Mills | Der Auftrag | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 100 Seiten

Reihe: Mark Beamon

Mills Der Auftrag

Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-19868-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 100 Seiten

Reihe: Mark Beamon

ISBN: 978-3-641-19868-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Special Agent Mark Beamon ist nicht nur ein Querkopf und Einzelgänger, sondern auch der brillanteste Ermittler des FBI. Von höchster Stelle wird er mit einem hochbrisanten Fall beauftragt. Eine rechtsextreme Terrorgruppe verfolgt einen teuflischen Plan, der schon Tausende Opfer gefordert hat.

Mit diesem Roman ist New York Times-Bestsellerautor Kyle Mills der atemberaubende Auftakt einer neuen großen Thriller-Serie gelungen.
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1. Kapitel


Washington, D.C.
15. Oktober 1997


Es sah eigentlich gar nicht übel aus für Wile E. Coyote. Seine raketenbetriebenen Rollerskates spuckten Feuer, als er durch die grellbunte Wüstenlandschaft flitzte. Trotzdem war klar, dass er am Ende doch verlieren und wie immer von diesem durchtriebenen Roadrunner ausgetrickst werden würde.

Leroy Marcus verstand den Kojoten. Er wusste, wie es war, wenn man sich etwas wünschte und es nie bekam. Und obwohl er gerade erst fünfzehn geworden war, verstand er, was Enttäuschung war.

Er drückte den Lautstärkeknopf der Fernbedienung, um das unablässige Husten seiner Mutter zu übertönen. Es sah aus, als sei der Kojote kurz davor, mal wieder spektakulär auf die Nase zu fallen, und er liebte diesen speziellen Pfeifton, der dabei immer ertönte.

»Leroy, hol deiner Mama was Süßes.«

Er reagierte nicht, sondern stellte den Ton noch lauter.

»Leroy, hast du nicht gehört? Ich brauch was Süßes!«

Die stille Verzweiflung in ihrer Stimme war sogar durch das Kreischen der ACME-Rocketskates zu hören.

Er musste an die Zeit denken, als seine Mutter von der Arbeit heimgekommen war und gerufen hatte, sie wolle was Süßes haben. Er und sein älterer Bruder waren dann zu ihr gerannt und hatten ihre Gesichter in ihrem Rock vergraben, und sie hatte gelacht und ihnen liebevoll die Köpfe gestreichelt.

Aber sein Bruder war seit fast einem Jahr tot, und seine Mutter hetzte nicht mehr jeden Morgen aus dem Haus, voller Sorge, dass sie womöglich zu spät kam. Wenn sie jetzt nach was Süßem verlangte, wollte sie mehr als einen Kuss. Sie wollte ihren Stoff.

»Leroy!«

Langsam wandte er den Kopf und spähte um den dicken Polstersessel, in dem er fast versank. Seine Mutter saß kraftlos am Küchentisch und starrte ihn aus wässrigen Augen an.

Der Fernseher plärrte noch lauter, diesmal ganz von selbst. Die Zeichentrickfilme waren vorbei, und nun pries ein kleiner Kobold irgendwelche supertollen Cornflakes an. Er wandte sich wieder um und zog seine Knie an die Brust.

»Worauf wartest du, Junge?«

Zögernd senkte er seine Füße auf den Boden und bahnte sich einen Weg durch die abgenutzten, kaputten Spielsachen, die seine fünfjährige Schwester überall verstreut hatte. Einen Moment lang blieb er stehen und schaute seine Mutter an. Sie wich seinem Blick aus und griff nach dem Päckchen Zigaretten.

Seine Schwester tauchte aus dem Schlafzimmer ihrer Mutter auf und kam zu ihm gerannt. Er kniete sich hin und strich ihr übers Haar.

»Was hast du denn getrieben, Diedre? Dein Zopf fällt ja schon ganz auseinander. Dabei hab ich heute Morgen eine halbe Stunde gebraucht, um dich so hübsch zu machen.«

Sie biss sich kichernd auf die Fingerknöchel.

»Ich muss mal kurz weg, okay? Du bist brav und ärgerst Mama nicht, ja?«

Sie nickte. Wenn sie ihn anlächelte, vergaß er jedes Mal, wer er war. Er kümmerte sich um sie – und dadurch war er genauso wichtig wie irgendein reicher Weißer. Vielleicht sogar noch wichtiger.

»Also, ich bin in einer Stunde wieder da. Wenn du brav bist, mach ich dir einen neuen Zopf. Wenn nicht, musst du für den Rest des Tages zerzaust rumlaufen.«

Sie wandte sich um und rannte zurück ins Schlafzimmer. Er schaute ihr nach, bis sie verschwunden war, und drückte dann die Wahlwiederholung auf seinem Handy.

Der kräftige Wind, der in den letzten zwei Tagen ständig durch die Straßen gefegt war, hatte sich endlich gelegt; stattdessen war ganz Washington jetzt in kalten Nebel gehüllt. Leroy musterte vom Eingang des Wohnblocks aus den düsteren Himmel. Seit seiner Geburt lebte er schon hier. Bei Regen war das Viertel besonders deprimierend. Sicher, in der Sonne sahen der abblätternde Verputz und die aufgesprungenen Gehsteige noch schäbiger aus, aber dann herrschte wenigstens überall Leben. Kinder tobten auf den asphaltierten Spielplätzen; Teenager trafen sich an den Straßenecken, rauchten, tranken und lachten miteinander. Selbst der üble Geruch, der bei Sonnenschein in der Luft hing, war besser als dieser Regen, in dem alles aussah wie ein verblichenes Schwarzweißfoto.

Er schob die Hände in seine Baggyjeans und zog sich die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf. Langsam tappte er die Stufen hinunter, wandte sich nach rechts und ging die Straße hinauf. Durch den Nebel konnte er eine einsame Gestalt erkennen, die in einem beängstigend schiefen Türrahmen stand. Als er näher kam, erwachte die Gestalt zum Leben und schlenderte auf ihn zu. »Tek! Was liegt an?«

Leroy hatte sich seinen Spitznamen vor etwas mehr als einem Jahr durch seinen ausgiebigen, wenn auch alles andere als geschickten Gebrauch einer Tec-9-Maschinenpistole verdient. Ohne diese Waffe machte er seither keinen Schritt mehr.

»Nichts Besonderes, Twan. Kommste mit?« Die feuchte Luft schien jedes Geräusch zu verschlucken.

»Klar, Mann. Nicht viel los heute.«

Wortlos gingen sie weiter, bis sie nach knapp zehn Minuten ein kleines weißes Haus erreichten. Sie blieben auf dem Bürgersteig stehen und schauten sich um, ob von irgendwoher Gefahr drohte.

Das Dach des Hauses sah aus, als könne es jeden Moment zusammenbrechen. Die dicken Bretter vor den Fenstern schienen das einzig Solide zu sein, das bei seinem Bau verwendet worden war. Es gab keinen Hof, der diesen Namen verdient hätte, nur nassen Abfall zwischen wucherndem Unkraut. Für Außenstehende wirkte das Haus verlassen. Sie wussten es besser.

Twan blieb am Straßenrand stehen, während Tek lässig zur Haustür schlenderte und den Drang unterdrückte, um sich zu schauen. Er klopfte dreimal, machte eine Pause und pochte dann noch zweimal mit der Handkante gegen die Tür.

»Wer ist da?«, fragte eine gedämpfte Stimme.

»Tek, Mann. Mach schon auf, hier draußen schifft es!« Die Tür wurde zuerst nur einen Spalt breit, nach einem kurzen Zögern dann aber ganz geöffnet.

»Wer ist das?«

Der Mann, der auf seinen Freund deutete, sah aus wie ein Berg.

»Er gehört zu mir«, erklärte Tek schlicht und versuchte erfolglos, sich an dem Koloss vorbeizuzwängen, um aus dem Regen zu kommen.

»Du kannst rein. Er bleibt draußen.«

Tek winkte seinem Freund rasch zu. Twan erwiderte regungslos seinen Blick durch die dunkle Panorama-Sonnenbrille, die im Lauf der Jahre auf seinem Gesicht festgewachsen zu sein schien.

Eine einzige Lampe ohne Schirm, die in der Ecke stand, erhellte das düstere Zimmer, in das durch die bretterverschlagenen Fenster kaum Tageslicht drang. Das Innere des Hauses wurde von einer Wand in zwei Hälften geteilt, wodurch es für Tek von seinem Standort an der Tür aus unmöglich war, in den Nebenraum zu schauen. Möbel gab es anscheinend nirgends, obwohl er sich vorstellte, dass hinter der Mauer ein ganzer Tisch voll mit dem Zeug stand, weswegen er hier war.

Ein großer Mann mit fleckiger Haut erschien aus dem Nebenzimmer. Tek hatte ihn schon zweimal getroffen und kannte ihn nur mit seinem Straßennamen – DC.

»Tek, Mann! Wie steht’s?« Angesichts des übertrieben freundlichen Lächelns wurde Tek irgendwie mulmig.

DC wandte sich kurz zu dem riesigen Kerl um, der sich in der entgegengesetzten Ecke des Zimmers aufgebaut hatte. »He, Split – das ist mein Kumpel Tek. Er versorgt die Waring-Siedlung – und zwar ganz allein.« Split nickte nur. Falls er beeindruckt war, dass jemand in Teks Alter schon solch einen wichtigen Bezirk kontrollierte, ließ er es sich nicht anmerken.

»Was können wir für dich tun?«, fragte DC beinahe fröhlich.

»Ich bräuchte ein bisschen Crack. Hab Probleme mit meinem Lieferanten und dachte, wir könnten ins Geschäft kommen.«

»Liebend gern, Mann, liebend gern. Wie viel?«

»Hab einen Tausender. Was krieg ich dafür?«

»Einen Tausender! Scheiße, vielleicht kann ich dir da unseren Mengenrabatt für Vorzugskunden geben. Gestatte mal kurz, dass ich mich mit meinen Partnern bespreche.« Er verschwand im Nebenzimmer, und Tek war allein mit Split, der ihn misstrauisch beäugte.

Ein paar Minuten vergingen, ehe DC um die Mauer schaute. Tek fühlte sich immer unbehaglicher, so schutzlos mitten in diesem leeren Zimmer zu stehen.

»Du willst jetzt gleich kaufen?«

Tek nickte ungeduldig. Warum sonst wäre er wohl hier?

DC kam mit einem übertriebenen Ausdruck der Enttäuschung zurück in den Raum. »So viel haben wir nicht da, aber das ist weiter kein Problem. Weißt du was – lass einfach das Geld hier, und ich schick Split in ein paar Stunden vorbei; der bringt dir dann, was du brauchst.«

Teks Herz begann heftig in seiner Brust zu schlagen, doch er ließ sich nichts anmerken. DC wusste verdammt gut, dass er jemandem, mit dem er noch nie Geschäfte gemacht hatte, nicht so einfach tausend Dollar hinblättern würde.

Aus den Augenwinkeln sah er, wie Split langsam die Arme sinken ließ. Hastig überlegte er, wobei es ihn beruhigte, das Gewicht der Maschinenpistole unter seinem regendurchweichten Sweatshirt zu spüren.

Er hatte keine andere Chance, hier rauszukommen, als sich den Weg freizuschießen. Dass Twan ihm beispringen würde, stand außer Frage, aber der Koloss hatte vorhin die Tür hinter ihm abgeschlossen. Es würde also darauf ankommen, die zwanzig Sekunden zu überleben, die sein Freund brauchte, um zum Haus zu rennen und das Schloss aufzuschießen.

...


Mills, Kyle
Kyle Mills, Jahrgang 1966, lebt in Jackson Hole, Wyoming, wo er sich neben dem Schreiben von Thrillern dem Skifahren und Bergsteigen widmet. In den USA ist Kyle Mills mit seinen Romanen regelmäßig in den Bestsellerlisten zu finden und gilt neben Tom Clancy, Frederick Forsyth oder David Baldacci als Erneuerer des intelligenten Politthrillers.



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