Millman Die Weisheit des friedvollen Kriegers
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-641-07871-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Von der Kraft, das Leben zum Positiven zu verändern
E-Book, Deutsch, 224 Seiten
ISBN: 978-3-641-07871-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Millionen begeisterter Leser weltweit folgten Dan Millman auf dem »Pfad des friedvollen Kriegers«. Immer wieder wurde der Autor gebeten, die oft kryptischen Aussagen und Verhaltensweisen seines Lehrers Socrates näher zu erklären. Endlich löst Dan Millman diese Rätsel. Und er entwickelt die Botschaft weiter im Sinne einer offenen, modernen Spiritualität für das neue Jahrhundert.
Dan Millman, in jungen Jahren einer der besten Kunstturner Amerikas, später Coach von Spitzensportlern, unterrichtet seit nunmehr fast vierzig Jahren verschiedenste Formen des körperlich-geistigen Trainings. Seine Werke über die Lebenshaltung des friedvollen Kriegers sind zu wahren Kultbüchern geworden und haben eine Auflage von mehreren Millionen in neunundzwanzig Ländern erreicht.
Weitere Infos & Material
(S. 112-113)
Yamamoto Tsunetomo
»Früher einmal, da bist du in strahlendem Glück geschwommen. Du konntest dich an den einfachsten Dingen erfreuen.« (…) Dann nahm er meinen Kopf zwischen beide Hände – und sandte mich zurück in meine Kindheit. Mit weit offenen Augen bestaune ich Farben und Formen der Dinge, während ich über die Fliesen des Fußbodens krabble. Ich streichele einen Teppich, und er streichelt mich wieder. Alles leuchtet, alles lebt. (…) Etwas später.
Ein frischer Lufthauch streicht mir übers Gesicht. Ich krieche im Garten umher. Überall ragen bunte Blumen auf. Unbekannte Gerüche hüllen mich ein. Ich reiße eine Blüte ab und stecke sie in den Mund. Eine bittere Botschaft! Ich spucke sie aus. Meine Mutter kommt. Ich strecke die Hand hoch und zeige ihr ein zappeliges schwarzes Ding, das meine Hand kitzelt. Sie bückt sich und wischt es weg. »Pfui, böse Spinne«, sagt sie. Dann hält sie mir ein weiches Ding an die Nase.
»Rose«, sagt sie. Noch einmal macht sie diesen Laut: »Rose.« Ich blicke auf zu ihr, dann um mich herum und tauche wieder ein in die Welt der leuchtenden Farben. Vor mir sehe ich Socrates’ alten Schreibtisch, den gelben Teppich im Tankstellenbüro. Ich muss den Kopf schütteln. Alles erscheint mir unscharf, ohne Leuchtkraft. »Socrates, ich bin wie im Halbschlaf. Vielleicht sollte ich den Kopf unters kalte Wasser halten, damit ich wach werde. Bist du sicher, dass ich von dieser letzten Reise keinen Schaden behalten habe?«
»Der Schaden, Dan«, sagt er, »ist viel früher geschehen, im Laufe der Jahre. Wie – das wirst du bald erkennen.« »Dieser Ort … es war wie der Garten Eden.« »Richtig, Dan. Es war der Garten Eden. Jedes Kind lebt in einem leuchtenden Garten, wo es die Dinge direkt empfindet, ohne die Einmischung von Gedanken. Der Sündenfall«, fuhr er fort, »passiert in jedem Menschen, wenn er beginnt, sich Gedanken zu machen. Indem wir den Dingen Namen geben und glauben, sie dann zu kennen. (…)
Jetzt hast du Namen für alle Dinge gelernt und kannst sie in Kategorien stecken: Dies ist gut, jenes ist schlecht, dies ist ein Stuhl, das ein Tisch, ein Auto, ein Haus, eine Blume … Hund, Katze, Frau, Mann, Sonnenuntergang, Meer, Stern und so weiter.« Bevor ich Socrates kennenlernte, war mir das Jesus-Wort, wir müssten wie die Kindlein werden, um ins Himmelreich zu kommen, nie recht begreiflich.




