E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Minte-König Freche Mädchen – freche Bücher!: Flirtfieber & andere Katastrophen
13001. Auflage 2013
ISBN: 978-3-522-65208-7
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Reihe: Freche Mädchen - freche Bücher
ISBN: 978-3-522-65208-7
Verlag: Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bianka Minte-König, als Tochter eines Buchhändlers in Berlin geboren, promovierte in Literaturwissenschaft und lehrte als Professorin für Literatur-, Theater- und Medienpädagogik. Mit ihren Jugendbüchern der Reihe 'Freche Mädchen - freche Bücher!' hat sie sich in die Bestsellerlisten und die Herzen ihrer Leserinnen geschrieben. Ihre Bücher wurden in über 20 Sprachen übersetzt, in zahlreichen Hörbüchern vertont und für das Kino verfilmt, wo sie zusätzlich ein Millionenpublikum erreichten.
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Neue Liebe – neues Glück!
Ich habe einfach viel zu lange an Meik geklebt. Doch, wirklich, das sagte auch meine Freundin und Hobby-Psychologin Franzi, als ich mich bei ihr auf der Couch lang machte und von dem wunderschönen Abend mit Benni am Baggersee erzählte. Da hatte uns nach der Preisvergabe des Nonstop-Filmfestivals beim Spazierengehen ein traumhaft romantischer Sonnenuntergang überrascht und so blieb uns einfach gar nichts anderes übrig, als auf den Findling zu klettern und uns … zu küssen.
Klar habe ich einen kurzen Moment an Meik gedacht und dieser Gedanke war verdammt traurig, aber Benni wusste ja nicht, dass er mit mir auf einem Felsbrocken saß, der schon ganz viel Zärtlichkeit und Tränen gesehen hatte. Und ich war die Letzte, die ihm verraten würde, wie oft ich hier vergeblich auf Meik gewartet und wie ein Schlosshund geheult hatte. Sogar unserer Hündin Schnuffel ging das so an ihr kleines Hundeherz, dass sie aus Solidarität stets mitgewinselt hatte. Was mich dann nur noch trauriger machte. Das kann Meik gar nicht wiedergutmachen, was er mir und dem Hund angetan hat. Ich hab dann meist nur mit der Heulerei aufgehört, weil mir der Hund noch mehr leidtat, als ich mir selber. Nein wirklich, Meik hat mich in letzter Zeit echt mies behandelt und viel zu oft alleine auf dem Findling warten lassen … Und darum war ich auch ganz schrecklich glücklich, als Benni mich wie selbstverständlich in den Arm nahm, und so lieb von unserer gemeinsamen Filmarbeit geschwärmt hat … und das mit der Hauptrolle gesagt hat …
Er ist so ein toller Junge und ich konnte es gar nicht fassen, dass er mir, Kiki Siebert, einer anerkannten Katastrophenfrau, eine Hauptrolle in seinem Leben geben wollte.
Allein so etwas zu sagen, hat doch wohl total Stil!
Ich war natürlich völlig hin und weg und dann noch dieser blutrote Sonnenuntergang … also, mein Herz hat mir wirklich bis zum Hals geschlagen und wenn er mich nicht geküsst hätte, dann hätte ich es getan, also nicht mich … sondern ihn geküsst. Auf eigene Verantwortung.
Im Grunde sind wir aber mal wieder beide gleichzeitig auf die Idee gekommen und das fand ich besonders schön. Bei Benni ist alles ganz anders als mit Meik. Eben weil wir von Anfang an etwas zusammen gemacht haben. Nämlich diese tollen Filme für das Nonstop-Filmfestival gedreht haben. Da haben wir uns voll reingehängt und sogar zwei Nächte in der Schule im Schneideraum verbracht. Es war sehr stressig und trotzdem so romantisch und … ich musste lachen, wenn ich an meinen Vater dachte, der gleich wieder wer weiß was befürchtet hatte, nur weil ich mal eine Nacht mit einem Jungen zusammen war … in der SCHULE!!! Ehrlich, wir haben nur gearbeitet und zwischendurch mal eine Cola gezischt und uns ein paar Sandwiches reingedrückt. Dass Väter so wenig Vertrauen in ihre Töchter haben, schrecklich!
Natürlich hätte es gleich so weitergehen können … neuer Film … mit mir in der Hauptrolle. Aber leider ist Benni nach diesem megaromantischen Abend mit seinem Englischkurs nach Cambridge gefahren, mit Mrs Ingrimm! Ich weiß nicht, ob ich noch mal auf eine Kursfahrt gehen möchte, bei der sie als Lehrerin mitfährt. Sie ist so streng und pingelig, aber Benni mag sie … warum auch immer, aber das muss er selber wissen. Mrs Ingrimm ist ja auch nicht das eigentliche Problem, sondern die Kursfahrt überhaupt. Weil sie mich und Benni und unsere junge Liebe gleich auseinandergerissen hat. Jetzt hängt er in England im Regen rum und ich stehe hier unter der Traufe und werde nass. Und keine Chance, sich ein wenig am Feuerchen unserer brennenden Sehnsucht zu wärmen. Schnief!
Nun werde mal nicht gleich sentimental, Kiki! Dass du immer so übertreiben musst. Brennende Sehnsucht! Das ist doch ausgesprochener Kitsch! Groschenroman!, mischte sich ungebeten meine innere Stimme in meine Gedanken. Irgendwann wird der Junge ja auch mal wiederkommen. Hauptsache, er bleibt dir bis dahin treu.
Wie bitte? Warum soll er mir nicht treu sein?
Weil Gelegenheit Liebe macht! Bei einer Kursfahrt hängt man doch sehr aufeinander und wer weiß … wenn man sich nahekommt … kommt man sich auch näher …
Ich hörte einfach nicht mehr hin. Mein innerer Coach war und blieb ein missgünstiger Typ! Der gönnte mir einfach meine neue Liebe nicht und ich konnte mir auch denken warum!
Weil an Benni nämlich nichts auszusetzen war und er darum also nichts zu kritisieren an ihm fand. Kritisieren war nämlich eine seiner Lieblingsbeschäftigungen, wenn er mir nicht gerade in mein Leben reinredete und versuchte, mir gute Ratschläge zu geben. Die allerdings meistens nach hinten losgingen …
Manchmal spielte er sich auf wie eine Supernanny! Grauenvoll! Kiki, was tust du … ab auf die stille Treppe!
Na ja, ehrlich gesagt befolgte ich seinen Rat nur noch äußerst selten, weil der Typ einfach nur ein besserwisserischer Quatschkopf war. Innerer Coach?! Selfcoaching?! Dass ist nicht lache! Es mag ja sein, dass manche Menschen mit so einem virtuellen inneren Lebensberater ganz gut fahren und sich und ihr Leben besser in den Griff bekommen. Meine Mutter hatte das wohl auch geglaubt, als sie mich zu diesem Guru mitgeschleppt hat, bei dem man lernte auf seine innere Stimme zu hören. War am Anfang ja auch ganz lustig, aber jetzt war er nur noch eins: verdammt nervig.
Ist wirklich nicht witzig, wenn sich so eine innere Stimme immer grade dann zu Wort meldet, wenn ich kurz vor einer schwierigen Entscheidung stehe oder mal wieder spontan geneigt bin, irgendetwas aus dem Bauch heraus zu machen … Da palavert mein privater Coach ständig über das Für und Wider und will mit mir Alternativen diskutieren. Und natürlich mischt er sich ungefragt bei jeder Krise ein, die ich so habe. Also reichlich oft … da mein Leben bisher eigentlich nur aus Krisen bestanden hat … und Katastrophen …
Ich habe Mama gefragt, wann das denn endlich mal wieder aufhört, da sagte sie doch glatt: »Wenn du innerlich etwas mehr zur Ruhe gekommen bist und nicht mehr von einer Katastrophe in die nächste stolperst. Ich denke, spätestens zum Ende der Pubertät!«
Ich könnte Pickel kriegen!
Also gut, das zur Erklärung, warum ich manchmal mit meiner inneren Stimme diskutieren muss, aber es meistens zu vermeiden versuche. Ich bin schließlich nicht schizophren!
Ich hatte mich am Nachmittag, nachdem Benni nach England abgedüst war, auf den Weg zu meiner besten Freundin Franzi gemacht. Trotz der Kälte nahm ich das Fahrrad und das war eine prima Entscheidung, denn der frische Wind tat mir gut, brachte meinen Coach zum Verstummen und ließ in mir die optimistische Überzeugung reifen, dass so eine kleine Kursfahrt der Liebe zwischen Benni und mir nichts anhaben konnte.
»Think positively«, meinte auch Franzi, als ich mich durchgefroren auf ihrer Couch räkelte und heißen Chai schlürfte. Was war das aber auch wieder gemütlich bei ihr.
»Ich freue mich ja so für dich, Kiki«, sagte sie neidlos. »Mit Meik, das konnte einfach nicht so weitergehen. Ich habe ja gesehen, wie du gelitten hast, weil er immer nur noch mit Mandy zusammengehangen und dich über das Bioprojekt vollkommen vernachlässigt hat.«
Ich seufzte, stellte den Teepott auf den kleinen Tisch und lehnte mich zurück. Als ich die Augen schloss, fragte Franzi: »Soll ich eine kleine psychoanalytische Sitzung mit dir machen? Kostenlos und unverbindlich …«
Ich fuhr hoch wie von einer Tarantel gebissen.
»Um Himmels willen! Nein! Es geht mir gut … genau gesagt ging es mir nie besser, ich habe absolut keinen Beratungsbedarf, also lass deine Hobbypraxis heute bitte mal zu.«
»Na, wenn du meinst, dass du ohne mich klarkommst«, sagte sie und es klang ein wenig eingeschnappt.
»Sei doch nicht gleich beleidigt. Es geht mir wirklich total gut … ich bin voll auf der Überholspur auf der Achterbahn des Lebens.«
Franzi sah mich skeptisch über ihre kleine Brille hinweg an.
»So, auf der Überholspur und dann noch auf der Achterbahn. Dann sieh mal zu, dass du bei deinem Tempo nicht entgleist!«
Sie schickte mir einen fragenden Blick rüber.
»Geht ganz schön schnell mit Benni und dir … und jetzt ist er ganz ohne dich in England?«
Ich merkte, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. War sie denn genauso durchgeknallt wie mein innerer Coach? Wieso witterte jeder Gefahr? Das klang ja so, als würde auf einer Kursfahrt nur auf Teufel komm raus herumgeflirtet und geknutscht!
»Wird es doch auch, jedenfalls zu einem ganz erheblichen Teil«, meinte Franzi gelassen. »Wozu gibt es all die schönen Spielchen, wie zum Beispiel Flaschendrehen, Tat oder Wahrheit, bei denen man sich bei einer heimlichen nächtlichen Pyjamaparty näherkommen kann!?«
Nun musste ich aber lachen. »Mensch, Franzi! Die sind doch nicht mehr in der Fünften!«
»Weiß ich ja«, meinte sie versöhnlich und goss mir Tee nach. »Und dein Benni ist dir garantiert treu. Mach dir da keine Sorgen. Ist einfach nur blöd, dass ihr euch grade gefunden habt und dann schon wieder trennen müsst.«
Da war sie genau bei meinem Problem. Denn obwohl ich sehr glücklich war und voll euphorisch, machte ich mir ebenfalls ein wenig Sorgen wegen der Kursfahrt. Immerhin war Benni da mit vielen gleichaltrigen Mädchen aus seinem Kurs zusammen und niemand konnte mir garantieren, dass er mich darüber nicht einfach vergaß. Ich erklärte also Franzi meine seelische Verfassung.
»Was soll ich denn jetzt machen?«, fragte ich. »Ich bin einerseits total glücklich, aber andererseits kann ich keine Nacht mehr ruhig schlafen, seit er in England ist. Immer muss ich an ihn denken. Ich kann ihn doch nicht einfach so auf der...