E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Minte-König Freche Mädchen – freche Bücher!: Schulhof-Flirt & Laufstegträume
13001. Auflage 2013
ISBN: 978-3-522-65202-5
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Reihe: Freche Mädchen ? freche Bücher!
ISBN: 978-3-522-65202-5
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bianka Minte-König, als Tochter eines Buchhändlers in Berlin geboren, promovierte in Literaturwissenschaft und lehrte als Professorin für Literatur-, Theater- und Medienpädagogik. Mit ihren Jugendbüchern der Reihe 'Freche Mädchen - freche Bücher!' hat sie sich in die Bestsellerlisten und die Herzen ihrer Leserinnen geschrieben. Ihre Bücher wurden in über 20 Sprachen übersetzt, in zahlreichen Hörbüchern vertont und für das Kino verfilmt, wo sie zusätzlich ein Millionenpublikum erreichten.
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Kiki kriegt die Krise
»Mensch, Mädchen, pass doch auf!«
Ich war wie so häufig mal wieder erst beim letzten Ton der Klingel in die Schule gestürmt und atemlos im ersten Stock um die Ecke gerannt, als ich vor unserer Klasse unverhofft in ein Hindernis rauschte. Ein Mädchen, das ich auf unserer Schule noch nie gesehen hatte. Was musste die denn hier rumstehen und mir den Weg verbauen! Na egal. Ich hatte keine Zeit, groß darüber nachzudenken, denn wie es aussah, hatte der Unterricht hinter der geschlossenen Klassenraumtür schon begonnen. Zu dumm! Gegen meine Unpünktlichkeit musste ich wirklich mal was unternehmen.
Ich wollte zur Klinke greifen, aber das fremde Mädchen hatte seine Hand bereits drauf und öffnete nach einem kurzen Klopfen die Tür zum Klassenzimmer. Mit einem Grinsen blieb sie stehen. Was sollte das denn nun werden? Ich schubste sie zur Seite.
»Kann ich mal vorbei? Ich hab nicht vor, hier Wurzeln zu schlagen«, sagte ich nicht gerade freundlich.
Die Augen aller meiner Mitschüler richteten sich auf uns und auch unser Bio-Lehrer Moffel blickte zur Tür. Das fremde Mädchen stand noch immer dort. Na, von mir aus konnte sie im Türrahmen festwachsen. Ich jedenfalls quetschte mich an ihr vorbei und verkrümelte mich mit einer genuschelten Entschuldigung an meinen Platz.
Doch Moffel hörte gar nicht hin. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem fremden Mädchen.
»Ich bin Mona«, sagte sie gerade mit fester Stimme. »Ich sollte mich in dieser Klasse bei Herrn Morgentau melden.«
Herr Morgentau! Tzzz! Der Name unseres Biolehrers klang aus ihrem Mund seltsam. Schließlich war er für uns seit der fünften Klasse nur der Moffel, was durchaus liebevoll gemeint war, denn er war einer von den ganz Netten.
Ich kicherte und zischte zu meiner Freundin Franzi rüber: »Das ist doch nicht etwa die Neue, die uns Wölfchen angekündigt hat?«
Aber ehe Franzi mir noch antworten konnte, war Moffel schon aufgesprungen und sagte: »Ach, dann bist du die neue Schülerin, die Herr Wolf mir ans Herz gelegt hat.«
Lautes Gewieher unserer männlichen Mitschüler und natürlich gleich wieder eine anzügliche Bemerkung von Fabian, dem Klassen-Macho: »Die könnte man mir auch ans Herz legen!«, und dann pfiff er doch tatsächlich mitten im Unterricht laut durch die Zähne.
Moffel mochte Fabian aus einem unerfindlichen Grund und darum kniff er mal wieder beide Augen zu und sagte bloß: »Na, ich denke, bei mir ist sie erst mal besser aufgehoben. Und übrigens, ohne dir zu nahe treten zu wollen, nicht jedes Mädchen ist scharf darauf, deine Herzdame zu werden!«
Womit er mal wieder voll ins Schwarze getroffen hatte und eine Lachsalve bei den Mädchen auslöste. Ich zum Beispiel versuchte seit Wochen, Fabians penetranter Anmache zu entkommen.
Aber das ist ein anderes Thema.
Inzwischen hatte diese Mona sich endlich in die Klasse bequemt und die Tür hinter sich zugemacht. Sie schien ein sonniges Gemüt zu haben, denn noch immer trug sie ein breitflächiges Strahlelächeln im Gesicht. Sie sah, das musste man ihr neidlos zugestehen, ziemlich gut aus. Allerdings wirkte dieses beständige Grinsen allmählich etwas dämlich.
Sie ging selbstbewusst auf Moffel zu und ergriff seine ihr entgegengestreckte Hand.
»Herzlich willkommen«, sagte der. »Wir freuen uns immer über nette neue Schüler.«
»Über Schülerinnen besonders!«, gab Sebastian, der auch nicht viel besser als Fabian war, sofort seinen Senf dazu.
Mona strahlte erst Moffel an und schickte dann ein leuchtendes Lächeln in die Runde. »Vielen Dank! Ich werde mich hier bestimmt wohlfühlen. Ich bin sicher, dass ich schnell Freunde finde.«
Wieder Pfiffe und Fabian rief: »Kein Problem!« Er hob den leeren Stuhl neben sich hoch.
»Hier ist noch ein Platz frei für dich … in meinem Herzen übrigens auch!« Gejohle.
Ich fand es langsam peinlich, was die für ein Aufhebens um die Neue machten, und sagte missmutig zu Franzi, meiner Lieblingsfreundin: »Hast du gehört – Freunde! Die hat es voll auf unsere Jungs abgesehen!«
»Ach, Quatsch!«, winkte Franzi ab und sah weiter gebannt zu Mona rüber.
Aber ich ließ nicht locker.
»Und wieso hat sie dann Freunde und nicht Freundinnen gesagt?«
»Nur so. Weil man’s halt so sagt.«
»Na, dann hat sie aber voll den unemanzipierten Sprachgebrauch!«
Franzi zog einen Augenblick ihre Aufmerksamkeit von Moffel und der Neuen ab, starrte mich erstaunt an und tippte sich dann gegen die Stirn. »Nun spinnst du aber wirklich!«
Moffel hatte inzwischen weitere Aktivitäten entfaltet und hielt nach einem angemesseneren Sitzplatz für unsere neue Mitschülerin Ausschau. »Tja, wo können wir dich denn mal hinsetzen …«, überlegte er laut.
Worauf natürlich fast jeder Typ sofort »Hier!« brüllte. Da musste sich die Neue ja gebauchpinselt fühlen und ihr beständiges Grinsen wurde noch breiter. Dann hatte Moffel einen Platz entdeckt. Neben Sophie. Unmittelbar vor mir. So ein Mist! Konnte sie nicht jemand anders mit ihrem Rücken entzücken? Ich hatte wirklich keine Lust, mir von ihr die Aussicht auf die Tafel verbauen zu lassen und ständig ihre langen Haare vor mir zu haben. Die waren wirklich unanständig lang. Auf so was fuhren Jungen ja ganz mächtig ab.
»Haste was gegen die?«, fragte Franzi. »Du guckst so verbiestert.«
Blöde Frage. Klar hatte ich was gegen die! Warum, konnte ich zwar auch nicht so genau sagen, aber wie sie so grinsend in der Tür gestanden hatte und Fabian sie sofort anbaggerte, befiel mich gleich das unbestimmte Gefühl, dass ich mit ihr Probleme kriegen würde.
In der kleinen Pause drängte sich natürlich alles um die Neue. War zwar irgendwie logisch, aber trotzdem recht ätzend. Vor allem weil praktisch alle unsere Jungs dabei waren, auch die, die sich sonst eher weniger für Mädchen interessierten. Musste die eine Ausstrahlung haben!
»Mann, heb deinen Hintern von meinem Tisch!«, schnauzte ich Sebastian an, als er seine nicht unerhebliche Körperfülle darauf ablegen wollte. Wo der sich hinpflanzte, war doch hinterher alles Mus! Ich packte rasch Stiftedose und Hefte in meinen Rucksack. Sicher ist sicher. Kaum war der Tisch frei, fläzte sich Fabian drauf. So, als hätte ich extra für ihn alles weggeräumt. Aber statt nun mit mir zu reden, hatte er nur Augen und Ohren für die Neue. Und die sonnte sich sichtlich in der allgemeinen Aufmerksamkeit. Ich fand es plötzlich entsetzlich schwül in der Klasse.
»Kommst du mit vor die Tür?«, fragte ich Franzi. »Hier erstickt man ja.«
Ein irritierter Blick. »Findest du?«
Sie machte keine Anstalten, mir zu folgen. Vielmehr schien sie ebenfalls unter dem Bann unserer neuen Mitschülerin zu stehen. So ergab sich plötzlich die missliche Situation, dass alle sich um Mona scharten, während ich gefrustet alleine im Flur vor der Klasse stand.
Mein Selbstbewusstsein war auf einen absoluten Tiefpunkt gesunken. Selten hatte ich mich so überflüssig gefühlt. … I’m useless, but not for long, the future is coming on, is coming on, my future …
Statt einer besseren Zukunft kam aber erst mal meine zweite Lieblingsfreundin Lea.
Sie war auf der Toilette gewesen und sah mich fragend an. »Ist was? Warum stehst du hier so alleine rum?«
»Mir ist schlecht«, sagte ich und das war nicht einmal völlig gelogen. Ich hätte echt speien können beim Anblick meiner Mitschüler, die um die Neue herumtanzten wie die Israeliten ums Goldene Kalb.
»Das legt sich wieder«, versuchte Franzi mich später zu trösten. »Es ist doch nur die Neugierde.«
Natürlich war für mich der Tag gelaufen. Alle, auch sie als meine beste Freundin, hatten sich den ganzen Morgen nur für Mona interessiert. Jeder Lehrer, bei dem sie sich vorstellte, schien gleich auf sie abzufahren und sogar unsere eher grimmige Englischlehrerin Frau Ingrimm überschlug sich fast vor Freundlichkeit.
Und das Einzige, was Franzi zu allem zu sagen hatte, war: »Sei doch nicht so missgünstig, Kiki. Sie macht doch einen ganz netten Eindruck. Man muss ihr doch wenigstens eine Chance geben.«
Eine Chance geben! War ich die Caritas oder Mutter Teresa?
Wir hatten uns grade mal so zu einer Klassengemeinschaft zusammengerauft. Da konnten wir niemanden brauchen, der alles wieder durcheinanderbrachte. Besonders nicht, was das labile Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern anging. Und wie die auf unsere Jungs wirkte, war ja wohl nicht zu übersehen. Das konnte nicht gut gehen!
»Findest du sie nicht auch etwas … etwas …« Ich suchte nach einem passenden Wort und weil ich es nicht gleich fand, kaute ich erst mal weiter auf der Kartoffel rum, die ich gerade im Mund hatte. Ich saß mit Franzi in der Cafeteria und stopfte lustlos das Mittagessen in mich rein.
»… etwas wie? Wie soll ich sie finden?« Franzi sah mich genervt an.
Heute schien sie mich wirklich nicht begreifen zu wollen.
»Na ja, seltsam eben. Ein bisschen arrogant, so, so … übertrieben selbstsicher …«
Ich wusste ja auch nicht so genau, wie ich den merkwürdigen Eindruck beschreiben sollte, den diese Mona auf mich machte. Aber so, wie die in einer fremden Umgebung auftrat –das war doch unnormal.
»Also ich finde sie eigentlich ganz normal«, sagte Franzi in meine Gedanken. »Die ist gradeheraus, sieht nett aus, ist offenbar auch nett und scheint zu wissen, was sie will.«
»Vor allem unsere Jungs!«, muffelte ich weiter.
»Nun sei mal nicht zickig. Du wolltest von denen doch bisher gar nichts wissen!«
Da übertrieb Franzi aber. Nur weil ich mich nicht gleich von jedem Jungen einwickeln ließ, hieß das doch...