ihrem Blut finden sich weniger freie Radikale, jene Stoffwechselprodukte, die für die Zellalterung verantwortlich sind. Grund dafür sind die Teekultur und die Angewohnheit der Okinawaner, gerade so viel zu essen, dass der Magen zu 80 Prozent gefüllt ist.
•Die Wechseljahre der Frauen verlaufen milder, und in der Regel verfügen Männer wie Frauen bis ins fortgeschrittene Alter über einen hohen Anteil an Sexualhormonen.
•Auch Demenzerkrankungen trifft man hier, verglichen mit ihrem durchschnittlichen Vorkommen in der Weltbevölkerung, viel seltener an.
Mit all diesen Aspekten wollen wir uns im vorliegenden Buch befassen. Wissenschaftler aber betonen, dass die Gesundheit und Langlebigkeit der Bewohner von Okinawa zu einem großen Teil auf ihre Ikigai-Einstellung zurückzuführen ist, die jedem Tag ihres Lebens einen tiefen Sinn verleiht.
IKIGAI IN JAPANISCHEN SCHRIFTZEICHEN
Ikigai schreibt sich , wobei »Leben« bedeutet und »sich lohnen«. lässt sich wiederum zerlegen in , das für »Rüstung«, »Nummer eins« sowie »allen vorangehen (in einer Schlacht Initiative und Führung ergreifen)« steht, und das »elegant«, »hübsch« bedeutet.
Die fünf Blauen Zonen
Als »Blaue Zonen« werden die von Forschern und Demographen ermittelten Regionen bezeichnet, in denen ungewöhnlich viele Fälle von Langlebigkeit vorkommen. Auf der Liste dieser fünf Zonen steht die japanische Insel Okinawa an erster Stelle. Die Menschen, die dort leben, vor allem die Frauen, erreichen – ohne Krankheit – das weltweit höchste Alter.
Die fünf Regionen, die Buettner in seinem Buch Blue Zones (Blaue Zonen) ermittelt und erforscht hat, sind:
1.Okinawa, Japan (besonders der Norden der Insel). Die Bewohner ernähren sich vorwiegend von Gemüse und Tofu. Sie essen von kleinen Tellern. Neben der Ikigai-Philosophie hat vor allem der Moai-Gedanke (Moai: Gruppe enger Freunde), den wir noch erläutern werden, einen Einfluss auf ihre Lebenserwartung.
2.Sardinien, Italien (in erster Linie die Provinzen Nuoru und Ogliastra). Auf Sardinien wird viel Gemüse gegessen und Wein getrunken. Man lebt in engen Gemeinschaften, was sich stark auf die Lebenserwartung auswirkt.
3.Loma Linda, Kalifornien. Forscher untersuchten hier eine Gruppe von Siebenten-Tags-Adventisten, die zu den langlebigsten Menschen in den Vereinigten Staaten zählen.
4.Halbinsel Nicoya, Costa Rica. Zahlreiche Einwohner sind über neunzig Jahre alt und erstaunlich vital. Viele von ihnen stehen morgens um halb sechs auf und erledigen ohne größere Schwierigkeiten Feldarbeiten.
5.Ikaria, Griechenland. Auf dieser Insel nahe der türkischen Küste ist jeder dritte Einwohner über neunzig Jahre alt (in Spanien erreicht nicht einmal 1 Prozent der Bevölkerung dieses Alter), was ihr den Namen »Insel der Langlebigkeit« eingebracht hat. Angeblich geht das Geheimnis der Inselbewohner auf einen seit 500 v. Chr. praktizierten Lebensstil zurück.
Wir werden einige der Faktoren untersuchen, die diesen Regionen gemeinsam und vermutlich auch der Schlüssel zu hoher Lebenserwartung sind. Im Zentrum stehen dabei Okinawa und das »Dorf der Hundertjährigen«, dem wir einen bedeutenden Teil unserer Studie gewidmet haben. Zunächst aber erscheint uns der Hinweis interessant, dass drei der Blauen Zonen Inseln sind. Da diese über relativ geringe eigene Ressourcen verfügen, müssen sich die Gemeinschaften untereinander helfen.
Die Notwendigkeit gegenseitiger Hilfe scheint tatsächlich für viele Menschen ein mächtiges Ikigai zu sein, das sie lange am Leben hält.
Den Wissenschaftlern zufolge, die den Alltag in den fünf Blauen Zonen miteinander verglichen haben, bilden bewusste Ernährung, körperliche Betätigung, das Vorhandensein eines Lebensziels (eines Ikigai) und starke soziale Bindungen, das heißt ein großer Freundeskreis und gute familiäre Beziehungen, die Geheimnisse eines langen Lebens.
Die erwähnten Gemeinschaften teilen sich die Zeit sorgsam ein, um den Stress gering zu halten, essen wenig Fleisch und verarbeitete Lebensmittel und mäßigen ihren Alkoholkonsum.
Sie treiben nicht exzessiv Sport, verschaffen sich aber täglich Bewegung, bei Spaziergängen oder Gartenarbeit. Die Bewohner der Blauen Zonen gehen lieber zu Fuß, als mit dem Auto zu fahren. Bei allen ist Gärtnern an der Tagesordnung, eine Beschäftigung, die tägliche, aber moderate körperliche Betätigung erfordert.
Das Geheimnis der achtzig Prozent
Eines der bekanntesten Sprichwörter Okinawas, das die Menschen dort einander vor und nach den Mahlzeiten sagen, lautet »Hara hachi bu« und bedeutet in etwa »Füll den Magen zu 80 Prozent«. Die altüberlieferte Weisheit rät dazu, sich nicht mit Essen vollzustopfen. So hören die Bewohner Okinawas auf zu essen, wenn sie spüren, dass ihr Magen zu 80 Prozent gefüllt ist, statt sich satt zu essen, was dem Körper größere Anstrengung abverlangt und wegen der aufwendigeren Verdauung die Zelloxidation beschleunigt.
Vielleicht ist diese schlichte Weisheit eines der Geheimnisse der Langlebigkeit der Okinawaner.
Auf ihrem Speiseplan finden sich viel Tofu, Süßkartoffeln, Fisch (dreimal die Woche) und Gemüse (300 Gramm täglich). Im Kapitel über Ernährung werden wir sehen, welche Nahrungsmittel ihre 80-prozentige gesunde und antioxidative Ernährung im Einzelnen umfasst.
Wichtig ist auch die japanische Art, das Essen zu servieren. Es wird in der Regel auf mehrere Schälchen verteilt, so dass man tendenziell weniger isst. Dies erklärt im Übrigen, warum viele Menschen aus dem Westen in Japan abnehmen und schlank bleiben.
Neueren ernährungswissenschaftlichen Untersuchungen zufolge liegt der tägliche Kalorienverbrauch der Okinawaner bei etwa 1.800 bis 1.900 Kalorien, und ihr Körpermasseindex schwankt zwischen 18 und 22, während er in den USA bei durchschnittlich 26 bis 27 liegt.
Moai:
Bindungen für ein langes Leben
Hierbei handelt es sich um eine Tradition Okinawas – und Kagoshimas –, eine Form der Pflege enger Bindungen in den lokalen Gemeinschaften. Ein Moai ist eine informelle Gruppe von Menschen mit gemeinsamen Interessen, die einander helfen. Für viele ihrer Mitglieder wird der Dienst an der Gemeinschaft zu einem ihrer...